
„Vertraust du mir?"
Unter dem Baum passierte folgendes:
Die Wölfe stießen mit einem Sprung das Fass beiseite und strömten aus dem Loch wie ein Bienenschwarm. Der Fuchs wurde sogleich umringt. Er schaute sich um. „Tag die Herren!", sagte er locker. „Haben wir etwas verloren?" „Lass gefälligst die dummen Sprüche", knurrte Maugrim. „Ich weiß auf welcher Seite du stehst! Wir suchen ein paar Menschen..."
„Menschen? Hier in Narnia?", sagte der Fuchs ungläubig. „Das wäre eine ziemlich wertvolle Information, findest du nicht?" Kaum hatte der Fuchs seinen Satz beendet sprang einer der Wölfe vor und packte ihn am Genick. Schmerzvoll winselte der Fuchs und Susan als auch Frau Bieber mussten ihren Sitznachbarn, Lucy und Herrn Bieber, den Mund zuhalten. Mirijam bekam von dem ganzen nicht viel mit, da sie nicht hinunter sehen wollte.
„Deine Belohnung ist dein Leben", knurrte Maugrim. „Es ist zwar nicht viel Wert, aber was soll's..." Mit einem verzweifelten Blick schaute der Fuchs zu den Kindern als müsste er angestrengt nachdenken. „Nach Norden", stöhnte er dann. „Sie sind Richtung Norden!" Sogleich stürmten die Wölfe los, der Fuchs wurde achtlos auf den Boden geworfen.
Die Bieber machten sich sogleich ans hinunterklettern und auch Lucy war schneller unten als beim hoch klettern. Susan kletterte ihr nach und Peter sah Mirijam erwartungsvoll an. Diese regte sich allerdings nicht. Als er genauer hinsah, bemerkte er, dass sie leicht zuckte. Er strich ihre Haare zurück. Als er ihr verweintes Gesicht sah, erschrak er. Entweder waren die Schmerzen in ihrem Knöchel so groß, oder sie hatte wirklich so große Angst. „Kannst du runter?", fragte er sanft. Mirijam zuckte mit den Schultern. Sie weinte jetzt noch mehr. „Willst du es probieren?", fragte Peter. „Peter?", rief Susan von unten. „Was ist passiert?" Mirijam machte den Fehler und schaute zu ihr nach unten. Ihre Angst wurde noch größer und sie wurde panisch, klammerte sich noch stärker fest und fuchtelte umher, was allerdings nicht gerade half. „Mirijam!", hörte sie Peter wie aus weiter Ferne sagen. „Mirijam!" Sie hörte auf, umher zu schlagen, sie zitterte am ganzen Leib und Tränen flossen ihr übers Gesicht. „Vertraust du mir?"
Sie spürte seine Hände auf ihren Schultern. Ihre Augen hatte sie zusammengekniffen und sie schluchzte. Dann nickte sie. Ja, sie vertraute Peter. „Gut. Dann tu, was ich dir sage, in Ordnung?" Sie nickte wieder. „Lass mit der rechten Hand den Ast los", gab er seinen ersten Befehl. Mirijam wollte den Kopf schütteln. Sie würde den Ast nicht loslassen, sie würde nur herunterfallen! Aber Peter kletterte geschwind um sie herum und löste ihre Hand vom Ast. Dann legte er sie an eine andere Stelle. „Jetzt leg deine Rechte Hand hier hin und deinen linken Fuß ein wenig nach unten - geht doch!", meinte Peter. Mirijam war erleichtert, es war gar nicht so schlimm! Aber da stellte sie ihren rechten Fuß auf den Ast und ein leiser Schrei entwich ihren Lippen. Ihre Hände ließen den Baum fast los, aber Peter reagierte rechtzeitig und hielt sie fest. „Ach verdammt", murmelte er. An die restliche Kletterei konnte Mirijam sich später nicht mehr erinnern. Das nächste, was sie mitbekam war, dass sie unten in den Schnee sackte, ihre Beine an den Körper zog und anfing, richtig zu weinen. Dann bekam sie wieder eine Zeit lang nichts mit, außer dass Peter neben ihr saß und ihr die Hand auf den Rücken gelegt hatte. Sie hätte es nie zugegeben, aber sie war sehr froh, dass Peter da war.
Als Mirijam den Baum fast losgelassen hatte, war Peter sehr erschrocken. Er war also sehr erleichtert, als beide sicher unten angekommen waren. Herr Bieber ging los, um Holz zu suchen, das sie als Feuerholz benutzen konnten. Frau Bieber machte sich daran, die Wunden des Fuchses zu versorgen. Als er sich Mirijam näherte, die auf dem Boden saß und schulchzte, fühlte er sich schlecht. Hätte er sich ein wenig mehr beeilt, hätten sie vielleicht nie auf den Baum klettern müssen...
Herr Bieber kam zurück und nach ein oder zwei Minuten brannte ein Feuer. Allerdings in der Nähe des Fuchses und nicht in der Nähe von Mirijam. Peter wollte sie eigentlich fragen, ob sie kommen wollte, doch sie reagierte nicht. Dann wollte er sie eigentlich zum Feuer tragen, aber Mirijam begann mit ihren Armen umherzuwedeln, zu kreischen und zu schreien. Susan schaute verzweifelt zu den beiden. „Was ist bloß los?", flüsterte sie. In der wenigen Zeit, die sie miteinander verbracht hatten, hatte sie Mirijam ins Herz geschlossen. Peter setzte sich neben Mirijam in den Schnee und legte ihr erst eine Hand auf den Rücken. Das Mädchen tat ihm sehr leid, allerdings war es auch der perfekte Vorwand, neben Mirijam zu sitzen. Sein Bauch kribbelte wie verrückt und als er sie anschaute fand er sie immer noch wunderschön, trotz das ihre Haare unordentlich und ihre Kleider kalt, nass und dreckig waren. Er hatte sich ganz klar in das Mädchen neben ihm verliebt und auch wenn sie ihn nicht so mochte, so würden sie hoffentlich Freunde sein. Irgendwann fing Mirijam an zu zittern und Peter rückte vorsichtig näher zu ihr. Dann legte er seine Arme um sie, damit es wärmer war. So blieben die beiden sitzen, während Susan und Lucy manchmal zu ihnen schauten.
Mirijam wusste im Nachhinein nur noch, dass ihr irgendwann still die Tränen von den Wangen liefen und Peter sie in den Arm genommen hatte und die anderen bei einem Feuer saßen, Frau Bieber Nähte die Verletzungen des Fuchses und Lucy und Susan saßen auf Baumstämmen. Nur Peter saß bei ihr. Allerdings konnte sie sich nicht darauf konzentrieren, weil sich in ihrem Bauch ein Gefühl breit machte, als wären tausende Schmetterlinge aufgestoben. Gleichzeitig wurde ihr so warm wie seit dem Morgen nicht mehr. „Warum bist du bitte noch hier?", murmelte sie dann. Peter schob sie ein Stück von sich weg, damit er ihr ins Gesicht schauen konnte. „Erstens lasse ich dich nicht hier allein sitzen, zweitens lasse ich dich hier nicht allein sitzen und drittens konnte ich dich nicht tragen, weil du dann immer um dich gefuchtelt hast", sagte er bestimmt, aber Mirijam konnte die Sorge in seinen Augen sehen. „Hä?", fragte sie träge. Hatte Peter versucht, sie zu tragen? Peter lächelte. „Jedes Mal wenn ich versucht habe, dich zu tragen, hast du geschrien und gekreischt. Dann hab ich es irgendwann aufgegeben", meinte er. Mirijam wurde rot. Das war ihr schrecklich peinlich. Vermutlich hatte sie sich so peinlich aufgeführt, dass die Bieber nie wieder etwas mit ihr zu tun haben wollten! „Geht es dir wieder besser?", fragte Peter leise. Mirijam zuckte mit den Schultern. Sie wusste jetzt alles aus ihrer Vergangenheit und mit dem musste sie erst einmal klarkommen. „Sollen wir zu den anderen gehen?", fragte Peter weiter. „Peter...", fing Mirijam an. „Es gibt vier Throne in Cair Paravel. Nicht fünf", sprach sie ihre Bedenken aus. Peter schaute sie verwirrt an. „Ihr vier seid die Könige und Königinnen. Ich aber nicht. Versteh doch, du Dummkopf!", flüsterte sie verzweifelt. Peter schien zu verstehen, was sie versuchte zu sagen. Vielleicht war alles, was ihr passiert war, ein Vorbote dafür, dass sie eigentlich gar nicht hier sein dürfte? Vielleicht würde noch etwas passieren und vielleicht würde Mirijam daran sterben. Das war es, was Mirijam beschäftigte. Peter war entsetzt. Wie konnte sie so etwas denken? Er schüttelte den Kopf. „Nein", sagte er. „Nein, das ist nicht war! Sowas darfst du nicht denken!"
Je länger Peter in ihr verzweifeltes und trauriges Gesicht starrte, desto mehr Zweifel kamen ihm. Was wenn sie doch Recht hatte? Aber er schüttelte den Kopf, stand auf und hielt ihr seine Hand hin. Mirijam ergriff sie und ließ sich von ihm hochziehen. „Komm", meinte Peter ruhig und stützte sie, die wenigen Meter bis zur Feuerstelle. Dort ließ Mirijam sich auf einen Baumstamm fallen und wagte es nicht, den anderen ins Gesicht zu schauen. Immer wieder wimmerte der Fuchs aus lauter Schmerz und Mirijam fühlte sich noch schlechter. Der Fuchs war mutig gewesen und wurde dabei verletzt. Mirijam aber war weggerannt und hatte sich verletzt. Deswegen traute sie sich noch weniger hoch zu schauen, selbst als sie Peters fragenden Blick spürte. „Tut es sehr weh?", fragte Lucy auf einmal besorgt.
Der Fuchs seufzte und meinte:„Naja, ich wünschte ich könnte sagen, Hunde die bellen, beißen nicht..." Dann jaulte er so laut auf, dass Mirijam zusammenzuckte. „Du musst stillhalten!", sagte Frau Bieber tadelnd. „Du bist ja noch schlimmer als Herr Bieber am Badetag!"
„Der schlimmste Tag im Jahr!", sagte Herr Bieber zu den Kindern, die alle schmunzeln mussten.
„Vielen Dank", sagte der Fuchs, als Frau Bieber fertig war, „aber mehr Zeit habe ich nicht, um mich auszukurieren!" Dabei fühlte Mirijam sich noch schlechter. „Wieso nicht?", fragte Lucy. „Es war mir ein Vergnügen, meine Königin, und eine Ehre", sagte der Fuchs mit einem andächtigen Knicks, „aber es bleibt wenig Zeit. Aslan hat mich gebeten, unsere Leute zusammenzurufen!"
Dass er Lucy mit meine Königin ansprach, überraschte keinen. Anders erging es ihnen jedoch, als er Aslan erwähnte. „Du hast Aslan gesehen?", fragte Herr Bieber ehrfürchtig. „Und? Wie ist er?", fragte Frau Bieber. Der Fuchs lächelte. „Genau wie ihr ihn euch vorstellt, Freunde!", sagte er. „Wir können uns glücklich schätzen, dass er in diesem Kampf an unserer Seite steht!" „Aber wir haben überhaupt nicht vor, gegen jemanden zu kämpfen!", sagte Susan verzweifelt. Der Fuchs schaute sie überrascht und bestürzt an. „Aber König Peter! Die Prophezeiung!", sagte der Fuchs zu Peter. Dieser focht einen innerlichen Konflikt aus, aber als Susan ihn bestimmt anstarrte, sagte er:„Wir wollen nur unseren Bruder zurück."
Der Fuchs schaute verzweifelt zu Mirijam. „Aslan hat von euch erzählt, Majestät", sagte er dann. „Er meinte, ihr könntet den König überzeugen...!" Peter und Susan sahen sich erstaunt an. Mirijam zuckte zusammen. „Ich...", versuchte sie zu sagen, brach aber ab. „Ich Versuche mein bestes...", meinte sie dann traurig. „Aber ich bin nicht mehr die von vor 900 Jahren."
Der Fuchs nickte traurig. „Nun denn", sagte er und wandte sich damit an alle. „Es war mir eine Ehre eure Bekanntschaft zu machen, mein König, meine Prinzessin und meine Königinnen, aber es ist nun wirklich Zeit für mich, aufzubrechen."
Er schaute erst Peter, dann Mirijam und dann Lucy und Susan in die Augen, bevor er sich umdrehte und durch das Dickicht davon huschte.
Als er verschwunden war, starrten alle auf Mirijam, die sich sichtlich unwohl fühlte. „Was?", fragte sie nach einer Weile. „Du kennst Aslan?", fragte Herr Bieber. Peter sagte gleichzeitig ungläubig:„Majestät? Prinzessin?" Mirijam zog den Kopf ein. Das könnte ja heikel werden...
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