
„Also ich glaube dir!"
Als Lucy die Augen öffnete, war es dunkel. „Ich denke, ich sollte gehen!“, flüsterte sie. „Dazu ist es jetzt zu spät“, sagte Herr Tumnus. Er saß nicht mehr auf dem Sessel, sondern weiter hinten auf dem Boden an eine Säule gelehnt. Tränen flossen über sein Gesicht. „Ich bin so ein abscheulicher Faun!“, jammerte er. „Oh, nein!“, sagte Lucy tröstend und kam auf ihn zu. „Sie sind der netteste Faun, dem ich je begegnet bin!“
„Dann bist du wohl noch nicht sehr vielen begegnet“, murmelte Herr Tumnus. „Es ist sicher nicht schlimm, was Sie getan haben! Hey“, sagte Lucy, zog ein Taschentuch hervor und reichte es ihm. Er wischte sich über die Augen. „Es ist nichts, was ich getan habe, Lucy Pevensie. Es ist, was ich gerade tue!“ Lucy sah den Faun unsicher an. „Was tun Sie denn gerade?“, fragte sie.
„Ich bin gerade dabei, dich zu entführen!“, sagte der Faun verzweifelt. Lucy zuckte erschrocken ein paar Schritte zurück. „Es ist die Weiße Hexe!“, erklärte der Faun, während eine weitere Träne aus seinem Auge entwich. „Ihretwegen ist es immer Winter und immer kalt! Sie hat uns befohlen, wenn einer von uns jemals im Wald auf einen Menschen trifft, soll er Ihr sofort ausgeliefert werden!“ „Aber das werden sie doch nicht tun, Herr Tumnus!“, sagte Lucy erschrocken. „Ich dachte, wir wären Freunde...!“
Als Herr Tumnus zu ihr aufschaute, konnte sie sehen, wie er einen Entschluss fasste.
Kurz darauf zog er Lucy hektisch durch den Schnee zurück zur Laterne. „Vielleicht weiß sie schon, dass du hier bist!“, sagte er. „Der Wald wimmelt nur so von ihren Spionen. Sogar manche Bäume sind auf ihrer Seite!“
Sie kamen an der Laterne an. „Findest du von hier allein zurück?“, fragte Herr Tumnus. „Ich glaube schon“, sagte Lucy und spähte in die Richtung, aus der sie gekommen war. „Wird ihnen auch nichts passieren?“, fragte sie den Faun nocheinmal. Der brach wieder in Tränen aus. „Hey, hey!“, versuchte Lucy ihn sanft zu trösten. „Es tut mir leid!“, sagte der Faun. „Es tut mir so leid!“
Er wollte ihr ihr Taschentuch zurückgeben, aber Lucy sagte:„Behalten sie es ruhig! Sie brauchen es dringender als ich.“
„Was auch immer geschehen wird, ich bin froh, dass ich dir begegnet bin, Lucy Pevensie. Deinetwegen ist mir so warm wie seit 100 Jahren nicht mehr!“, sagte Herr Tumnus. „Und jetzt geh!“, sagte er, tippte mit dem Finger auf ihre Nasenspitze und richtete sich auf. „Geh schon!“
Lucy drehte sich um und rannte auf den Schrank zu. Als sie die weichen Pelzmäntel fühlte, lächelte sie erleichtert.
Sie kletterte aus dem Schrank. Draußen regnete es immer noch. Dann rannte sie aus dem Zimmer. „Ich bin wieder hier! Ich bin wieder da, mir ist nichts passiert!“
Sie kam an dem Vorhang an, hinter dem Edmund sich vorher versteckt hatte. Er streckte seinen Kopf hervor und sagte:„Pscht! Er kommt!“ Lucy schaute ihn verwirrt an. Ihre Geschwister konnten doch nicht immer noch Verstecken spielen! Dann bog Peter um die Ecke. Edmund trat genervt hinter dem Vorhang hervor. „Na, ich hab das Gefühl, ihr habt nicht richtig kapiert, wie man Verstecken spielt“, sagte Peter. „Habt ihr euch denn nicht gefragt, wo ich war?“, fragte Lucy. „Darum geht es doch!“, sagte Edmund. „Dubsollst dich so lange verstecken, bis du gefunden wirst!“
„Heißt das, ich gewinne?“, fragte Susan, die hinter Peter aufgetaucht war. „Lucy hat keine Lust mehr, zu spielen“, sagte Peter. „Aber ich bin doch ganz lange weggewesen!“, sagte Lucy. Susan und Peter schauten sich verwirrt an. „Ja, für zwei Minuten“, meinte Edmund genervt. „Was ist denn nur los mit dir?“ fragte Susan. Und dann begann Lucy zu erzählen.
Als sie fertig war, gingen die restlichen Pevensies in den Raum mit dem Schrank. Edmund klopfte die Seite des Schranks ab und Susan schon die Mäntel zur Seite und klopfte auf die Rückwand. „Das einzige, was hier mit Wald zu tun hat, ist das Holz aus dem der Schrank ist“, sagte Susan. Lucy sah verwirrt auf den Schrank und dann zu ihren Geschwistern. „Aber ich hab mir das nicht ausgedacht!“, sagte sie. „Ein Spiel nach dem andern“, sagte Peter. „Wir haben nicht alle so viel Fantasie wie du, Lucy.“ Dann drehten sich Peter, Susan und Edmund um und waren fast schon bei der Tür, als Lucy sagte:„Aber ich hab mir das nicht ausgedacht!“ Die drei drehten sich wieder um. „Es reicht Lucy!“, sagte Susan. „Aber so eine Geschichte denk ich mir doch nicht aus!“, rief Lucy verzweifelt. Warum wollte ihr niemand glauben? „Also ich glaube dir“, sagte Edmund auf einmal. Lucy sah ihn hoffnungsvoll an. „Ehrlich?“
„Ja! Hab ich dir denn nichts vom Fußballfeld im Badezimmerschrank erzählt?“, sagte er grinsend. Lucy stand kurz davor, zu weinen. Warum war ihr Bruder nur so fies? „Kannst du vielleicht damit aufhören? Damit machst du alles nur noch schlimmer!“, sagte Peter wütend. „Es war nur ein Scherz!“, verteidigte sich Edmund. „Wann wirst du endlich erwachsen?“, fragte Peter. „Halt die Klappe! Du tust so, als wärst du Dad, bist du aber nicht!“, schrie Edmund ihn an und stürmte aus dem Zimmer. „Das war nicht gerade sehr geschickt“, sagte Susan und verließ das Zimmer ebenfalls. „Aber Narnia gibt es wirklich!“, sagte Lucy zu Peter. Dieser drehte sich mit verletztem Gesichtsausdruck um. „Susan hat es doch gerade gesagt. Es reicht jetzt!“ Dann verließ auch er den Raum.
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