Jimin und Hoseok hatten mit allen noch eine Zeitlang geredet. Solange, bis sie sich von den Dreien verabschiedeten, da sie Schichtende hatten. Sie sprachen über Gott und die Welt, erfuhren von spannenden Neuigkeiten oder irrsinnigen Vorfällen, die meist durch Yugyeom Zustande kamen. Der hatte unter anderem vor Kurzem fast die Küche abgefackelt, da er seinen brodelnden Kochtopf am Herd vergaß. Dass er dafür von Seokjin eine saftige Standpauke bekam, war allen Anwesenden im Voraus bewusst. Kunpimook erzählte den zwei Studenten auch, dass ein Pärchen an einem ihrer Kinder interessiert war.
Sie wollten schon seit einer Ewigkeit Kinder, jedoch war eine natürliche Befruchtung nicht möglich, da die Dame unfruchtbar war. Das Ehepaar verliebte sich sofort in ein kleines Mädchen, das nun schon seit zwei Jahren im Heim war. Jimin würde lügen, wenn er behauptete, dass ihm solche Erzählungen kalt ließen. Er fragte sich insgeheim, was wohl mit Minhyuk passieren würde. Ob er schnell eine neue Familie fand?
Jimin hoffte es. Er konnte sich gar nicht ausmalen, wie schrecklich es sein musste, in einem Heim zu leben. Natürlich war die Einrichtung sehr modern und dem Alter der Kinder angepasst, jedoch war es nie ein richtiger Ersatz für ein trautes Zuhause. Die Mitarbeiter, sowie Kunpimook oder Yugyeom, bemühten sich sehr den Kindern eine schöne Zeit zu ermöglichen, weshalb sich Jimin auch ausgerechnet bei ihnen als Aushilfe bewerben wollte.
»Du wolltest mich sprechen?«
Jimin hob seinen Kopf und starrte direkt in die warmen, braunen Augen von Seokjin, dessen Lächeln strahlendweiß war. Der Angesprochene nickte eifrig und grinsend ließ sich Seokjin zwischen ihm und Hoseok nieder. Der Rotschopf senkte sofort beschämt seinen Kopf. Ein warmes Rosa schimmerte auf seinen Wangen, was Jimin unauffällig kichern ließ.
»Bevor du irgendwas quasselst...«, sagte Seokjin, als Jimin gerade seinen Mund einen Spalt geöffnet hatte.
»Möchte ich wissen, wie es euch geht«, meinte der Blonde warm und schielte kurz zu Hoseok, dem wieder die Röte ins Gesicht schoss.
Elegant überkreuzte Seokjin die Beine übereinander und ließ sich etwas in den weißen Gartenstuhl sinken.
»Uns geht es gut, danke der Nachfrage. Und dir?«, säuselte Jimin, da Hoseok nur wirren Wortsalat herausbekam und letztendlich vollkommen verstummte.
»Auch«, antwortete Seokjin knapp.
»Also... Was wolltest du mich fragen?«
»Du hast nach Frau Kim das Sagen, oder?«, begann Jimin vorsichtig und kurz huschte ein Ausdruck von Überraschung über Seokjins schmales Gesicht, das er mittlerweile mit einer Hand stützte.
»Ja, warum?«
Jimin schluckte seinen dicken Kloß im Hals hinab und spielte nervös mit den Fingern herum.
»I-Ich wollte fragen... ob ich bei euch als... Aushilfe arbeiten könnte?«, murmelte er unsicher und senkte etwas seinen Blick, musterte aber weiterhin Seokjins Miene, die nicht sonderlich viele Emotionen aufwies.
»Ich werde mit meiner Mutter reden, aber spontan fällt mir nichts ein, was dagegensprechen würde. Ich glaube sogar, dass sich die anderen darüber freuen würden«, meinte er sanft und lächelte wieder warm.
Jimin hob erfreut den Kopf und ungewollt platzte ihm voller Freude ein
»Wow, Dankeschön!« heraus.
Seokjin lachte amüsiert und Hoseok neben Jimin grinste etwas schräg. Jimin sah den Rothaarigen verschmitzt an. Diese Seite von Hoseok kannte er gar nicht. So zurückhaltend und verschlossen.
Irgendwie süß., dachte sich Jimin, ehe er wieder Seokjin ansah.
Ihm fiel wieder ein, was noch die andere Frage war, die er dem Älteren stellen wollte. Jedoch wollte Jimin besagte Frage nicht in Anwesenheit von Hoseok stellen, weshalb er seinen Freund auch darum bat, die Zwei kurz alleine zu lassen. Hoseok sah ihn schief an und Jimin könnte schwören, dass kurz Unsicherheit in seinen zarten, braunen Augen schimmerte. Jedoch nickte er einverstanden und ließ die Zwei alleine auf der Terrasse zurück.
»Was gibt's?«, fragte Seokjin irritiert.
Jimin holte nochmal tief Luft und sammelte all seinen Mut, den er brauchte.
In seinen Augen war Seokjin die perfekte Person, mit der er darüber reden konnte. Hoseok und Yoongi wollte er noch nicht einweihen, Taehyung hatte selbst noch seine Probleme und Jeongguk würde ihm sowieso den Kopf abreißen. Von daher blieb Jimin nur noch Seokjin, den er sich sorgenlos anvertrauen konnte. Insgeheim hofft er aber trotzdem, dass der Blonde nicht all zu negativ reagierte.
»Also... Kennst du dich mit Liebe aus?«
»Hm... Kommt drauf an. Inwiefern meinst du es denn?«, entgegnete der Blonde und lehnte sich interessiert näher an Jimin.
»Nun... Ich kenne einen Freund, der verlobt ist, sich aber in einen anderen verliebt hat. Das Problem ist nur, dass er noch einen klitzekleinen Funken Liebe für seinen Verlobten fühlt, aber zugleich ein warmes Gefühl beim Zweiten spürt, der ihm die schönen Seiten im Leben gezeigt hat. Der Verlobte hat ihn jedoch die ganze Zeit über beschützt und geliebt, wurde aber zu einem anderen Menschen, den mein Freund nicht mehr wiedererkennt... Und trotzdem kann er sich noch immer nicht entscheiden«, ratterte Jimin seinen Roman runter.
Verunsichert spielten seine Finger mit seinen rabenschwarzen Haaren herum und unruhig huschten seine verengten Augen über Seokjins Mimik, die sich während der Aussage kein einziges Mal verzog.
»Jimin«, begann er ernst und setzte sich kerzengerade im Stuhl auf.
Als der Hellhaarige jedoch Jimins Nervosität, die sich fast schon zu Panik formte, bemerkt hatte, huschte wieder ein sanftes Lächeln über seine Lippen.
»Kann es sein, dass dein Freund du selbst bist?«
Jimins Kinn fiel wie auf Knopfdruck runter. Seokjin traf genau ins Schwarze. Wurde Jimin wirklich zu so einem schlechten Lügner? Damals konnte er jegliches Geheimnis wie den wertvollsten Schatz auf der ganzen Welt hüten – und nun? Jetzt wurde er von jedem wie ein offenes Buch gelesen.
»Ja...«, murmelte Jimin ernüchtert und mied Seokjins Blick.
Bei der darauffolgenden Aussage klopfte das Herz des Dunkelhaarigen wie verrückt und innerlich hätte er sich am liebsten selbst eine reingehauen.
»Du willst mir also sagen, dass du dich von Hyuk trennen willst, weil du dich in jemand Neues verliebt hast?«
Verdammt. Jimin hatte ja komplett vergessen, dass Seokjin und Hyuk befreundet waren. Er erwartete schon eine gewaltige Standpauke, die ihn komplett aus den Socken werfen würde, jedoch blieb Seokjin seelenruhig. In seinen Augen zeigte sich nicht einmal ein Hauch von Verurteilung dem Jüngeren gegenüber.
»Jimin, hör' mir jetzt einmal ganz genau zu. Das was ich dir jetzt sagen werde ist sehr wichtig«, begann er wieder, lehnte sich vor und legte vorsichtig eine Hand auf die von Jimin, der unsicher nickte.
»Jimin, meine Mutter sagte mir immer eins... Wenn du zwei Menschen liebst, solltest du den Zweiten wählen. Würdest du nämlich den ersten, in diesem Fall Hyuk, wirklich lieben, hättest du dich nicht in deinen kleinen, rothaarigen Kumpel verliebt.«
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