
𝟖: 𝐎𝐙𝐙𝐘 & 𝐊𝐈𝐒𝐒𝐄𝐒
𝟖: 𝐎𝐙𝐙𝐘 & 𝐊𝐈𝐒𝐒𝐄𝐒
»𝐀𝐋𝐒𝐎 𝐆𝐔𝐓. 𝐌𝐀𝐋 Ü𝐁𝐄𝐑𝐋𝐄𝐆𝐄𝐍..Erstens: Ich schlafe immer mit einem Nachtlicht. Zweitens: Mein Hund hat einmal in meine Milch gesabbert und meine Mom hat mir nicht Bescheid gesagt. Drittens: Ich habe einen Praktikumsplatz im beliebtesten Modeladen bekommen.«
Nachdenklich rieb ich mir die Wangen und schloss kategorisch Antwort für Antwort aus.
Ein Nachtlicht? Undenkbar.
Judy meckerte schon, wenn sie die Ziffern meines Weckers leuchten sah.
Ihr Hund hatte in ihre Milch gesabbert ohne, dass ihre Hypochondermutter etwas gesagt hatte? Absolut unmöglich.
Sie hätte ihr wahrscheinlich Desinfektionsmittel zum Ausspülen direkt in den Mund gegossen.
Dann endlich verstand ich und weitete erstaunt meine Augen.
Kreischend sprang ich auf und klatschte in die Hände.
»Du hast das Praktikum bekommen? JUUUDE! Sag das doch gleich!«
Lachend warf ich mich in ihre die Arme und tanzte mit ihr einen absolut überdrehten Freudentanz.
Selbst Eddie musste darüber lachen und beglückwünschte sie zum Erhalt ihres Wunschpraktikums.
»Okay.«, schnaufte sie außer Atem und hielt die Flasche in die Höhe.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie durch unsere Bewegungen einiges herausgeschwappt war und nun den Flaschenhals hinunterlief.
Kichernd stellte ich mich auf die Zehenspitzen und leckte großzügig über den Flaschenhals, um ja nichts an Eierpunsch zu verschwenden.
»Ekelig. Wer weiß, wer die schon in der Hand gehabt hat? Eddie zum Beispiel. Das ist als würdest du ihm gerade einen Zungenkuss verpassen.«, sagte sie mit purem Ekel in ihrer Stimme.
Ihre Aussage ließ mich in meiner Bewegung erstarren. Ich spürte, wie sich meine Wangen erneut rosarot färbten, weshalb ich mir räuspernd mit der flachen Hand über den Mundwinkel fuhr, um Reste vom Punsch zu entfernen.
Eddie, der im Schneidersitz auf meinem Bett saß, trommelte mit den Fingern auf seinen Oberschenkeln herum und bat mit ausgestreckter Hand um die Flasche.
»Ich bin dran.«, sagte er und nahm einige tiefe Schlucke.
»Erstens: Ich habe einmal das gleiche wie Ozzy versucht und einer Fledermaus den Kopf abgebissen. Zweitens: Ich hab Onkel Wayne bei einem Date erwischt. Drittens: Ich hab den Eierpunsch nur gekauft, weil ich Tante Clare so scharf finde.«
Er wedelte mit der Flasche vor unser beider Augen herum und zwinkerte grinsend.
»Auf in den Kampf, Mädels. Wer es zuerst errät, bekommt das Stück mit den meisten Käserand.«
Ich schielte flüchtig auf die dampfend heiße Pizza und hielt mir dann grübelnd das Kinn.
»Fledermaus – Nein. Das wäre selbst für dich eine Nummer zu hart.«
»Und Tante Clare ist eine alte Frau! Die könnte deine Oma sein!«, stellte Judy mit einem angewiderten Gesichtsausdruck fest.
Eddie zuckte ausdruckslos mit den Schultern.
»Grannies haben auch ihren Charme.«, gab er zu und lachte erst, als wir ihn vollkommen entrüstet ansahen.
»Trottel.«, lachte ich und warf mit einer Haarklammer nach ihm.
Das war das zweite Mal heute.
Und zum zweiten Mal verfehlte ich.
»Moment.«, ich sah ihn verunsichert an.
»Onkel Wayne hatte ein Date? Wo? Mit wem? Wann? Wobei hast du sie beobachtet?«, meine letzte Frage brachte mich dazu, angeekelt wegzuschauen.
Ich wollte mir Onkel Wayne nicht mit einer Frau beim Liebemachen vorstellen.
Er war wirklich wie ein Onkel für mich.
Genauso ungern stellte ich mir Eddie dabei vor.
Nur, weil wir wie Geschwister waren.
Nicht, weil es sich plötzlich seltsam anfühlte, ihn mir mit einem anderen Mädchen vorzustellen.
Mein Gott, vor wenigen Stunden hatte ich noch überlegt, ob Gothicmädels etwas für ihn wären und jetzt fand ich es unangenehm daran zu denken, er würde eine von ihnen um den Verstand küssen?
Ich hatte zu viel getrunken. Oder zu wenig.
Grüblerisch sah ich die Flasche an und entschied mich für letzteres.
Eddie setzte schon zu einem Protest an, weil er noch nicht aufgelöst hatte, ob ich richtig lag.
Aber ich brauchte jetzt einen Schluck. Oder Zwei.
Allmählich stellte sich die bekannte verschleierte Sicht bei mir ein und ich war mir sicher, dass meine Worte nicht mehr ganz so deutlich klangen, wie vielleicht gehofft.
𝐖𝐈𝐑 𝐒𝐏𝐈𝐄𝐋𝐓𝐄𝐍 𝐃𝐀𝐒 𝐒𝐏𝐈𝐄𝐋 𝐍𝐎𝐂𝐇 𝐄𝐈𝐍𝐄 𝐆𝐀𝐍𝐙𝐄 𝐖𝐄𝐈𝐋𝐄 𝐖𝐄𝐈𝐓𝐄𝐑.
Mit dem Heranschreiten der Zeit wählte ich immer wieder falsch, genauso wie Judy.
Das Endresultat war, dass Eddie nicht einmal annähernd betrunken war und wir dafür stockbesoffen.
Als ich ihn gegen Mitternacht zur Tür brachte, wankte ich gefährlich.
Deshalb tastete ich mich an den Möbelstücken und der Wand entlang.
Ich befahl Eddie, mir nicht zu helfen.
Das schaffte ich schon alleine.
An der Tür angekommen, lehnte ich mich breit grinsend in den Türrahmen und tätschelte ihm die Schulter.
»Ich hab für dich mitgetrunken. Deshalb bin ich so und du bist so.«
Bei meinen Worten wedelte ich mit meinem Zeigefinger immer wieder zwischen uns beiden hin und her, bis Eddie meine Hand festhielt und mich schmunzelnd ansah.
»Gute Nacht, Al.«, sagte er und war im Begriff mich zu umarmen, da schlang ich meine Hände um seinen Nacken.
„Küsst du mich jetzt nochmal?«, fragte ich nuschelnd.
Eddie löste sich sofort von mir und sah mich verdutzt an.
Seine darauffolgende Frage verstand ich nicht mehr, weil ich ihm vor die Füße kotzte.
Diesmal nicht von Schokominzeis, sondern vom Eierpunsch.
Hatte ich ihm doch gesagt, dem Mistkerl.
Judy hatte meine würgenden Geräusche allem Anschein nach gehört, denn sie zog mich sanft von der Tür weg und stieß selbige Eddie vor der Nase zu.
»Aly. Du hast es echt übertrieben.«, murmelte sie. Wieso klang sie nicht annähernd so betrunken wie ich?
Wir brauchten eine Ewigkeit, bis wir zurück in meinem Zimmer waren.
Ich stolperte so oft wie es nur ging und Judy legte eine Fitnesseinheit ein, in dem sie mir immer wieder aufhalf.
Irgendwann konnte ich mich seufzend auf mein Bett fallen lassen, spürte etwas klebriges Feuchtes unter mir und zog angewidert ein Stück Pizza unter meinem Hintern hervor.
Anstatt es wegzulegen, biss ich genüsslich rein.
»Jude?«, fragte ich.
»Hm?«, antworte sie und setzte sich neben mich auf die Matratze.
Ich drehte mich ihr entgegen und stützte meinen schweren Kopf mit einer Hand ab, ehe ich erneut in das Pizzastück biss.
»Ich brauche einen Rat für eine Freundin.«
»Eine Freundin?«, fragte sie skeptisch.
Kein Wunder. Bis auf Eddie und sie hatte ich eigentlich keine anderen Freunde.
»Ja...«, antworte ich unsicher. »Sie heißt Nancy...«
»Also schön.«, milde lächelnd faltete sie ihre Hände und legte sie auf ihren Schoß ab, dann sah sie mich abwartend an.
»Diese Freundin hat einen besten Freund..Freddie.«, murmelte ich.
»Und die waren immer beste Freunde...so ganz platonisch.
Und plötzlich küsst er sie. Nicht einfach so, sondern weil er sie retten wollte...und jetzt fühlt es sich manchmal anders an...wie würdest du das sehen?«
»Also erstmal: Freddie, ja klar. Und zweitens: Er kann gut küssen, oder?«
»Wer?«, fragte ich sie verwirrt.
»Eddie.«, antworte sie mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen. Sie wurde sogar etwas rot.
»Seltsam gut, muss ich sagen. Ich war wirklich überrascht, wie gut.«, beendete sie ihre Ausführung.
Ihre Worte wirkten wie ein sofortiges Heilmittel für meine Betrunkenheit.
Ich fühlte mich absolut nüchtern, so tief saß der Schock.
»Du hast...ihr habt-«, ich kam gar nicht dazu meine Frage auszuformulieren, da begann Judy wieder zu sprechen.
»Ja. Es ist ein paar Wochen her, als er mich nach Hause fuhr. Es war einfach aus der Situation heraus. Deshalb ist es auch so komisch zwischen uns. Er ist irgendwie noch sauer, glaube ich.«
»Sauer? Wieso?«, hauchte ich kraftlos.
»Weil ich das ganze beendet habe. Wir sind befreundet oder weil wir mit dir befreundet sind co-befreundet und das hätte es komisch gemacht. Außerdem weißt du ja, treffe ich mich mit Brad.«
Ich nickte tonlos und sah an ihr vorbei.
Ihr direkt in die Augen zu sehen, brachte ich nicht zustande.
»Und ihr habt euch also auch geküsst?", gluckste sie und piekte mir aufgeregt in die Seite.
Ich zuckte zusammen und zwang mich zu einem Lächeln, schüttelte aber ablehnend den Kopf.
»Nein...ich mein...er hat mich nur vor einem idiotischen Kunden gerettet...es war nur...er hat mir nur einen Schmatzer auf die Wange gegeben.«, log ich.
»Und das lässt dich jetzt komisch fühlen«, fragte sie irritiert und schürzte ihre Lippen.
Ich nickte langsam.
»Das hat doch nichts zu bedeuten.«, schmunzelte sie.
»Es wird sich nichts an eurer Freundschaft ändern.«, beschwichtigte sie mich.
Ja. Es hatte nichts zu bedeuten...
»Schalte deine Gedanken ab, Allow. Du denkst immer viel zu viel nach. Es war ein Kuss auf die Wange! Und wirklich lieb von ihm, dass er dir geholfen hat.«
So wie sie plötzlich von ihm sprach, nett und gar nicht mehr so abfällig wie zuvor, fragte ich mich, ob das zwischen ihnen wirklich beendet war.
»Und jetzt schlaf ein wenig. Du musst morgen Vormittag wieder arbeiten.«, schlug sie mir vor.
Fürsorglich wie sie war, deckte sie mich zu, schaltete das Licht aus und bedeckte den Wecker mit einem herumliegenden Shirt von mir.
Damit es sie nicht blendete.
Ich probierte alles, um etwas Schlaf zu finden.
Ich meditierte, ich summte, ich zählte sogar Schäfchen.
Aber nichts half so wirklich.
Und so dümpelte ich zwischen Wachsein und Dösen hin und her, bis der Wecker klingelte und ich ihn mit einem genervten Stöhnen ausmachte.
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