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Wรคhrend Mom zu schockiert war, um auch nur irgendetwas zu sagen, war es mein Vater, der panisch auf mich zu schnellte.
Ablehnend stieรŸ ich meine Hรคnde von mir und hinderte ihn somit gleichzeitig daran, mir nรคher zu kommen.
Die Glรผckseligkeit und Aufregung, die ich zuvor noch empfunden hatte verflรผchtigte sich augenblicklich und wurde durch einen Schwall an Wut ersetzt.
Aus meiner Befรผrchtung das mit mir und Eddie kรถnnte viel zu schnell viel zu weit gehen wurde die Angst, dass es gar nicht mehr dazu kommen kรถnnte. Weil ich zurรผck nach Schottland ziehen wรผrde?

Nein! Ausgeschlossen.
ยปMein Stern am Arsch, Vater. Dieser Stern hรถrt auf zu leuchten, wenn du ihn zwingst fortzugehen. Ich kann nicht weg.
Hier ist...einfach alles. Und Eddie...ich kann nicht.ยซ, fassungslos schรผttelte ich meinen Kopf und vergrub ihn dann zwischen meinen Hรคnden.
Mir war es sogar egal, dass Eddie meine Worte mitbekam und meine Aussagen nur eine weitere schwache Form der Liebesbekundung waren.
Sollte er ruhig wissen, was er mir bedeutete.
Und mein Vater ebenfalls.

ยปWenn du sagst du mรถchtest nach Schottland zurรผck, dann meinst du das Schottland, aus dem wir vor zehn Jahren ausgewandert sind, um bessere Perspektiven fรผr mich zu schaffen? Warum geht es nicht direkt zurรผck nach Indien? Ach ja, weil Mom da unbedingt weg wollte - dir zu Liebe.
Und du wolltest dann nach Amerika und sie ist dir mit. Dir zu Liebe. Und jetzt mรผssen wir hier bleiben, Dad mir zu Liebe.ยซ
Ich hatte es erst gar nicht bemerkt, aber meine Stimme war zwischenzeitlich immer schriller und brรผchiger geworden.
Und meine Sicht war mittlerweile ganz trรผb von den unzรคhligen Trรคnen, die ich wรคhrend meines aufgebrachten Monologs geweint hatte.

Als ich einen sanften Druck auf meiner Schulter verspรผrte, schlug ich die Augen auf und machte mich innerlich bereit, sie wegzuschlagen.
Aber die Hand, die beruhigend auf meiner Schulter ruhte und der Daumen, der in kreisenden Bewegungen darรผber strich, gehรถrte nicht einem meiner Elternteile. Sondern Eddie.
Ich lรคchelte ihm schwach zu, schluchzte und widerstand den Drang mich in seine Arme zu flรผchten. Das konnte ich immer noch spรคter tun.
Jetzt musste ich das grausame Etwas vernichten, das vor mir schwebte wie eine dunkle Gewitterwolke.
Ein mรถglicher Umzug.

ยปEs ist noch nichts entschieden. Und ich dachte du wรผrdest dich wenigstens ein bisschen freuen, wieder nรคher bei deiner Cousine zu sein.ยซ, versuchte mein Vater mich zu beschwichtigen. Er scheiterte klรคglich.

Anstatt Hoffnung zu bekommen, dass es im Bereich des Mรถglichen lag, dass wir doch nicht wegzogen, keimte eine andere ungute Vermutung in mir auf. Hatte Maya deshalb davon gesprochen, dass ich sie besuchen kommen sollte?

Hatte mein Dad mit ihr bei ihrem gemeinsamen Gesprรคch darรผber gesprochen?
Ich fรผhlte mich verraten.
Von meinen Eltern und was noch viel schlimmer war, von Maya.
Dass mein Dad sagte, dass noch nichts entschieden war, war doch einfach nur der verzweifelte Versuch mich nicht komplett durchdrehen zu lassen. Zu spรคt.

ยปAayliah. Wir arbeiten so viel. Aber es kommt nichts dabei rum.ยซ, versuchte nun meine Mutter mir die Lage, in der sie sich befanden, zu verdeutlichen.

Meinen Lippen entkam ein leises Seufzen.
Natรผrlich verstand ich.
Und es zerriss mir das Herz zu sehen, dass sie sich den Arsch abrackerten und wir trotzdem gerade so รผber die Runden kamen.
Ich wollte meinen Teil dazu beitragen.
Und der Nebenjob in den Winterferien war ein Anfang.
Vielleicht kรถnnte ich sogar wรคhrend der Schule nebenher dort jobben?
Irgendwie wรผrden wir das gebacken kommen.
Sicherlich, Maya รถfters zu sehen wรคre traumhaft.
Aber nicht, wenn ich damit bezahlen musste, von Eddie getrennt zu werden.

ยปMr. und Mrs. McCain, ich glaube es wรคre ganz gut, wenn Aly mit zu mir kommt. Wayne ist da und vielleicht ist es besser, wenn wir in Ruhe sprechen und dann-ยซ
Fasziniert beobachtete ich Eddie, der meinem Dad fest in die Augen sah und dabei auch noch absolut รผberzeugend sprach.
Dass er selbst in einem Moment wie diesen so hรถflich bleiben konnte und meine Eltern mit dem Nachnamen ansprach war bewundernswert.

Unweigerlich musste ich an die einzige Situation zurรผckdenken, in der Eddie meinen Vater jemals mit dem Vornamen angesprochen hatte.
Seitdem hatte er das nie wieder.
Wann immer ich ihn damit aufzog wurde er immer noch ganz rot.
Onkel Wayne war im Gegensatz zu meinen Eltern ziemlich locker, weshalb es Eddie gar nicht wirklich in den Sinn gekommen war, sie bei ihrem Nachnamen anzusprechen.
Ich und Wayne duzten uns sogar - meine Eltern hingegen waren da ein wenig altmodischer.

ยป- nichts da.ยซ, unterbrach ihn mein Vater wirsch. โ€žDas hier ist eine Familienangelegenheit und wir werden das als Familie besprechen.", unterbrach er Eddie.
ยปEddie ist ein Teil dieser Familie, Dad.ยซ, stellte ich trotzig klar. Und meinte es auch so.
Eddie war schon so lange Teil unserer bescheidenen, durchgeknallten Welt, dass er zu uns gehรถre.
Und insgeheim wusste das mein Vater auch. Er war nur verzweifelt.
Aber das war ich ebenfalls!

Ich durchbohrte meinen Dad mit einem endgรผltigen und vernichtenden Blick, ehe ich nach Eddie's Hand griff und aus unserem Trailer ging.
Ich blickte nicht mehr zurรผck. Natรผrlich war mir mehr als bewusst, dass ich ungerecht reagiert hatte.
Mein Vater wรผrde mich nie meinen Wurzeln entziehen, wenn es nicht wirklich nรถtig wรคre.
Aber allein der Gedanke daran, Eddie hinter mir zu lassen bereitete mir physische Schmerzen.
ยปAl.ยซ, murrte Eddie und versuchte mich in meinem stieren Gang aufzuhalten.

Ich schรผttelte bestimmend den Kopf und ging so lange weiter, bis wir am Trailer der Munsons angelangt waren.
Glรผcklicherweise war genau wie bei uns nie abgeschlossen, weshalb ich entschlossenen Schrittes die Tรผr aufschlug und mich notdรผrftig im Trailer umsah.
Ich hielt immer noch Eddie's Hand, wรคhrend ich das Innere nach einem Lebenszeichen von Wayne absuchte.
Letztendlich drehte ich mich zu Eddie um und hob argwรถhnisch eine Augenbraue.
ยปEr ist nicht wirklich hier, oder?ยซ, stellte ich seine vorherigen Worte in Frage.

Eddie schรผttelte verneinend den Kopf und gab mir somit zu verstehen, dass wir tatsรคchlich alleine waren.
Ich nickte, um mein Verstรคndnis klarzumachen und trottete mit Eddie an der Hand in sein Zimmer.
Dort angekommen ging ich zielstrebig auf sein Bett zu, drehte mich zu ihm um und lieรŸ seine Hand los.
Dies allerdings nur, um meine Hรคnde an seinen Schultern zu platzieren.
Weil ich so klein war musste ich dadurch auf den Zehenspitzen stehen, das hinderte mich aber nicht an meinem Vorhaben.

In einer mehr oder weniger gekonnten Bewegung drehte ich ihn um, sodass ich vor ihm stand und er mit dem Rรผcken zu seinem Bett gerichtet.
Ich stieรŸ ihn unsanft gegen den Rahmen des Bettes, woraufhin seine Kniekehlen nachgaben und er rรผcklings aufs Bett fiel.
Eddie gab einen leisen รผberraschten Ton von sich, der allerdings umgehend verstummte, als ich mich auf ihn setzte.
ยปWenn unser Ende schon vorherbestimmt ist, entscheide wenigstens ich, wie es endet.ยซ, flรผsterte ich und lehnte mich ihm so sehr entgegen, dass ich seine Brust an meiner spรผrte.

Meine Hรคnde stรผtzte ich neben ihm auf der Matratze ab, was zugegebenermaรŸen sehr unbequem war.
Er schien das zu bemerken, denn er legte seine Arme um meine Mitte und drehte uns, sodass er oben lag.
Sein Blick war gefรผllt mit purem Sanftmut.
Einen so liebevollen Blick hatte ich nie zuvor von ihm zu Gesicht bekommen.
Langsam und bedรคchtig strich er mir eine Strรคhne hinter das Ohr, ehe er รผber meine Wange streichelte.
ยปDas willst du nicht, Alybear.ยซ, sagte er leise und in seinen Augen erkannte ich, was fรผr eine รœberwindung es ihn kostete, standhaft zu bleiben.

ยปNicht so.ยซ, legte er nach und hauchte mir einen Kuss auf den Mundwinkel.
Ich lieรŸ ein unzufriedenes Seufzen entweichen und legte meinen Kopf auf dem Kopfkissen ab.
Er hatte ja Recht. Aber die Angst ihn zu verlieren war so alles รผberschattend, dass ich an der Furcht zu Ersticken drohte.
Eddie lieรŸ sich neben mir sinken und zog mich nรคher zu sich, sodass ich meinen Kopf auf seiner Brust betten konnte.
ยปWas ist, wenn du es dir tatsรคchlich mal anschaust?ยซ, fragte er scheu.

Ich schnellte aus dem Kuschelmodus, in dem wir uns befanden hoch und sah ihn entgeistert an.
Seine Lippen umspielten ein amรผsiertes Lรคcheln, das mich vollstรคndig fassungslos machte.
ยปWas?!ยซ, schrie ich aufgebracht und hoffte endlich aus diesem schrecklichen Alptraum zu erwachen, in dem ich mich seit der letzten Stunde befand.

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