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Wieso war man immer so unglaublich laut, wenn man versuchte mรถglichst leise zu sein?
Eddie's Schnarchen hingegen, drang selbst durch die verschlossene Tรผr und hatte entfernte ร„hnlichkeit mit einem Sรคgewerk.
Es war kaum auszuhalten, aber ich gab mein Bestes umso laut zu summen, dass ich damit seinen Presslufthammer รผbertรถnte.

Irgendwann hatte ich Mรผhe die vielen Schรผsseln auf dem Abtropfgitter zu jonglieren, weshalb aus meinem Summen ein bestรคndiges Fluchen wurde.
ยปDas sind die liebreizenden Tรถne, mit denen ich je geweckt wurde.ยซ, sรคuselte Eddie und hievte sich an der Kรผchentheke hoch, um sich dort hinzusetzen.
Mein Blick fiel unweigerlich auf seine Hรผfte, an der nichts als eine Boxershorts klebte.
Warum musste seine untere Region auch unmittelbar auf meiner Hรถhe sein?
Ich verfluchte den laufenden Meter, der ich war.

AuรŸerdem war es eigentlich vรถllig normal, dass er morgens so aus seinem Zimmer kam.
Nur, wenn er bei mir schlief lieรŸ er seine Hose an. Seine Angst vor meinem Dad war es ihm wert, unbequem zu schlafen.
Eigentlich war es keine richtige Angst.
Viel eher eine ausgeprรคgte Besorgnis darรผber, dass Dad ihm eine mit der Bratpfanne รผberbraten kรถnnte, wenn er sah, dass er halbnackt neben mir schlief.
Glรผcklicherweise war es noch nicht allzu hรคufig vorgekommen, dass Dad รผberhaupt mitbekommen hatte, dass Eddie bei mir รผbernachtete.

ยปEddie.ยซ, presste ich zwischen meinen Lippen hervor und drehte mich von ihm weg.
ยปNicht nur deine Socken haben Lรถcher.ยซ, zischte ich und verschluckte mich dabei fast an meiner eigenen Spucke.
Mir wurde heiรŸ, nicht vom Anblick seines besten Stรผcks, sondern durch die Tatsache, dass er das gewusst haben musste und es ihm trotzdem egal genug war, um so vor mir aufzutauchen.
Wohlmรถglich hatte ich ihn die letzten zehn Jahre vollkommen falsch eingeschรคtzt.
Eddie war doch der Schwerenรถter, fรผr den ich ihn nie gehalten hatte.
Er lachte leise auf und schlang die Arme um meinen Hals.
Auf diese Weise konnte er mich nรคher zu sich ziehen und mir durchs Haar wuscheln.

In der Vergangenheit hรคtte ich ihn lachend verdroschen.
Doch in diesem Moment, in dem ich mit dem Rรผcken zu ihm stand, schloss ich die Augen und lieรŸ seine Nรคhe auf mich wirken.
Ich hatte es immer schon gemocht, ihn nahe bei mir zu haben.
Umarmungen und unschuldige Kuscheleinheiten waren meine Art ihm zu zeigen, dass ich ihn gern hatte.
Und seine Art mir das zu zeigen war es eben mich mรถglichst hรคufig mรถglichst unwohl fรผhlen zu lassen.
ยปIch sage es dir einmal und nie wieder: Ich kann nicht mit einem Exhibitionisten befreundet sein.ยซ
Ich versuchte meine Stimme ernst und endgรผltig klingen zu lassen, aber mein prustendes Kichern gewann die Oberhand.

ยปGeht es dir besser, Al? Und bist du bereit mir zu sagen was los war?ยซ, fragte er einfรผhlsam.
Ich biss mir fest auf die Lippen und suchte hรคnderingend nach einer Antwort.
Das Gesprรคch von gestern wollte ich um nichts in der Welt weiterfรผhren.
Ich wollte รผberhaupt nicht mehr an den gestrigen Abend denken und jede erhaltene Information zu Staub zerfallen lassen.
Eddie und Jude. Jude und Eddie. In seinem Auto. Auf dem Rรผcksitz.

ยปAhhh, Aly!ยซ, schrie Eddie und sprang so ruckartig hinab, dass ich nach vorne taumelte.
Erschrocken drehte ich mich zu ihm um.
Mein Blick fiel auf seine Oberschenkel, die markante Abdrรผcke von meinen Fingernรคgeln erhalten hatten. Ups.
Eddie's Blick sprach von Unverstรคndnis, er fragte sich wahrscheinlich, ob ich von allen guten Geistern verlassen worden war.
War ich. Ziemlich sicher sogar.
ยปSorry. Ich hatte plรถtzlich Lรคhmungserscheinungen und musste sichergehen, dass ich nicht an einer Nervenkrankheit leide.ยซ, erklรคrte ich meine versuchte Kรถrperverletzung.
ยปDu bist eine Nervenkrankheit.ยซ, beschwerte er sich lachend.

ยปMusst du noch einmal nach Hause, bevor wir losfahren?ยซ, wollte er wissen.
Daraufhin drehte ich mich mit einer erhobenen Augenbraue zu ihm um.
ยปร„h ja?ยซ, antwortete ich und zupfte an meinem Pyjama herum, um ihn darauf aufmerksam zu machen.
Seine Reaktion war ein heiseres Lachen.
Dabei schlug er sich auf dem Weg in sein Zimmer gegen die Stirn und murmelte etwas davon, wie mรผde er noch war.

Das war ich nicht. Ganz im Gegenteil.
Ich fรผhlte mich wie das blรผhende Leben.
Ich hatte lange nicht mehr so tief und wohlbehalten geschlafen.
Eddie hatte anfรคnglich auf dem Boden gelegen, war dann nach Mitternacht aber doch noch zu mir ins Bett gekrochen.
Das bemerkte ich an seinen wรคrmenden Kรถrper und an dem befreienden Gefรผhl in meinem Herzen.
Ich konnte endlich loslassen. Ich hatte alles was ich brauchte bei mir.
Meinen besten Freund.

Ich hรคtte sogar gute Laune haben kรถnnen, wรคre mein Hirn nicht wie ein Stรถrsender, der immer mal wieder Empfang bekam.
Aus diesem Grund dachte ich nรคmlich ganz automatisch an Judy's Offenbarung.
รœber Dio's kreischende Stimme hinweg teilte ich Eddie mit, dass wir uns in zehn Minuten vor dem Van treffen wรผrden und verlieรŸ seinen Trailer.
Als mein Blick auf den Wagen der Munsons traf, rรผmpfte ich unweigerlich die Nase.
Das war es also. Das Mobil der Schande, in der Speichel und Kรถrperflรผssigkeiten ausgetauscht worden waren.

Mit zusammengepressten Lippen hob ich etwas von dem Schnee-Erdgemisch auf.
Der nasse klumpige Matsch war das einzige das von dem sanften Schneetreiben von Tag zuvor รผbrig geblieben war.
Ich formte es zu einem Ball, der nicht eine Sekunde lang in Form blieb.
Also รผberlegte ich es mir anders. Anstatt die missratene Kugel zu werfen, ging ich auf das Auto zu und schmierte den Matsch auf die Karosserie.
Nicht zu viel, damit es so aussah als hรคtten die unartigen Nachbarskinder sich einen SpaรŸ erlaubt.
Und nicht als hรคtte eine eifersรผchtige Teeniebratze ein Zeichen setzten wollen.

Eifersucht? War es das, was mein Herz verunreinigte und mir das Leben schwer machte?
Wenn ja, was fรผr eine Eifersucht war es?
Der Neid, dass sie mehr in ihrer Jugend erlebt hatten als ich bisher? Dass sie neugieriger und mutiger waren und sich ausprobierten?
Oder war es eher die Tatsache, dass sich seit dem Kuss mit Eddie etwas verรคndert hatte? Dass ich mich verรคndert hatte?
War ich - Ganesha steh mir bei - dabei mich in meinem besten Freund zu verlieben?

Diese Vorahnung traf mich vollkommen unvorbereitet.
Ich hatte mich bislang erfolgreich gegen jeden Gedanken daran gewehrt.
Es als Missgunst abgetan.
Weil ich wรผtend und enttรคuscht darรผber war, dass Eddie neben mir eine weitere Freundin gefunden hatte.
Die er zu allem รœbel so heiรŸ und unwiderstehlich fand, dass er mit ihr in die Kiste - eine fahrbare Kiste - gesprungen war.
Dabei hatte ich die beiden einander vorgestellt.
Was mich zu dem immer selben Rรผckschluss zurรผckfรผhrte: Es war meine eigene Schuld.
Ich war mit einem freudigen Lรคcheln in mein eigenes Verderben gelaufen.

๐๐„๐ˆ ๐”๐๐’๐„๐‘๐„๐Œ ๐“๐‘๐€๐ˆ๐‹๐„๐‘ ๐€๐๐†๐„๐Š๐Ž๐Œ๐Œ๐„๐ schlug ich unsere Fliegengittertรผr ein wenig zu beherzt zu. Irgendwann wรผrde ich sie noch aus der Befestigung reiรŸen.
Dann stiefelte ich missgelaunt in mein Zimmer und knรถpfte meinen Schlafanzug auf.
Aus dem Augenwinkel erkannte ich meinen Artikel, auf dem etwas mit Lippenstift geschrieben stand.

Der Artikel ist der Hammer! Reich ihn unbedingt ein.
Und bitte sag Eddie nichts davon, dass ich es dir erzรคhlt habe.
Mom schmeiรŸt morgen drei Karten fรผr die Fashionshow,
auf der ich arbeite in euren Briefkasten.
Freue mich, wenn du und Maya kommt.
Und wenn Ozzy fรผr Arme mitkommen will,
zwing ihn dazu ein Sakko zu tragen.
Oder wenigstens ein Hemd ohne zerrissene ร„rmel.
Lieb dich.
JuJu

Wow. Der Preis der schlechtesten Freundin ging...eindeutig an mich.
Ich hatte vollkommen vergessen, dass sie ihren ersten Praktikumstag hatte.
Ich war so in meinen eigenen Problemen gefangen, dass ich blind fรผr ihre erbrachte Leistung geworden war.
Sie arbeitete nicht einmal eine Woche dort und durfte schon mit auf eine Modenschau.
Das war beeindruckend.

Ihrer Bitte wรผrde ich nachkommen.
Aber nicht um ihr zu helfen, sondern weil ich selbst Abstand von der Aly nehmen wollte, zu der ich geworden war.
AuรŸerdem hatte es sich zwischen mir und Eddie allmรคhlich beruhigt und das wollte ich nicht aufs Spiel setzen.
Eines hatte ich bemerkt: Unsere Freundschaft war noch nie so zerbrechlich gewesen und ich wรผrde alles dafรผr geben, damit sie nicht zerfiel.

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