𝟏𝟒. 𝐉𝐚𝐧𝐮𝐚𝐫 𝟐𝟎𝟏𝟒: 𝐑𝐢𝐧𝐝𝐞
Lieber Teddy,
erneut erreichen wir dich über diesem Wege in der Hoffnung, dass du wohlbehalten in Cellender angekommen bist und von dem alten Crowford einiges über meine, Remus', Vergangenheit erfahren hast. Doch darüber hinaus möchte ich dir die ganze Geschichte erzählen, sollte niemand mehr leben, der dir davon berichten kann:
Ich wurde von Lyall und Hope Lupin, Hope erst mit dem Nachnamen Howell, geboren. Meine Kindheit war eine sehr schöne und behütete, so wohnten wir in einem hübschen Cottage in Schottland, fern von jeglichem Leid. Doch während Lord Voldemort allmählich seine Macht ausbreitete, geriet mein Vater durch die Ministeriumsarbeit in Konflikt mit dem Werwolf Fenrir Greyback und er biss mich kurz vor meinem fünften Geburtstag verwandelt in meinem Schlafzimmer. In der Gesellschaft war es unmöglich, unbeschwert als Werwolf aufzuwachsen. Zum einen die schmerzlichen Verwandlungen, und dann durfte ich mit niemandem spielen, um das Geheimnis nicht heimlich auszuplaudern. Doch schließlich kam ich nach Hogwarts, nachdem Dumbledore unsere Familie aufgesucht hatte, und fand drei beste Freunde. Einer von ihnen verriet uns alle später (ich war derjenige, der ihn in unsere Freundesgruppe integrierte). Doch bis heute sind mir James und Sirius unvergesslich; wir hatten eine tolle Zeit und mit Sirius war ich auch zusammen, was zwar zu der Zeit als homosexuelles Paar schwierig war, aber das war uns egal. Nachdem Sirius nach Askaban geschickt worden war, fand ich keine Möglichkeit, ihn herauszuholen. Ich hätte mehr tun sollen ... Und dann starben auch noch James und Lily und ich hatte alle verloren. Es war schwierig, festzustellen, wer der Verräter gewesen war. Wenn ich logisch dachte, landete ich immer bei Sirius. Tief in meinem Inneren glaubte ich jedoch fest an seine Unschuld.
Nach dem ersten Zaubererkrieg, als alle dachten, Voldemort sei fort, fand ich keine längere Arbeitsstelle als diese hier in Cellender. Schließlich wurde ich auch von dort verjagt - die Gründe hat Crowford dir sicher erzählt. Ich war in einem Werwolfsrudel, das entdeckt und gejagt wurde; man hatte uns gesehen und somit war meine Identität entgültig aufgeflogen.
Nun, als ich gerade irgendwo in Yorkshire in einem verfallenen Cottage mein Dasein fristete, gabelte mich Dumbledore auf. Er bat mich um die Stelle als Defence Against The Dark Arts-Lehrer und bot mir dafür unbegrenzten Vorrat am Wolfsbane Potion. In diesem Jahr lernte ich deinen Patenonkel Harry kennen. Am Ende von diesem wurde ich in der Shrieking Shak mit Sirius wiedervereint, doch Peter entkam uns.
Und ich hatte meine Karriere als Lehrer ruiniert, als ich in der Vollmondnacht drei Schüler einer unglaublichen Gefahr aussetzte.
Zu Sirius: Ich vermag es nicht zu erklären, wir liebten uns noch immer, aber es stand so viel zwischen uns. Und erneut lebten wir in Kriegszeiten. Ich brachte es nicht erneut übers Herz, mich an ihn zu binden und ihn dann fallen zu lassen. Und dann hatte ich es auch noch gewagt, auch nur die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, dass er der Verräter gewesen war ... Wir kamen nie erneut zusammen, doch wir blieben vertraute Freunde.
Im darauffolgenden Jahr kehrte Voldemort zurück und ich trat erneut dem Order Of The Phoenix bei und erfüllte zahlreiche Missionen.
Dann starb Sirius und ich hatte einen meiner besten Freunde verloren. Schließlich wurde auch Dumbledore umgebracht.
Inmitten des Kriegs und des Leids lernten deine Mutter und ich uns kennen. Wie bei Sirius wollte ich meine Gefühle zunächst nicht zulassen, doch Tonks überzeugte mich vom Gegenteil. Im Norden Schottlands heirateten wir schließlich in engem Kreis und einige Wochen später war Dora schwanger.
Oh Teddy, anschließend habe ich den größten Fehler meines Lebens gemacht; ich floh vor der Verantwortung, in Angst, Tonks würde ein Kind in die Welt setzen, das genau wie ich ein Werwolf werden würde.
Ich floh zu Harry, Ron und Hermione und bot ihnen an, sie auf der Suche nach den Horcruxes zu begleiten. Doch dann tat Harry das Beste, was mir je hätte passieren können: Er unterbreitete mir die Wichtigkeit meiner Präsenz in der Familie und machte mir etwas deutlich, das ich im Nachhinein genauso gesehen hätte: Selbst wenn du ein Werwolf geworden wärst, Teddy, ich hätte dich genauso geliebt wie jetzt, wo du es nicht bist.
Beschämt kehrte ich zu euch zurück, ging nicht mehr auf Order-Missionen und erlebte den schönsten Moment meines Lebens: Tonks gebar dich, Teddy, und wir hatten einen wunderschönen Sohn, der ständig seine Haarfarbe änderte.
Ich besuchte Harry im Shell Cottage und bat ihn darum, dein Pate zu werden.
Nun steht die gesamte Zaubererwelt Kopf und wir werden kämpfen müssen. Wir werden Harry und all den anderen beistehen, die sich für das Gute einsetzen.
Das ist die erbärmliche Lebensgeschichte deines Vaters bis heute, Ted, doch ich hoffe, dass du mich nun besser kennst und eine bessere Vorstellung von deiner Herkunft hast.
Jetzt bin ich dran, Ted! Für mich darfst du auch eine Adresse aufsuchen: Mad-Eye Moodys altes Haus in London: Churchill Gardens Road 3. Die Eiche sollte dich auf die Spur bringen.
Alles Liebe
Tonks und Remus
Teddy war das meiste aus Remus' Erzählungen bekannt, doch es war so anders, sie aus seinem ›Munde‹ zu hören ... So viel vertrauter, lebhafter.
Seit sie den Brief an jenem Samstagabend geöffnet und Teddy ihn Victoire, Julia und den beiden anderen Werwölfen, die Zacharias und Keyna hießen, vorgelesen hatte, hatte er ihn bereits dutzende Male aus seiner Hosentasche, dort, wo sich auch der erste Brief befand, geholt und ihn in sich aufgesogen wie ein trockener Schwamm.
Nachdem Teddy mit seinem Feuer in Julia die Erinnerungen an die grausame Nacht der Verfolgungsjagd durch das Zaubereiministerium geweckt hatte, begegnete sie Victoire und ihm mit neuem Respekt und ließ sie in Frieden.
Die Nacht auf Montag durften sie sogar im Lager des Rudels zwischen Farnwedeln und knorrigen Wurzeln schlafen. Und auch wenn Teddy wusste, dass die Werwolf-Instinkte ihrer drei Genossen durchaus durchschlagen konnten, fürchtete er sich nicht, in ihrer Mitte zu liegen. Genauso schien Victoire tendenziell gelassen, jedoch noch immer schockiert darüber, wie sehr Werwölfe selbst nach dem Krieg vernachlässigt wurden.
Die Welt konnte nicht von einem auf den anderen Tag heilen, da verhielt es sich genauso wie mit einer Wunde; sonst wäre der Beruf des Aurors lange ausgestorben (so war Harry nun schon jahrelang als einer tätig). Dennoch war es traurig zu sehen, wie sehr alte Stereotypen, so auch das des Werwolfes, immer noch in der Gesellschaft manifestiert waren. Und darunter litten eben jene Werwölfe selbst, die allein und zurückgezogen ihr Dasein fristeten und ihre Instinkte zu bändigen in ihrer Einsamkeit nicht imstande waren.
Sollte er jemals Kinder haben, beschloss Teddy, würde er ihnen auf jeden Fall nur das, was er wirklich mit eigenen Augen gesehen hatte, von jeglichen Geschöpfen und ihren Lebensweisen auf dieser Erde erzählen.
Zu ihrem Glück hatte Crowford sie samt Proviant und den entwaffneten Zauberstäben an das Werwolfsrudel übergeben; zwar hatte Victoire zunächst darauf bestanden, dem alten Wirt in Cellender einen Besuch abzustatten und ihm gehörig ihre Meinung zu sagen, doch Teddy hatte sie überzeugen können, dass ein kurzer Brief ausreichte (er hatte keine Lust auf eine Auseinandersetzung und Victoire wohl nach kurzer Zeit der Reflexion auch nicht):
Mr Crowford,
vielen Dank, dass Sie den Brief all die Jahre aufbewahrt haben.
Wir verstehen, dass Sie ihr Leben schützen wollten, doch stattdessen Kinder auszuliefern, ist eine sehr feige Entscheidung.
Sicher hätten Sie gerne eine andere Alternative gewählt.
Werwölfe sind weit verbreitet missverstandene, menschliche Geschöpfe, die genau wie Sie das Opfer von alten Sagen und der Proklamation über die Minderwertigkeit von nicht pure-blood-Zauberern des Zaubererministeriums sind.
Wir verzeihen Ihnen und wünschen Ihnen trotz allem alles Gute.
die zwei erstbesten Kinder, die sie für Ihr Leben umbringen lassen wollten
Er war wirklich ein Feigling gewesen, das ließ sich nicht leugnen; ob man in solch einer Situation im Besitz all seiner moralischen Entscheidungsfähigkeiten ist, war eine andere Frage.
Victoire und Teddy blieben eine weitere Nacht im Wald, denn das Wetter machte eine Reise auf Besen unmöglich. Es stürmte und schneite zugleich, dazu war es eiskalt und dunkel.
Als Teddy am nächsten Morgen erwachte, wurden seine Augen von milden Sonnenstrahlen empfangen, die sich einen Weg durch das dichte Blätterdach kämpften. Es war Dienstagmorgen, der vierzehnte Januar ... Teddy blickte auf sein Handy, dessen Batterieleistung er magisch verlängert hatte. Sie waren nun seit Samstag fort.
Dann sah er auf und augenblicklich auf Victoires schlafende Gestalt neben ihm, ihre Haare, die zu allen Seiten abstanden und die großen Ohrringe.
Teddy erinnerte sich noch, als er sie ihr zum elften Geburtstag geschenkt hatte; man musste zwei mal dagegen tippen, dann veränderten sie ihre Form. Insgesamt gab es drei verschiedene: ein Paar große, goldene Creolen, das sie jetzt trug, eines von Steckern, die das Shell Cottage abbildeten, und ein zweites kleines Creolen-Paar in schillernden Regenbogenfarben.
Es war der Tag gewesen, an dem Teddy sich vor Victoire als bisexuell geoutet hatte. Grinsend hatte sie ihn umarmt und schien sich darüber gefreut zu haben, dass er es ihr gesagt hatte. Zwei Tage später hatte sie ihm das gleiche Paar Regenbogen-Ohrringe geschenkt.
Gemeinsam mit Andromeda hatte er sich Ohrlöcher stechen lassen und sie seitdem ständig getragen. Victoire hatte ihm Mut gemacht, sodass er sich mittlerweile vor der gesamten Familie und vor einigen Freunden, so auch George, geoutet hatte.
Teddy hatte schon lange gewusst, dass er nicht straight war. Doch es hatte einige Monate bis Jahre gedauert, bis er seine Sexualität hatte definieren können.
Und schon immer war Victoire seine engste Vertraute gewesen; sie hatten über alles gesprochen, und so auch über die Liebe ... Victoire hatte immer gemeint, sie glaubte, sie wäre straight und cis, weil in der Gesellschaft zunächst davon ausgegangen wurde. Aber trotzdem würde sie möglicherweise zu einer anderen Erkenntnis gelangen, »qui ce sait?«.
Zwischen ihnen hatte es nie Barrieren gegeben, sie hatten immer ausgesprochen, was sie dachten ...
Und dass Victoire ihn bis hierhin begleitet hatte - zum einen freute es ihn ungemein, zum anderen waren sie länger am Stück beisammen als jemals in der Schulzeit zuvor.
Doch seit einigen Wochen, seit Weihnachten, da schwang, wann immer Teddy Victoire ansah, so etwas in der Luft mit, ein Gefühl, das er sich ihr mitzuteilen niemals trauen würde ...
Nie zuvor hatte Teddy sich verliebt. Aber was Remus in seinem Brief über seine Beziehungen zu Sirius und Tonks gesagt hatte, das hatte ihn immer an Victoire denken lassen. War es etwa möglich ... dass er in sie verliebt war?
»Hey, Ted! Erde an Ted!«
Teddy schreckte hoch und fand sich weiterhin in dem Waldlager wieder, Victoire jedoch nun wach und ihn spöttisch anstarrend. »Teddy, dein Handy klingelt.«
Verwundert nahm er jetzt auch die Melodie war und griff in seine Hosentasche, um das Handy herauszuziehen.
Die drei Werwölfe waren fort, fiel Teddy jetzt erst auf. Sicher waren sie schon frühmorgens losgezogen oder noch nächtlich unterwegs.
Das Display zeigte eine Festnetznummer an.
Sofort schrillten in Teddy die Alarmglocken und ein ganz anderes Thema brannte sich in sein Bewusstsein, das schon seit Samstag immer leicht im Hintergrund protestierte: Sie waren drei, bald vier Tage fort. Und niemand außer George wusste, wo sie waren! Er hatte erwartet, dass sie nur einen Tag weg bleiben würden und im Zuge der turbulenten Ereignisse versäumt, eine Eule an die Schule oder an Andromeda und Harry zu schicken (außerdem gab es gar keine Eule).
Gut, zunächst hatte Teddy sogar erwartet, dass sie es nicht einmal schaffen würden, Hogwarts unbemerkt zu entkommen. Plus, sie würden nicht einmal einen Tag fort sein.
Dann war er wie gesagt davon ausgegangen, Andromeda würde sich auf seinem Handy melden oder eine Eule von jemand anderem würde sie irgendwie finden.
Nichts davon war eingetreten.
Also drückte er auf den Button mit dem grün umrahmten Telefon und stellte auf laut. Knisternd baute sich der Anruf auf und eine allzu bekannte Stimme ertönte: »Teddy? Victoire?« George klang leicht besorgt, aber irgendwie auch auf eigenartige Weise selbstzufrieden.
»Ja, George, wir sind es!«, rief Victoire so laut, dass sie den gesamten Vogelbestand des Waldes aufflattern ließ. »Pardon«, murmelte sie. »Aber wir sind's und es geht uns gut! Wir konnten uns nicht melden, es ist so viel passiert ...«
»Deswegen habe ich mich ja gemeldet«, ertönte Georges Stimme.
»Wie hast du ...?«, setzte Teddy an, doch George unterbrach ihn.
»Ich habe deine Handynummer seit der Zugfahrt aufbewahrt. Ich sitze gerade am Telefonanschluss im Honeydukes. Ist mir dann gerade eben eingefallen, dass ich euch anrufen und fragen könnte, ob ihr noch lebt.« Es klang so belustigt, dass Teddy sich allmählich Sorgen machte.
»Aber ... es ist Dienstag und du kannst einfach nach Hogsmeade?«
»Klar«, antwortete George einfach, dann war es wieder still am anderen Ende der Leitung.
»Ähm, George«, meldete sich nun Victoire zu Wort und sprach aus, was Teddy seinen Freund schon die ganze Zeit hatte fragen wollen. »Ist es normal, dass wir nicht schon längst ... gesucht werden? Oder dass uns eine Eule gefunden hat oder McGonagall oder was weiß ich?«
»Das ist einfach«, sagte George prompt. »Ihr werdet nämlich gar nicht vermisst.«
Teddy tauschte einen Blick mit Victoire und sah seine eigene Überraschung darin gespiegelt. »Warte ... was? Warum nicht?«, fragte er völlig perplex.
»Aaalsooo.« Georges Stimme war betont langsam und geduldig, als müsste er einem Erstklässler erklären, warum er nicht in den Forbidden Forest gehen darf. »Zunächst einmal wissen eure Familien GAR NICHTS. Die sitzen gemütlich Zuhause, arbeiten, und denken, ihr seid brave Hogwarts-Schüler im dritten und fünften Jahr, die ihre Hausaufgaben machen.« Er machte eine stilvolle Kunstpause und sog dann theatralisch Luft ein, sodass man das Geräusch bis durch den Hörer vernehmen konnte. Anschließend fuhr er fort: »In der Schule wiederum, in der Schule, da habe ich uns einen Komplizen geholt und -«
Victoire riss Teddy das Telefon aus der Hand. »Was hast du?«, fragte sie entsetzt.
»Keine Sorge.« Teddy sah vor seinem inneren Auge, wie George bedächtig seine Brille hochschob und grinste. »Sie ist absolut vertrauenswürdig.«
Victoire ließ den Hörer sinken; sie schwieg.
»Jedenfalls«, setzte George von neuem an, »habe ich mich mit niemand anderem als Madam Pomfrey verbündet.«
»Was bei Merlins Bart ...? C'est impossible!«, rief Victoire aus, jetzt doch wieder den iPhone-Lautsprecher an den Mund gepresst.
»Das Mikro überdreht schon, Victoire«, mahnte George fröhlich und redete dann unbeirrt weiter: »Ich habe mir beim Quidditch eine kleine Kopfverletzung zugezogen. Deshalb bin ich in den Hospital Wing gegangen, um mich behandeln zu lassen. Das war am Samstagnachmittag, kurz nachdem ihr verschwunden seid. Da kam mir der Geistesblitz: Ich habe sie in euren kleinen Trip eingeweiht, und wegen deinem Vater und so zeigte sie großes Verständnis - es hätte schief gehen können, aber da kam wohl etwas von der jugendlichen Abenteuerlust durch, die in jedem Erwachsenen schlummert. Also haben wir beschlossen, allen zu erzählen, dass ihr mit einer ansteckenden Krankheit im Hospital Wing liegt. Hagrid - unser zweiter Eingeweihter - hat auch mitgespielt und allen Kollegen erzählt, ihr hättet ihn besucht, und seid für Care Of Magical Creatures in den Forbidden Forest gegangen. Dort seid ihr dann in Kontakt mit einer krankheitserregenden Wildpflanze gekommen. Wie gesagt, die Krankheit ist ansteckend und deshalb seid ihr in einem Nebenzimmer separiert, die Vorhänge vor die Betten gezogen. Oh, und aus folgendem Grund hat McGonagall nicht eure Familien alarmiert: Ihr habt wohl Madam Pomfrey ausrichten lassen, dass ihr sie nicht in Aufruhr versetzen wollt; denn die Krankheit ist völlig ungefährlich, nur eben ansteckend. Und macht so blöde Pusteln uns so.« Erneut eine kurze Pause am anderen Ende der Leitung, dann schließlich Georges selbstzufriedene Stimme: »Guter Plan, was?«
Lange Zeit schwieg Teddy, und so auch Victoire. Er war vollkommen überfordert mit der Situation, vollkommen perplex, was George alles für sie in Bewegung gesetzt hatte ...
Schließlich sprach Victoire genau das aus, was Teddy ebenfalls dachte: »Du bist genial!«, hauchte sie. Dann, in schnellem Französisch: »C'est magnifique, nous te devenons quelque chose d'énorme, mon ami!«
»Ähm ... Ich kann kein Französisch, aber danke dir«, sagte George.
»Wir danken dir!«, meldete sich Teddy zu Wort; mittlerweile hatte er sich einigermaßen von dem Schock erholt. »Das können wir die nie vergessen, George! Es ist nur so ... überwältigend, was du alles für uns getan hast.«
»Nicht der Rede wert«, sagte George einfach und fügte dann hinzu: »Wie weit seid ihr denn? Wann kommt ihr zurück?«
Lächelnd berichteten Victoire und Teddy ihm abwechselnd von ihrem Abenteuer. Fünfzehn Minuten später ertönte Georges Stimme: »Dann viel Glück in London! Ich muss auch wieder, der Unterricht beginnt gleich. Tschüss!«
Damit hatte er aufgelegt.
»Der hat 'nen Vollknall!« Victoire stand auf und drehte sich einmal im Kreis.
»Ich weiß«, grinste Teddy.
✶
Als Julia, Keyna und Zacharias zurückkehrten, gaben Victoire und Teddy ihnen den Brief für Crowford mit und bedankten sich noch einmal herzlich für die Unterkunft.
Doch mitnichten wollten die drei Werwölfe im Wald bleiben.
Sie fünf hatten eine seltsame Beziehung aufgebaut in den letzten zwei Tagen, aber verstanden sich doch recht gut. Und so war es Victoire und Teddy letztlich gelungen, die drei Werwölfe dazu zu überreden, ihr Glück unter Menschen zu versuchen. Und in dieser Nacht hatten sie sich nun dafür entschieden.
Aber das Ziel war nicht Cellender; nein, sie wollten mit nach London kommen, und sich dort in einem Laden in Diagon Alley bewerben.
Eine Stunde später hatten Teddy und Victoire ihre wenigen Habseligkeiten verstaut. Julia, Keyna und Zacharias hatten sich mithilfe von Magie einer gründlichen Körperpflege unterzogen und ebenfalls ihre alten Sachen aus einer Erdhöhle hervorgeholt und zusammengepackt.
Den Brief für Crowford abzuschicken verwarfen sie.
Die Reise jedoch stellte sie vor ein neues Problem - es gab nur zwei Besen. Den ganzen weiteren Verlauf des Morgens berieten sie, welche Möglichkeiten es gab (Apparieren hatte nie jemand von ihnen gelernt, und weder Flohpulver noch einen Kamin hatten sie).
Doch auf halbem Weg nach Cellender, nachdem Victoire vorgeschlagen hatte, sich dort umzuschauen, kam Zacharias ein Geistesblitz.
»Ich hab die Lösung!«, rief er, blieb wie angewurzelt stehen und reckte dann seinen eigenen Zauberstab, der Jahre unbenutzt im Wald gelegen hatte, kraftvoll in die Luft.
Es dauerte nicht einmal Sekunden; mit einem Quietschen kam der violettfarbene Bus neben ihnen zum Stehen, plötzlich aufgetaucht wie aus dem Nichts.
Nachdem sich zischend die Türen geöffnet hatten, erschien ein schlaksiger Mann mit einer Schiebermütze und einem freundlichen Grinsen. »Mein Name is' Stan Shunpike un' auf der heutigen Fahrt bin ich ihr Schaffner im Knight Bus«, dröhnte seine Stimme durch die Landschaft.
Der Knight Bus! Teddy hätte daran denken müssen! So oft hatte er die Geschichte von Harry gehört, wie er Sirius für einen Grimm gehalten und versehentlich den Bus für gestrandete Hexen und Zauberer gerufen hatte ...
Anerkennend warf er Zacharias ein dankbares Lächeln zu, der Werwolf war wohl auch schon einmal mit dem Knight Bus gefahren, in einem früheren Leben.
»Danke«, sagte Julia kurz. »Wir möchten gerne nach London fahren, Churchill Gardens Road 3.«
»Ihr Wunsch is uns Befehl, meine verehrten Fahrgäste! Steig'n Sie ein - für nur elf Sickles pro Person!« Damit wandte sich Stan um und rief in das Innere des Busses: »London, Ernie!«
Als Teddy zum ersten Mal in seinem Leben den Knight Bus betrat, staunte er nicht schlecht. Gemütliche Sofas und Sessel sammelten sich im Abteil, wo sich eigentlich die Sitze befunden hätten; eine Wendeltreppe führte hinauf in das zweite und dritte Deck.
Hier unten saßen bereits eine gelangweilt aussehende, junge Hexe mit Muggle-Kopfhörern und eine zwielichtige Gestalt in schwarzen Roben und einem tief in die Stirn geschobenen Hut.
Teddy kramte in seinem Rucksack, fand sein Portemonnaie und händigte Stan drei Galleons und vier Sickles aus.
Vorsichtig setzte Teddy sich auf einen freien Platz, doch als der Knight Bus mit einem Ruck anfuhr, fiel er gleich hart zu Boden.
Mühsam rappelte Teddy sich auf und sah, dass es auch Victoire umgestoßen hatte. Die drei Werwölfe jedoch standen in der Mitte des Busses, Julia mit den Händen in den Hosentaschen. Offenbar konnten sie perfekt die Balance halten und sich mit den Füßen in den Untergrund stemmen.
Als Teddy sich endlich einigermaßen sicher in dem Sessel halten konnte, blickte er aus dem Fenster. Die Landschaft rauschte vorbei, die grünen Wälder und goldbraunen Felder ... Im Kontrast zum gestrigen Wetter schien die Sonne, doch hinten am Horizont türmten sich bereits wieder die Wolken auf.
»Das ist doch toll, nicht wahr?«
Victoire stand hinter Teddy und lächelte ihn breit an.
Teddy lächelte zurück. »Was genau meinst du?«
»Alles ... das hier«, antwortete sie fröhlich und nickte mit dem Kopf herüber zu ihren drei Gefährten. »Glaubst du, wir haben ihnen das richtige geraten?«, fragte sie leise.
»Das denke ich schon«, ertönte Julias Stimme, ganz beiläufig, als hätte sie von vornherein am Gespräch teilgenommen.
Erschrocken drehte Teddy sich zu ihr um, so auch Victoire. »Ich habe gar nicht daran gedacht, wie unfassbar scharf eure Ohren sind«, grinste sie.
Der Bus kam abrupt zum Stehen, die Bremsen quietschten. Die Hexe mit den Kopfhörern stieg aus und Teddy konnte durch die Scheibe beobachten, wie sie beiläufig auf die Uhr sah, einen alten Gummistiefel auf dem Boden vor dem Bus berührte und urplötzlich verschwand.
»Sie is zum Standort ihres Portkeys gefahren«, erklärte Stan, der plötzlich direkt hinter Teddy stand. »Und hat'n gerade so noch bekommen.« Er grinste. »Habt ihr Zeitstress? Für eine Express-Fahrt erhöh ich auf zwölf Sickles.«
»Nein danke«, sagte Teddy und Stan verschwand mit einem leicht enttäuschten Gesichtsausdruck in der Fahrerkabine.
Erneut trat Victoire an ihn heran. »Ist ziemlich geschwätzig, dieser Stan. Und ein Angeber«, flüsterte sie. »Im Krieg wurde ihm das zum Verhängnis. In einem Pub gab er lautstark irgendwelche überhaupt nicht existenten Pläne der Death Eater preis und kam nach Askaban. Später wurde er wohl von Voldemorts Anhängern mit einem Imperius belegt und wirklich ein Death Eater, unfreiwillig.«
»Woher weißt du das alles?«, fragte Teddy seine Freundin verwundert.
Victoire grinste und tätschelte ihm die Schulter, sodass er rot wurde. »Harry, Hermione und Ron erzählen viel, wenn der Tag lang ist. An Weihnachten hat Letzterer es James, Lily, Albus, Rose und Hugo erzählt. Damals hat Harry Stan auf dem Weg der sieben Potters entwaffnet statt geschockt, sodass die Death Eaters ihn erkannt haben.«
»Was du alles weißt«, meinte Teddy mit einen Lächeln. Er konnte sich nicht einmal an die Hälfte all dieser Fakten erinnern.
Plötzlich spürte er Victoires Blick auf sich. »Ist was?«, fragte er.
»N... Nichts«, sagte sie leise und wurde so rot wie Teddy wohl vorhin. Dann nahm sie seine Hand. Leicht überrumpelt erwiderte er den Druck und in Schweigen verfolgte Teddy mit seiner Freundin, wie die Landschaft sich in eine immer mehr von der Industrie geprägte verwandelte.
✶
»Wir sind in London. Alles aussteigen, bitte«, verkündete Stan zwei Stunden später und grinste seinen Gästen zu. Im Laufe der Fahrt waren auch aus den oberen Decks vereinzelt Gäste ausgestiegen, doch der Passagier auf ihrer Höhe hatte sich noch keinen Zentimeter bewegt.
Es war ein wunderbares Gefühl, endlich stillzustehen. Der Knight Bus hatte Teddy kräftig durchgeschüttelt und die auf der Reise ständig aus dem Weg springenden Bäume und Häuser hatten nicht dazu beigetragen, dass ihm weniger schwindelig war, als er aus dem Fahrzeug in das Sonnenlicht taumelte.
Die Churchill Gardens Road war auffallend hübsch und besaß einen großen Park, der an die umliegenden Häuser angrenzte. Sie stand in einem vollkommenen Gegensatz zu dem Viertel in Cellender, in dem Crowford seinen Pub betrieb.
Was Teddy auffiel, war, dass jedes Haus genau gleich gebaut war; ohne die Hausnummern hätte man sie kaum voneinander unterscheiden können.
Stan grinste ihnen zu, winkte und auch der Fahrer, der anscheinend Ernie hieß, nickte kurz.
Dann verschwand der Knight Bus mit einem Knall und fuhr wahrscheinlich jetzt den einzigen Passagier, der noch im Erdgeschoss geblieben war, sowie die anderen Gäste in den beiden höheren Decks zu ihrem Reiseziel.
»Das war eine tolle Idee«, sagte Julia und lächelte Zacharias zu.
»Danke«, murmelte der verlegen und schaute auf seine Füße. »Ich bin als kleines Kind einmal mit dem Knight Bus gefahren, als ich mit meiner Mutter noch in Yorkshire gewohnt habe.« Kurz erzählte Zacharias, wie sie beide einen Zug nach London verpasst und daraufhin den Bus gerufen hatten. »Mit zehn Jahren wurde ich von einem Werwolf gebissen. Drei Jahre darauf verstarb meine Mutter und ich schloss mich in meiner Einsamkeit dem Rudel an.«
»Ich wurde verstoßen«, flüsterte Keyna. »Meine Eltern waren geschieden und als ich dann mit sechzehn gebissen wurde, musste ich ausziehen. Tagelang bin ich in den Straßen Cellenders herumgestreunt und habe schließlich im Wald zu dir gefunden, Julia.«
Die Alpha lächelte traurig. »Ich habe das Rudel gegründet, weil es mir ganz ähnlich erging. Ich war ein Waisenkind in einer kleinen Zaubererstadt nahe Cellender und eines Nachts brach der berühmte Fenrir Greyback in dem Heim ein. Er biss insgesamt sechs Kinder, eines davon war ich; vier erlagen den Verletzungen. Doch ein anderer Werwolf und ich gründeten gemeinsam ein Rudel in dem Wald. Er starb einen Monat später durch eine Jagdfalle.«
Sprachlos sah Teddy die drei Werwölfe an. Niemals würde er auch nur ansatzweise begreifen können, wie sich ein Schicksal in einem solchen Ausmaß anfühlen musste. Sie waren alle Einzelgänger gewesen und hatten sich dann zu einem Rudel zusammengeschlossen; aber waren sie dort glücklich gewesen?
»Wir haben lange zu dritt im Wald gelebt. Und jetzt werden wir in die Zivilisation ziehen«, sagte Julia und nickte Teddy und Victoire zu. »Wir danken euch.«
»Nichts zu danken«, antworteten sie wie aus einem Munde.
Victoire grinste Teddy an, dann sagte sie an die drei Werwölfe gewandt: »Wir wünschen euch viel Glück. Uns hat ein unglücklicher Zufall zusammengeführt, aber wir hoffen, dass ihr nun besser leben könnt. Ihr werdet vor Schwierigkeiten stoßen, aber hoffentlich wird die Gesellschaft innerhalb der nächsten Jahre toleranter ...«
»Das hoffen wir auch«, sagte Keyna leise.
»Veränderung kommt in kleinen Schritten«, fügte Zacharias lächelnd hinzu.
Julias Augen leuchteten warm, ganz im Gegensatz zu ihrem Gesichtsausdruck zwei Tage zuvor. »Wir werden euch vermissen«, sagte sie leise.
»Wir euch auch«, sagte Teddy ehrlich.
»Viel Glück«, meinte Victoire und legte den Kopf auf Teddys Schulter, sah verträumt zu ihm hoch.
Überrascht schaute Teddy sie an und lächelte zurück.
Als er seinen Kopf wieder nach vorne wandte, waren die drei Werwölfe verschwunden; so lautlos, wie sie vor etwa achtundvierzig Stunden im Wald aufgetaucht waren.
»Ich hoffe, es wird ihnen gut gehen. Es wird nicht einfach sein ...«, sagte Victoire und löste ihren Kopf wieder von Teddys Schulter.
»Das wird es wahrlich nicht«, sagte Teddy leise. Aber er empfand stolz darüber, dass sein Vater ihnen vor Jahren das Leben gerettet und seinen fünfmonatigen Rudelgefährten somit diese Hoffnung ermöglicht hatte.
»Schau nur«, sagte Victoire plötzlich.
»Hm?«, machte Teddy und folgte Victoires Finger, der auf das Haus mit der Nummer drei zeigte.
»Die Eiche!«, flüsterte sie eindringlich, beinahe ehrfürchtig.
Teddy fokussierte seinen Blick auf den Baum vor der Nummer drei, und tatsächlich - es handelte sich um nichts anderes als eine Eiche, so wie Tonks es beschrieben hatte! Die Eiche sollte dich auf die Spur bringen.
Aufgeregt und mit wildem Herzklopfen trat er näher an den Baum heran, Victoire folgte ihm. Es war nichts Besonderes an dem Gewächs, zumindest nichts Offensichtliches. Nachdenklich fuhr Teddy über die Rinde und ging einmal langsam um den Baum herum, studierte die uralten Einkerbungen und das grüne Moos. Und dann, urplötzlich, als er gerade wieder am Ausgangspunkt angekommen war, viel etwas Kleines aus der Baumkrone herab und landete auf dem Boden.
Victoire sog erschrocken die Luft ein und deutete auf den Gegenstand. »Das sieht so aus wie ein ... Brief!«
Mit einem immer lauteren Pulsieren in seinem Inneren hob Teddy den Brief auf und betrachtete den Titel. Für Teddy - danke, dass du uns bis hierher gefolgt bist.
»Der ist von Tonks!« Mittlerweile war Teddy imstande, die Schriftarten seiner Eltern auseinanderzuhalten.
Eilig riss er den Umschlag auf und faltete die alte Seite auseinander; dann las er Victoire den Brief vor: »Lieber Teddy,
nun hast du alles über Remus erfahren. Und jetzt bin ich dran, dir von meinem Leben zu erzählen:
Meine Mutter, Andromeda, ist eine Verstoßene der Black-Familie (ihr Name wurde aus dem Stammbaum gebrannt). Denn sie heiratete meinen Vater, Edward Tonks. Somit bin ich ein half-blood, so wie Remus.
Bereits bei meiner Geburt stellten meine Eltern fest, dass sich meine Haarfarbe ständig ändert; genau wie wir bei dir wussten sie sofort, dass ich ein Metamorphmagus bin.
Meine ersten Lebensjahre bin ich in Südengland aufgewachsen. Die anschließenden Hogwarts-Jahre waren nicht sonderlich ereignisreich; von allen Schülern der Familie Black wurde ich ausgeschlossen, ansonsten hatte ich ein paar gute Freunde und war obendrein ziemlich frech (probier es mal aus, dich in Lehrer zu verwandeln).
Dann kamen meine drei Jahre Auror-Training.
Du fragst dich sicher, was dieses Haus mit mir zu tun hat: Dieses Grundstück hat einmal Alastor Mad-Eye Moody gehört, einem meiner Auroren-Trainer. Wir waren sehr gut befreundet, musst du wissen. Jetzt, wo du diesen Brief liest, ist das Haus bestimmt nicht mehr das, was es einmal war, doch ich verbinde diesen Ort mit meinem Mentor.
Zu meiner Auroren-Ausbildung: Da ich leider dazu tendiere, Dinge ungeschickt umzustoßen, bin ich damals fast durchgefallen, aber im Bereich Tarnung konnte ich punkten, ohne überhaupt geübt zu haben.
Als Voldemort zurückkehrte, war ich schon im Ministeriumsdienst und eine der Einzigen, die Harry den Machtaufstieg des Dark Lords glaubten. Ich trat dem Order Of The Phoenix bei und erledigte zahlreiche Aufträge, die auch oft mit deinem Patenonkel Harry zu tun hatten ...
Als Mad-Eye später starb, wurde mir erst bewusst, wie groß Voldemorts Macht eigentlich geworden ist.
Remus und ich haben uns glaube ich schon von der ersten Sekunde an geliebt, doch wir brauchten Zeit, um uns anzunähern. Besonders du, Remus!
Schließlich heirateten wir 1997 in kleinem Kreis und einige Wochen später wurde ich schwanger. Der Endkampf gegen Voldemort rückte immer näher, er übernahm das Ministerium und jagte Minderheiten durch das ganze Land. Von den sogenannten Snatchers wurde auch Ted, mein Vater, getötet.
Wie Remus bereits erzählt hat, trennten wir uns eine kurze Zeit, fanden aber wieder zusammen. Nun schreiben wir die Briefe und verteilen sie im ganzen Land.
Das war meine Lebensgeschichte, Teddy, und wir beide wollen dir einfach sagen, dass wir dich sehr lieben.
Wir sind stolz darauf, dich als unseren Sohn zu haben und hoffen, dass wir diese Briefe bald verbrennen und dir alles selbst erzählen werden können.
Doch zunächst werden wir uns alle gegen eine finstere Bedrohung stellen müssen und diese kann uns das Leben kosten ... Das Leben vieler Zauberer, die sich für den Frieden einsetzen. Wir wollen uns nicht von dir trennen, Ted, aber der Krieg ist präsent und es braucht so viel Unterstützung wie möglich.
Deshalb hinterlegen wir dir die Briefe, um dir - für den Fall, dass keiner von uns mehr lebt - zu erzählen, wer wir, deine Eltern, eigentlich gewesen sind.
Einen letzten Ort haben wir noch für dich. Und wir danken dir dafür, dass du uns bis hierhin gefolgt bist!
Seit wir zusammen sind, leben wir hier:
Hargill Lane 5
Sandridge
Der Ort, der in einem Haus immer gleich bleibt. Hoch hinaus und ganz unten.
In Liebe
Tonks und Remus
Teddy konnte nicht beschreiben, wie er sich in diesem Moment fühlte; er empfand eine tiefe Trauer über die Schicksale seiner Eltern. Zugleich wusste er nun, wofür sie in ihren Leben gekämpft hatten. Und dennoch ... Obwohl ihre Erzählungen zu einem großen Teil so entsetzlich waren und er wusste, dass ihre Biographien noch viel länger hätten werden sollen, stahl sich beim Lesen von Tonks Worten ein mildes Lächeln auf sein Gesicht.
Er sah auf und in Victoires Augen, in denen sich seine eigenen gemischten Gefühle spiegelten. »E-es ist so ...«, setzte Teddy an, doch dann brach er wieder ab; in seinem Kopf herrschte ein einziges Durcheinander.
»Überwältigend?«, flüsterte Victoire, dann zog sie ihn plötzlich in eine sanfte Umarmung, mitten auf dem Bürgersteig, neben der stämmigen Eiche mit der abblätternden Rinde.
Dankbar erwiderte Teddy die Umarmung; er fand Trost in ihrer Nähe.
Langsam löste Victoire sich von ihm, dann setzten sie sich ohne Absprache auf den Boden, den Rücken an den Baumstamm gelehnt. »Ja«, antwortete Teddy leise auf ihre Frage und überflog den Brief ein weiteres Mal, so wie er es schon so oft mit Remus' getan hatte.
Er spürte die Rinde in seinem Rücken und konnte sich auf einmal bildlich vorstellen, wie seine Eltern den Brief, die Zauberstäbe in die Höhe gereckt, elegant in die Tiefen der Baumkrone schweben ließen. Er sah ihre Gesichter nicht detailliert, aber sie waren da in seinem Kopf. Und das war alles, was zählte. »Genau hier haben sie auch schon gestanden, Vic«, sagte er. »Genau hier.«
»Und sie sind immer hier«, sagte Victoire und legte ihre Hand vorsichtig auf sein Herz.
Mit seiner eigenen umfasste Teddy die Finger seiner Freundin und sah sie lächelnd an. »Genau.«
Er fühlte sich seinen Eltern in diesem Moment näher als all die Jahre zuvor. Und Victoire auch. Auf eine Art und Weise, die seinen Magen flattern ließ.
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