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𝐊𝐀𝐏𝐈𝐓𝐄𝐋 𝟕


Ein Monat nach dem Krieg:

Die Frau zitterte. Ihre Hände waren beschmutzt vom Blut ihrer Mitmenschen, und vom Schlamm, der in allen Ritzen dieser Hütte lauerte. Grausamer Winter ruhte über der zerbombten Welt und hinterließ seinen eisigen Atem in der Luft und als Schnee auf dem Boden.

Sie trat hinaus. Sofort spürte die Leserin die niedrige Temperatur, welche sich als unangenehmer Schauer bemerkbar machte. Die klammen Finger hatte sie in einen Stofffetzen gewickelt, der einst einer Leiche gehörte, die im Wald vor sich hin siechte.

"Liana!", hörte die Frau eine Stimme zu ihr herüberwehen und drehte sich um.
"Psst! Schrei nicht so laut, sonst finden sie uns", lautete Lianas Antwort, aber sie wusste, was ihre Freundin- konnte man sie eine Freundin nennen?- wollte.
Mit schnellen, hastigen Schritten kehrte auch sie zurück in die schützende Hütte, die ein nicht minder annehmbares Versteck darbot, aber besser war als nichts.

Kurz erfasste sie der naive Wunsch, dass es Vic nun gelungen war, ein Feuer zu entfachen, doch als Liana eintrat empfing sie dieselbe tödliche Kälte, wie sie schon vor zwei Tagen geherrscht hatte. Die junge Frau ließ die Handgelenke kreisen, und ein kurzer, dumpfer Schmerz schoss durch ihren Körper.

"Wir müssen uns warmhalten", murmelte Vic, die gedankenverloren am Boden saß und deren Finger sich schon lange dunkel gefärbt hatten.
"Wie geht es dem Mann von vorgestern, der vorbeigekommen ist?", fragte Liana, um von ihrer aussichtslosen Situation abzulenken, doch die Tatsachen schmerzten fast mehr als das langsame Erfrieren.

Der Krieg war beendet. Und mit dem Fall des letzten Präsidenten errichtete sich Zane Woodburys Herrschaft. Nur er war dafür verantwortlich, dass die Gedankenleser gejagt wurden. Zusammengetrieben, belächelt und verspottet, beweint und verachtet, bis sie schließlich einer nach dem anderen sterben mussten. Nur über die Art ihres Todes musste noch beschlossen werden. Manche kamen in Lagern um, andere fielen an der vordersten Front und lagen nun mit ausgeweideten, starren Körpern irgendwo in den Tiefen von grausigen Tälern, in denen die Schreie der Geächteten niemals ein Ende finden würden.

Eine weitere Person betrat das Versteck. Ian Peresson hatte eine Schusswunde am Oberarm, die seit gestern wieder aufgebrochen war. Trotz der eifrigen Bemühungen der zwei Frauen, ihm zu helfen, konnte man den Wundbrand schon in seinen Augen sehen, doch weil es allen klar war wurde dieses Thema gemieden.

Lianas Magen knurrte laut, zog sich schmerzhaft zusammen. Wann hatte sie das letzte Mal etwas anderes gegessen, als Schnee und undefinierbare Dinge aus dem Wald, von denen sie lieber nicht wissen wollte, was sie wirklich waren?
Ihr war klar, dass es für die Leser keine Zukunft gab. Selbst hier, in den letzten verbliebenden Wäldern war es nicht möglich sich ewig zu verstecken, nein, nirgendwo konnten sie hin und nirgendwo waren sie sicher. Es blieben nur die letzten naiven Gedanken, die über ihren kahlgeschorenen Köpfen schwebte, dumm und unmöglich. Wahrscheinlich malte sich jeder ein anderes Trugbild seiner Welt aus. Für Liana war es der plötzliche Sturz Woodburys und die Befreiung der Leser.

Aber keiner würde den Aufstand wagen, und schon keiner würde einen Monat nach dem Krieg einen Erneuten wagen. Denn keiner war mehr da.

Ian verzog das Gesicht, als er sich neben Vic auf den Boden fallen ließ und sich verstohlen den Schweiß von der Stirn wischte. Sie hatten nicht viel aus ihm herausbekommen, als er vor drei Tagen hier eingetroffen war, blutend und mit leeren Augen. Der Schrecken des Krieges hatte sich nicht nur an seinem Körper gezeigt, sondern sich auch in seinen Blick gebrannt. Vic begegnete sie einen Tag danach. Sie war in weitaus besserer Verfassung als der Söldner, doch in der ersten Nacht schrie und weinte sie, bis sie Liana irgendwann erzählte, dass sie ihr halbtotes Kind in ihrem alten Versteck zurücklassen musste, um zu fliehen.

"Hört ihr das?", meldete sie sich auf einmal zu Wort und Liana blickte hoch, erhob sich und schritt zum Fenster. Die Scheibe war eingeschlagen.

Sie konnte nur zwei dunkle Gestalten ausmachen, die sich in immer schnelleren Bewegungen auf die Hütte zubewegten. "Scheiße", dachte sie. Scheiße.

"Da stimm ich dir absolut zu", antwortete Vic, und ihre Stimme klang seltsam schwach.
"Ich mag es nicht, wenn du meine Gedanken ließt", sagte Liana und blickte zu der Frau, deren Kopf kraftlos auf ihrer Schulter lag. Die zwei Menschen am Horizont entfernten sich wieder. Fehlalarm.

Sie spürte das verblassende Adrenalin in ihrem Blut, welches der schleichenden Schwäche Platz machte. Ihre Augenlider zuckten, doch es war keine Zeit zum Schlafen. Nicht jetzt, wo sie doch wachsam sein musste.

Die Zeit verging. Dunkle Nacht färbte den Himmel schwarz, und die Temperatur, welche schon lange unter die Null geglitten war, trug ihr bestes zu ihrer langsamen Zerstörung bei, als Liana am Morgen aufwachte.
Der ganze Körper brannte ihr, sie musste erst die Finger bewegen, danach den Arm, die Füße und erst dann konnte die Frau sich aufrichten und nach den A
nderen schauen.

Ian schlief. Sein Atem ging pfeifend, doch das Herz in seiner Brust schlug beständig weiter.
Vic schlief auch. Aber als Liana neben sie trat, konnte sie keine Bewegung ihrer Brust ausmachen. Vorsichtig ging sie in die Hocke, und fühlte den Puls an der Hand der anderen Leserin. Sie prüfte noch einmal. Nichts. Höchstwahrscheinlich war Vic in der Nacht erfroren, oder sie hatte sich mit giftigen Kräutern aus dem Wald umgebracht. Liana weinte nicht. Ihre Tränen wären sowieso festgefroren.
Nur der Schlaf, welcher süß und verlockend nach ihr sang, schenkte ihr Trost.

Einmal wachte sie noch auf. Der Schnee war geschmolzen, was zeigte, dass sie lange geschlafen haben musste. Das Atmen tat weh. Ian war tot.

Die Vögel sangen leise, als der Winter seine Grausamkeit auslebte. Zane Woodbury schien selbst das Wetter unter Kontrolle zu haben. Selbst hier, wo seine Soldaten keine Leser erreichen konnten, streckte er seine Hand nach ihnen aus und ließ sie langsam dahinsiechen. Der Krieg hatte sie alle aus ihren Häusern vertrieben, ihre Familien vor ihren Augen getötet und den Schrecken über das Land gebracht.

Vielleicht war er doch nicht so, wie in Büchern und Geschichten beschrieben. Vielleicht war der Krieg der Tod in verkleideter Gestalt. Vielleicht war Krieg nacktes Überleben und die Bereitschaft, alles dafür hinzugeben. Und das Jagen nach den Gedankenlesern nur ein Selbstschutz, weil sie zu mächtig geworden waren.
Aber auf alle Fälle brachte er Menschen dazu, furchtbare Dinge zu tun.

Liana starb drei Tage nach Vic und Ian. In den letzten Momenten sah sie nur die Leiche des Söldners und die blutbefleckte Holzwand. Irgendwie hatte sie sich das anders vorgestellt. Langsames alt werden, und im Bett ruhig einschlafen. Nicht diese Höllenqualen, durch die sie ging, bis das Leid endlich ein Ende hatte.

Aber als sie die Augen schloss, da sah sie sich, alt und gebeugt, ungebrochen und so jung im Herzen, wie sie es als Kind schon war. Nur eine nette kleine Vorstellung, aber irgendwo dahinter erkannte sie das Feuer der Rebellion, welches sich anbahnte und das blutgetränkte Land durchquerte.

Ihr Tod war schrecklich sinnlos, aber das waren die Tode der Leser immer.
Nur ihre Gedanken waren frei und flogen zum Himmel hoch, wo sie sich langsam mit den herunterrieselnden Schneeflocken vermischten...

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