- 3 -
A M A Y A
Ich hörte leise und kleine Schritte, die mich aus meinem Schlaf rissen. Langsam öffnete ich unauffällig meine Augen, um meine kleine Maus zu erschrecken.
Ich spürte wie Lia sich meinem Bett näherte und sich gerade neben mich legte, als ich mich dazu entschied sie nicht zu erschrecken, da ich etwas Feuchtes auf meiner Schulter spürte.
Sie legte ihren kleinen zierlichen Arm um mich und drückte sich gegen mich, was mich dazu brachte jetzt auch die Augen zu öffnen.
»Lia, Schatz. Was ist los? Wieso weinst du?«, wisperte ich und schaute ihr in die Augen, als sie plötzlich anfing heftig zu schluchzen.
»Mama ...«, wimmerte sie unter ihren Schluchzern. Ich nahm sie in den Arm und drückte sie ganz fest an mich, um sie irgendwie zu beruhigen.
Was zum Teufel ist passiert und wer hat sie zum Weinen gebracht?
»Stellina, Cuore mio. (Sternchen, mein Herz) was ist dir widerfahren? Wieso verschwendest du deine so unglaublich wertvollen Tränen? Hm?«, hauchte ich gegen Ende sog er brüchig.
Ich kann es nicht ertragen, meine Liebsten so zu sehen.
»Bin ich nicht gut genug? Wieso haben alle einen Vater außer ich, Mama?« Total verheult und mit Tränen unterlaufenen Wangen schaute sie mir zitternd in die Augen.
Wa-
Nun brach ich auch zusammen.
Nicht diese Konversation. Nicht jetzt. Sie ist doch noch so klein und zerbrechlich.
»Schatz, Stellina (Sternchen). Wie kannst du sowas denken? Du bist so viel mehr wert, als deine Gedanken an sowas zu verschwenden.
Du bist einzigartig. Und ich liebe dich so, so sehr Lia. Ich liebe dich von meinem ganzen Herzen und ich werde niemals zulassen, dass die jemand weh tut. Weil du meine Tochter bist und ich dich von ganzem Herzen liebe« Sie schaute schniefend an mir vorbei und richtete sich langsam auf, was ich ihr nachtat.
»W-wieso haben dann alle einen Vater außer ich Mama? Liebt Papa mich n-nicht? Bin ich k-komisch? Ich weiß nicht, manche Kinder sagen, ich bin seltsam-«. Ich ließ sie nicht ihren Satz zu Ende sprechen, sondern nahm sie in die Arme.
»Denk sowas nie wieder! Du bist toll so wie du bist. Daran kann niemand was ändern, egal wem es gefällt oder auch nicht. Du bist großartig, Cuore mio (Mein Herz).
Dein Papa würde dich sicherlich lieben. Und er tut es mit Sicherheit auch.
Aber es ist besser so, vertrau mir kleines.«
»Bitte, Mama. Lass mich nie, niemals alleine.
Ich will nicht ohne dich sein, Mama«, schniefte sie und ich konnte sehen, dass sich wieder Tränen in ihren wunderschönen grünen Augen sammeln, die sie von ihrem Vater hat.
»Niemals, Stellina (Sternchen)«.
-
Nachdem wir noch eine Weile so da gelegen waren, stand ich auf um Frühstück zu machen.
Mit verschlafener Mine lief ich in die Küche, wo ich Olivia vorfand, die schon fleißig am Machen war.
Ich ließ mich erschöpft und geschwächt auf den Barhocker unserer Kücheninsel nieder und versteckte meinen Kopf in meinen Armen.
»Hey Amaya, was ist los?« Olivia schob einen Hocker zu mir und setzte sich auf ihn.
»Lia. Sie-«, ich seufzte verzweifelt auf.
»Sie hat Selbstwert komplexe«.
Liv zog scharf die Luft ein.
»Was? Wieso? Wegen wem?« sie sprang vom Barhocker auf, weswegen ich sie leicht amüsiert zurückzog.
»Es ist nur ... Wegen ihres Vaters. Sie macht sich Vorwürfe, weil sie, nicht wie die anderen Kinder im Kindergarten, keinen Vater hat.«
»Liv, sie kam total verheult zu mir ins Bett und fragte, ob was nicht mit ihr stimmen würde.«
Ich fasste mir an die Schläfe und lief zur Kaffeemaschine rüber, denn Koffein ist das einzige, dass mir gerade helfen kann.
»Amaya. Du weißt es nicht deine Schuld. Mach dir keine Vorwürfe, ich rede mit ihr. Ja?« Sie strich mir beruhigend über den Arm und in solchen Momenten bin ich wirklich dankbar so eine wundervolle beste Freundin zu haben.
»Danke, Liv. Was wäre ich nur ohne dich?«
Sie zog mich in die Arme, was mich erleichtert seufzen ließ, da ich gerade einfach spüren muss, dass ich nicht alleine bin.
-
Ich zog mir gerade mein Kittel über als Lydia zu mir trat.
»Oh, Hi Lydia«, erfreute ich mich sie zu sehen, nachdem sie die letzten Tage aufgrund einer Erkältung nicht da war.
»Hi, Amaya. Ich hab dich schon gesucht. Ich soll dir ausrichten, dass wir jemand neues dazubekommen. Er soll sehr erfolgreich sein und dazu auch noch attraktiv.-« schmunzelnd wand ich mich meinem Spind zu.
Typisch Lydia.
»Jedenfalls treffen wir uns alle um 15:00 Uhr im Besprechungsraum 8. Sei pünktlich«, sie sah mich warnend an, was ich nur mit einem kleinen Lacher quittierte.
»Apropos Pünktlichkeit. Ich muss los, tschau!«, rief ich während ich aus der Umkleide verschwand.
Ich lief auf den Aufzug zu und drückte den Knopf für die 6. Etage, um dann vor Raum Nummer 3011 stehenzubleiben.
»Hallo, Mr. & Mrs. Williams. Und hallo auch dir Milena. Wie ich sehe, bist du wieder wach«, begrüßte ich die hier anwesenden beim Eintreten des Raumes.
»Hallo Dr. Fernández«, begrüßten sie auch mich, worauf ich mit einem knappen Nicken reagierte.
Ich lief zu Milena ans Bett und als sie meinen fragenden Blick bemerkte, nickte sie kurz, woraufhin ich ihr Hemd hochzog und mir ihre frische Narbe ansah.
»Wir müssen ein EKG durchführen.«
»Was? Wieso das?«, die Eltern sprangen sofort alarmierend hoch, weswegen ich sie versuchte etwas zu beruhigen, was angesichts des Zustands ihrer Tochter nicht lang anhaltend bleiben wird.
»Ihre Tochter hat einige Symptome einer Herzkrankheit. Bitte keine Panik. Noch steht nichts fest. Deswegen das EKG«, Mrs. Williams Atem beschleunigte sich leicht und sie legte sich ihre Hand -wie vor mehreren Stunden schonmal- vor den Mund.
»Wir führen jetzt dieses EKG durch, um Gewissheit zu haben, ja? Bitte beruhigen Sie sich, keine Panik«, sprach ich beruhigend aus, während ich ihr über den Rücken strich.
Als sie nickte, zückte ich mein Telefon und rief ein paar Krankenschwestern her, um Milena zum EKG zu bringen.
-
Als ich noch einige Dinge mit den besorgten Eltern besprach, ließ ich diese alleine und wollte gerade auch zum EKG laufen, als ich bemerkte, dass es schon 14:55 Uhr ist und ich losmuss, um nicht zu spät zu kommen.
Also lief ich auf den Aufzug zu und als ich diesen gerade betrat, sah ich wie Sammy auch drin stand und etwas in seinem Handy eintippte.
»Hallo Dr. Davis«, begrüßte ich ihn, was er nur mit einem Kopfnicken quittierte.
Ich stieß ihn in die Seite, damit er endlich von seinem Handy abließ.
»Huch, Amaya. Ich dachte du wä- hast du deine Stimme verstellt?«, schreckte er verwirrt hoch, was ich lachend bestätigte.
»Bist du gespannt, wer der neue ist?«, startete er ein Gespräch, als wir aus dem Aufzug stiegen.
»Ja, schon«, erwiderte ich darauf.
Wir liefen in den Besprechungsraum Nummer 8 und setzten uns auf unsere vorgesehenen Plätze, als ich sah, wie Mr. Collins vorne stand.
Vor ihm ein Mann, der mir nur seinen breiten Rücken zu sehen gab, während er sich mit Mr. Collins unterhielt.
Als sich die beiden jedoch zu uns drehten und mit der Vorstellung beginnen wollten, stockte mir der Atem, als ich in diese wundervollen, mir bekannten grünen Augen blickte.
Diese Augen, die ich so sehr begehrte.
Diese Augen, die ich so sehr liebte.
Diese Augen, die mir gerade fassungslos entgegenblickten.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro