- 24 -
„Lia was würdest du davon halten, wenn du einen Vater haben könntest?"
H E A R T B E A T
———————————————
M A T T E O
Emilia sah ihre Mutter mit funkelnden Augen an. Der Gedanke, dass sie meine Tochter ist, fühlt sich immer noch surreal an. Ich kann meine Gefühle kaum beschreiben.
Nach Amaya's Geständnis, würde ich ihren Vater zu gerne eigenhändig umbringen. Er ist an all dem schuld.
Er hat mir meine Familie genommen.
Der elende bastard.
„Das wäre toll", flüsterte Emilia ihrer Mutter überrascht zu. Vorhin, als sie mit diesem Samuel hier rein kam, sah sie erschöpft aus im Gegensatz zu jetzt. Sie wirkt Energie geladen.
Dieser Samuel geht mir gewaltig auf die Eier. Woher nimmt er sich das Recht meine Tochter und dessen Mutter zu küssen?
Dem werd ich's schon noch zeigen.
Amaya drückte ihrer Tochter einen Kuss auf die Wange und flüsterte ihr immer wieder etwas zu- ohne, dass ich es hören kann.
„Komm wir bringen dich mal ins Bett, dann kannst du deinen Mittagsschlaf machen, hm?", sagte sie zu ihr.
Amaya stand auf und wandte sich zum gehen um als Emilia auf mich zu kam, während ihre Mutter schon um die Ecke verschwand.
Sie stellte sich vor mich und lächelte mich so hinreißen an.
Grübchen.
Sie hat süße kleine Grübchen an ihren Hamsterbacken, die bei ihrem wundervollem Lächeln so sehr hervorstechen, dass ich auch mitlächeln muss.
„Bitte schrei meine Mama nicht an. Sowas macht sie immer sehr traurig. Ich will nicht wieder hören, wie sie abends weint, wenn sie in ihrem Bett liegt", sagte sie traurig. während sie ihre Hand vorsichtig auf meine legte.
„Ihr Herz ist zu schwach dafür." Ihr Lächeln erlosch langsam bei ihren herzzerreißenden Worten.
Ich war sprachlos.
Amaya's Stimme, die nach ihrer Tochter rief, holte mich in die Realität zurück.
Emilia nahm meine Hand in ihre und Zog mich die Treppen hoch in ihr Zimmer.
Als Emilia gerade die Türklinke runter drücken will, wird diese schon aufgerissen und eine hektische Amaya aus dem Raum tritt und gegen meine Brust läuft.
Geschockt blieb sie stehen und schaute mir mit ihren großen Augen verwirrt entgegnen.
„Wa-"
„Ich will kurz mit ihm sprechen Mama. Geh du raus", sagte sie und schob ihre Mutter aus dem Weg.
„Aber-"
„Du musst doch bestimmt duschen oder so, mach das mal", unterbrach Emilia sie wieder und schloss die Tür vor ihrer Nase zu.
Sie tapste mit ihren kleinen Füßen den Boden entlang und steuerte auf ihr Bett zu, während ich ihr komplett ahnungslos folgte.
Sie drückte mich auf ihr kleines Bett und stellte einen Stuhl vor mich, ehe sie sich umdrehte und eine Schachtel aus ihrem Schrank raus holte.
A.F + M.D
Amaya Fernandez & Matteo D'Angelo
Diese Initialen waren auf der funkelnden rot-weißen Schachtel zu sehen.
Ich zog meine Augenbrauen zusammen, während sie sich auf den Stuhl vor mich setzte.
Sie drückte die Schachtel an sich und schaute mir unsicher in die Augen.
„Ich hab dass noch niemanden gezeigt und ich darf das bestimmt auch nicht", sagte sie leise und fuhr gleichzeitig mit ihren Fingerkuppen über die Schachtel.
„Darf ich?" Die Neugierige Seite in mir kam zum Vorschein.
Sie nickte zaghaft und drückte die Schachtel in meine Hände.
Ich zog den Deckel hoch und schaute rein.
Oh wow.
Ich legte den Deckel auf das Bett und griff in die volle Schachtel rein.
In dieser Box waren Unmengen an Erinnerungen von uns beiden drin.
Fotos, Kino Tickets, Geschenke...
alles.
Ich nahm die Bilder raus, die wir damals im Fotobox Automaten gemacht haben. Auf dem ersten Bild lächeln wir beide in die Kamera, auf dem zweiten Bild liegen wir arm in Arm ineinander und lachen in die Kamera, auf dem zweiten Bild drückt sie meine Wangen zusammen und auf dem letzten Bild...
küssen wir uns.
Die Erinnerungen überwältigen mich mit einem Mal und ich erinnere mich, wie wir diese Bilder auf der Kirmes gemacht haben, nach dem ich ihr beim Dosen umwerfen ein Delfin Kuscheltier gewonnen habe.
Ich schließe langsam meine Augenlider und schaue hoch in Emilias Gesicht, die sich gespannt die Bilder anschaut.
„Das bist du doch, oder?" fragte sie mit ihrer piepsigen Stimme woraufhin ich träge nicke.
Sie summt verstehend und rutscht auf ihrem Stuhl umher.
„Mami war super Mega glücklich auf diesen Bildern", sagte sie und griff aufgeregt in die Box.
Ja, wir waren glücklich.
Ich legte die Bilder sorgfältig zurück in die Box und schaute mit die anderen an.
„Woher hast du diese Bilder, Emilia?", fragte ich sie, um meinen Tränen dass fließen zu verhindern.
Sie schaute betrübt auf ihre Hände, die sie ineinander gedrückt hatte.
„Vor paar Monaten hab ich sie abends weinen gehört und wollte zu ihr ins Zimmer gehen. Auf dem Weg dorthin sah ich, wie sie die Treppen runter ging. Ich bin ihr gefolgt und wollte sie trösten, als ich gesehen habe, wie sie weinend diese Box in den Müll geschmissen hat. Ich hab gewartet, bis sie wieder hoch gegangen ist und hab sie dann wieder raus geholt", erzählte sie.
Meine Augenlider senkten sich schmerzhaft, während ich gegen das erdrückende Gefühl ankämpfte, los zu heulen.
Es tut so verdammt weh zu hören, wie die Person, die du über alles liebst, dich verlässt und dich vergessen will, während du daran zerbrichst.
Meine Atmung ging flach und ich versuchte mich langsam zu beruhigen. Emilia stand auf und stellte sich zu mir und strich mir behutsam über die Schulter und rücken.
„Darf ich die mitnehmen?", fragte ich und zeigte auf die Bilder in meiner Hand, woraufhin sie beruhigend nickte.
Wir räumten gemeinsam die Sachen in die Schachtel, die Emilia anschließend in ihrem Schrank verstauchte.
„Komm, lass uns rausgehen", sagte sie und zog mich an meinem Arm raus aus ihrem Zimmer.
Auf dem Weg nach unten begegneten wir Amaya die seelenruhig auf dem Sofa saß und starr nach vorne blickte. Vor ihr stand ein halb volles Wasser.
„Ich denke ich gehe dann mal besser", sagte ich an sie gerichtet und merkte, wie sie plötzlich aus ihrer Starre schreckte.
Sie schaute mir mit einem undefinierbaren Blick in die Augen, als ihre Augen weiter runter schweiften und an unseren Händen hafteten.
Ihr Blick wurde weicher, als sie sah, dass Emilia meine Hand hielt, was wiederum mich zum Lächeln brachte.
„Ja, ich bring dich zur Tür", antwortete sie mir schließlich.
„Lia gehst du schonmal hoch?", bat sie unsere Tochter.
Lia nickte sanft, drückte ganz leicht meine Hand, was ich erwiderte und wandte sich zum gehen um.
Wir schauten ihr hinterher, wie sie die Treppen hoch tapste, um uns anschließend seufzend wieder zu einander zu drehen.
Die Stille war bedrückend. Unangenehm. Sie ließ mich erschaudern und das auf keine gute Weise.
„Es tut mir leid", murmelte sie.
Amaya war die erste Frau in meinem Leben, die ich je geliebt habe. Sie war mein Lieblingsort, wenn mein Verstand Frieden brauchte. Und dann war sie plötzlich weg. Ich hab sie mehr geliebt als jeden anderen Menschen auf dieser Welt.
Mehr als mich selber.
Ihre Taten haben mich verletzt. Oh und wie sie mich verletzt haben. Ich war am Boden zerstört, wusste nicht wohin mit mir. Wusste nicht ob es meine Schuld war oder ob sie mich einfach nicht mehr liebte. Sie ließ mich einfach unwissend zurück.
Ganz alleine stand ich da. Jeden Morgen zwang ich mich aufzustehen und zu meinen Vorlesungen zu gehen.
Es war die reinste Hölle für mich.
Und nun stand sie da. Die Hände ineinander gefaltet und nervös herum wippend. Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich wirklich eine Tochter habe.
Bei dem Gedanken machte sich wieder die Wut in mir breit.
Nach all dem, was sie mir angetan hat. Ich kann das kein zweites Mal.
Ich liebe sie, verdammt nochmal. So unglaublich sehr, dass es schon schmerzt.
So oft habe ich versucht über sie hinweg zu kommen. Sie zu vergessen und mit ihr abzuschließen. Aber es ist so verdammt schwer jemanden zu vergessen, den du in deiner Zukunft haben wolltest.
Nun ist sie auch in meiner Zukunft, aber nicht auf die Weise, auf die ich es mir gewünscht hatte.
Und das absolut schlimmste Gefühl ist es, nicht zu wissen, ob man warten oder aufgeben soll.
So oft habe ich mir vorgestellt, dass sie zurück kam. Das sie durch meine Tür hereinspazierte und mir die Liebe schenkte, die sie mir damals auch geschenkt hatte. Aber es passiere nie.
Sie ging, ohne zurück zu blicken.
Man sagt zwar, Zeit heilt alle Wunden, doch man gewöhnt sich nur an den Schmerz. Denn diese Wunde- ist nie verheilt. Sie besteht immer noch und hat eine tiefe Leere in meinem Herzen hinterlassen.
Und ich weiß nicht, was wir jetzt sind, aber ich vermisse das, was wir mal waren.
„Es ist zu spät für Entschuldigungen"
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro