
7 ˖⋆࿐໋₊
Während die Trolle ausdiskutieren, wie sie uns wohl am besten zubereiten sollen, brät ein Teil von uns bereits über dem Feuer, der Rest - einschließlich mir - liegt in Säcke gestopft auf dem Boden, nur unsere Köpfe schauen raus. Ich bekomme gar nicht richtig mit, was um mich herum geschieht, bin lediglich auf das Feuer fokussiert.
Vorhin kam ich damit klar, weil ich zum einen Abstand von den Flammen hielt und zum anderen damit beschäftigt war, den Trollen in den Arsch zu treten. Aber jetzt geht mein Atem unregelmäßig und mein Herz schlägt so schnell, dass ich meine, es den Zwergen gleich vor die Füße zu spucken.
Ich habe eine Panikattacke.
Nein, bettle ich stumm. Nicht jetzt... Bitte, nicht jetzt...
"Rina?"
Ich reagiere nicht auf Filis Stimme. Ich kann nicht aufhören, an damals zu denken. Der Rauchgeruch ist so präsent in meinen Erinnerungen, dass ich meine, er stiege mir wirklich in die Nase. Im Hinterkopf spukt mir das Geräusch von brennendem Holz und schreienden Leuten umher. Mir dreht sich der Magen um und ich muss mich bemühen, nicht trocken zu würgen.
Mein Herzschlag wird immer lauter, sodass er sich unter die Geräusche in meinen Erinnerungen mischt.
Wa-bumm, Wa-bumm, Wa-bumm.
Ich kriege keine Luft. Meine Atmung beschleunigt sich, doch je schneller ich die Luft durch den Mund einsauge, desto schneller verlässt sie mich auch wieder, und desto weniger scheine ich von ihr in mir behalten zu können.
Wa-bumm, Wa-bumm, Wa-bumm...
Ich presse die Zähne aufeinander und schließe die Augen. So gut ich kann, versuche ich, die Erinnerungen an damals zu verdrängen und mich zu beruhigen.
"Rina!" Fili stößt mich leicht an, so gut es eben in unserem Zustand geht. Ich zucke zusammen und sehe ihn mit schreckensgeweiteten Augen an. "Was?" Ich versuche, gereizt zu klingen, doch meine zitternde Stimme verrät meine Panik.
"Wir kommen hier raus", verspricht Fili mir, da er scheinbar denkt, hier gefangen zu sein wäre der Grund für meine Angst. Er klingt ruhig und beinahe hätte ich ihm geglaubt...
Doch dann höre ich die ängstlichen Rufe derer, die bereits über dem Feuer hängen und weiß, dass wir heute hier sterben werden. Ich sehe meine Familie vor mir, wie sie in einem kleinen Raum hockt und mein Vater Piri und Nela an sich drückt, um sie herum züngeln die Flammen an den Wänden unseres Hauses...
"Rina, hey, hör mir zu..."
Nein, halt die Klappe!, denke ich, kneife erneut die Augen zusammen, um nicht weiter Filis besorgten Blick sehen zu müssen.
Ich sehe verwirrt und immer noch schwer atmend auf, als Bilbo plötzlich ruft: "Wartet!" Irgendwie schafft er es, sich aufzurichten und in Richtung der Trolle zu hüpfen. "Ihr macht gerade einen furchtbaren Fehler!"
"Mit denen kann man nicht reden, das sind Einfallspinsel!", ruft Dori vom Feuer aus.
"Einfallspinsel?", schnaubt Bofur über ihm. "Und was sind wir dann?!"
"Ich meine, was die, äh, die Gewürze angeht!", fährt Bilbo unbeirrt fort.
Ich runzle die Stirn und vergesse für einen Moment meine Panik. Was faselt der denn da?
"Ja?" Ein Troll beugt sich neugierig zu Bilbo runter. "Was ist mit den Gewürzen?"
"Habt ihr mal an denen gerochen?" Bilbo nickt in unsere Richtung. "Da braucht ihr schon was Kräftigeres als Salbei, wenn die auf den Teller kommen sollen."
Die Zwerge um mich herum protestieren lautstark, während Bilbo weiter auf die Trolle zu hüpft. Der führt doch irgendwas im Schilde..., denke ich, realisiere dabei, wie meine Atmung sich durch diese Ablenkung langsam wieder normalisiert.
Als Bilbo behauptet, das Geheimnis beim Zwergekochen sei, sie erst einmal zu heuten, schreien die Zwerge noch lauter durcheinander. Auch ich frage mich, was bei den Valar Bilbo vorhat, da bemerke ich die aufgehende Sonne am Himmel. Zu sagen, Trolle vertragen das Tageslicht nicht, wäre eine Untertreibung. Natürlich! Er will Zeit schinden, bis sie zu Stein werden!
Ein Troll findet Bilbos Ratschlag mehr als dämlich und schnappt sich Bombur, um ihn roh zu essen.
"Warte, nicht den da!", rufe ich. "Der ist... Äh... Verseucht?" Ich zucke mit den Schultern, als Bilbo mich mit hochgezogenen Augenbrauen ansieht. "Jaaaa...", macht er dann langgezogen. "Er hat Würmer in seinen... Gedärmen." Schnell wirft der Troll Bombur zurück auf den Haufen, wodurch wir laut aufstöhnen. Heilige -
"Verseucht sind sie alle zusammen, auch das Mädchen", fährt Bilbo fort.
"Wir sind völlig verwurmt, bis oben hin", presse ich hervor, funkle Bombur dabei an. Dieser bemerkt das gar nicht.
Bilbo nickt heftig mit dem Kopf. "Widerliche Angelegenheit, ich würde das nicht riskieren, ehrlich."
"Würmer? Haben die Würmer gesagt?", fragt Oin.
"Wir haben keine Würmer!", entrüstet sich Kili und alle fangen lautstark zu protestieren an. Ich verdrehe die Augen und stoße Thorin, der mir abgesehen von Fili am nächsten ist, den Ellbogen in die Seite. Vielsagend nicke ich in Richtung Sonnenaufgang und der Zwergenprinz versteht. Er tritt den anderen in den Rücken, worauf diese ihn verwirrt ansehen, schließlich aber auch endlich begreifen.
"Ich hab Würmer so dick wie mein Arm!"
"Meine Würmer sind die absolut größten, ich hab riesige Würmer! Ich weiß gar nicht mehr wohin mit meinen ganzen Würmern!"
"Ja, ich bin verwurmt!"
"Ich bin auch verwurmt! Durch und durch!"
Seufzend schließe ich die Augen, atme tief durch. Schon mal das Wort "subtil" gehört, ihr Idioten?
Auch die Trolle durchschauen uns nun und werden wütend. Ehe sie jedoch dazu kommen, uns zu fressen, steht plötzlich Gandalf auf einem Felsbrocken und ruft: "Der Tag soll euch treffen!"
Planlos sehen die Trolle den Zauberer an.
"Wer is' 'n das?"
"Keine Ahnung."
"Können wir den auch essen?"
Gandalf lässt seinen Zauberstab auf den Felsbrocken niedersausen. Dieser zerbricht in zwei Hälften, sodass Sonnenstrahlen auf die Lichtung scheinen können. Augenblicklich werden die Trolle zu Stein. Gandalf befreit uns aus den Säcken und ich stolpere sofort einige Schritte von dem Feuer weg, in Bilbos Richtung.
"Gut gemacht, Herr Beutlin", sage ich ehrlich. Vielleicht habe ich diesen Hobbit ein wenig unterschätzt... Aber das würde ich nie laut zugeben.
Bilbo wird rot und winkt ab. "Ach was, das war Teamarbeit." Er hält mir seine Hand hin und lächelt mich erwartungsvoll an. Ich zögere, schüttle sie dann jedoch und erwidere sein Lächeln.
Mein Blick fällt auf Fili, der bei den anderen steht und uns beobachtet. Ich lasse Bilbo zurück und gehe auf den Zwerg zu, er kommt mir entgegen.
"Was war eben los mit dir?", fragt er mit gesenkter Stimme, mustert mich prüfend.
Ich stelle mich dumm. "Was meinst du?"
"Du hattest höllische Angst da drüben, Rina."
"Ähm, ja? Wir wären ja auch beinahe gekocht worden." Ich verschränke die Arme vor der Brust und will an Fili vorbeigehen, doch er hält mich fest, zieht mich zurück. "Wir kennen uns vielleicht noch nicht allzu lang, aber gut genug, damit ich weiß, dass du nicht so leicht einzuschüchtern bist", sagt er. "Da steckte doch mehr dahinter."
"Und wenn es so ist?"
Fili hält meinem kalten Blick stand. "Dann will ich, dass du weißt, dass du mit mir darüber reden kannst. Wenn du es willst."
"Tja, will ich nicht." Ich reiße mich los und wende mich ab.
"Rina - "
Ich fahre zu ihm herum. "Verdammt, Fili, ich will nicht darüber reden, also halt die Klappe und lass mich in Ruhe!"
Die gaffenden Blicke der anderen ignorierend, hole ich Akela aus dem Gatter und verlasse mit ihm die Lichtung. Einige Meter entfernt von der Gruppe lehne ich mich gegen einen Baum und atme tief durch. Akela steht neben mir und stößt mit seinen Nüstern gegen meine Wange, bevor er seinen Kopf an meinen lehnt. Ich kraule sein Ohr und versuche, mich zu beruhigen. Mir ist meine Panikattacke von vorhin unangenehm, genau wie mein Wutausbruch gerade eben. Erstere jedoch scheint nur Fili mitbekommen zu haben, die anderen waren wohl zu beschäftigt damit, um ihr Leben zu fürchten. Wenn doch noch jemand etwas mitbekommen hatte, hatte derjenige es sich nicht anmerken lassen, oder vielleicht auch einfach gedacht, ich hätte ebenfalls Angst davor, im Kochtopf zu landen.
"Was soll ich nur machen, hm?", murmle ich, doch Akela antwortet mir nicht. Natürlich nicht. Seufzend klopfe ich ihm auf den Hals. "Na komm, lass uns zurückgehen." Akela schnaubt und knickt die Vorderbeine ein, sodass ich mich leichter auf seinen Rücken setzen kann. Das habe ich ihm mal beigebracht, als ich mich am Fuß verletzt hatte. Er hat ziemlich schnell begriffen. Ich bin der Meinung, dass Akela das schlauste Pferd ist, das es gibt. Da kann mich auch niemand umstimmen. Außerdem bin ich sicher, dass er jedes Wort versteht, das ich sage. Als ich auf seinem Rücken sitze, läuft er zu der Lichtung zurück. Die Zwerge, Gandalf und Bilbo schauen immer wieder in meine Richtung, als sie unsere Rückkehr bemerken, sagen aber nichts.
Ich weiche gekonnt Filis Blick aus und wende mich an Gandalf. "Wo lang gehen wir jetzt?"
Gandalf führt uns einen Pfad hinauf zu einer Trollhöhle. Ich steige von Akelas Rücken, da erscheint Fili neben mir. "Können wir reden?"
"Nein." Ich will an ihm vorbei zur Höhle gehen, doch Fili stellt sich mir in den Weg. Akela schnaubt und stößt mir leicht, aber fordernd seine Nüstern gegen die Schulter, woraufhin ich nur seufze. "Schön. Was willst du?"
"Ich wollte dir vorhin nicht zu nahe treten", beginnt Fili, doch ich schneide ihm das Wort ab. "Gut, dann lass es in Zukunft." Ich schiebe mich an ihm vorbei, halte dann aber inne. Zögernd drehe ich mich zu Fili um und sage: "Ich bin nicht gut darin."
Er runzelt die Stirn. "Was meinst du?"
"Das." Ich mache eine Bewegung, die uns und die anderen einschließt. "Ich bin das nicht gewohnt, dieses... Gemeinschaftsding. Und ich bin es auch nicht gewohnt, darüber zu reden, wie es mir geht, weil das vorher noch nie jemanden interessiert hat..." Ich sehe nach unten und fummle am Stoff meines Oberteils herum.
Fili beugt sich vor, sodass unsere Blicke sich treffen. "Tja, gewöhn dich daran", lächelt er, doch das Lächeln verschwindet schnell wieder. "Ich werde dich nicht zwingen, aber wenn du doch irgendwann mal reden willst, werde ich zuhören, okay?"
"Warum?" Irritiert schiebe ich die Augenbrauen zusammen. "Es kann dir doch total egal sein, was mit mir ist. Wieso interessiert es dich?"
Fili schnaubt belustigt. "Weil wir jetzt Freunde sind, schon vergessen?" Er zwinkert. Ich nicke nur überfordert. Kurz stehen wir so da, dann sage ich, ehe ich es überhaupt realisieren kann: "Meine Familie."
Fili erwidert meinen Blick als Zeichen, dass er mir zuhört. Zögernd fahre ich fort. "Als ich klein war... Da gab es ein Feuer. Niemand außer mir hat es überlebt." Mein Blick huscht zu Thorin, nur für eine Sekunde. Doch diese Sekunde reicht, um mein Herz mit heißer Wut zu füllen. Wenn du wüsstest, was dein Onkel wirklich für ein Mann ist, würdest du dann immer noch zu ihm aufsehen?
"Es tut mir leid, dass dir das passiert ist", sagt Fili aufrichtig. "Das sollte niemand durchmachen. Aber ich weiß, dass du stark genug bist, um es zu überstehen. Und wenn du dich mal so fühlst, als wäre dem nicht so..." Er nimmt meine Hand in seine und zwinkert wieder. "... hast du ja noch mich. Äh, und die anderen, natürlich."
Ich spüre, wie mein Herzschlag sich verschnellert, kann mir aber nicht erklären, wieso. Röte schießt mir in die Wangen. Schnell lasse ich Filis Hand los. "Ich, ähm... Ich bin gleich wieder da." Ich drehe mich um und gehe zu Gandalf und den anderen, die dabei sind, die Trollhöhle zu betreten. Filis enttäuschter Blick fällt mir nicht mehr auf, dafür der fürchterliche Gestank des Trollhorts. Die Zwerge, die draußen bleiben, haben Glück. Augen zu und durch. Du hast schon Schlimmeres durchgestanden, denke ich mir und gehe weiter.
Filis Worte haben mich verwirrt. Ich hätte nie gedacht, dass jemand so etwas zu mir sagen würde. Dass jemand sich so um mich sorgt. Ich muss lächeln. Es fühlt sich gar nicht mal schlecht an.
Gewöhn dich nicht dran, faucht das leise Stimmchen in meinem Unterbewusstsein. Wenn du seinen Onkel getötet hast, sieht die Welt für euch beide wieder ganz anders aus.
Kannst du nicht mal die Klappe halten?!
Kann ich. Aber du weißt, dass ich recht habe.
Ich schlucke und sehe zu Thorin rüber, der mit Gandalf alte, mit Spinnweben überdeckte Elbenschwerter inspiziert. Die anderen Zwerge stopfen Gold in ihre Taschen.
Ich beschließe, mich ebenfalls umzusehen. Zwar habe ich bereits mein Schwert und den Dolch, aber man kann nie genug Waffen haben. Ich betrachte die verschiedenen Gegenstände genau, bis etwas silbrig glänzendes meine Aufmerksamkeit erweckt. Es ist ein Armreif, der wie eine Schlange aussieht. Als ich ihn aufhebe, breitet er sich plötzlich aus und wird zu einer Peitsche. Erstaunt betrachte ich sie, hole aus und schwinge sie. Daraufhin wird sie zu einem Stab.
"Hm", mache ich. "Etwas knifflig, aber wenn ich den Dreh raushabe, ist das hier nicht nur ein hübsches Accessoire." Nach einem kurzen Kampf mit der Schlange habe ich es geschafft, sie wieder in einen Armreif umzuwandeln, und lege diesen an.
"Rina, kommst du?" Thorin steht als einziger noch in der Höhle und wartet auf mich.
"Ja." Ich beiße die Zähne zusammen und gehe mit ihm nach draußen. Akela hat auf mich gewartet und kommt sofort zu mir getrottet. Ich streichle ihn und beobachte dabei, wie Gandalf Bilbo ein sehr kleines Schwert gibt. Ich laufe zu ihnen. "Womöglich kommen wir nun doch dazu, das Kämpfen zu üben", zwinkere ich und Bilbo sieht erschrocken zu mir hoch.
"Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, was ich damit soll..."
"Du kriegst den Dreh schon raus", beschwichtige ich ihn.
"Da kommt etwas!", ruft Thorin da.
Gandalf sieht auf und läuft zu dem Zwergenprinzen. "Bleibt zusammen, eilt euch!" Er zieht sein Schwert. "Bewaffnet euch!"
Ich folge den anderen einen Hügel hinauf, Akela trabt an meiner Seite. "Bilbo, komm endlich!", rufe ich über die Schulter und Bilbo rennt uns hinterher.
Wir drängen uns zusammen und behalten bewaffnet und kampfbereit den Wald im Auge. Ob das die Orks sind? Womöglich haben sie uns gefunden? Wenn nicht, muss ich unbedingt nochmal versuchen, Kontakt mit Azog aufzunehmen.
Doch statt Orks springt ein verrückt aussehender, älterer Mann aus dem Wald.
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Das letzte Kapitel für heute :) Hättet ihr auch gern diesen Schlangenarmreif, bzw. was wäre eure Waffe? Ich finde den um ehrlich zu sein ziemlich cool, aber Pfeil und Bogen ist auch nicht schlecht ;)
Und ja I know dass Fili eigentlich zu der Gruppe überm Feuer gehört but I don't give a fuck :D
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