
19 ˖⋆࿐໋₊
Stimmen, sowie Schritte, die sich uns nähern, lassen uns erschrocken aufsehen. "Elben!", zischt Bilbo warnend, doch ich habe bereits sein Handgelenk gepackt und uns unter Anstrengung unsichtbar gezaubert. "Woher wusstest du, dass du das kannst?", flüstert Bilbo, als er die Welle der Magie spürt, die unsere Körper durchströmt.
"Psst!", fauche ich nur. Zum einen, weil ein paar Elben nun den Weinkeller betreten, zum anderen, weil ich es eben nicht wusste, ihm das aber schlecht sagen kann. Ich habe einfach gehofft, dass der Zauber sich auf ihn ausbreitet, sobald ich ihn berühre, wenn ich mich nur gut genug konzentriere.
Allerdings ist das natürlich auch doppelt so anstrengend und ich bin sowieso schon geschwächt. Ich kann nur hoffen, dass die Elben nicht vorhaben, hier unten ein Kaffeekränzchen zu halten.
Als sie sich tatsächlich alle ein Glas Wein nehmen, unterdrücke ich nur mühsam ein entnervtes Stöhnen. Ist das euer Ernst?
Bilbo stößt mir seinen Ellbogen in die Seite und nickt zu den Weinflaschen, dann in Richtung der Schlüssel. Es dauert ein paar Sekunden, doch dann verstehe ich, was er vorhat: Er will warten, bis die Wachen betrunken sind und ihnen dann die Schlüssel wegnehmen, welche an einem Haken an der Wand hängen. Da ich aber weiß, wie lange es dauern kann, bis ein Elb den Alkohol in seinem Blut überhaupt bemerkt, nehme ich das ganze selbst in die Hand. Während ich den Zauber um mich und Bilbo herum aufrecht erhalte, strecke ich meine freie Hand aus, sodass die Handfläche auf die Elben am Tisch zeigt. Schweißperlen tropfen mir von der Stirn, während ich einen Schlaffluch über sie lege. Das ist ein ziemlich komplizierter Zauber und wenn man ihn vorher nicht gut geübt hat, kann der ziemlich daneben gehen...
Nur für's Protokoll: Ich habe ihn vorher noch nie gemacht.
Auch hier hoffe ich einfach, auf meine Magie vertrauen zu können. Nach wenigen Minuten sitzen die Elben schnarchend und mit dem Kopf auf dem Tisch liegend da. Erschöpft lasse ich Bilbos Hand los und sacke zusammen. Ich wäre sicherlich auf dem Boden aufgekommen, hätte Bilbo mich nicht gestützt.
"Wow, Rina, ganz ruhig... Alles in Ordnung?"
"Ja, das war..." Kopfschüttelnd, um das dröhnende Geräusch in meinen Ohren zu vertreiben, richte ich mich zitternd auf. "Das war nur etwas zu viel Magie für einen Tag... Aber mir geht's gut", versichere ich Bilbo, als ich seinen besorgten Gesichtsausdruck bemerke. Langsam verblasst das Dröhnen und auch meine Sicht klärt sich wieder etwas auf.
"Sicher? Du bist ganz blass..."
Bemüht unbekümmert winke ich ab. "Nein, ja, alles in Ordnung. Lass uns schnell die anderen retten, bevor die Elben aufwachen." Ich schnappe mir die Schlüssel vom Haken, lege erneut den Unsichtbarkeitszauber auf uns und Hand in Hand eilen wir zu den Zellen.
Als wir dort ankommen, kann ich Ori deprimiert fragen hören: "Wir werden den Berg niemals erreichen, oder?", worauf Fili empört den Kopf hebt, aber nicht widerspricht. Was soll er schon sagen? Für sie sieht es nicht gerade rosig aus.
Bilbo lässt meine Hand los, sodass er sichtbar wird, und tritt vor die Zwerge. "Solange ihr hier drin sitzt, sicher nicht."
Freudig rennt Thorin an seine Zellentür, umfasst die Gitterstäbe mit den Händen. "Bilbo!", ruft Balin aus und aus irgendeiner Richtung kann ich Kili: "Hä?", sagen hören. "Sssh, hier sind doch überall Wachen!", zischt Bilbo, als die Zwerge triumphierend zu lachen beginnen.
"Hast du keine Schlüssel?", fragt Thorin verdattert.
Bilbo lächelt. "Ich bin nicht allein gekommen." Er sieht zu der Stelle, auf der ich nach wie vor stehe, als Zeichen, dass ich mich sichtbar machen soll. Das tue ich auch, allerdings eher aus Erschöpfung, wodurch ich das nach Luft schnappen einiger Zwerge kaum registriere. Wieso nehmen mich diese Zauber so mit? Ich dachte, Magicae seien mächtige, elegante Wesen, aber gerade fühle ich mich einfach wie ein Häufchen Elend.
"Rina!" Erleichterung, Freude, Reue und Sehnsucht spiegeln sich unter anderem in Filis Augen, als er sich geradezu gegen die Gitterstäbe wirft und zu mir rüber sieht. Wieder kommt von Kili, der Bilbo und mich von seiner Zelle aus nicht sehen kann, nur ein: "Hä? Rina ist auch hier?"
Um meine Verfassung zu überspielen, recke ich das Kinn und hebe triumphierend die Schlüssel hoch, sodass diese leise klimpern. Thorin funkelt mich bloß mit zusammengepressten Lippen an.
"Beschwer dich später bei mir, jetzt müssen wir euch erst mal hier raus holen." Ich schließe Thorins Zelle auf, will schon zu der nächsten eilen, doch der Zwergenprinz hält mich am Oberarm zurück. Er sieht mich an, öffnet den Mund, kann sich jedoch einfach nicht überwinden, "Danke" zu sagen.
"Schon gut", sage ich. "Applaus und Huldigungen sind zwar angebracht, aber nicht nötig." Ich zwinkere, worauf Thorin mich augenrollend loslässt, doch ich meine, die Andeutung eines Schmunzelns auf seinem Gesicht zu erkennen.
Nach und nach öffnen Bilbo und ich mit den vielen Schlüsseln auch die anderen Zellentüren. Als ich bei Fili angelangt bin, starrt der blonde Zwerg mich an. "Was ist?", frage ich, lache etwas unsicher.
Sanft streicht er eine gelockte, schwarze Haarsträhne aus meinem Gesicht. "Du bist der Wahnsinn, hab ich dir das schon mal gesagt?"
"Das musst du nicht", grinse ich, obwohl seine Worte dafür sorgen, dass mein ganzer Körper angenehm kribbelt. "Das weiß ich auch so. Jetzt komm endlich."
Bilbo und ich führen die Zwerge nach unten in den Weinkeller. Die beiden Elben sitzen, immer noch schlafend, nach wie vor am Tisch, neben ihnen liegen leere Flaschen. "Kommt", flüstert Bilbo.
Kili wird wütend. "Das gibt's doch nicht - wir sind im Keller!"
"Ihr solltet uns hier rausführen und nicht noch tiefer rein!", zischt Bofur Bilbo an. Schützend stelle ich mich vor den Hobbit. "Wir wissen, was wir tun, also haltet die Klappe und bewegt euch!", knurre ich bestimmend. Bofur und die anderen tauschen einen Blick, sagen aber nichts mehr.
"Ich dachte, die haut das nicht so leicht um?", wispert Nori da und nickt zu den vermeintlich betrunkenen Elben, worauf Bilbo stolz sagt: "Das war ja auch Rinas Werk."
Anerkennend nickt Nori mir zu. Da tritt Fili an meine Seite. "Rina, ist alles in Ordnung? Du bist leichenblass." Er streckt die Hand aus, um an meiner Stirn zu fühlen, ob ich Fieber habe, doch ich schiebe sie schnell beiseite. "Mir geht's gut", flüstere ich, drehe mich um. "Hier rüber."
Wir führen die Zwerge zu den leeren Fässern, doch als Bilbo sie anweist, hineinzuklettern, protestiert Dwalin und behauptet, die Elben würden uns hier finden.
"Nein, werden sie nicht", verspreche ich ihm und Bilbo fleht ungeduldig: "Bitte! Bitte, ihr müsst uns vertrauen."
"Aber - ", setzt Dwalin an, doch ich unterbreche ihn gereizt. Um alle paar Sekunden mit besserwisserischen Zwergen zu diskutieren, habe ich gerade weder die Zeit, noch die Energie. "Diese verfluchten Fässer sind unser einziger verdammter Weg nach draußen! Darum hört auf, weiter wie kleine Kinder rum zu jammern, wenn ihr nicht wollt, dass die Elben uns finden, sonst sind wir alle am Ar - "
"Aaaaalso, wir sollten das vermeiden", unterbricht Bilbo mich, weil er langsam scheinbar genug von meinem Gefluche hat.
"Ja..." Ich räuspere mich, reiße mich zusammen. Man, bei denen braucht man vielleicht Nerven! "Darum - lasst uns endlich aus diesem Saftladen verduften. Hat jeder den Plan verstanden?"
"Ja", kommt es wenig überzeugend von den meisten.
"Also, halbwegs", meint Nori. "Also, nicht alles. Aber ja, verstanden."
Fassungslos sehe ich den Zwerg an, mein eines Auge beginnt bereits, zu zucken. "Steig einfach in das blöde Fass!", fauche ich, worauf er zusammenzuckt und sich beeilt, hineinzuklettern.
Abwartend sehen die anderen Thorin an. "Tut, was sie sagen", befiehlt dieser.
Dwalin klopft mir auf die Schulter, was mich beinahe taumeln lässt, doch ich kann mich geradeso aufrecht halten. "Das ist meine Kleine", lacht er. Halbherzig lächle ich ihn an, beobachte, wie die Zwerge in die Fässer steigen, und als sie die Köpfe rausstrecken und Bofur fragt: "Und was machen wir jetzt?", tauschen Bilbo und ich einen Blick.
"Tief Luft holen", sagen wir wie aus einem Munde und ehe jemand protestieren oder Fragen stellen kann, hat Bilbo einen Hebel umgelegt und die Falltür öffnet sich. Schreiend rollen die Zwerge in ihren Fässern nach unten und klatschen ins Wasser. "Es hat funktioniert!", freut sich Bilbo und tanzt umher.
Ich bemerke weder das, noch, wie die Elben am Tisch träge die Köpfe heben, denn mein Kopf fühlt sich an, als würde jemand darin eine wilde Party feiern. Die Augen zusammenkneifend massiere ich mir die Schläfen. Verdammt, was passiert hier mit mir?
"Rina..." Bilbo zupft an meinem Ärmel.
"Was?!", fauche ich ihn unbeabsichtigt an, merke im selben Moment, dass keine Fässer mehr übrig sind. Ich fluche einfach drauf los, mit allen möglichen Worten, die mir gerade einfallen, ignoriere, wie entsetzt Bilbo mich dabei ansieht. "Das war jetzt nicht sehr damenhaft", merkt er an, als ich geendet habe.
"Drauf geschissen", knurre ich und Bilbo macht ein Gesicht, als wäre für mich alle Hoffnung verloren. "Wir sollten uns lieber darauf konzentrieren, was wir jetzt machen!" Die Stimmen einiger Elben nähern sich uns. "Und das ganze schnell!", füge ich daher hektisch flüsternd hinzu. Panisch sehen wir uns um, bis Bilbo mich am Handgelenk zum einen Ende der Luke zieht. "Spring!", weißt er mich an und das tun wir auch: Wir springen.
Als wir wieder aufkommen, öffnet sich der Boden unter unseren Füßen und mit einem unterdrückten Aufschrei landen wir im Wasser.
Hustend kämpfen wir uns an die Oberfläche, werden von je einem Zwerg zu seinem Fass gezogen. Bei mir ist es Fili. "Geht's dir gut?", fragt er mich sofort.
Ich spucke etwas Wasser aus und streiche mir die klatschnassen Haare aus dem Gesicht, um besser sehen zu können. "Bestens", knurre ich voller Sarkasmus.
"Gut gemacht, ihr beiden", lobt Thorin uns. Bilbo winkt bloß ab, er sieht aus, als würde er gleich ertrinken, während ich gar keine Reaktion zeige.
Die Fässer treiben den unterirdischen Gang, in dem wir uns befinden, entlang, bis wir einen kleinen Wasserfall hinunterstürzen. Dabei umklammere ich das Fass, spüre, wie Fili mich an den Armen festhält. Hätte er das nicht getan, hätte ich vermutlich losgelassen, denn gerade scheinen meine Kräfte mich wirklich zu verlassen. Fest entschlossen, mir nichts anmerken zu lassen, halte ich den Kopf aufrecht, so gut ich kann, doch ich weiß: Irgendetwas stimmt mit mir nicht... Und mit meiner Magie.
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Widmung: xXLoveLifeXx
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