•Journey 96•
Der nächste Tag kam recht schnell. Ein weniger Schneller, als er vielleicht sollte. Und bereits mit einem mulmigen Gefühl stand Jeongin auf und streckte sich einmal ausgiebig, warf einen Blick auf den schlafenden Australier. Stolz drückte er diesem einen leichten Kuss auf die Stirn und stieg dann vorsichtig von dem Bett auf. Ihre Katze, die gestern erst gebracht wurde, maunzte dabei unzufrieden, da sie es sich zwischen Jeongins Beinen gemütlich gemacht hatte. Nun krabbelte sie zu Chan, rollte sich vor seinem Bauch etwas zusammen und schloss wieder ihre blauen Augen, damit sie weiterschlafen konnte. Es war ein süßes Bild, dennoch ging Jeongin leise aus dem Zimmer heraus, damit er die beiden nicht stören konnte.
Es war immerhin noch recht dunkel draußen, aber schlafen konnte er irgendwie dennoch nicht.
Unruhig lief er in die Küche und beschloss, dass er sich eine heiße Schokolade machen würde. Sie half ihm oft bei seiner Unruhe, und auch wenn die von Chan deutlich besser schmeckte, konnte er den Älteren doch nicht einfach deshalb aufwecken. Das wäre unfair und mies, weshalb Jeongin das alleine tun würde. Nachdenklich schüttete er den Kakao und die Milch in einen Topf und erwärmte diesen, rührte ordentlich herum, während er sich fragte, woher dieses Gefühl in ihm kam. Es war nicht sonderlich beschreibbar, gleichzeitig kam es ihm vor, als sei es verdammt wichtig. Und würde er sich nicht erinnern können, könnte es schlimm enden.
Nur für wen?
All das bereitete dem Rothaarigen erhebliche Kopfschmerzen zu und er seufzte leise auf, lehnte sich ein wenig gegen die Kochinsel und fuhr sich durch seine zerzausten Haare. Die Müdigkeit saß noch immer fest in seinen Knochen, schienen sich nach ihm zu verzerren und wollten ihn am liebsten wieder im Bett haben, gleichzeitig wusste er aber, dass er niemals einschlafen könnte. Zumindest jetzt nicht, – in diesem Zustand war das unmöglich. Dabei hatte er es genossen, in den starken und warmen Armen seines Verlobten liegen zu können. So fühlte er sich wohl und sicher, brauchte keine Angst zu haben, dass ihn jemand verletzen konnte. Und natürlich war ihm bewusst, dass er selbst nicht immer bei Chan sein konnte. Irgendwann würden sie getrennt sein. Das musste er einsehen.
Es fiel ihm bloß äußerst schwer.
Als es jedoch lautstark an der Tür klingelte und jemand förmlich dagegen hämmerte, stieg die blanke Angst in ihm auf. Es war dumm und klang auch lächerlich, aber Jeongin hatte das Gefühl, als sei es sein Vater, der gegen die Tür hämmerte und versuchte, sich Eintritt zu verschaffen. Schon damals in Südkorea war es nicht anders gewesen, wenn der Rothaarige sich vor Angst eingesperrt hatte. Alles, was er damals gebraucht hatte, war Ruhe gewesen, die ihm niemand gab. Und so wütend wie sein Vater immer wurde, hatte er einst die Tür des verängstigen Jungen zerstört. Die Erinnerungen an die Misshandlungen kamen wie auf einen Schlag zurück, sodass er nicht einmal bemerkte, dass Chan durch den Lärm aufgestanden und in die Küche gegangen war.
,,Baby, bleib zurück. Ich mache das... Wer auch immer das ist, wird dir nichts antun können."
Mit diesen strengen Worten lief der Australier auf seine Haustür zu und atmete tief durch, als es ein weiteres Mal dagegen hämmerte. Es war gerade einmal vier Uhr morgens und er fragte sich, welcher Idiot um diese Uhrzeit nichts besseres zutun hatte, als andere Menschen beim Schlafen zu stören. Gereizt öffnete er nun die Tür und war im nächsten Moment sofort perplex, als er die zwei Personen vor der Tür stehen sah. Eigentlich hatte er gedacht, dass er sie nie wieder sehen würde. Dass sie weg wären und sie nicht belästigen konnten. Doch wie es aussah, hätte er auf sein schlechtes Gefühl hören müssen. Vielleicht wäre dann alles anders gekommen... Oder auch nicht.
,,War ja klar, dass unser Sohn sich mit einer Schwuchtel wie dir abgeben würde... Was für eine Schande."
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