•Journey 11•
Den ganzen Abend hatte Jeongin seinem Bett verbracht und versucht, sich Australien vorzustellen. Immerhin hatte er es nie gesehen und nur ab und zu in der Bibliothek der Schule etwas darüber gelesen. Beispielsweise wusste er, dass es sowohl ein Land, als auch ein Kontinent war. Faszinierend, aber seltsam zugleich. Und es gab dort sehr viel Wasser, ein Meer, das voller Salz war. Es gab Delfine, die er immer sehen wollte. Darum hatte er sich auch einst ein Kuscheltier gekauft, das aussah, wie ein Delfin. Ja, es gab nichts mehr, was seine Meinung ändern würde. Der Schwarzhaarige wollte endlich Südkorea verlassen, denn es war nie wie sein Zuhause gewesen. Er fühlte sich fremd, als sei er ein Außenseiter. Und vielleicht würde er sich in Australien auch nicht ändern, aber er wäre frei.
Er wäre frei von den Zwängen seiner Eltern.
Doch weiter konnte er darüber nicht nachdenken, da hörte er, wie jemand gegen sein Fenster klopfte. Panisch zuckte Jeongin zusammen, hatte für einen Moment ganz vergessen, dass das nur sein Nachbar sein konnte, da es sonst niemand wagte, die Regenrinne nach oben zu klettern. Erst, als er sich langsam beruhigt hatte, stand Jeongin von seinem Bett auf und ging zu seinem Fenster, damit er es öffnen konnte. Gleich würde er Chan seine Entscheidung mitteilen und bestimmt würde es den Älteren auch freuen, dass er sich endlich entschieden hatte. Zwar etwas früher, als er erwartet hatte, aber so konnten sie zumindest alles gemeinsam planen. Und kaum war sein Fenster geöffnet, erkannte der Schwarzhaarige das warme Grinsen auf Chans Lippen.
,,Na, Kleiner? Alles gut?" Liebevoll blickte Chan seinen kleinen, niedlichen Nachbarn an und legte den Kopf zur Seite, während er sich freute, ihn sehen zu können. Es war kein Geheimnis, dass er Interesse an ihm hegte, aber vermutlich auf eine andere Weise, als es klang. Stattdessen wollte er ihm das Leben zeigen, ihm beweisen, wie schön es eigentlich sein konnte. Chan hatte ihn etwas belogen, denn er kannte ihn schon vor der Feier. Auch lebte er länger in der Stadt, als er gesagt hatte. Und er beobachtete Jeongin seit einiger Zeit, hatte demnach mitbekommen, dass er rein gar nichts erlebt hatte. Nichts, was auf dieser Welt wichtig war, konnte er durch die Unterdrückung seiner Eltern kennenlernen. Und genau deshalb hatte es Chan sich zur Aufgabe gemacht, ihn zu retten.
,,I-Ich... I-Ich komme m-mit... d-dir.."
Unsicher spielte Jeongin mit seinen Fingern und kaute dabei auf seiner Unterlippe herum, damit er wenigstens etwas ruhig bleiben konnte. Leicht schluckte er, bis er seinen Blick hob und direkt in die überraschten Augen seines Gegenübers blickte. ,,I-Ich... Ich möchte das... I-Ich... I-Ich will A-Australien sehen... Das M-Meer... A-Alles...", wisperte der Schwarzhaarige leise, und je mehr er es aussprach, umso mehr wurde ihm bewusst, wie stark sich sein Herz danach sehnte. Am liebsten würde er genau jetzt abhauen - die Stäbe durchbrechen und verschwinden. ,,B-Bitte... N-Nimm mich m-mit..." Und er war sich seiner Entscheidung mehr als nur bewusst.
Langsam streckte Chan seine Hand aus und wortlos legte er diese an Jeongins Wange, auch wenn es durch die Stäbe etwas schwieriger war, aber es klappte wenigstens. Mit großen Augen wurde er von Jeongin gemustert, aber der Ältere konnte gar nicht anders, als stolz zu lächeln. Vermutlich war es das erste Mal, dass der Schwarzhaarige sich für etwas entschieden hatte, von ganz alleine. Und das war der Schritt zu einem Leben ohne Regeln, ohne Schmerz... Auch wenn dieser nicht immer vermeidbar war, aber Chan würde ihm zeigen, dass man jeden Schmerz überstehen konnte, wenn man die richtige Person an seiner Seite hatte.
,,Ich freue mich darauf, in zwei Wochen mit dir in Australien zu sein.~"
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