
𝟏𝟑 | 𝐭𝐫𝐮𝐭𝐡
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LANGSAMEN SCHRITTES ging ich gerade wieder durch den dunklen Gang des Gefängnisses, versuchte dabei die Blicke und Rufe der Insassen gekonnt zu ignorieren. Ich war wieder hier, diesmal sogar mit Erlaubnis von Odin, weshalb ich mir auch keine Sorgen mehr machen musste, aus Lokis Zelle gewaltsam abgeführt zu werden.
Ich blieb jedoch kurz vor seiner Zelle stehen, als ich Stimmen aus dieser hörte. Die eine war sicher die von Loki, die andere weibliche Stimme kannte ich jedoch noch nicht. Vorsichtig lehnte ich mich etwas nach Vorne um zu sehen, mit wem er dort redete.
,,Loki, ich möchte einfach nur, dass du ehrlich zu mir bist. Ich erkenne dich kaum noch wieder", sprach die Frau, die ihre blonden Haare in einer eleganten Hochsteckfrisur trug. Loki ging nervös durch die Zelle, sah nicht zu ihr.
,,Ich habe dir schon alles erzählt. Midgard brauchte einen Herrscher, deshalb griff ich diese Stadt an, Mutter", ich hob meine Augenbrauen nach oben. Diese Frau war also seine, als auch Thors Mutter. Oder eben Adoptivmutter, so ganz blickte ich bei dieser Familie noch nicht durch.
,,Aber das bist nicht du Loki", antwortete sie ihm, ihre Stimme zitterte dabei leicht. Im Gegensatz zu Odin, schien sie ein besseres Verhältnis zu ihm zu haben, auch wenn sich Loki gerade schon wieder wie das größte Arschloch verhielt. Aber das war ja zu erwarten.
,,Du hast doch überhaupt keine Ahnung davon wer ich bin", er wurde etwas lauter, ich beobachtete, wie er ihr nun wieder direkt gegenüber stand, sein Gesicht dabei krampfhaft verzogen. Es war mir beinahe unangenehm sie so zu belauschen, aber was sollte ich denn sonst tun?
,,Ich kenne dich sehr gut Loki, besser als wohl jeder andere in deinem Leben. Aber du wirkst fremd, seit dem du wieder zurück bist", sprach sie, strich sich eine blonde Locke hinter ihr Ohr, die aus der sonst so perfekten Frisur gefallen war. ,,Und was ist mit diesem Mädchen? Warum quälst du sie so sehr? Warum hast du sie so verwirrt, dass sie nach Asgard reisen musste?", mein Körper versteifte sich, als sie ihn das fragte.
Offensichtlich ging es hier um mich. Sie wusste also davon? Von mir? Aber von wem? Von Loki? Nicht einmal Thor hatte ich erzählt warum ich genau hier war. Ich lehnte mich wieder etwas nach Vorn um sie besser beobachten zu können. Scheinbar war ich nicht die einzige, die von der Aussage der Frau verwirrt war. Loki trat ein wenig von ihr zurück.
,,W-Woher weißt du das alles?", fragte er sie die Frage, die ich ihr selbst gerne gestellt hätte. Die Frau musste leicht schmunzeln. ,,Du scheinst nach all den Jahren noch immer nicht zu verstehen, zu was ich fähig bin. Zu dem bin ich deine Mutter Loki, ich merke, dass du seit ihrem Besuch aus der Bahn geworfen bist", sprach sie, sorgte dafür, dass mein Herz anfing zu rasen.
Warum mussten alle nur so kryptisch miteinander reden? Was zur Hölle meinte sie damit? Aus der Bahn geworfen, weil er Angst vor mir hatte? Weil ihn Schuldgefühle plagten? Ich verstand es nicht. Doch bevor Loki ihr darauf antworten konnte, fing ihre Gestalt an zu flackern, bevor sich ihr Körper ganz auflöste. Eine Illusion, so war sie in seine Zelle gekommen. Dann war sie es wohl auch, von der Loki diese Fähigkeit hatte.
Ich lehnte mich noch für einen Moment gegen die kühle Wand hinter mir, bevor ich einmal tief einatmete und weiter ging, dabei so tat, als wäre ich gerade erst wieder angekommen.
Loki sah kurz zu mir auf, sagte jedoch nichts, sondern setzte sich erschöpft auf sein Bett, als ich gerade dabei war wieder durch die Zellenwand zu schlüpfen. Meine Haut kribbelte für einige Momente noch unangenehm nach, jedoch verschwand das Gefühl danach wieder vollkommen.
,,Anscheinend hat dich Odin also nicht töten lassen", sprach er zu mir, versuchte anscheinend sein arrogantes Selbst wieder zum Vorschein zu bringen, doch es schien ihm nicht wirklich zu gelingen. Ich sah die Schweißperlen auf seiner Stirn, das leichte zucken in seinen Mundwinkeln. Er war nervös, ganz sicher.
Ich jedoch war erstaunlicher Weise gerade noch die Ruhe selbst. Immerhin wäre ich fast hingerichtet worden, vieles konnte mich heute wohl nicht mehr schockieren. Ich schmunzelte, amüsiert von dem Anblick, den Gott des Schabernacks so unsicher vor mir zu sehen.
,,Wie du wohl weißt, ist es nicht einfach mich so schnell zu töten", antwortete ich ihm, bevor ich mich zu ihm auf das Bett setzte. Kurz schmunzelte er, bevor sein Ausdruck wieder so kühl wie davor wirkte. Erwartungsvoll sah ich ihm in die Augen. Dieses Mal würde ich es nicht soweit kommen lassen, dass er mich warten lässt.
Doch Loki verstand schnell, dass ich nicht hier war um weiteren Smalltalk zu halten, weshalb er noch ein letztes Mal tief einatmete, bevor er seine Finger mit leichtem Druck gegen meine Schläfen legte, um mir endlich meine Antworten zu geben.
Ich spürte den Schwindel, der sich von meinem Kopf aus durch den gesamten Körper ausbreitete, weshalb ich die Augen schloss, versuchte das Gefühl auszuhalten. Ich wurde in meiner Zeit bei S.H.I.E.L.D. schon oft genug von Gegnern gefoltert, ich hatte also schon schlimmeres erlebt. Es dauerte einige Momente, bis er endlich seine Finger wieder von meinen Schläfen nahm. Als ich meine Augen jedoch wieder öffnete, blickte ich in das schockierte Gesicht von Loki, schwer atmend schien er noch gar nicht wieder richtig da zu sein.
,,Was ist, was hast du gesehen?!", fragte ich ihn aufgeregt, griff dabei plötzlich nach seinem Arm, doch löste mich sofort wieder von ihm. Ich war gerade einfach viel zu aufgeregt um mich zurück zu halten. Nach einigen Sekunden schien sich Loki wieder etwas gefangen zu haben, sah mir in die Augen.
,,D-Du bist eine Asin.. hast hier auf Asgard gelebt.. aber nicht in der Stadt, sondern in einem Dorf, weit hinter den Gebirgen", fing er an brüchig zu erzählen. Mein Herz schien bei seinen Worten beinahe stehen zu bleiben. Er hatte mir also die Wahrheit erzählt? Ich kam wirklich von diesem Planeten? Ich wollte ihn nicht unterbrechen, ließ ihn weitereden.
,,Das Dorf dort schien hinter deine Fähigkeiten gekommen zu sein, hielten dich für eine Gefahr. Eines Tages wurdest du aus deinem Haus gebracht um getötet zu werden. Im Gegensatz dazu sollte deine Familie.. dein Mutter, Vater, Schwester und Bruder verschont bleiben. Du konntest jedoch entkommen, fandest in einem abgelegten Wald ein geheimes Portal. D-Du hattest so viel Angst und wusstest nicht mehr weiter, dass du durch dieses gingst. Bevor du jedoch nach Midgard kamst, schienst du deine Fähigkeit einzusetzen, um dein Gedächtnis zu löschen.. damit du nie wieder hier her kommst um deine Familie in Gefahr zu bringen", starr blickte ich zu Loki, beobachtete, wie ihm eine einzelne Träne die Wange herablief.
Ich konnte nichts sagen, weder einen klaren Gedanken fassen. Das was er dort erzählte, hörte sich nicht echt an, es konnte nicht wahr sein. Nein, das alles hatte er sich nur ausgedacht um mich weiter zu manipulieren. Es durfte einfach nicht die Wahrheit sein.
Ich fing an wie wahnsinnig zu grinsen, wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, die sich heimlich gebildet hatten. ,,Du bist krank Loki. Mir solch eine Geschichte aufzutischen. Was ist dein Plan? Dich dafür zu rächen, dass ich dich besiegt habe?!", schrie ich ihn an, war mittlerweile vom Bett aufgestanden.
Verunsichert blickte er zu mir, bevor auch er aufstand. ,,Wieso sollte ich das tun? Du wolltest von mir wissen wie dein vorheriges Leben aussah, das habe ich getan!", schrie nun auch er, ballte seine Hände zu Fäusten. Ich jedoch schnaufte nur amüsiert auf. Das konnte doch alles nicht wahr sein.
,,Du bist der Gott der Lügen, warum sollte ich dir nur ein Wort von dem Ganzen glauben?", brüllte ich zurück, blitzte ihn dabei noch immer wütend an. Hätte man mir meine Klinge nicht abgenommen, hätte ich sie ihm jetzt an die Kehle gehalten.
Doch hingehen meiner Erwartung, antwortete mir Loki nicht weiter darauf, sondern kam ein paar Schritte auf mich zu, legte behutsam seine Hand in meine. Ich war von dieser Geste so schockiert, dass ich meine Hand nicht zurück ziehen konnte.
,,Du bist aufgrund von dem was ich dir Mitten in einem Kampf erzählt habe hier her nach Asgard gekommen. Hast dich sämtlichen Hindernissen gestellt, nur um mit mir zu sprechen. Layla, du wurdest beinahe hingerichtet, nur weil du der Hoffnung warst, von mir zu erfahren, wer du wirklich bist. Und nach all dem kamst du wieder her, hast mir die komplette Gewalt über deinen Körper gegeben. Wollte ich dir etwas antun, dann hätte ich es genau in diesem Moment tun können.
Und jetzt, weil dir das was du erfahren hast Angst macht, kannst du es nicht akzeptieren und sagst ich lüge? Was würde es mir bringen? Ich bin hier eingesperrt, für die Taten die ich begangen habe. Dich zu hintergehen bringt mir rein gar nichts. Ich wollte einfach nur versuchen etwas gut zu machen. Ich weiß, ich kann dir diesen Mann nicht wieder zurück ins Leben holen, kann es nicht ungeschehen machen ihn getötet zu haben, aber ich wollte dir wenigstens etwas geben. Das einzige was ich noch für dich tun kann, verstehst du?", einzelne Tränen liefen meine Wange herab.
Mein Körper fühlte sich taub an. Ich wollte es mir nicht eingestehen, aber Loki hatte Recht. Die ganze Zeit über hatte ich Zweifel daran, ob er wirklich die Wahrheit sagte, doch trotzdem tat ich das alles. Tief in mir schien ich immer gewusst zu haben, dass er bei dieser Sache nie gelogen hatte. Ich war hier und endlich hatte ich das, was ich seit fünf Jahren wollte. Meine Geschichte. Mein Leben, von dem ich nichts mehr wusste.
Doch das war es? Nicht der Fakt, dass ich von Asgard kam machte mich fertig. Sondern das, was er über meine Flucht erzählt hatte. Ich spürte Lokis Blick auf mir, weshalb ich die ganze Zeit über versuchte stark zu bleiben, doch je mehr ich über das nachdachte, was er mir erzählt hatte, desto weniger konnte ich es zurück halten. Ohne es noch weiter herauszuzögern, schlug ich mir meine Hände vor das Gesicht und fing an unkontrollierbar zu schluchzen.
Ich hätte verdammt noch Mal glücklich sein müssen, endlich nicht mehr in Ungewissheit zu sein, aber immer hatte ich die Hoffnung, dass mein Leben davor schön war. Das es mich nur aus Zufall getroffenen hatte, mein Gedächtnis zu verlieren. Ein Unfall oder eine Krankheit. Aber das? Das war zu viel. Es fühlte sich an, als würde meine Welt zusammenstürzen. Das, was mich die Jahre über zum weitermachen gebracht hatte, war nur ein einziger Albtraum. Ein Leben, zu dem ich nie zurückgehen konnte.
Immer mehr Tränen liefen an meinen Händen herunter, bis ich plötzlich inne hielt, als sich zwei Arme um mich legten. Zuerst wollte ich Loki direkt von mir weg stoßen, ihn fragen, ob er den Verstand verloren hatte.
Doch ich ließ es zu. Wenigstens für diesen einen Moment. Nur, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Vorsichtig lehnte ich mich an ihm, drückte mein Gesicht gegen seine kühle Schulter.
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So, ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen!Über Likes und Kommentare würde ich mich sehr freuen. :) Im nächstes Kapitel gibt es dann einen Flashback zu der Nacht, in der Layla geflüchtet ist.
lea <3
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