
𝐃𝐚𝐬 𝐝𝐫𝐢𝐭𝐭𝐞 𝐀𝐮𝐠𝐞 𝐝𝐞𝐬 𝐏𝐡𝐨𝐞𝐧𝐢𝐱𝐤𝐢𝐧𝐝𝐞𝐬
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Kapitel: Lunaria Knight – Der nächste Morgen
Der Troll war besiegt. Wir hatten überlebt. Und trotzdem ließ mich das flaue Gefühl im Magen nicht los. Etwas stimmte nicht – etwas war ganz und gar nicht vorbei.
Ich saß am Frühstückstisch in der Großen Halle, den Löffel halb in einer Schüssel Haferbrei, doch ich rührte nur darin herum. Was kommt als Nächstes? Was, wenn das hier alles nur der Anfang war?
Die letzten Wochen hatten sich wie ein düsterer Strudel angefühlt, der uns immer tiefer hineinzog. Aprils Anfälle, die nächtliche Attacke mit dem Troll – und dann dieser abscheuliche Streit mit Harry und seinem jämmerlichen Schatten Ronald.
Weaselbee, wie Draco ihn nannte. Selten war ein Spitzname so treffend. Diese Arroganz, dieses erbärmliche Verleugnen von Schuld – ich konnte kaum fassen, wie kalt ein Bruder gegenüber seiner eigenen Schwester sein konnte. Wie kann man jemanden so sehr verraten, der einem doch das Herz anvertraut?
„Was denkt ihr... hatte dieser Trollangriff eine tiefere Bedeutung? Müssen wir uns Sorgen machen?" Electras Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich sah sie an – ihre Stirn war gerunzelt, ihre Augen wachsam.
„Ich denke..." Sophias Stimme klang ungewöhnlich ruhig, aber da lag etwas Dunkles in ihren Worten, etwas Echtes. „Ich denke, alles hängt zusammen. Aprils Anfälle, die Schatten, dieser Troll. Es ist wie ein Puzzle aus Albträumen, das jemand Stück für Stück vor unseren Augen zusammensetzt. Und je mehr Teile wir erkennen... desto enger wird die Schlinge um unseren Hals. Wenn wir jetzt nicht handeln, werden wir alle untergehen."
Ich schluckte. Ihre Worte trafen einen wunden Punkt. Ich wollte ihr widersprechen – doch ich konnte nicht. Denn sie hatte recht.
Wir müssen April beschützen. Um jeden Preis. Egal, was es kostet.
Es war merkwürdig. Früher hätten unsere Häuser nie am selben Tisch gesessen – Gryffindor, Slytherin, Ravenclaw. Und doch waren wir hier. Gemeinsam. Verbunden durch eine Geschichte, die größer war als alte Feindseligkeiten.
„Und wie genau stellst du dir das vor, Sophia?" Pansys Stimme zischte durch die Luft. „Es ist ja nicht so, als würden uns die Ideen zufliegen!"
„Beruhigt euch bitte." Eine sanfte, fast durchsichtige Stimme – und doch so klar, dass jeder schwieg. Luna Lovegood. Ihre Augen blickten in eine andere Welt, doch ihre Worte trafen mitten ins Herz. „Wenn wir uns gegenseitig zerreißen, helfen wir April am allerwenigsten."
Ich atmete schwer durch. Verdammt, sie hat auch recht.
„Ich sage es ungern... aber ich gebe Luna recht", murmelte ich. „April geht es nicht gut. Und wenn wir uns nicht endlich zusammenraufen, verlieren wir sie."
Stille.
„Gut", sagte Fred plötzlich, den Löffel noch halb im Mund. „Nach dem Quidditch-Match treffen wir uns in der Bibliothek. Vielleicht finden wir dort Antworten."
Trotz allem – ich mochte Fred. Anders als sein Bruder hatte er Herz und Verstand.
„Ich finde, Potter und Weaselbee sollten spüren, was sie April angetan haben", knurrte Draco. Er stach mit seinem Messer in einen Toast, als wäre es Harrys Gesicht. Blaise griff ruhig nach dem Messer und legte es zur Seite.
In diesem Moment betraten April, Lucinda und Hermione die Halle – und mein Herz zog sich zusammen.
Aprils Augen waren geschwollen, ihr Haar leblos. Sie wirkte zerbrechlich wie Glas.
„Morgen..." murmelte sie kaum hörbar. Sie schenkte sich Kürbissaft ein, trank aber nicht. Florence setzte sich besorgt zu ihr.
„Was ist mit dir los, April? Deine Augen... dein Haar..."
Doch sie hatte sie nicht berühren dürfen.
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April – Visionen
Zu spät. Ihre Hand griff nach meinem Arm – und sofort schossen die Bilder durch mich hindurch wie Blitze in einem Sturm.
Ein Mal. Eine Schlange. Ein Totenschädel auf Florence' Arm.
Eine schwarzhaarige Frau, die sie umarmte, ihr etwas ins Ohr flüsterte.
Florence und Blaise – auf einem Turm. Dunkelheit. Dumbledore. Schreie. Lunaria. Ein grüner Blitz. Rauch. Dunkelheit.
Ich riss meinen Arm zurück, als hätte ich mich verbrannt. Die Luft war aus meinen Lungen verschwunden.
„April?" Hermiones Stimme drang wie durch Wasser an mein Ohr. „Was hast du gesehen?"
„Was meinst du damit?" Liv sah verwirrt zwischen uns hin und her.
Lucinda ergriff das Wort, ruhig, bestimmt: „April besitzt das Dritte Auge. Sie kann in die Zukunft sehen – durch Berührung. Bilder, Visionen... manchmal nur Bruchstücke. Gute wie schlimme. Und wenn sie zu viel sieht... kann sie zusammenbrechen. Also bitte – seid vorsichtig. April, was hast du gesehen?"
Ich atmete tief ein. Sag nichts über Florence. Noch nicht. Nicht, bevor du weißt, was das alles bedeutet.
„Deswegen warst du damals so... seltsam, als du mich berührt hast", sagte Draco plötzlich, mit einem leisen Lächeln.
Wenn er wüsste...
„Also... sag schon!" drängelte Saphira.
Ich schloss die Augen.
„Als ich Draco berührt habe, sah ich... eine Hochzeit. Laut, voller Lachen. Draco war vielleicht zwanzig, eine Rothaarige Frau in seinem Arm, ein Baby. Drei Kinder spielten auf einer Wiese. Draco rannte ihnen hinterher. Sie quietschten vor Lachen."
Stille.
Dann: „Ich wusste es! Lunaria, du schuldest mir zwei Galleonen!" Blaise streckte die Hand aus, während Lunaria widerwillig zahlte.
„Halt die Klappe, Blaise! Wer sagt denn, dass ich die Frau bin? Ich hab ihr Gesicht nicht gesehen! Es kann auch Lunaria sein" rief ich empört.
„Lunaria?!", kreischte Draco. „Ich würde eher Melissa McCoi heiraten!"
Ihhhhh. Bei dem Namen zuckte ich zusammen. Nein, danke.
„Und bei mir?" fragte Hermione vorsichtig.
Ich zögerte. Dann flüsterte ich: „Du lagst auf dem Boden... eine schwarzhaarige Frau beugte sich über dich, ritzte dir etwas in den Arm. Pansy lag blutend neben dir. Dann... wart ihr in einem Pavillon. Ihr hattet wunderschöne Kleider an. Ihr stecktet euch Ringe an die Finger."
Hermiones Gesicht entgleiste. Tränen sammelten sich in ihren Augen.
„Und bei Lucinda..." Meine Stimme brach. „Sie kniete. Fred... lag da. Auf einem weißen Tuch. Er war... tot. Und du warst schwanger. Alles stand in Flammen. Doch dann... vier Kinder. Zwei wie Fred, zwei wie du."
Ich weinte. Ich konnte nicht anders.
Fred war kreidebleich. „Was? Von mir?"
Lucinda starrte ihn an.
„Und Florence?" fragte Pansy vorsichtig.
Ich schluckte. Ich konnte es nicht sagen.
„Ein Haus", log ich. „Sie lebte in einem wunderschönen Haus. Es war hell. Und... glücklich. Ich muss los. Fred? Kommst du?"
Ich riss ihn mit mir. Raus. Weg. Luft.
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Lunarias Sicht
Sie lügt. Ich wusste es. Jeder wusste es. Was immer sie bei Florence gesehen hatte... es war schrecklich. Und es machte ihr Angst.
„Sie hat etwas gesehen. Etwas, das sie uns nicht sagen kann. Noch nicht", sagte ich leise. Alle nickten.
„Wir sehen uns das Quidditchspiel an", sagte Saphira. „Danach... treffen wir uns in der Bibliothek. Vielleicht finden wir dort heraus, was wirklich vor sich geht."
Ich sah April nach, wie sie mit Fred durch die Tür verschwand.
Was immer sie gesehen hat... wir müssen sie schützen. Doch welchen Preis wird das von uns fordern?
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