
Kapitel 22. Vaterlos
Die Kinderstube war erfüllt vom Geruch des neuen Lebens. Die drei Junge von Ahornschweif maunzten leise, während ihr viertes Geschwisterchen fleißig bei Minzsturms Geburt mithalf. Das schwere Atmen der werdenden Mutter wurde nach der Geburt ihres dritten und letzten Junges wieder leichter. Erschöpft, aber sehr zufrieden, leckte die Königin ihr Junges ab, dabei begann sie tief zu schnurren.
Ahornschweif gesellte sich zu ihrer Freundin, die beiden Kätzinnen hatten sich während ihrer Zeit in der Königinnenstube angefreundet, und beglückwünschte sie herzlich schnurrend: "Minzsturm, du hast es geschafft! Drei so wunderschöne und entzückende Kätzchen." "Zwei Kätzinnen und ein Kater, alle gesund und munter", ergänzte Graufell, die ebenfalls sehr stolz auf den ersten Wurf der Königin zu sein schien.
"Nun brauchen sie nur noch Namen", murmelte Minzsturm mit leuchtenden Augen. Die drei Junge waren nun auch genug getrocknet, weshalb Graufell sie vorsichtig zurück an den Bauch ihrer Mutter schob. Federpfote und Rosmarinjunges setzten sich ein wenig abseits hin, um nicht wie Eindringlinge in diesem innigen Moment zu wirken.
"Gehört zur Namensgebung nicht auch der Vater? Wo ist Spinnenbein denn?", wollte Ahornschweif wissen. Minzsturm zuckte ein Stück weit zusammen, sie wich den Blicken der Kätzinnen aus und miaute leise: "Ich glaube nicht, dass Spinnenbein seine Kinder sehen möchte." Ahornschweif runzelte die Stirn: "Warum denn das?" Die Neugeborenen an Minzsturms Bauch spürten das Unwohlsein ihrer Mutter, auch sie begannen nun unruhig zu werden.
Graufell miaute, mit Blick auf die nervöse Kätzin, schnell: "Das können wir immer noch später klären, Minzsturm braucht nun etwas Zeit mit ihren wundervollen Jungen. Spinnenbein und seine Aktionen können uns fürs Erste herzlich egal sein. Was denkst du, Minzsturm, wie möchtest du dein Erstgeborenes nennen?" Die Heilerin nahm den Kater mit dem schwarzen Fell vorsichtig aus dem Gewusel seiner Wurfgefährten und legte ihn an die Brust seiner Mutter. Die blickte mit stolzen Augen auf ihn herab, alle Gedanken an Spinnenbein waren vergessen.
"Er sieht so wunderschön aus, er und seine Schwestern sind wie zierliche Blume... Ja, das wäre eine gute Idee! Blumen, ich möchte meine einzigartigen Jungen nach Blumen benennen, auf das sie genau so bezaubernd aufblühen werden." Ahornschweif schnurrte: "Was für eine wundervolle Idee, dann ist die Kinderstube von Blumen und Kräutern erfüllt." Minzsturm schnurrte mit ihrer Freundin. "Und du, mein kleiner Starker, sollst Hyazinthenjunges heißen." Sie rieb ihre Wange sanft am Körper des kleinen Katers, Hyazinthenjunges.
Minzsturm wandte sich den Kätzinnen zu. Ein schwarzes Kätzchen mit einem weißen, flauschigen Fleck auf der Brust, plumpste gerade auf den Rücken. Schnurrend nahm Minzsturm das Kätzchen am Nacken und setzte es wieder auf seine vier Pfötchen. "Du bist mein Veilchenjunges, so zart und doch voller Energie", gab sie der Kätzin ihren Namen und beobachtete mit leuchtenden Augen, wie sie zum zweiten Mal auf den Rücken fiel.
Das letzte Junge war nun an der Reihe, seinen Namen zu erhalten. Es war eine äußerst schmale und zierliche Kätzin, mit feinen Ohren und Pfoten. Sie sah ihrer Mutter sehr ähnlich, mit dem blütenweißen Fell und der hellbraunen Scheckung. "Und du, mein liebliches kleines Junges, bist Fliederjunges", raunte Minzsturm liebevoll. Fliederjunges lag ganz still am Bauch ihrer Mutter, die Pfötchen machten zaghafte Tastbewegungen.
"Was für wunderschöne Namen", hauchte Ahornschweif entzückt. "Was für wunderschöne Katzen", fügte Graufell hinzu.
Federpfote beschloss, diesen Moment, in dem sie sich als außenstehende Schülerin nicht dazugehörig fühlte, nicht zu stören, und verließ leise die Kinderstube. Draußen warteten mehrere neugierige Katzen auf der noch immer nachtdunklen, mondbeschienen Lichtung. "Sind Minzsturms Junge da? Geht es ihr gut?", fragte Blattfall besorgt, sie war die Wurfgefährtin von Minzsturm.
Federpfote konnte sie beruhigen: "Ihr geht es sehr gut, sie hat drei Junge bekommen und ihnen gerade ihre Namen gegeben." "Dem SternenClan sei dank, drei Junge! Wie wundervoll", miaute Blattfall mit leuchtenden Augen begeistert.
Federpfote entschuldigte sich und lief dann weiter, blieb jedoch nach wenigen Schritten unschlüssig stehen. Ihre Pfoten waren schwer, sollte sie zum Schülerbau zurück und sich schlafen legen?
Andererseits stellte sich hier die Frage, ob sie bei all der Aufregung überhaupt noch schlafen können würde. Es schien so, als sei der ganze Clan vom Jaulen der Königin geweckt worden, die Lichtung war gefüllt mit Katzen die leise miteinander miauten und in den Bauen raschelte es unruhig.
Federpfote entdeckte Spinnenbein abseits von all den Katzen, die aufgeregt über Minzsturms Wurf tuschelten. Sie erinnerte sich an Minzsturms komische Reaktion auf die Frage, ob Spinnenbein seine Junge sehen wolle. Ohne wirklich darüber nachzudenken, schlich sie sich, in der Dunkelheit der Schatten geschützt und sich immer am Rand der Lichtung haltend, an den Kater heran.
Als sie näher kam, sah sie, dass er nicht alleine war. Neben ihm saß Jagdkralle, und die beiden schienen sich zu unterhalten. Nachdem Federpfote noch näher geschlichen war, konnte sie mit angehaltenem Atem die Worte verstehen, die sie leise miauten.
"Alle erwarten, dass ich mich über diese Jungen freue!", knurrte Spinnenbein gerade frustriert. "Und warum tust du es nicht?" Das war Jagdkralle, seine Stimme war erstaunlich leise, Federpfote hatte Mühe, ihn zu verstehen.
Spinnenbein druckste anfangs nur herum, doch dann brach es aus ihm heraus. "Weil ich keine Junge will, Fuchsdung nochmal. Ich wollte nie welche, und das habe ich Minzsturm auch gesagt! Ich kann doch gar nicht mit diesen Dingern umgehen."
Er klang ein wenig verzweifelt und auch wütend, auf jeden Fall sehr aufgebracht. Seine Worte machten Federpfote betroffen, die arme Minzsturm! Da hatte sie die Junge bekommen, die sie sich so sehr gewünscht hatte, doch ihr Gefährte wollte sie nicht.
Jagdkralle blieb indessen ruhig, er fragte: "Warum hat sie dann jetzt diese Junge, wenn du doch keine wolltest?" Spinnenbein brauchte wieder einen Atemzug, bevor er sich dem Kater anvertraute: "Sie hatte sich schon immer Junge gewünscht. Aber ich habe nie etwas dagegen gesagt, irgendwie hatte ich wohl gedacht, dass sich das schon von alleine regeln würde. Eigentlich sind diese Junge mehr ein Unfall... Aber wie soll ich ihr das klar machen? Das ich kein Vater sein will?"
Jagdkralle schwieg für einen Moment, dann antwortete er: "Nun, entweder du sagst ihr geradeheraus das du sie verlässt und nicht mehr ihr Gefährte sein wirst, oder du stellst deine Bedürfnisse nach hinten und hilfst ihr trotzdem beim Aufziehen der Junge." Federpfote lauschte atemlos und mit weit aufgerissenen Augen. Minzsturm konnte hier gar nicht mitreden, vermutlich wusste sie gar nicht, dass ihr Gefährte den Jungen gegenüber so abgeneigt war. Die Beziehung der beiden lag gerade gefährlich auf der Kippe, mit Spinnenbeins Antwort könnte Minzsturm ab heute womöglich ganz allein dastehen.
"Naja, Minzsturm wäre schließlich nicht ganz ohne Hilfe, richtig? Da sind so viele Kätzinnen, und Graufell, die ihr beim Aufziehen der Junge helfen können. Sie brauchen keinen Vater, um zu überleben, oder?" Das klang nicht gut, Federpfote zog sich das Herz vor lauter Mitleid für Minzsturm zusammen.
Jagdkralle antwortete lange Zeit nicht. Als er antwortete, waren seiner Stimme keinerlei Emotionen zu entnehmen. "Tu, was du für richtig hältst. Niemand kann dir vorschreiben, was du tun und lassen sollst, du bist ein erwachsener Krieger."
"Jagdkralle? Bist du sauer auf mich?" Spinnenbein klang verzweifelt. Anscheinend waren die beiden sehr gute Freunde und Spinnenbein hielt viel von Jagdkralle, sonst würde er sich ihm nicht so ehrlich anvertrauen und nun so unsicher sein. Doch der dunkel getigerte Kater antwortete nicht, stattdessen murmelte er einen Abschiedsgruß und erhob sich, um Richtung Kriegerbau zu laufen.
Spinnenbein saß noch eine Weile mit hängenden Ohren an der gleichen Stelle, Federpfote wagte es nicht, sich nun wieder wegzuschleichen, in der Angst, er möge sie entdecken. Während sie wartete, konnte sie allerdings über die Situation nachdenken, die sie so eben mitbekommen hatte. Es war schon wirklich knifflig. Schließlich konnte man Spinnenbein nun auch nicht zwingen, ein Vater für seine Junge zu sein, wenn er sich so dagegen sträubte und sich nicht dafür bereit fühlte. Und doch, Federpfotes Mitleid hatte definitiv Minzsturm, die sich womöglich den falschen Gefährten für ihre Zukunftsträume ausgesucht hatte.
Nach einigen Atemzügen seufzte Spinnenbein, dann stand auch er auf und schlurfte davon. Geräuschlos aufatmend konnte Federpfote sich aus ihrer versteckten Position erheben. Als sie auf leisen Pfoten und in Gedanken verloren zum Schülerbau laufen wollte, sprang von der Seite jemand aus dem Haselstrauch. "So, so. Habe ich also richtig gerochen, jemand saß im Gebüsch und hat gelauscht."
Erschrocken wirbelte Federpfote herum und blickte in die gelben Augen ihres Mentors. Ihr Herz hämmerte von dem Schreck, sie war wohl so sehr auf Spinnenbein konzentriert gewesen, dass sie nicht bemerkt hatte, wie Jagdkralle wieder umgedreht war und sich heimlich in einem Strauch am Rande der Lichtung versteckt hatte, um zu warten, bis sie sich zeigen würde.
"Es tut mir leid, bitte tu mir nichts!", miaute sie ängstlich und erinnerte sich noch gut an das eine Mal, als er sie geschlagen hatte und ihr Gesicht danach noch am nächsten Tag wehgetan hatte.
///////////////////////////////////
- 1400 Wörter
Hallo^^
Wie fandet ihr dieses Kapitel?
Eine Achterbahn der Gefühle, meint ihr nicht auch? xD ^^"
Zuerst die Namensgebung der Junge - dessen Vaterrolle jedoch auf dem Absprung bereit steht.
Und nun endet es damit, das die sonst so brave Federpfote von ihrem Mentor erwischt wurde, was wird Jagdkralle wohl tun?
Diese Nacht im DonnerClan ist wirklich sehr ereignisreich!
Die heutige Katze des Kapitels ist jemand, der sicherlich genau so geschaut hat wie auf dem Bild, als man ihm erzählte, dass Minzsturms Junge zur Welt gekommen waren xD
Hmmm~
Wer könnte es wohl sein? ;D
Vielen Dank fürs Lesen, wir sehen uns im nächsten Kapitel!^^
Möge der SternenClan deinen Pfad erleuchten <3
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro