Lesetagebuch des Grauens
Was ist das beste, was man tun kann, wenn man krank und vollkommen elend im Bett liegt?
Genau, man ließt das Sequel zu dem Buch, das einem so angekotzt hat, dass man gleich einen Gegenentwurf dazu schreiben wollte, damit man noch mehr leiden kann als ohnehin schon :)
Und da geteiltes Leid ja doppelte Freude ist (oder so), muss ich meine Erfahrungen in einem Lesetagebuch festhalten.
Ein Abenteuerbericht, der Alexander von Humboldt alt aussehen lassen würde!
(Ich, wie ich meinen inneren Franz Joseph I. channele, um den Krieg zu gewinn- äh... dieses Buch zu überleben:)
1. 02. 2023
Der Beginn der Leiden der jungen Hannah:
Ich schnuppere erst einmal in die Leseprobe herein und was soll ich sagen? Jegliche Hoffnungen auf einen sensibleren Umgang sind schon verflogen. Andererseits... geht das Buch ja noch so 400 Seiten und vielleicht bekommt der Eulenburg doch einen netten Umgang gegen Ende hin? Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Aber mir kommt jetzt schon auf perfide Art und Weise Inspiration - nämlich, wie ich manche Sachen nicht darstellen werde.
So, aber um ihr ein bisschen konkreter zu werden, um nicht irgendwelche Anschuldigungen im Raum stehen zu lassen:
-Protalein namens Adelheid (hihi, die arme Kirchenmaus heißt Adelheid, jetzt haben wir alle gelacht) findet einen Brief, der Eulenburgs Homosexualität "entlarvt". Und ihr erster Gedanke? Ein Mittel für meine RACHE ! Jetzt kann ich einen unschuldigen Mann ins Unglück stürzen (nicht mal erpressen, sie will direkt den Jackpot mit sozialer Vernichtung und so), weil ich eigentlich voll sauer auf seine Alte bin! Weil die meiner random Mutter keinen Arzt geschickt hat! Muhahaha. Aber ich lebe ja in 1907, deswegen ist so ein Verhalten moralisch total gerechtfertigt.
#Girlboss #Slay #Feminism
-Wo wir aber gerade bei diesem Brief sind... Der Inhalt war ja so dermaßen fragwürdig. Mal ganz abgesehen davon, dass sie genau den einen Brief findet, der nicht vollkommen verbrannt ist und genau dieser nicht verbrannte scheinbare Liebesbrief von Moltke an Eulenburg sich eher liest wie das Musterbeispiel eines Beweises. Darin wird die Liste abgeklappert von "Wer, wann, wo, mit wem, hier noch der unmissverständliche Beweis, dass es um Sex geht und natürlich volle Namen der beteiligten Person".
Generell fällt das unter die Kategorie Infodump, wie so vieles in den ersten Seiten dieses Buchs, die manchmal aus einem Geschichtsbuch kopiert scheinen (jetzt lehne ich mich echt weit aus dem Fenster, weil ich mich schon sehe, wie ich am Anfang von Band zwei des GvV Nachfolgers so dermaßen alle Ereignisse von Band 1 infodumpen werde(ja, es gibt noch immer keinen anständigen Reihennamen außer "Zilli's bizarre adventures").
ABER was mir bis zu einem gewissen Grad wirklich unangenehm war, war wie in diesem gesamten Brief alles nur um Sex ging. Nein, auch ich bin keine prüde Ordensschwester mit Keuschheitsgürtel, aber langsam fällt es in diesem und dem letzten Buch unangenehm auf (und auch generell in manchen Medien), wie homosexuelle Beziehungen (wenn sie dann wirklich mal als solche anerkannt werden und nicht nur vage bleiben), ständig auf Sex reduziert werden. Auch auf so eine "eklige" Weise, weil Moltke dann beschreibt, wie "willig" Person XY gewesen wäre. Keine echte emotionale Bindung oder so.
Dabei befinden wir uns in der Zeit, wo kitschige, schmachtende Liebesbriefe so dermaßen en vogue waren, dass diese nicht zu beachten fast schon an einem Verbrechen gleicht.
Aber das hätte auch nicht so einen tollen Beweis für Adelheid abgeliefert....
-Und ein ganz anderer Punkt, der gar nicht so viel mit dem Skandal an sich zu tun hat... Jeder Charakter, der irgendwie unsympathisch ist oder nicht dem Weltbild der Protas entspricht, ist gleich total inkompetent und bestenfalls im Verhalten noch ekelhaft.
Ein besonders unangenehmes Beispiel war einer der Diener, der halt sehr..."preußisch militaristich" ist.
Und es wäre voll legitim und gut gewesen, diese Einstellung zu kritisieren, ihre Fehler aufzuweisen etc. Aber statt dieses gesamtgellschaftliche Problem und seine Folgen anzukreiden, wird betroffene Person einfach als strunzdumm, inkompetent und in seinem Auftreten als hässlich/unangenehm dargestellt und alles falsche an seiner Meinung auf seine charakterliche Unzulänglichkeit abgeladen.
Das wird nur noch dadurch schlimmer, dass besagter Diener diese militaristische Einstellung (wie schon einmal in Band 1 angedeutet) nur als Folge von massiven Missbrauch während seiner Wehrdienstzeit entwickelt hat und die Liebe zu allem "Preußischen" halt jetzt sein Abwehrmechanismus/ Mittel zur Verdrängung ist.
Imagine du bist schwer traumatisiert und dadurch extrem verhaltensgestört, leidest eigentlich konstant und wirst von Alpträumen geplagt, und statt Empathie zu bekommen bist du dann einfach das inkompetente, unsympathische Gegenstück, das den Love Interest noch besser dastehen lassen soll. Yikes.
Ich merke schon, das Lesetagebuch wird ein halber Roman... Aber hey, warum nicht?
Und ja, ich will nicht mal damit anfangen, wie mit dem Thema Kolonialismus umgegangen wird. Oder die Aussage "Hach, in Amerika sind ja alle gleich, egal, wer sie sind" (Jim Crow laws im Hintergrund so:🌚)
Ja, mir ist bewusst, dass eine Europäerin damals eher weniger daran denken würde. ABER ich bin gerade richtig petty und dafür, dass die Autorin in der Amazon -Beschreibung gesagt hat "Der Roman soll die Lebenswirklichkeit derjenigen abbilden, die am meisten unter den politischen Zuständen gelitten haben", find ich solche Statements einfach unfreiwillig witzig.
PS: Protas Love Interest ist eventuell ace. Zumindest glaube ich daran, bis man mich eines besseren belehrt!
Später an diesem Tage
Ich lag falsch. Natürlich hat der Love Interest horny Träumchen über Protalein. Wie könnte es auch anders sein?
Vor allem feiere ich sein take: So was verruchtes wie Homosexualität kann er sich gar nicht vorstellen und das ist doch generell vollkommen absurd, wenn man doch einfach das ach so umwerfende Protalein Adelheid als Geliebte haben könnte. Gerade, wenn er sich vorstellt, wie ekelhaft es doch wäre, mit seinem Kollegen rumzumachen.
Genauso toll finde ich, wie sich im Buch nur ständig darüber echauffiert wird, wie es erst danach aussieht, dass ich Eulenburg und Moltke aus dem Prozess gegen sie herauswinden können, weil sie gute Kontakte haben, statt - ich weiß nicht - man sich eventuell darüber aufregt, dass sie wegen ihrer Homosexualität vor Gericht gezerrt und sie öffentlich gedemütigt werden?
Bei so 75% Prozent der Charaktere klingt das auch eher danach, dass sie jetzt voll glücklich sind, weil durch die Schmierkampagne gegen die zwei reichen Säcke die endlich auch mal ihren verdienten Schaden bekommen! Freiheitskampf für die Arbeiterschaft!
Ich glaub, ich heul gleich - oder schlag meinen Kopf gegen die Wand, weil ich diese mental gymnastics nicht verkrafte,
Lieb es übrigens, wie Protalein bei so ca. 40% des Buchs ihren #Girlboss und voll starke Charakterentwicklungsmoment bekommt, weil sie so mutig, inspirierend und eigenständig ist, belastendes Material (Liebesbrief und in naher Zukunft wohl auch Nacktbild vom Akt des Fürsten) für voll viel Geld an die Presse zu verkaufen. Ein Herz für unsere erpresserische, homophobe Prota-chan. Sie vollführt ein Werk der Gerechtigkeit!
Ich wollte dem Buch erst auch zuschreiben, echt tolle Dialoge zu haben (hat es teilweise auch), aber hin und wieder benutzen ungebildete Dienstboten ohne Fremdsprachenkenntnisse in Brandenburg des Jahres 1907 das Wort "okay". Das gab es zwar in England schon im 19. Jahrhundert, kam im deutschsprachigen Raum aber erst im Zuge der Besatzung nach dem zweiten Weltkrieg auf und kam erst 1954 in den Duden. Und okay (höhöhö), ich gestehe, das ist Meckern auf sehr hohem Niveau und man könnte wohl auch eine plausible Erklärung konstruieren,warum "Okay" gesagt wurde, aber momentan bin ich in Stimmung dafür :)
Witzigerweise hat man sich über Protas Love Interest auch lustig gemacht, dass er ja Bettgenosse des Fürsten wäre, weil er ja für ihn arbeitet. Und honestly, das wäre der beste Plottwist des Buchs gewesen.
02.02. 2023
Ich sitze hier gerade im Bistro, weil Fehlstunden nicht gut für Klausurvorbereitung, dafür endlich fieberfrei und bemerke, was ich mir hier gerade reingzeogen habe.
Ein modernes Buch, von einer modernen Autorin, in der der Hauptplot ist, dass die Protagonistin einen Homosexuellen wegen seiner Sexualität erpresst.
Generell sind alle (in der Geschichte durchweg positiv besetzten) POV Charaktere auf der Seite des Kerls, der den Fürsten erpresst. Niemand, absolut keiner, sagt auch nur mit einer Silbe: "Hey, Leutz, ist vielleicht nicht so nice, was man mit dem Kerl macht."
Stattdessen unterstützt ein Großteil Harden aktiv und die eine Person, die es nicht tut, tut das nur, weil er glaubt, der Fürst wäre ja unschuldig und kein pööser Homosexueller. Aber eigentlich findet selbst er es schon gut, dass man reiche Säcke für Homosexualität verurteilt.
...Warum? Das ist meine einzige Frage an das Buch.
Aber unser militaristischer Diener ist auch wieder vorgekommen!
Erst dachte ich: Oh, gehen wir jetzt endlich auf seine Traumata, die eigentlich in Band 1 so angekündigt wurden!
Kurze Antwort: Nein.
Zugegeben, was geschehen ist, war halbwegs ...nicht lustig, eher tragisch, aber je mehr ich drüber nachdenke, desto witziger ist es.
Unser waschechte Preuße geht am Sedantag in voller Uniform nach Berlin, um den Jahrestag zum Sieg gegen Frankreich zu feiern, und fängt sich Syphilis (aka die Franzosenkrankheit, wie man das damals charmant genannt) ein.
Schön ist aber auch, dass der Love Interest das mitbekommt und denkt : "Geil, damit kann ich anderen Diener-Chan erpressen", obwohl der Love Interest fünfzig Seiten vorher mit Protalein gegen den fiesen, bösen Butler vorgegangen ist, der ganz ekelhaft die anderen Diener erpresst hat... Oh. Warte mal.
Etwas später im Buch:
Jetzt wiederum mal Butter bei die Fische.
Denn was ich im vorletzten Abschnitt angekündigt habe, wurde noch auf eine Spitze getrieben.
Mittlerweile scheint es, als wolle das Buch meines schlimmsten Erwartungen noch übertreffen.
Es reicht nicht, dass alle Protas gegen den Schwulen arbeiten.
Es hört nicht damit auf, dass es als voll den Erfolg für die Arbeiterklasse gefeiert wird, dass ein schwerkranker Fürst wegen seiner Sexualität vor Gericht gezerrt wird.
Nein, es wird noch schlimmer.
Ein wenig geht all das mit dem Punkt einher, den ich schon bei Band eins bemäkelt habe:
Jede gesellschaftlich marginaliserte Gruppe (Frauen, Juden, Sozialdemokraten, Arbeiter, Diener, Hedda hält zwischenzeitlich sogar einen Antirassismus-Vortrag ala intersektionelle Dienstbotenbewegung oder so) bekommen Mitleid und dürfen ihre eigene Meinung äußern und sich zurecht (!!!) über die Ungerechtigkeit beschweren, die sie erfahren.
All diese Gruppe außer queere Menschen, um die es in diesem Buch geht. Vor allem Schwule.
Das Buch geht jetzt aber noch den Schritt, alle anderen Randgruppen gegen Homosexuelle auzuspielen.
Es wird als feministischen Seltbsbefreiungsakt stilisiert, dass Moltkes Exfrau vor Gericht gegen ihn aussagt und ihn als Perversling stilisiert, um ihn wegen dem Schwulenparagraphen 175 zu verurteilen. Weil er hat sie ja geheiratet und dann mit Männern betrogen und als er sich geweigert hat, mit ihr zu schlafen und ihr dabei gesagt hat "Ich hab nichts gegen dich als Person, aber weil du eine Frau bist, bist du mir (im Kontext von Geschlechtsverkehr) zuwider".
Ich kann ja voll verstehen, dass man Empathie für seine Frau aufbauen will, weil sie echt in einer beschissenen Situation ist und man sie auch leicht bemitleiden kann, weil niemand in ihrer Situation sein will, aber während der Sexismus in der Gesellschaft und das Leiden der Frauen als dieses große gesellschaftliche Problem aufgebaut wird, wird Moltke für diese Heirat, mit der er sich gegen die Gesellschaft schützen wollte, als Arschloch dargestellt (witzig, das man den homosexuellen Mann, dem für das Ausleben seiner Identität eine Haftstrafe droht und der gerade vor Gericht steht, im diesen Kontext als Sinnbild der höchsten gesellchaftlichen Machtbonzen darstellt), anstatt das man ähnlich wie mit dem Sexismus (was der Autorin ja scheinbar sehr leicht fällt) umgeht und zu bedenken gibt: Was ein Problem der Gesellschaft, dass man sich als homosexueller Mann genötigt fühlt, eine Frau zu heiraten(die man, wäre das legal, nie geheiratet hätte), weil man sonst Verdacht erregt und verhaftet werden könnte. In diesem System wird keiner der Betroffenen glücklich.
Aber hey, erklären wir Moltke lieber zum absoluten Bösen und Kotzbrocken schlechthin, der das Patriarchat verkörpert wie kein anderer.
Ich kann verstehen, wie man mir gerade mit der Sicht auf diesen Punkt widerspricht, aber der nächste ist noch krasser:
Homophobie vs. Antisemitismus.
Ich finde es ekelhaft, dass gerade die Themen gegeneinander ausgespielt werden - und nur eines davon kritisiert wird.
Gerade unter dem Gesichtspunkt, dass es sich erst diesen Jahr durchgesetzt hat, auch queeren Opfern des NS-Staats am 27. 1 zu gedenken und die vorher (und teilweise noch immer) gerne ignoriert werden.
Ich will hier nicht das gleiche Fass wie die Autorin aufmachen, und das Leid von zwei Opfergruppen gegeneinander aufwiegen, weil das nicht möglich ist. Und auch, weil das eine Unrecht ein anderes nie "besser" oder "weniger schlimm" macht.
Vor allem, da sich manche Textpassagen so lesen, als müsse man Antisemitismus und Homophobie vergleichen und als wäre Homophobie im Angesicht von Antisemitismus in irgendeiner Weise akzeptabel und die Schwulen hätten scheinbar irgendwie Schuld an den antisemitische Reaktionen? Obwohl die von Zeitungen kamen, die vollkommen unabhängig von den Angeklagten ihren Dreck äußerten und alles genutzt hätten, um so unheimlich intellektuell verwahrloste Spitzen zu bringen wie: "Juden sind unser Unglück!1!11!!!!"
Aber ich fand es schon sehr zynisch, dass man die antisemitischen Reaktionen mancher Teile der Presse auf Harden (der jüdischer Herkunft war) durchaus verurteilt und jeder Prota quasi zum BFF goy wird (obwohl es ja HiStORiSCH kORReKt (Sarkasmus) wäre, dass jeder Mensch damals Antisemit gewesen sein muss!!1!1) , aber die Folgen, die für die Homosexuellen existierten, überhaupt nicht erwähnt oder nur ansatzweise empathisch betrachtet werden (vor allem, da es regelrechte Verhaftungswellen gab, die eben alle gesellschaftlichen Schichten und Religionen durchzogen haben und nicht nur die pööösen schwulen Reichen), ist echt mies.
Ich weiß echt nicht, wieso die Autorin einige Passagen eingebaut hat, die sich lesen ganz nach dem Motto "Wer hat es schlimmer? Wer ist hier das ECHTE Opfer?" als können das nicht mehrere sein.
Oder dass - jetzt wird es wild- manche Menschen beiden Opfergruppen gleichzeitig angehören können.
Ich mein, Magnus Hirschfeld, der bekannteste Homosexuellenrechtler damals, war Jude. Und ich glaub, der fand es jetzt auch nicht so knorke, was da ablief.
Also liebe Autorin: Make it make sense!
Und nein, versteht mich bitte nicht falsch, denn ich bin sogar froh, dass auf den Antisemitismus eingegangen wurde und sich auch jüdische Charaktere dagegen wehren durften (wir brauchen generell mehr jüdische Charaktere mit Agency, die auch außerhalb des Holocaust existieren dürfen, wo sie meisten ja eh nur von Prota gerettet werden).
Aber das hat wiederum gezeigt, wie modern alle Protas denken dürfen, außer, wenn es um Homosexualität geht.
Und hier noch mal zur Erinnerung: Wir reden hier über einen Skandal, der sich um die Homosexualität einiger Männer drehte und die deswegen sozial ermordet wurden.
Um deren Gefühle geht es aber null.
Deswegen hab ich mich auch entschieden, einige jüdische Charaktere in der Geschichte zu haben. Weil ich dann eben die verschiedenen Opfer des Skandals aufzeigen kann, ohne die gegeneinander auszuspielen.
03.02.2023
Wie im ersten Kapitel ja angekündigt, habe ich eine besondere Beziehung zu den Nachworten dieser Buchreihe.
Zum Kontext: Die Autorin liest oft die Amazon-Reviews ihrer Bücher und teilt die manchmal auch auf Instagram (also die positiven zumindest) und ich hab deswegen mal eine Bewertung zu Band 1 auf Amazon rausgehauen (die ganze drei Upvotes bekommen hat. Mom, I'm famous! xD) , die die Kurzversion des ersten Rant ist.
Tatsächlich gab es noch einen echt gut formulierten Blogpost, der das erste Buch echt treffend kritisiert hat (ich glaub, der war von "Salon der Zeitreisenden", aber don't quote me on that), also könnte sich die nonmention auch darauf beziehen. Gerade, da das scheinbar ein bisschen in irgendeiner Twitter-Bubble rumgegangen ist.
Auf jedenfall gab es hier im Nachwort etwas auf die Kritik hin, da da eine halbe Verteidigungarede stand, die ich in ihrer Gänze nicht wiedergeben kann.
"Ich möchte betonen, dass, wenn im Roman von perversen Neigungen oder Abartigkeiten die Rede ist, oder wenn Homosexuelle in einem rein negativen Licht gezeichnet werden, dies nicht meiner persönlichen Überzeugung entspricht. Einmal bildet es die tatsächlichen historischen Vorkommnisse und deren öffentliche Bewertung ab. Zum anderen fand sich diese Haltung in der Mehrheit der Gesellschaft wieder."
Folgend tut sie Magnus Hirschfeld und das wissenschaftlich-humanitäre Komitee als kleine Vorstöße ab, die keinen Einfluss auf ihre Protagonisten haben könnten.
Und das erste, was ich dabei gedacht hab?
"Wow, da wurde die Kritik nicht mal ansatzweise verstanden."
Auf die Gefahr hin, das selbe Argument zum drölften Mal anzuführen: Wow, also entsprechen der Feminismus, Dienstbotenstolz, Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit, Feindschaft gegenüber Antisemitismus und Ablehnung von Militarismus sowie Monarchie der Haltung der Mehrheit der Gesellschaft des Deutschen Kaiserreichs? Was das für ein liberaler, pazifistische Staat gewesen sein muss!
Witzigerweise sind ein Großteil der Protas sogar riesige SPD- Fans, obwohl - jetzt kommts- die SPD gegen den Paragraph 175 war, also Homosexualität als voll normal befand. Mit dieser Ansicht der Partei wird sich aber 0 auseinandergesetzt.
Das schlimmste an der Sache?
Das Buch hätte so großartig sein können.
Es war ja nicht einmal so, dass die Recherche schlecht war, die wahr sogar großteils echt sehr gut. Die Dialoge waren schön geschrieben, Charaktere hatten eben eine Persönlichkeit und waren kein hübscher Pappständer etc.
Aber was damit gemacht wurde?
Das Buch hat sich teilweise so gelesen, als hätte man mir ins Gesicht geschlagen.
Es war einfach, als hätte man die Karikaturen und Hetzschriften der damaligen Zeit zu Eulenburg einfach abgeschrieben. Und ja, solche Eindrücken bleiben auch an einer modernen Leserschaft hängen. Zwar weiß man, dass die Gesellschaft damals intolerant war, aber unterbewusst nehmen wir solche Urteile und geradezu klischeehaft Zeichnungen echter queeren Personen auf. Gerade, wenn es sich um echte LGTBQ-Geschichte dreht.
Und das kann nicht der Anspruch eines modernen historischen Roman für ein modernes Publikum sein.
Zu meiner finalen Verbaschiedung:
(Hier Kapitalismus mit Homophobie austauschen, danke)
Haha, dachtet ihr, ich würde mich so leicht geschlagen geben? Falsch gedacht, denn ich habe noch die Willi 2 Memes des Todes!
Einfach, weil mich dieses Bild auf einer tieferen Ebene berührt:
Das erinnert mich echt an diesen ausgelutschten Fußball Witz:
Enkel: Opa, heute spielen Österreich und Ungarn in der WM!
Opa: Ja, aber gegen wen?
Da es nie falsch ist, Querdenker und Möchtegern-Monarchisten zu mobben:
Kaiser Driphelm hatte aber noch einen Sohn, der ganz kreativ-jetzt kommts- auch Wilhelm hieß und es ihm in seiner Slay-igkeit gleich tat
Und weil es so gut zum Abschied passt:
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