Kapitel 43
,,Wie du musst heute Nachsitzen?", fragten Harry und Ron unisono.
Es war Samstag, der Tag des letzten Quidditchspiels der Saison; Gryffindor gegen Ravenclaw. Und ich würde nicht dabei sein, ganz zum Missfallen meiner Freunde.
,,Ihr habt schon richtig gehört. Ich muss bei Snape nachsitzen.", wiederholte ich erneut.
,,Aber du musstest noch nie bei Snape nachsitzen!", sagte Hermine vorwurfsvoll.
Leise seufzte ich. War ja nicht so, als würde ich mich darauf freuen.
,,Diesmal habe ich es anscheinend etwas an die Grenze getrieben.", gab ich zu.
,,Etwas? Du hast Umbridge angeschrien und das vor Snapes Augen.", sagte Harry mit ehrfürchtiger Miene.
,,Ich hätte zu gerne Umbridges Gesicht gesehen.", erwiderte Ron, der die ganze Situation ziemlich amüsant fand.
Bereuen tat ich nichts, allerdings würde Mum mir in den Ferien höchstwahrscheinlich den Hals umdrehen, wenn sie von alldem erfährt. Natürlich wäre alles dann Dracos Schuld und er wäre das Monster, laut meiner Mutter. Irgendwie würde ich sie schon dazu bringen, dass sie ihn mochte.
,,Aber das doofe ist, dass du ausgerechnet dann nachsitzen musst, während wir spielen!", sagte Ron enttäuscht.
,,Du weißt, dass ich mir viel lieber das Spiel anschauen würde als nachsitzen zu müssen.", erwiderte ich.
Ich liebte Quidditch und hatte noch nie ein Spiel ausfallen lassen, völlig gleich wer spielte. Doch anscheinend war heute das erste Quidditchspiel das ich mir nicht anschauen konnte.
,,Aber ich feuere euch in Gedanken trotzdem an. Ihr werdet sowas von gegen die Ravenclaws gewinnen, ich habe euch doch immer trainieren sehen. Du bist ein guter Hüter, Ron und Ginny ist eine spitzenmäßige Sucherin; nichts gegen dich Harry.", fügte ich an Harry gewandt hinzu.
Die Tatsache, dass Harry lebenslanges Spielverbot hatte setzte ihm immer noch zu. Das Gefühl auf einem Besen zu fliegen bedeutete Freiheit und die wurde ihm von Umbridge genommen.
,,Blöd das Fred und George jetzt weg sind. Angelina ist fast durchgedreht, weil sie jetzt auf die Schnelle zwei neue Treiber finden musste.", sagte Ron.
Fred und George waren mit Abstand die besten Treiber, die das Haus Gryffindor bekommen konnte. Stattdessen waren die beiden nun in der Winkelgasse und hielten ihr eigenes Geschäft am laufen, dass ich in den Ferien unbedingt mal besuchen musste.
,,Okay, ich muss jetz los, bevor ich noch eine zusätzliche Stunde verdonnert kriege.", verabschiedete ich mich von den dreien. ,,Ihr schafft das schon. Und Ron, hör nicht darauf was die anderen sagen."
Zwar hatte Draco versprochen, dass er Ron diesmal nicht provozieren würde, allerdings wusste ich nicht, ob das auch für die anderen Slytherins galt.
Lustlos machte ich mich auf den Weg zu Snapes Büro, während alle in die entgegengesetzte Richtung gingen. Das Leben war manchmal wirklich unfair.
Ich klopfte an die Bürotür, woraufhin ein ,,Herein" ertönte und ich eintrat.
Professor Snape saß hinter seinem Schreibtisch und sah mich abwartend an, ehe ich mich schließlich setzte.
,,Ich denke Sie wissen, warum Sie hier sind, Miss Adams.", begann er und blickte mich ernst an. ,,Ihr Verhalten gegenüber Professor Umbridge war völlig inakzeptabel.
,,Ich weiß, ich hätte nicht so mit ihr reden sollen. Aber trotzdem entsprachen meine Worte nur der Wahrheit.", erwiderte ich und biss mir daraufhin auf die Zunge.
Konnte ich nicht einmal die Klappe halten?
,,Manchmal ist es die Wahrheit, die einen in noch größere Schwierigkeiten bringt.", erklärte Snape leise und ich war mir nicht sicher, ob er diese Worte zu mir oder sich selbst sagte.
,,Folgen Sie mir erstmal.", fuhr er fort und stand auf. Ich tat es ihm gleich und wur verließen das Büro des Zaubertrankmeisters.
***
,,Die Zutatenkammer für Zaubertränke?", fragte ich irritiert, als wir in einer großen, geräumigen Kammer standen mit Regalen die bis zur Decke reichten.
,,Warum sollte ich Sie als Strafe Sätze schreiben lassen wie Umbridge, wenn Sie sich doch gleich nützlich machen können und mir beim sortieren der Zutaten helfen?", sagte Professor Snape und stellte eine große Kiste auf den Boden.
Woher wusste er, dass Umbridge uns Sätze schreiben ließ?
,,Sie wissen von Umbridges Strafmethode?", fragte ich verwundert. Ich hätte eher gedacht, dass sie keinen der Lehrer in ihre Methode einweihte, aus Angst aufzufliegen.
,,Wenn Sie es eine Methode nennen jemanden mit seinem eigenen Blut schreiben zu lassen, um sich dabei selbst zu verletzen, dann ja.", nickte er. ,,Und jetzt, Miss Adams, sortieren sie die Zutaten aus, die schon abgelaufen sind oder an denen Schimmel ist."
Ich tat wie mir gehießen und begann sämtliche Zaubertrankzutaten aus dem Regel zu nehmen und zu überprüfen. Manche stanken fürchterlich, aber ich ließ mir nichts anmerken und machte weiter.
,,Woher wissen Sie, wie Umbridge ihre Schüler bestraft?", fragte ich, da mich die Frage nicht losließ.
,,Sagen wir es mal so, Ihr Freund scheint sich wirklich um Ihr Wohlergehen zu sorgen.", antwortete er, ohne sich zu mir umzudrehen.
,,Draco hat es Ihnen gesagt?", fragte ich nach.
Warum war Draco zu Snape gegangen, um es ihm zu sagen? Und wie hat er es geschafft, ohne das Umbridge Verdacht schöpfte?
,,Er hat einige Andeutungen gemacht und nach einem Heilmittel gefragt, das solche Wunden heilen kann.", erklärte er und ich sah runter auf meine Hand.
Tatsächlich sind die Schnittwunden in letzter Zeit langsam verschwunden und auch die Blutung hatte gestoppt. Ich hatte immer gedacht, dass es daran lag, dass das Nachsitzen vorbei war, aber anscheinend war der Grund ein anderer.
Draco hatte jeden Abend eine Art Salbe auf meine Wunden aufgetragen, mit der Ausrede es sei normale Creme für die Hände. Dabei war es in Wirklichkeit eine besondere Wundsalbe.
,,Sie haben ihm die Salbe gegeben." Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.
,,Das habe ich.", erwiderte Snape und sah mich an.
Die Frage war nur warum? Lag ihm das Wohl seiner Schüler so am Herzen, dass er sich um sie kümmerte, oder steckte da vielleicht noch mehr dahinter?
,,Sie sollten der Schulleiterin gegenüber wirklich mehr Geduld entgegenbringen, wenn Sie nicht erneut in so einer Situation landen wollen. Sie können von Glück reden, dass Sie bei mir nachsitzen und nicht bei ihr.", erklärte er ruhig.
,,Ich wurde einfach wütend und konnte diese Wut nicht wirklich zurückhalten.", gab ich zu und ließ das Zweihorn-Horn welches ich in meiner Hand hielt sinken.
,,Sie müssen lernen Ihre Wut zu kontrollieren.", sagte Snape und plötzlich schlich sich ein kleines Lächeln über seine Lippen. Severus Snape lächelte? Das war mir bis jetzt neu.
,,Ihre temperamentvolle Ader ist bemerkenswert. Das müssen Sie von Ihrem Vater geerbt haben. Er wollte auch immer seinen eigenen Willen durchsetzen.", fuhr er fort und ich erstarrte.
Hatte er gerade meinen Vater erwähnt? Ich sollte mein Temperament von ihm geerbt haben. Das konnte doch nur bedeuten das–
,,Ich wusste nicht, dass Sie meinen Vater kennen, Professor. Woher?", fragte ich aufgeregt, woraufhin mein Hauslehrer ein leises Seufzen entwich.
,,Ich fürchte das kann ich Ihnen nicht sagen. Was wissen Sie denn über Ihren Vater, Miss Adams, wenn ich fragen darf?", wich er meiner Frage geschickt aus, doch ich würde schon wieder darauf zurückkommen.
,,Nicht besonders viel. Meine Mutter hat bewusst das Thema gemieden. Das Einzige was ich ihr entlocken konnte war, dass er ebenfalls in Slytherin war und ich seinen Nachnamen habe.", sagte ich traurig, dass ich nicht mehr über meinen eigenen Vater sagen konnte als diese zwei Sachen.
Ich wusste nicht einmal, was ich von meinem Aussehen und Charakter geerbt habe. Nur die Sache mit dem Temperament ist nun neu dazugekommen.
,,So leid es mir tut, aber ich darf Ihnen nichts mehr sagen. Ihre Mutter würde das nicht gutheißen.", erklärte Professor Snape mir bedauernd.
Was hatte Mum jetzt aber damit zu tun? Kannte er sie etwa auch persönlich oder wie? Ich wollte doch nur Informationen über meinen Vater haben und niemand war bereit sie mir zu geben.
,,Katherine ist seit Jahren nicht mehr so gut auf mich zu sprechen. Die Vergangenheit wird viele alte Wunden wieder öffnen und das möchte ich wirklich niemandem antun."
Ich schwieg und versuchte zu verarbeiten, was mir so gerade gesagt wurde. Mum kannte Snape also schon aus seiner Schulzeit. Bestimmt war mein Vater im gleichen Jahrgang wie die die beiden und so haben sie sich kennengelernt.
Nach ihrer Schulzeit müssen Mum und Dad geheiratet haben und dann kam ich. Aber was war danach passiert? Wo war Dad? Und was ist mit Snape passiert?
Irgendwas muss in der Vergangenheit vorgefallen sein, das die drei auseinander gebracht hat. Oder gab es nie ein 'die drei'? Vielleicht kannte Snape die beiden nur als seine Mitschüler und mehr nicht.
Doch dann hätte Mum es mir doch sicher erzählt, oder? Aber wenn man sah, was alle für ein Drama daraus machten, dann musste etwas schlimmes vorgefallen sein, dass sie für immer verändert hat.
,,Ich verstehe, dass Sie sich nun den Kopf darüber zerbrechen, aber glauben Sie mir, irgendwann wird sich alles aufklären.", unterbrach Professor Snape meinen Gedankengang.
,,Wissen Sie wie es sich anfühlt, wenn Sie von Geheimnissen umgeben sind? Wenn nicht mal Ihre eigene Mutter etwas sagen will und stattdessen ein Leben lang schweigt?", fragte ich leise und setzte mich hin, sen Blick auf das Zweihorn-Horn gerichtet, das ich immer noch in der Hand hielt.
,,Kein Geheimnis auf dieser Welt hält von Dauer. Irgendwann wird alles vom Abgrund an die Oberfläche gespült und dann kann selbst die größte Lüge nichts dagegen unternehmen."
Er weiß mehr, als er zugeben will. Vielleicht weiß er sogar alles und will es nur nicht zugeben.
,,Sie sollten nun langsam gehen, das Nachsitzen ist nun beendet.", räusperte er sie und ließ mit einem Schwung seinem Zauberstabes alles zurück in die Regale schweben.
Stumm reichte ich ihm das Zweihorn-Horn und war gerade auf dem Weg die Zaubertrankkammer zu verlassen, als Professor Snape mich zurückhielt, indem er eine Hand auf meine Schulter setzte.
,,Geben Sie niemals den Willen auf mehr herauszufinden, aber stürzen Sie sich nicht in Gefahr.", sagte er und sah mich aufmunternd an.
,,Ich gebe nicht auf, bis ich Antworten bekomme.", erwiderte ich fest.
Niemals würde ich den Willen aufgeben, bis ich bekam was ich wollte.
,,Sie sind Ihrem Vater ähnlicher als Sie denken, Miss Adams. Er wäre Stolz wenn er sie jetzt sehen würde.", erklärte er und lächelte leicht.
Und mit diesen Worten entließ Professor Snape mich aus seinem Büro.
***
,,Snape kannte also deinen Vater.", wiederholte Draco und lief auf und ab durch sein Zimmer, während ich auf seinem Bett saß und ihm von meinem Gespräch mit Snape erzählte.
Blaise war nicht da, ebenso wie Daphne. Daphne nannte es ein einfaches Treffen unter Freunden nach dem Quidditchspiel, ich nannte es ein Date.
,,Das hat er zumindest behauptet. Und meine Mutter will anscheinend nicht, dass jemand mir irgendwas darüber sagt.", sagte ich und sah nachdenklich an die Decke.
Warum war das Leben nur so kompliziert?
,,Sicher ist, dass alle etwas verheimlichen. Sowohl Snape als auch deine Mutter. Wir müssen dem jetzt nur noch auf den Grund gehen.", fuhr Draco fort und ich lächte in Anbetracht der Tatdache, dass er 'wir' gesagt hat.
Draco war so entschlossen mir zu helfen, dass sich jedes Mal ein Schwarm Schmetterlinge in mir ausbreitete, sobald er etwas darüber sagte.
,,Hast du nicht mal gesagt, dass dein Vater ihn vielleicht kennen könnte?", fragte ich ihn.
,,Ja, aber es wäre ziemlich auffällig wenn ich ihn danach frage. Dann würde er fragen warum und am Ende käme er auf dich und bumm wir können unsere Beziehung vergessen.", erklärte er und ließ sein Buch fallen.
,,Weißt du eigentlich, dass ich mich immer mehr in dich verliebe, weil du so fürsorglich bist?", sagte ich und dachte an das was Snape gesagt hat..
,,Dann kann ich dich ja ganz einfach zufriedenstellen.", erwiderte er und legte sich zu mir hin.
,,Sagt Mr Ich-kaufe-teuren-Schmuck-um-meine-Freundin-zufrieden-zu-stellen.", murmelte ich lachend und drehte mich zur Seite.
,,Hey! Ich hatte halt noch nie eine Freundin und weiß nicht was Mädchen so mögen!", rechtfertigte er sich.
,,Weil du eben ein Idiot bist.", erwiderte ich provokant.
,,Was bin ich?", fragte Draco und hob eine Augenbraue.
,,Ein Idiot.", sagte ich mit singsang Stimme, woraufhin Draco mich zu kitzeln begann.
,,D-Draco, hör auf!", erwiderte ich und zappelte wie wild vom Lachen. ,,Du bist auch ein süßer Idiot, versprochen.", fügte ich hinzu, woraufhin er aufhörte.
,,Und du bist eine sturköpfige und wunderbare Freundin.", erwiderte er und küsste mich.
Und in dem Moment wurde mir klar, dass egal was passierte Draco und ich immer zusammenhalten würden.
Für immer.
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