Kapitel 32
,,Ich wusste es!", stieß Ron am nächsten Morgen erfreut aus.
Heute fielen bei uns die ersten beiden Stunden aus, da Professor Flitwick sich eine Grippe eingefangen hat und deshalb lieber den Unterricht ausfallen ließ.
,,War nicht Rose diejenige, die es wusste?", erwiderte Hermine und sah Ron vorwurfsvoll an.
,,Habt ihr etwa gewettet, oder wie?", fragte Harry und sah uns nacheinander an.
,,Nein, wir haben lediglich Vermutungen angestellt und wie sich herausgestellt hat, hatte ich Recht.", sagte ich schulterzuckend.
Harry hat gestern Cho unter dem Mistelzweig geküsst. Also ein ziemlich romantischer Kuss, wenn man mal davon absah, dass sie währenddessen geweint hat.
,,Seid ihr jetzt eigentlich zusammen?", fragte Hermine interessiert.
,,Ich weiß es nicht. Wir haben nicht wirklich darüber geredet, sondern es einfach getan. Vielleicht ist da auch nichts. Ich will das alles jetzt nicht an die große Glocke hängen.", erklärte Harry.
,,Aber sieh es mal so, Mann. Du bist jetzt der erste von uns, der in einer Beziehung ist!", sagte Ron und gab ihm einen freundschaftlichen Schlag auf die Schulter.
Bei diesen Worten zog sich alles in mir zusammen.
Wenn sie nur wüssten, dass ich ebenfalls in einer Beziehung bin.
Vielleicht war das ein Zeichen. Mein Stichwort, dass ich es ihnen sagen musste. Noch heute.
,,Leute, kann ich kurz mit euch reden? Am besten woanders, als direkt vor eurem Gemeinschaftsraum.", sagte ich nervös.
,,Ja, klar. Wir können in den Korridor hier gehen. Da sind für gewöhnlich nicht so viele Schüler um die Uhrzeit.", schlug Hermine vor und zusammen liefen wir zum besagten Korridor, der zum Glück leer war.
,,Was gibt es denn so wichtiges, dass du es mit uns alleine besprechen willst?", fragte Harry und auch die anderen sahen mich mit einer Mischung aus Neugier und Besorgnis an.
Jetzt oder nie.
Ich atmete einmal tief durch, ehe ich es aussprach.
,,Ich habe einen Freund."
Vier Worte. Doch diese vier Worte waren erst die Hälfte von alldem.
,,Was?! Wie du hast einen Freund? Oh mein Gott! Und dann erzählst du mir nichts davon?", sagte Hermine als erstes und sie wirkte...erfreut, wenn auch etwas überrumpelt.
,,Ich freue mich ja so für dich.", erwiderte sie und zog mich in eine Umarmung, die jedoch schmerzte.
Sie wussten jetzt nur, dass ich einen Freund habe aber sie wissen nicht, wer es ist.
,,Ein Freund, wow.", sagte Ron und nickte anerkennend, als hätte er nicht erwartet, dass ich als erste einen Freund haben würde.
,,Wer ist es denn?", sprach Harry die Frage aus, vor der ich eine solche Angst habe.
,,Ja, stimmt. Du hast uns noch gar nicht gesagt, wer der Glückliche ist.", erwiderte Hermine.
Bitte macht es nicht noch schlimmer, als es schon ist.
,,Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll...", begann ich zögerlich. Sie werden mich hassen, wenn sie es wissen.
,,Sag's einfach. So schlimm wird es schon nicht sein.", sagte Ron.
,,Die Person ist auch in Slytherin und ihr... nun ja, ihr mögt sie nicht sonderlich.", verriet ich ein paar Hinweise.
,,Nein, sag mir bitte nicht das es-", begann Hermine mit geweiteten Augen. Sie wusste also wen ih meinte.
,,Du bist mit Malfoy zusammen?! Mit Draco Malfoy?", fragte Ron schockiert.
Jetzt war es raus. Jetzt wussten sie es und es war aus und vorbei.
,,Warum muss es ausgerechnet Malfoy sein? Er ist unser Erzfeind, schon vergessen? Wir hassen ihn über alles und dann kommst du und bist mit ihm zusammen?!", erwiderte Harry entrüstet und merkte dabei gar nicht, wie laut er wurde.
Ich verstand, dass sie enttäuscht und wütend waren, aber trotzdem mussten sie mich deswegen nicht anschreien. Draco war mein Freund und solange ich ihn liebte war mir egal, was andere über ihn denken.
,,Ich hätte nie gedacht, dass du zu so einer Slytherin mutieren würdest, die ihre Freunde hintergeht.", sagte nun auch Ron.
Okay, jetzt reicht es mir endgültig.
,,Falsch, Harry. Draco ist euer Erzfeind, nicht meiner. Ihr hasst ihn, nicht ich. Vielleicht war er vorher nicht unbedingt der netteste Mensch der Welt, aber er hat sich geändert. Ich weiß, wie er in Wirklichkeit ist, ihr nicht. Ich kenne den richtigen Draco und das genügt mir auch, weil ich seine wahre Seite kenne. Und zu deinem Punkt, Ron. Ich war schon immer eine Slytherin und so werde ich auch bleiben. Du bist einfach blind aufgrund deiner Vorurteile gegenüber anderer Häuser. Ich lasse mir das mit Draco nicht von euch ruinieren! Also wenn ihr nichts mehr mit mir zu tun haben wollt, dann schön!", sagte ich wütend.
Oh ja, ich hatte eine enorme Wut in mir. Und in dieser Wut merkte ich gar nicht, dass wir gar nicht mehr alleine im Korridor waren.
Doch das war mir im Moment egal.
,,Hörst du dir eigentlich selber zu? Malfoy hat dor eine Gehirnwäsche verpasst! Ansonsten würdest du doch niemals mit ihm zusammen sein!", erwiderte Ron laut.
,,Wisst ihr was? Glaubt was ihr wollt! Es ist mir sowas von egal, was ihr alle hier denkt!", schrie ich und wandte mich von den Dreien ab.
,,Und ihr? Habt ihr nicht besseres zu tun als hier rumzustehen und zu glotzen?!", sagte ich laut zu der Schar von Schülern, die sich um uns herum versammelt haben.
Blind vor Wut und Enttäuschung lief ich durch die Korridore; die anderen Schüler dabei ignorierend.
,,Hast du es schon gehört? Adams und Malfoy sollen ein Paar sein.", hörte ich einen Ravenclaw, der es gerade seinen Freunden erzählte.
Na toll, Neuigkeiten in Hogwarts verbreiteten sich hier ja wie ein Lauffeuer.
Ich musste irgendwohin, wo keine Schüler waren und da gab es nur eine Möglichkeit.
***
Der Astronomieturm war in eine dichte Schneedecke gehüllt. Zu dieser frühen Uhrzeit war niemand hier oben, also perfekte Bedingungen für mich. Ich wollte niemanden sehen. Und unter diesen Umständen konnte ich auch niemanden in die Augen schauen
Ich war allein. Erneut.
Und warum? Weil ich mal wieder meinen Mund nicht halten konnte. Und jetzt hasste mich ziemlich wahrscheinlich das ganze Schloss, oder wohl besser gesagt alle Gryffindors und DA-Mitglieder. Die anderen interessiert das hoffentlich nicht, da ich eigentlich ziemlich introvertiert war und mich nicht gleich mit jeden anfreundendete.
Und Pansy. Merlin, dieses Mädchen kann mich sowieso schon nicht leiden und wenn sie jetzt erfährt, dass ich mit Draco, den Jungen in den sie schon ziemlich lange verknallt ist, zusammen bin dann-
Besser ich denke einfach nicht darüber nach.
Jetzt war ich immerhin vor den neugierigen Blicken und Fragen anderer geschützt, aber ich konnte schließlich nicht die ganze Zeit über hier bleiben, vor allem da wir Dezember hatten und die Temperaturen nicht sehr angenehm waren.
Ich habe meine drei besten Freunde verloren und das der Großteil der Schüler denkt jetzt schlecht über mich.
Daher bezweifle ich, dass es noch schlimmer werden kann.
Nachdenklich saß ich auf der Plattform des Astronomieturms und sah den Schneeflocken dabei zu, wie sie ihren Weg nach unten auf den Boden fanden.
Im Prinzip sind wir Menschen wie Schnee. Die einen hassen uns, die anderen lieben uns. Und niemanden kann man es gerecht machen.
***
Ich wusste nicht, wie lange ich nun schon hier oben war.
Bis jetzt schien noch niemand mich gesucht zu haben, was meine Vermutung bestätigte, dass es einfach niemanden interessierte wo ich war.
Aber da war noch Draco. Was er wohl gerade machte?
Bestimmt hat er schon längst erfahren, dass mittlerweile das ganze Schloss von unserer Beziehung weiß.
Ob die anderen ihn jetzt auch deswegen verurteilen.
Doch sowie ich Draco kannte wusste ich, dass er die anderen nicht so nah an sich ranließ. Draco vertraute generell nur sehr wenigen und die meisten, vor allem die Jüngeren hielten aus Angst lieber Abstand von ihm.
Langsam bekam ich echt das Gefühl, mir beim sitzen den Hintern abzufrieren, weshalb ich aufstand und zur Brüstung lief.
Draußen war niemand. Wahrscheinlich saßen die meisten im Unterricht, oder hielten sich drinnen in ihren warmen Gemeinschaftsräumen auf.
Und mit einem Mal war ich Professor Flitwick dankbar, dass er heute krank war und den Unterricht ausfallen ließ. So hatte ich zwei Stunden Zeit, um mich an das neue Gefühl als Außenseiterin zu gewöhnen.
Denn ja, zum Unterricht musste ich heute wohl oder übel gehen, auch wenn die meisten mir komische Blicke zuwerfen werden.
Ich könnte mich auch einfach krank schreiben lassen, das war nicht das Problem. Vielmehr würde es Aufsehen erregen wenn ich nicht kam, da man sonst denken könnte, ich hätte Angst vor den Kommentaren der anderen.
Und auf gar keinen Fall durften die anderen das denken. Ich hatte keine Angst. Wovor denn auch?
Vor blöden Kommentaren oder komischen Blicken?
Nein, ich würde definitiv zum Unterricht gehen.
Doch zuerst musste ich mich innerlich sammeln und –
,,Rosalie? Rosalie! Endlich habe ich dich gefunden. Weißt du, wie lange Blaise, Daphne und ich dich schon suchen?", kam ein besorgter Draco auf mich zu.
,,Tut mir leid, ich brauchte einfach Ruhe - von allem. Und...ich habe es ihnen erzählt; das mit uns, aber das weißt du bestimmt sowieso schon, weil es mittlerweile das ganze Schloss weiß.", sagte ich entschuldigend und merkte, wie meine Augen zu brennen begannen.
,,Mir ist egal, dass die anderen es jetzt wissen. Irgendwann würde es ja sowieso rauskommen.", erwiderte Draco ruhig.
,,Nein, Draco das ist es eben nicht. Ich habe meine besten Freunde verloren und es ist meine Schuld.", sagte ich und ließ zu, dass mir die Tränen über die Wange lief.
,,Schsch, ganz ruhig. Es ist alles gut.", kam Draco näher auf mich zu und schloss mich in die Arme.
,,Du hast sie nicht verloren, das weiß ich. Sie werden jetzt vielleicht erstmal nicht mit dir reden, aber du hast sie nicht für immer verloren.", sprach er auf mich ein.
,,Ich bin jetzt allein, ohne Freunde.", erwiderte ich leise und ließ meinen Kopf auf Dracos Schulter nieder.
,,Das stimmt nicht. Du hast Daphne und Blaise, die jetzt im Gemeinschaftsraum auf dich warten; du hast mich. Und ich lasse dich niemals allein.", versprach Draco und strich mir beruhigend über den Rücken.
Eine ganze Weile standen wir einfach nur da. Niemand sprach, aber dennoch spürten wir beide diese Verbundenheit, während er mich in seinen Armen hielt.
Ich war nicht allein.
,,Möchtest du schon runter gehen, oder fühlst du dich noch nicht bereit dafür?", fragte Draco und musterte mich eindringlich.
Ich dachte kurz nach. Ich konnte mich nicht ewig hier oben verstecken. Warum also nicht gleich runtergehen? Ich musste nur in den Unterricht, kurz zu den Mahlzeiten, um was zu essen und danach konnte ich einfach allein in meinem sein.
,,Wir können gehen.", antwortete ich schließlich.
,,Bist du dir sicher?", fragte er erneut.
,,Ja, ich bin mir sicher. Irgendwie werde ich das schon überstehen.", erwiderte ich mutiger, als ich mich gerade fühlte.
Entschlossen verließen wir den Astronomieturm.
Zu meinem Glück waren sie meisten gerade im Unterricht und so sahen wir nur vereinzelte Schüler, die in den Korridoren unterwegs waren.
Es fühlte sich ungewohnt an mit Draco alleine durch das Schloss zu laufen, ohne ständig auf der Hut vor anderen Schülern zu sein.
Und irgendwie hatte das Ganze auch etwas befreiendes an sich.
,,Wenn sieht man denn hier alleine durch die Korridore spazieren? Unser neues Hogwarts-Paar. Adams und Malfoy.", erwiderte niemand geringeres als Seamus Finnigan, den wir gerade begegneten.
,,Fresse, Finnigan, oder ich verhexe dich schneller, als du einen Kessel zum explodieren bringen kannst.", fuhr Draco Seamus an, woraufhin dieser Draco abwertend ansah, dann aber ging.
,,Sag mir einfach, wenn jemand dich auf irgendeine Weise provoziert und ich erledige das für dich.", raunte Draco mir zu, was die Schmetterlinge in meinem Bauch dazu brachte, wie verrückt zu spielen.
Ich würde mir von niemanden einreden lassen, dass Draco schlecht für mich war. Wirklich von niemanden.
***
Wie sich herausstellte, war dies leichter gesagt als getan.
Spätestens, als ich Kräuterkunde mit den Gryffindors hatte und alle wie wild durch das Gewächshaus redeten merkte ich, wie sehr mir das ganze zusetzte.
Es tat weh Harry, Ron und Hermine zu sehen, wie sie fröhlich miteinander redeten und mich dabei gekonnt ignorierten, obwohl ich direkt gegenüber von ihnen stand.
Selbst Neville sprach nicht mehr wirklich mit mir. Ob aus Angst vor Draco oder weil er sich auch von mir abgewendet hat weiß ich nicht.
Doch am schlimmsten war immer noch das Mittagsessen. Überall saßen Schüler, die mir gehässige Blicke zuwarfen. Doch nichts übertraf Pansy. Ihre Blicke trafen einen wie scharfe Dolche und gingen mitten ins Herz.
,,Das wirst du noch bereuen.", raunte sie mir wütend zu, ehe sie weiterging und sich ans andere Ende vom Slytherintisch setzte.
,,Entschuldigt mich kurz.", sagte ich zu Daphne und Draco.
,,Ist alles in Ordnung? Soll ich mitkommen?", fragte Daphne und wirkte besorgt.
,,Nein, nein alles gut. Ich muss nur mal schnell auf...Toilette.", sagte ich und verließ die Halle.
Gelogen war es nicht, ich musste wirklich auf Toilette, aber genauso gut hatte ich einfach keine Lust mehr mitten im Schlachtfeld zu sitzen. Und es war okay.
Ich würde mich schon noch daran gewöhnen. Und bald waren Ferien. Danach hat die Lage sich dann hoffentlich beruhigt.
,,Was machst du denn hier?" ,,Solltest du nicht beim Essen sein?"
Fred und George. Was machten die beiden denn jetzt hier? Und warum sprachen sie überhaupt mit mir?
,,Was wollt ihr? Auf dumme Sprüche kann ich verzichten.", erwiderte ich kälter als eigentlich beabsichtigt.
,,Oh oh, George. Da scheint jemand sauer zu sein.", sagte Fred und klang...amüsiert?
,,Wir sind nicht hier um irgendwelche 'dummen Sprüche' von uns zu geben, wie du es so schön ausdrückst.", erwiderte George.
,,Warum redet ihr überhaupt mit mir?", fragte ich weiter.
,,Warum sollten wir nicht?"
Okay, jetzt war ich wirklich verwirrt.
,,Wisst ihr es denn gar nicht?"
,,Oh und ob wir es wissen. Du bist mit Malfoy zusammen. Na und?", sagte Fred und sagte es so, als wäre es die normalste Sache der Welt.
,,Wie 'na und'? Habt ihr gar nicht bemerkt, wie die anderen darauf rumhacken, als wäre ich ein Stück Dreck?"
,,Du bist kein Stück Dreck und wir hassen dich auch nicht, falls es das ist worauf du hinaus willst. Wir sind doch Freunde.", antwortete George und ich konnte es nicht glauben.
Sie hassten mich also nicht. Sie sprachen völlig normal mit mir, als wäre nichts gewesen.
,,Immer noch? Auch, nachdem ihr jetzt wisst das-"
,,-du mit Malfoy zusammen bist? Ja, auch jetzt noch. Uns ist es schnuppe mit wem du zusammen bist, das ist deine Entscheidung. Und Freunde sollten sowas akzeptieren.", bestätigte Fred.
,,Vielleicht können wir Malfoy nicht leiden, aber wir haben doch mit eigenen Augen gesehen, wie glücklich du die letzten Wochen immer warst. Und das ist der Beweis, dass er dich glücklich machst und das ist auch das wichtigste. Egal, ob es nun Malfoy ist oder sonst wer. Solange er dich glücklich macht, sind wir auch glücklich.", erklärte George und mir schmolz das Herz.
Fred und George waren die ersten, die es einfach akzeptierten und mir weiterhin befreundet sein wollen.
,,Danke, Jungs. Ich danke euch so sehr, dass ihr wich nicht auch von mir abwendet.", sagte ich gerührt und umarmte jeden einmal.
,,Aber hey, wenn er dich schlecht behandelt, dann komm zu uns und wir zeigen ihm, was wir Weasleys so alles können.", erwiderte Fred und ich musste lachen.
Ich habe nicht alle meine Freunde verloren. Ich hatte noch Fred und George, die besten Zwillinge der Welt, ohne die mein Leben wahrscheinlich ziemlich trüb wäre.
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