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Hast du vollkommen den Verstand verloren?
Normalerweise hast du dir andere, mehr — wie es deine Tante ausdrücken würde — erfreuliche Sachen wie das Knöpfen von guten Kontakten für deine Zukunft vorgestellt, doch stattdessen hast du dem Vater deines Freundes einen auf einer Toilette runtergeholt.
Jin hat dich gefragt, ob du dich verlaufen oder Magenprobleme gehabt hättest, nachdem du nach über fünfzehn Minuten wiedergekommen bist und ihm die Packung Oreos zugeworfen hast. Erst hast du beschlossen, ihm einfach irgendeine zusammengereimte Scheiße aufzutischen; doch du hast vorerst nichts gesagt, nachdem du dich starr auf den Tisch schauend auf die gepolsterte Bank gesetzt hast.
Du bist den ganzen restlichen Tag gedanklich total abwesend durch die Gegend gerannt, und Jin hat sich schon Sorgen um deine Gesundheit gemacht. Irgendwie geht es dir trotzdem gut.
Man sollte ebenfalls meinen, dass du dich vielleicht benutzt oder ähnlich fühlen sollte. Das tust du irgendwie auch — dein schlechtes Gewissen kann das Sperma deines ehemaligen Lehrers in deinem Mund schließlich nicht wegzaubern; jedoch fühlst du dich nach langer Zeit nicht nur befriedigt, sondern auch so, als hättest du über seinen Körper bestimmt und ihn dir gefügig gemacht. Sei es durch dein Äußeres oder deine ganze Person. Die daraus entstehende Sucht, in Taehyungs Armen zu liegen und seine Berührungen zu spüren, ist daher logisch.
Wenn du deine positiven Gedanken aber mal zur Seite kehrst, findest du die Situation auch irgendwie beängstigend. Immer mehr gestehst du dir ein, wie sehr du eine männliche Anerkennung wohl brauchst — wie schlimm es im 21. Jahrhundert auch klingen mag.
Doch was kannst du eigentlich dafür? Ja, gar nichts. Dein Vater war kaum für dich da, und Jungs wollen entweder nur deinen Körper oder mögen deine Charakter im platonischen Sinne. Du hast stets gehofft, dass Jin beides in sich vereinen könnte.
Doch nun zweifelst du... und genau das lässt dich verdammt fühlen.
Am nächsten Morgen stehst du seufzend vor dem Spiegel.
„Du siehst schön aus", hörst du plötzlich eine Stimme an dein Ohr raunen.
„Danke", sagst du schlicht, hältst dir gähnend die Hand vor den Mund und drehst dich zu deinem Freund, der ein freches Grinsen auf den Lippen hat. „Nun gut, eigentlich siehst du immer wunderschön aus."
Du lächelst schief, aber kommst dir insgeheim einfach nur komisch vor. „Was ist in letzter Zeit mit dir, hm?", fragt er daraufhin. „Geht es dir nicht gut?"
„Es ist alles okay", winkst du ab, immer noch unfähig in seine Augen zu sehen, und schaust erneut auf dein Handy.
„Erwartest du eine Nachricht von jemand bestimmten?", fragt er neugierig und schaut dir über die Schulter, woraufhin du dein iPhone sofort wegsteckst.
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„Schätze, du hast sie nicht mehr, stimmt's?", sagt er schmunzelnd und zieht eine Augenbraue in die Höhe, ehe er sein Handy aus der Seitentasche seines Anzugs zieht.
„Ich hab' sie gelöscht, nachdem du damals Seoul verlassen hast", gibst du ehrlich zu und ziehst dein iPhone aus der Hosentasche.
„Das war mir klar", sagt er. „Doch ich habe sie behalten. Die ganzen Jahre über wollte ich sie nie aus meinen Kontakten hinauswerfen..."
Obwohl du dich insgeheim sogar etwas dafür schämst, die Nummer gelöscht zu haben, beginnst du aufrichtig zu lächeln und in deinem Bauch breitet sich ein wohliges Gefühl aus.
Geschmeichelt entgegnest du somit: „Nun gut, schreibst du mich später an?"
„Natürlich", sagt er charmant und kontrolliert ein letztes Mal seinen Gürtel, ehe er dir einen federleichten Kuss auf die Mundwinkel haucht. „Bis morgen, (y/n)."
Du merkst, wie dir die Röte ins Gesicht schießt. „Bis morgen..." Der Ältere verlässt die Toilette und mit einem letzten, sehnsuchtsvollen Blick siehst du ihm nach.
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„Nur eine von Jimin", meinst du bloß und schluckst schwer. „Er h-hat Streit mit Yoongi." Jin runzelt die Stirn, doch erwidert nichts weiteres, bevor er einen Arm um dich legt und ihr euch in die Stadt aufmacht.
~*~
Es ist schon später Nachmittag, als Jin und du mit Einkaufstüten und den Magen voller Nudeln in eurer Hotel zurückkehrt.
Immer noch hast du keine Nachricht von Taehyung erhalten und bist ziemlich betrübt darüber. Währenddessen hast du wieder begonnen, mit deinen Freunden zu schreiben. Du hast ihnen noch nichts über deine Affäre mit Taehyung erzählt. Dafür erklärst du ihnen jedoch, dass du dich in letzter Zeit ziemlich komisch in Seokjins Nähe fühlst und keine Aussprache in eurer Beziehung in Sicht ist.
„Was ist mit mir?"
Auf einmal hat dein Freund dir über die Schulter geschaut und du fasst dir erschrocken ans Herz, was du ausnutzt, um dein Handy auszuschalten.
„Ach, ich hab' Jimin, Kookie, Hobi, Lisa und Co. nur erzählt, dass wir zwei die halbe Stadt aufgekauft haben", erklärst du ihm, ein weiteres Mal ohne ihn anzusehen. Anstatt einer Antwort spürst du Küsse in deiner Halsbeuge. Du erstarrst kurzzeitig. Was tut er da?
„Wieso so verkrampft?"
Wieso hast du plötzlich so viel Lust auf Rummachen?, denkst du dir. Wieso grinst er heute so viel? Was ist passiert, dass er aus dem Nichts direkte körperliche Nähe zu dir sucht?
Doch du beschließt, dir nichts anmerken zu lassen. Damals hätte dir diese plötzliche Entschlossenheit von Seokjins Seite sicherlich gefallen... doch jetzt nervt sie dich irgendwie. Sie fühlt sich falsch an. Da du dir jedoch vorgenommen hast zu versuchen, dich so normal wie möglich verhalten, damit er keinen weiteren Verdacht schöpft, tust du genau das.
Erneut kommst du dir wie ein Doppelagent, Spion oder Verbrecher vor, und dich überrollt das schlechte Gewissen, wenn du an deine Empfindungen und Taten denkst. Nur noch Taehyung beflügelt deine Gedanken, dir scheint immer mehr egal zu sein, was Jins Gefühle angehen; Hauptsache du fühlst dich wohl unter den Augen seines Vaters.
Somit erwiderst du seine Küsse und lässt dich von ihm in die Kissen drücken. Seine Hände fahren deine Oberschenkel entlang und es ist schwierig, dabei nicht einen Vergleich zu seinem Vater herzustellen.
Als du deine Augen öffnest, nachdem er von deinen Lippen abgelassen hat, um sich seines Shirts zu entledigen, siehst du plötzlich Taehyung vor dir. Wie von der Tarantel gestochen, atmest du schwerer und setzt deine Hände an seinem Hosenbund an.
Du merkst, wie der 18-jährige in den Kuss stöhnt, als du dich auf seinen Schoß setzt und dein Becken an seines reibst. Wenig später legt ihr nur noch in Unterwäsche übereinander und du stellst dir vor, wie Taehyung nach all den Jahren anstatt von deinem Freund über dein Dekolleté streicht und leichten Druck auf deiner Mitte ausübt. Du schließt wimmernd die Augen und küsst ihn erneut voller Leidenschaft, sodass Jin leise aufquiekt.
Doch erneut lässt du dich nicht beirren. Du bist so besessen von der Vorstellung, endlich mit Taehyung zu schlafen und endlich wieder so traumhaft auf deine Kosten zu kommen, während du verehrt und geliebt wirst, dass dein Gehirn diesen für dich ziemlich unmännlichen Ausruf in ein dunkles Stöhnen umwandelt.
Nun aber scheint Jin doch wieder überfordert zu sein. „(y/n)", stößt er keuchend hervor, nachdem er dich sanft von ihm weggedrückt hat. „Ich glaube—"
Dein Herz klopft nach wie vor wie verrückt, als du plötzlich wieder klar zu sehen scheinst und dein Lächeln erlischt. Da liegt kein Taehyung unter dir... es ist ein unsicherer Seokjin, der immer noch keine Beule in der Hose hat und auch nicht unbedingt interessiert aussieht, das Ganze weiterzuführen. „I-Ist okay, wenn du erstmal nur bis hierhin willst", sagst du und quälst dir ein Lächeln auf die Lippen. „Vollkommen okay... wir müssen keinen Sex haben."
Natürlich ist das ,okay' für mich, schließlich schlafe ich ja lieber mit jemand anderem!, sagt deine innere Stimme und du kannst dieser eigentlich nur zustimmen. Dir ist es inzwischen irgendwie gleichgültig, egal, schnuppe... du bist nicht mehr wie zuvor.
Er nickt seufzend und reibt sich die Augen, ehe du von ihm steigst und er sich seine Klamotten schnappt. „Sorry echt. Aber ich hab' doch nicht so Lust. Ich gehe mal kurz an die frische Luft, okay?"
„Klar."
Als die Tür hinter ihm zufällt, stößt du einen erschöpfen Seufzer aus, schnappst dir dein iPhone und verschwindest im Bad. Das Handy platzierst du auf dem Toilettendeckel, während du dich auf das Waschbecken stützt und dein Gesicht im Spiegel betrachtest.
Was geschieht hier gerade alles?
Wieso bringt dich der Wunsch und die Sehnsucht nach Sex und Anerkennung so weit, solche Sachen zu tun oder vor allem so zu denken?
Du weißt nicht, was du tun sollst. Jin mit seinem Vater zu betrügen, ist moralisch nicht vertretbar, doch ist die Frage nicht, ob du überhaupt noch etwas für Jin oder er etwas für dich empfindet? Ob ihr überhaupt zusammen gehört?
Immerhin willst du nichts als Taehyung in diesem Moment. Eure Beziehung und Treffen sind waghalsig, besonders und vor allem verboten. Taehyung ist zudem unglaublich attraktiv, deine erste große Liebe und... es passt alles so gut bei euch zusammen. Der Sex, die Gespräche, die Charakterzüge, eure Prioritäten; er hat recht behalten. Und was ist, wenn er seine Worte bezüglich deiner Person ernst gemeint hat? Wenn du ihm wirklich so viel bedeutest, wie keine andere Frau?
Und können diese Faktoren wirklich dazu führen, dass du aufhörst, Seokjin zu lieben? Kann das sein? Ist deine Liebe tatsächlich so schnell und stark erloschen? Oder hatte sie je existiert?
Wenn man jemanden liebt, ist einem diese Person wichtiger als alles andere... und das ist er nicht oder nicht mehr, da die Bindung zu Taehyung den höchsten Stellenwert in deinem Leben einzunehmen scheint, und es dich nervös macht, dass er nicht zurückschreibt. Und Jin setzt irgendwie auch nicht alles daran, dass ihr beide eine vernünftige Beziehung führt. Er vertraut dir anscheinend ja noch nicht mal wichtige Dinge an, geht innigen Gesprächen aus dem Weg.
Zur Beruhigung beschließt du vorerst ein Bad zu nehmen. Wild schüttest du irgendwelche Badekugeln und Blümchen hinein, die das Hotel den Gästen zur Verfügung stellt, und wartest einige Minuten, bis die Wanne voll genug ist.
Jin scheint und scheint nicht wiederzukommen. Du ziehst dich vollständig aus und bindest deine langen Haare zu einem Dutt zusammen, ehe du mit einem Fuß in das mit Blüten benetzte, heiße Wasser eintauchst. Dein restlicher Körper folgt.
Entspannt und etwas müde zugleich schließt du die Augen und stößt einen Seufzer aus, als schon dein Handy vibriert. Entnervt, dass gerade jetzt jemand etwas von dir will, greifst du ächzend nach dem kleinen Gerät.
UNBEKANNT
Hey kleine
➴ ➴ ➴
Jahre später diegleiche Nachricht dedem
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