~ 13 ~
Als ich die Augen öffne, scheint die Sonne bereits am Himmel. Trotzdem schlafen die meisten meiner Verbündeten noch. Ist heute ein Tag Pause? Nur Cato ist schon wach. Seltsam, sollte Peeta nicht auch Wache halten? Der schläft seelenruhig neben Marina in einen Schlafsack gehüllt.
Einen Moment ringe ich mit mir selbst, aber schliesslich beschliesse ich aufzustehen.
»Sollte Peeta nicht auch Wache halten?«, frage ich als ich mich zu Cato setze.
»Hat irgendwie nicht so funktioniert zwischen uns«, sagt er knapp.
Ich lache kurz auf. »Das hätte ich dir auch sagen können.«
»Hast du Hunger?«, fragt Cato.
»Sollten wir nicht zuerst die anderen wecken?«, sage ich und blicke über die Schultern zu unseren noch immer schlafenden Kameraden.
Cato zuckt mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich habe auch schon gegessen.«
»Gut. Ich hol mir was aus einem der Rucksäcken«, sage ich und stehe auf.
Mit schnellen Schritten erreiche ich die Pyramide und suche mir Brot und einen Apfel heraus. Schweigend kehre ich zu Cato zurück und esse. Ich habe auch schon besseres gegessen. Aber ich habe ohnehin keinen grossen Hunger.
»Wie läuft es an der Sponsoren Front?«, frage ich so unauffällig wie möglich.
Cato schüttelt bloss den Kopf. »Nichts.«
»Enobaria und Brutus halten sich zurück«, sage ich und runzle die Stirn.
»Wirklich brauchen, tun wir ja eigentlich nichts«, wirft Cato ein. »Aber du hast recht.«
»Alles in Ordnung?«, frage ich ihn etwas zögerlich. Cato wirkt auf mich sehr traurig. Einen Moment spiele ich mit dem Gedanken, ihm eine Hand auf die Schulter zu legen. Jedoch lasse ich es dann doch, da es etwas seltsam aussehen würde, wenn die Zuschauer das mitansehen.
Cato lacht auf. »Ja, klar. Alles gut. Mir geht es prima!«, sagt er sarkastisch.
»Die Ironie lässt grüssen«, murmle ich, sodass nur er es hören kann. Wir müssen beide schmunzeln. Ich habe noch nie eine so merkwürdige Konversation geführt.
»Wecken wir die anderen«, schlägt er vor.
Als die anderen wach sind, holen sie sich auch etwas zu essen.
»Und was machen wir heute?«, fragt Glimmer und beißt in einen Apfel.
»Jagen. Was sonst?«, erwidere ich schroff.
»Ich will ja nichts sagen, aber ausser uns leben gerade mal noch sechs weitere Tribute. Wie sollen wir die in dieser riesigen Arena finden?«, fragt Glimmer und blickt sich um.
»Hast du was besseres vor?«, blaffe ich sie an.
»Wer lebt überhaupt noch?«, unterbricht Marvel unsere Diskussion.
Sofort beginnt Marina, die noch lebenden aufzuzählen: »Also neben uns sechs leben noch Katniss aus 12, Rue und Thresh aus 11, das fuchsgesichtige Mädchen aus 5, der mit dem lahmen Bein aus 10 und der Junge aus 3.«
Cato blickt nachdenklich in die Runde. »Wir sollten vor allem nach Katniss und Thresh Ausschau halten. Sie sind unsere grösste Konkurrenz«, sagt er schliesslich.
Marvel nickt zustimmend. »Also, wollen wir gleich los?«, fragt er.
»Ja, lass uns gehen«, sage ich und stehe auf.
»Wollen wir uns nicht aufteilen?«, fragt Marina plötzlich. Sie verschränkt die Arme vor der Brust und betrachtet uns belustigt.
»Wieso das denn?«, meint Marvel verwirrt.
Marina lacht nur. »Wir sind zu sechst. Und nicht sehr leise, wenn ich das anmerken darf. Ich finde, wir sollten uns in zwei Gruppen aufteilen. So haben wir auch eher die Chance, Katniss oder Thresh zu finden.«
»Ja, Marina hat recht. Wir wären unauffälliger in zwei Gruppen. Vor allem jetzt, da wir sowieso zu sechst sind«, stimme ich ihr zu. Sie wirft mir einen dankbaren Blick zu und fixiert Cato mit ihren dunkeln Augen. Anscheinend weiß sie ganz genau, wer den Stichentscheid geben wird.
»Eigentlich mag ich dich nicht sonderlich. Aber in dem Punkt muss ich dir recht geben. So können wir den Wald in beide Richtungen durchforsten«, sagt Glimmer und stellt sich zu Marina.
»Nein, gemeinsam sind wir stärker!« meldet sich Peeta zu Wort.
»Wir wären drei und drei Peeta. Selbst Thresh hat keine Chance gegen drei von uns«, argumentiert Marina.
»Ach lass ihn. Bestimmt will er nur verhindern, dass die einen seine Katniss finden und ohne ihn töten«, provoziert Glimmer.
»Ich stimme Loverboy zu. Gemeinsam ist es besser«, meint Marvel.
Alle schauen zu Cato. Wenn er sich jetzt gegen die Idee stellt, haben wir Unentschieden, was zum Problem führen wird.
»Marinas Idee ist nicht schlecht. Deshalb denke ich, dass wir es heute versuchen sollten. Morgen können wir ja immer noch wechseln«, sagt er schliesslich.
Während Peetas Miene sich verdüstert, breitet sich auf Marinas Lippen ein Lächeln aus.
»Sehr gut. Was sind die Gruppen?«, fragt sie.
»Keine Ahnung. Losen wir?«, meint Marvel und zuckt mit den Schultern.
»Wir sind in der Arena und gefürchtete Karrieros. Wie sieht das denn aus, wenn wir jetzt mit Losen angerannt kommen?«, fragt Glimmer hitzköpfig.
»Hast du eine bessere Idee, bei der es keinen Streit gibt?«, sagt Marvel.
»Marvel, Marina und Glimmer und Peeta, Clove und ich«, bestimmt Cato die Gruppen.
Dem hat niemand etwas auszusetzen und wir ordnen unsere Waffen.
Kurz bevor Marvels Gruppe losgeht, sagt Cato: »Zum Mittagessen treffen wir uns wieder hier.« Sie nicken und schlagen eine neue Richtung ein, während Peeta, Cato und ich einen ähnlichen Weg wie gestern gehen.
Schweigend setzen wir unseren Weg fort. Irgendwie verstecken sich die noch lebenden Tribute echt gut. Plötzlich bleibt Peeta stehen und bückt sich.
»Was hast du?«, frage ich und sehe ihm zu.
»Nichts, nichts!«, sagt Peeta hastig und will Cato hinterher laufen.
Ich zücke mein Messer. »Was hast du gefunden Loverboy?«, ich knie mich an der Stelle nieder, wo er eben war. »Ist es etwa das?«
Ich nehme die Falle aus Draht in die Hände, die gut versteckt am Boden liegt.
»He Cato, warte mal. Loverboy hat da was gefunden!«, rufe ich. Kurz darauf stürzt Cato auf uns zu. »Was denn?«
Ich halte ihm die Falle vor die Nase. »Hier ist jemand. Oder war es zumindest. Die Falle wurde noch nicht benutzt. Aber Loverboy hier, hat sie anscheinend erkannt«, sage ich und deute auf Peeta. Er blickt unschuldig von mir zu Cato.
»Ich glaube, sie könnte von Katniss sein«, stottert er schliesslich.
»Na also, geht doch«, sage ich leise und packe mein Messer wieder an den Gürtel.
»Katniss muss sich also ganz in der Nähe befinden«, schlussfolgert Cato.
»Nicht unbedingt. Wir sind ganz in der Nähe, des Ortes, wo wir gestern die Feuermacherin getötet haben. Katniss könnte längst über alle Berge sein«, sage ich.
»Hoffen wir nicht«, meint Cato grimmig und stakst weiter. Ich platziere die Falle wieder und folge ihm. Peeta schaut sich ängstlich um.
»Kommst du oder hast du vor, Wurzeln zu schlagen?«, rufe ich ihm zu und der eilt herbei.
Wir gehen weiter, trotzdem werden wir einfach nicht fündig. Als die Sonne schon hoch am Himmel steht, beschliessen wir umzukehren. Plötzlich hören wir ein lautes Knacken, gefolgt von einem weiteren.
Cato zieht sein Schwert und bleibt abrupt stehen. Peeta hebt seinen Speer und sieht sich misstrauisch um. Ich nehme in jede Hand ein grosses Messer.
»Was war das?«, frage ich alarmiert.
»Keine Ah ....«, noch bevor Cato den Satz beenden kann, stürmen Gestalten aus dem Dickicht des Waldes. Erst als ich genau hinsehe, bemerke ich, dass es Menschen sind. Aber es sind keine der noch lebenden Tribute, sondern ... die Toten. Ja, da ist der Junge aus Distrikt 5, er fixiert mich mit seinen Augen.
»Ihr habt uns getötet, jetzt töten wir euch!«, sagt der vorderste Junge mit lauter Stimme.
Aber wie kann das sein? Niemand kann Menschen zum Leben erwecken.
Diese Menschen, sind gar keine Menschen. Eine leuchtende Aura umgibt sie und es scheint fast, als würden sie schweben. Ich gehe einen Schritt zurück und lasse meinen Blick über sie schweifen. Es sind sechs. Darunter auch der Junge aus Distrikt 9, den ich getötet habe.
»Achtung, das sind Mutationen!«, brüllt Peeta.
»Trotzdem sieht es nicht gut aus!«, ruft Cato.
Jetzt schwärmen die sechs Tribute oder Mutationen, was immer die auch sind, aus. Was für ein Zufall, dass eben die zwei Jungen auf mich losstürmen, die ich auch getötet habe.
Sie haben keine Waffen, aber sie wurden so programmiert, dass sie flink, schnell und absolut todbringend sind.
Ich bin eine gute Kämpferin. Aber gegen zwei Jungen Mutationen zu kämpfen, die etwa einen Kopf grösser und viel stärker gemacht wurden, wird es auch für mich unangenehm schwer. Mit einem Seitenblick sehe ich, wie Cato sich mit drei Mutationen herumschlägt. Peeta dagegen hat nur eine. Sofort erkenne ich sie. Das Mädchen aus Distrikt 8. Er hat sie ziemlich schnell erneut getötet und rennt Cato zu Hilfe, der ebenfalls schon einen bezwungen hat.
Ich konzentriere mich und werfe ein Messer nach der Distrikt 9 Mutation. Geschickt weicht er aus. Mit dem anderen Messer, hole ich aus und versuche den anderen zu treffen. Zu meinem Triumph, schaffe ich es auch, ihn zu erwischen und somit zum zweiten Mal zu töten. Er glotzt mich wütend an, ehe er sich in Luft auflöst. Erst als mich jemand am Hals packt, merke ich, wie dumm ich war. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Cato seinen letzten Gegner tötet. Dann spüre ich wie die Mutation mich zu Boden stösst und mir mit aller Kraft die Kehle zudrückt.
Ich kann mich nicht mehr wehren. Dazu fehlt mir die Kraft. Und immer mehr, geht mir der Sauerstoff aus. Die Mutation scheint es nicht im geringsten zu kümmern, dass ich kurz vor dem Ersticken stehe, denn er drückt nur noch mehr zu.
Langsam dämme ich weg.
Jetzt sterbe ich.
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