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Ich tu's.

Ich tu's nicht.

Doch, ich tu's.

Nein, ich werde es nicht tun.

DOCH, ich tu es!

Nein!

Doch!

Nervös lasse ich meine Fingerkuppen auf dem kostbaren Mahagoni der Treppe tanzen. Einen Augenblick lang ziehe ich in Erwägung, erneut das Treppengelände zu erklimmen und am Handlauf abzuzählen, ob ich mich tatsächlich freiwillig für die Hungerspielen melden sollte.
Schließlich entscheide ich mich gegen dieses absurde Possenspiel. Anstelle dessen öffne ich schwungvoll die Tür zum Badezimmer und lehne mich an die kalten Fliesen der Wand.

Mein Bauchgefühl will in die Hungerspiele, doch mein Kopf rebelliert wahrhaftig dagegen. Ich war schon immer ein Mensch, der sich auf das verlassen hat, was mir mein Kopf sagte. Sollte ich es also dabei belassen und mir die Hungerspiele aus dem Kopf schlagen?

Ich gebe mir einen Ruck und stütze mich am Waschbecken ab. Langsam schließe ich die Augen. Das hilft mir beim konzentrieren. Als ich die Augen wieder öffne, sehe ich direkt in's Gesicht eines sechzehnjährigen Mädchens mit Sommersprossen und dunkelbraunem Haar, das im Nacken schwungvoll zu einem aufwändigen Knoten gesteckt wurde.

Heute ist es so weit.

In wenigen Minuten werde ich mit meiner Familie auf dem Dorfplatz von Distrikt 2 stehen. Sollte ich nicht auf den Moment hinfiebern, auf den ich mich seit über vier Jahren mühsam vorbereite?
Es fühlt sich falsch an. Nicht so, wie ich es mir in meinen Träumen erdacht hatte. Noch ist mir schleierhaft, ob ich genug Mut aufbringen werde. Meine Gedanken sind völlig vernebelt und durcheinander. Es herrscht ein einziges Chaos in meinem Gedächtnis.

Du musst es tun, Clove. Verdammt, du hast so viel aufgegeben, nur um gut genug zu sein.

Die zwölf Distrikte Panems geben jedes Jahr am Tag der Ernte zwei Tribute an das Kapitol ab. Das sind jeweils ein Junge und ein Mädchen. Diese Tribute müssen sich in einer riesigen Freilichtarena bis zum Tode bekämpfen. Der letzte Überlebende gewinnt die Hungerspiele und gelangt an Ruhm und Ehre. Für die meisten Tribute aus den armen Distrikten stellen die Hungerspiele jedoch viel mehr einen Freipass in den Tod dar. Ich aber stamme aus Distrikt 2. Die Zuschauer rechnen uns gute Chancen zu, die Spiele zu gewinnen und eine Menge Ansehen und Reichtum zu ernten.

„Clove, Liebes, wo steckst du denn? Wir müssen aufbrechen, die Ernte startet in einer halben Stunde", höre ich meine Mutter rufen. Ihre Stimme klingt gedämpft, zweifelsohne steht sie zwei Stöcke unter mir vor der Haustür.

Ich atme kontrolliert ein und aus.

„Clove!" Erschrocken fahre ich auf. Die Stimme meines Vaters dringt gellend an mein Ohr. Er hasst es, wenn man ihn warten lässt.
Eilig werfe ich einen letzten Blick auf mein Ebenbild, ehe ich zur Tür hinaus schlüpfe und die Treppe runter husche. Mein Magen fühlt sich an, als hätte ich Tonnen von Blei gegessen.

Mein Vater Andrew, meine Mutter Mariola und mein kleiner Bruder Lewis warten bereits vor der Haustür auf mich. Während sich meine Mutter zumindest bemüht, eine liebevolle Miene aufzusetzen, funkelt mich mein Vater zornig an.
„Wurde aber auch höchste Zeit", sagt er grimmig. Eine tiefe Furche bildet sich zwischen seinen Falten auf der Stirn.

Lewis hingegen blinzelt mich mit seinen großen blauen Augen an. Er hat die Augen meiner Mutter, tiefblau, wie das Meer. Ich hingegen habe die bernsteinfarbenen Augen meines Vaters geerbt. Als wir das Haus verlaßen, greift Lewis unverhohlen nach meiner Hand. Während wir die asphaltierte Strasse zum Dorfplatz hinuntergehen, begegnen uns achtende Blicke. Mein Vater befindet sich in einer einflußreichen Position, bei den letzten Wahlen hätte er es sogar beinahe zum Bürgermeister gebracht.

„Meine Tochter. Endlich ist der Tag gekommen, an dem ich von ganzem Herzen stolz sein kann." Mein Vater blickt mich nicht einmal an. Er geht geradewegs weiter, ohne sich umzudrehen. Ich versuche, meine Gefühle zu verbergen. Niemand darf mir meine Zweifel anmerken, ansonsten könnten sie mich als schwach oder ungeeignet abstempeln.

„Wir werden endlich den Ruhm erlangen, der uns rechtmäßig zusteht. Hoffentlich wirst du dann dadurch bei den nächsten Wahlen nicht wieder gegen einen dahergelaufenen Grünschnabel verlieren, Andrew", pflichtet meine Mutter ihm bei. In ihren Augen glänzt die Gier nach Ansehen.

Du darfst sie nicht enttäuschen, Clove. Sie haben alles für dich aufs Spiel gesetzt. Du musst ihnen deine Dankbarkeit beweisen!

Jawohl. Die treibende Kraft hinter meinem Voraben sind meine Eltern. Ich kenne kaum Menschen, die eingeborener sein könnten, als sie. Die Freude an den Hungerspielen wurde ihnen sozusagen in die Wiege gelegt. Sie waren immer erpicht darauf, dass ich mich eines Tages freiwillig melde. Manchmal hasse ich sie dafür. An manchen Tagen aber, bin ich ihnen dankbar. Sie haben mir gezeigt, wofür ich lebe. Unser Leben wird von den Spielen gesteuert, es ist daher nur richtig, sich ihnen mit Kampfbereitschaft entgegenzustellen.

„Clove, Schätzchen, bist du bereit?" Die Stimme meiner Mutter ist zuckersüß, doch der prüfende Blick, den sie mir zuwirft, lässt mich schlucken. Ich fühle mich ertappt.

„Mehr als das", sage ich schließlich. Meine Stimme klingt überzeugt, doch in mir herrscht immer noch das reinste Gefühlschaos.

Tu ich's. Tu ich's nicht. Tu ich's. Tu ich's nicht. Enttäusche sie nicht, Clove! Tu es!

Meine Eltern gehen zufrieden grinsend vor.
Ich nehme nur wahr, wie sich Lewis' Hände noch immer fest in meine verschloßen haben.

„Machst du es?", fragt er leise mit seiner kindlichen Stimme.
„Lewis, es ist eine grosse Ehre seinen Distrikt in den Hungerspielen zu vertreten. Ich möchte unsere Eltern nicht enttäuschen", versuche ich ihm gut zuzusprechen. Aber selbst ich höre, wie meine Stimme zittert.

Bevor irgendjemand noch etwas erwähnen kann, erreichen wir den grossen Dorfplatz von Distrikt 2. Meine Eltern stellen sich mit Lewis zu den Erwachsenen und ich versuche, mich mit möglichst gleichgültiger Miene zu den anderen sechzehnjährigen Mädchen zu stellen.

Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, ob sich andere Mädchen ebenfalls freiwillig melden wollen. Ich habe in den letzten Wochen nie die Lust verspürt, darüber Umfragen ins Leben zu rufen. Ob und wenn wird sich allerdings auch ohne Umfragen in wenigen Augenblicken klären. Bitte nicht, denke ich inständig. Ich kann mich an frühere Jahre erinnern, als es zu blutigen Schlägereien kam, nachdem sich die Freiwilligen nicht einigen konnten.

Es dauert nicht mehr lange, bis die Betreuerin von Distrikt 2 auf die Bühne tritt. Ihre kurze Rede geht völlig an mir vorbei, jedoch gehe ich stark davon aus, dass es genau dasselbe, kitschige Geplapper ist, wie bereits im letzten Jahr. Und im Vorletzten. Und im Vorvorletzten. Und eigentlich auch alle Jahre, die davor waren. Sie spricht immer davon, welche Ehre es doch für sie sei, einen Distrikt wie unseren vertreten zu dürfen.

Ganz unrecht hat sie damit nicht. Distrikt 2 ist ein reicher und wohlhabender Distrikt, was man vom Großteil der restlichen Distrikte nicht wirklich behaupten kann. Lediglich die Distrikte 1 und 4 kommen unserem Ansehen und unseren Reichtümern nahe. Nebenbei sind wir auch die einzigen Distrikte, bei denen es überwiegend Freiwillige gibt. Ich bin mir sicher, dass viele andere Kinder einfach froh sind, wenn sie die Ernten überstanden haben. Dabei sind es doch die Hungerspiele, die unserer Nation ihren Wert gibt. Zumindest pflegen meine Eltern dies immer zu sagen.

Emanda Pinkney, so lautet der Name der unheimlich ungesund gut gelaunten Frau, die jedes Jahr aus dem Kapitol angereist kommt und ihre Stellung als Betreuerin sehr ernst nimmt, scheint ihre Rede endlich beendet zu haben. Wie kann so viel Optimismus gesund sein? Nun stöckelt sie auf ihren monströsen Absätzen zur Lostrommel der Mädchen.

Immer wieder überrascht mich die unheilvolle Stimmung, die sich jedes Jahr auf's Neue verbreitet, sobald die Namen ausgelost werden. Sollte nicht eigentlich allen klar sein, dass es ohnehin Freiwillige geben wird?

„Eleanor Barclay!", hallt Emanda Pinkneys klare Stimme über den Platz.
Eleanor Barclay? Dieses Mädchen kenne ich nicht. Weder im Training noch in der Schule ist mir dieser Name jemals zu Ohren gekommen. Wahrscheinlich gehört sie zu den Jüngeren aus dem Distrikt. Das manchmal auch die Jüngeren gezogen werden, ist nicht weiter verwunderlich, da es hier nunmal niemand nötig hat, Tesserasteine zu beziehen.

Jetzt löst sich ein zwölf- oder dreizehnjähriges Mädchen aus der Menge und stakst mit steifen Schritten auf die Bühne zu. Ich habe noch nie einen so dünnen Menschen gesehen. Ihre dürren Beinchen zittern wie Espenlaub. Kriegt die zuhause überhaupt etwas zu essen?

Es ist also wie erwartet. Doch die Kleine wird nicht lange zittern müssen. Meine Eltern wollen nicht dieses dünne Ding auf der Bühne sehen, sie wollen mich dort oben sehen. Stolz, erhobenen Hauptes, mit herablassendem Lächeln auf die Feiglinge, die den Mumm nicht aufbringen, unseren Distrikt in den Hungerspielen zu repräsentieren. Ich bin geschaffen für diese Rolle, sagt eine leise Stimme in meinem Kopf. Arrogant und Stolz, ja, ich stamme nunmal aus Distrikt 2.

Langsam kriecht die Nervosität in mir auf. Meine Hände zittern ein wenig. Ich versuche es mit aller Kraft zu unterdrücken. Clove Kentwell zittert nicht, reiß dich zusammen!

„Gibt es freiwillige?", klar und verstärkt durch das Mikrofon hallt ihre hohe Piepsstimme über den Platz. Die Erwartung in ihrem Blick lässt sich kaum übersehen. Distrikt 2 braucht einen brauchbaren Tribut. Melde dich endlich du verdammter Angsthase! Es ist jedoch nicht mein Kopf, die mich dazu bringen, aus der Mädchenschaar zu treten. Es sind die Blicke meiner Eltern und die Botschaft, die sie mir damit vermitteln. Geh und mach uns stolz.

Das alles schießt mir in wenigen Sekunden durch den Kopf, ehe ich mich selbst, laut und deutlich vernehme.

„Ich melde mich freiwillig als Tribut!"

Jetzt habe ich es getan. Nichts kann es mehr rückgängig machen. Ich werde in den Hungerspielen antreten. Und sie gewinnen.

Die Federboa von einer Betreuerin wendet ihren Blick von den achtzehnjährigen Mädchen ab und sucht mich im Gemenge. Als sie mich schließlich erblickt, bittet sie mich übertrieben fröhlich auf die Bühne. Zeitgleich verlässt die kleine Eleanor diese in einer Mischung aus fallen und gehen. Ihrem Gesicht ist die pure Erleichterung anzumerken.

Meine Schritte werden schwerer, je näher ich der Bühne komme. Ein Teil von mir möchte sich umdrehen und wegrennen, doch ich weiß, dass dies nun nicht mehr möglich ist.
Als ich das kleine Treppchen zum Podium erreicht habe, nimmt Emanda mich beim Arm und führt mich zum Mikrofon. Jetzt erst fällt mir auf, wie viele Menschen Distrikt 2 bewohnen. Es müssen tausende von Augenpaaren sein, die mich gerade anstarren.

„Wie lautet dein Name?", fragt sie und hält mir erwartungsvoll das Mikrofon hin.
„Clove Kentwell", sage ich, erstaunt über den selbstbewussten Ton meiner Stimme. Ich beschließe, die Masche mit dem mordlustigen Karrieromädchen weiterzuziehen und blicke mit funkelnden Augen und einem leichten Grinsen auf den Lippen in die Kamera.
Emanda stimmt einen kleinen Applaus an und die Leute fallen zögerlich mit ein.

„Nun denn! Lasst uns nicht länger warten und mit den Jungen weitermachen. Wer weiß, welche Überraschungen da noch auf uns zukommen werden", sagt die Federboa in ihrer quitschlebendigen Piepsstimme und stöckelt zur Lostrommel der männlichen Tribute.

Während ich darauf warte zu erfahren, wer mit mir in die Hungerspiele gehen wird, lasse ich meinen Blick über die Zuschauer schweifen. Irgendwo in der Ferne vernehme ich die stolzen Blicke meiner Eltern. Ich kann die Stimme meines Vater bereits hören. Das ist meine Tochter, sagt er wichtigtuerisch jenen Menschen, die das Pech haben, in seiner Nähe zu stehen. Dann erkenne ich Lewis, den Kopf leicht zur Seite geneigt. Er blinzelt mich mit seinen Mandelaugen betrübt an. Am liebsten würde ich von der Bühne und ihn in den Arm nehmen. Ihm sagen, dass ich zurückkommen werde. Und dann wird alles wieder genauso sein wie es war, bevor mich Vater auf die Akademie geschickt hat. Ein naiver Gedanke, zugegeben, aber trotzdem gefällt er mir.

Unterdessen hat Emanda einen Zettel aus der Lostrommel gefischt und begibt sich wieder auf ihre Position vor dem Mikrofon. Sie verliest einen Namen, den ich nicht kenne. Erst als sich der Junge aus der Menge schält, erkenne ich ihn. Er ist über meinem Jahrgang, ich kenne ihn lediglich vom sehen. Gesprochen habe ich mit ihm bisher jedoch kein einziges Mal.

Die Federboa erkundigt sich wie üblich nach Freiwilligen und tatsächlich gibt es auch hier jemanden, der sich aus den Leuten löst.

Mich überfährt eine Woge des Schreckens.

Nein. Nicht er. Alle, nur nicht er.

Ich kenne ihn. Jeder kennt ihn. Cato Hadley. Berühmt berüchtigt für seine Stärke und seinen Willen, eines Tages die Spiele zu gewinnen. Hätte ich gewusst, dass er sich dieses Jahr meldet, hätte ich mein Vorhaben vielleicht nochmals überdenkt. Ich ging davon aus, dass er sich frühstens nächstes Jahr freiwillig meldet. Schließlich ist er sechzehn, ihm bleiben noch zwei Jahre Training. Ach, ich und meine naiven Gedanken. Ich hätte es wissen sollen. Das kann nicht gut gehen.

Cato würdigt mir keines Blickes, als er die Bühne hochkommt. Auch auf Emandas Anstalten, ihm hochzuhelfen reagiert er nicht. Verdammt ist der groß. Ich bin auch nicht die Kleinste, doch er ist nochmals fast einen ganzen Kopf größer als ich. In den Hungerspielen könnte er definitiv zu einem Problem werden, so viel steht fest.

Macht doch nichts, versuche ich mir zuzureden. Selbst wenn er jetzt stärker aussieht, ich bin wendiger und flinker. Das kann durchaus auch ein Vorteil sein. Doch je länger wir dastehen, desto schwerer fällt es mir, die Maske aufrecht zu halten. Seit ich Cato erblickt habe, rennt mein Verstand schreiend im Kreis und mein Bauch fühlt sich seltsam hohl und leer an, obwohl ich eben erst etwas gegessen habe. Als wir uns die Hände schütteln treffen sich unsere Blicke. Schnell wende ich mich ab. Was soll das? Es ist wie bei den Hunden, wer wegsieht, der verliert. Ich verliere nicht. Ich bin Clove Kentwell.

Und ich werde diese Spiele gewinnen.

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