•𝐂 𝐇 𝐀 𝐏 𝐓 𝐄 𝐑 𝟏𝟔•
Schweißgebadet wache ich auf und fahre mir durch meine zotteligen Haare. Mein schwerer Atmen erfüllt mein Zimmer und ich greife blind im Dunkeln nach meiner Nachttischlampe. Eine Sekunde später wird mein Zimmer beflutet und ich kneife meine Augen zusammen. Verdammter Mist. Was zum teufel? Was war das bitte für ein Traum? Ich versuche mich zu beruhigen und meine Gedanken zu sortieren. Doch ich konnte beim besten Willen nicht sagen, was ich da geträumt habe. Es hatte sich alle so verdammt real angefühlt das es schon wieder gruselig ist. Meine linke Hand umgreift meine recht und schon automatisch fühle ich, ob sich dort irgendwas verändert hat.
Kein Ring.
Ein gutes Zeichen. Das sagt mir zumindest das es alles nicht real war. Erneut fahre ich mir durch die Haare und atme tief durch. Es war nur ein Traum Sam, dass war nicht Real. Gut, dass mein Kopf es immer noch nicht verarbeiten kann. Himmel selbst ich kann es nicht verstehen, was da passiert ist.
Das summen meines Handys lässt mich zusammenfahren. Ich sehe zu meinem Nachttisch auf welchen das Gerät liegt. Ich wusste nicht wie spät es ist oder wer mich um diese Uhrzeit anruft. Vielleicht war es meine Mutter oder sogar mein Vater und es war ein Notfall. Ich greife zu meinem Handy und nehme es in die Hand.
Unbekannte Nummer.
»Samantha Greenwood.«
»Scheint, als wäre ich nicht der einzige gewesen der nicht mehr schlafen kann.« begrüßt mich Chandlers raue Stimme.
»Woher hast du meine Nummer?«
»Maise.« ich hole scharf Luft. Natürlich hatte er meine Nummer von Maise.
»Du hattest auch diesen Traum oder?« fällt Chandler mit der Tür ins Haus. Ich nicke und bemerke das er es nicht sehen kann.
»Ja. Hatte ich.« antworte ich und hole tief Luft. »Warum hast du mich angerufen?«
Schweigen empfängt mich als Antwort. Eine gefühlte Ewigkeit höre ich wie Chandler seufzt.
»Ehrlich, ich habe keine Ahnung. Vielleicht um auf andere Gedanken zu kommen?«
»Ist das eine Frage oder eine Aussage?«
»Beides?«
Ich konnte mir ein schmunzeln nicht verkneifen und schüttelt Nasen Kopf. Dieser Mann war einfach... ja was war er? Er war unglaublich und und auch seltsam. Ich konnte ihn immer noch nicht lesen, hatte keine Ahnung was seine Intentionen sind. In meinem Kopf war immer noch das Bild von dem Jungen aus der Highschool, der mir das Leben zur Hölle gemacht hat aber diese Version von Chandler bringt mein ganzes Bild über ihn zum wanken. Und das beginnt mich immer mehr zu frustrieren.
»Ich wollte eine Runde laufen gehen, im Wald. Willst du dich mir anschließen? Etwas Bewegung und frische Luft wird uns beiden sicher helfen, wieder auf andere Gedanken zu kommen.« Chandlers Angebot kommt zögerlich, fast so, als hätte er Angst, eine Grenze zu überschreiten. Haben wir das nicht schon irgendwo getan? Eigentlich ja nicht... denn immerhin hatten wir unsere Abmachung. Ich hadere einen Moment mit mir selbst.
»In fünfzehn Minuten treffen wir uns am Tule Lake.« antworte ich und gebe Chandler nicht einmal die Chance zu antworten, ehe ich den roten Knopf zum auflegen drücke.
***
Nicht ganz pünktlich stehe ich zwanzig Minuten später in Wolfsgestalt am Wasser und sehe mich um. Chandler steht ein paar Meter neben mir und seine Augen wandern über das beruhigende schwarz des Sees. Chandler hatte bereits gewartet als ich angelaufen kam. Kurz haben wir uns mit einem Nicken begrüßt ehe wir Seite an Seite zum Wasser gelaufen sind. Der Wind weht durch unsere Felle.
Ich wende meinen Blick ab und genieße die Ruhe, die uns umgibt. Ich bin dankbar, dass wir in unserer Wolfsgestalt bleiben. Auch wenn Chandler sicher jede Kurve meines Körpers mehr oder weniger kennt. Ein Kribbeln macht sich in mir breit und sein unverkennbarer Mate-Duft wird wieder präsenter, als es mir lieb ist. Und dennoch konnte ich ihn nicht ausblenden. Chandler ist wie eine tragende Kraft um mich herum. Die mich einnimmt und mitreißt. Ich wollte sowas nicht fühlen, doch war es ebenfalls so normal, als würde dieses Gefühl zwischen uns schon seit Jahren existieren.
Ich habe es nicht bemerkt, dass ich stehen geblieben bin und schaue gedankenverloren vor mich her. Erst das Stupsen von Chandler in meine Seite reißt mich aus meinen Gedanken. Anhand seiner Augen kann ich den fragenden Blick erkennen. Ich schüttle meinen Kopf und zeige ihm, dass ich nicht darüber reden möchte. Sicher wäre es einfach, auch in Wolfsgestalt mit jemandem zu kommunizieren. Das würde vieles einfacher machen, als Gesten und das Kommunizieren durch Blicke.
Erneut nehme ich das Gehen auf, tapse neben Chandler am See entlang. Es ist eine ruhige Nacht. Das schwarze Wasser rauscht leise vor sich her, der Wind streichelt sanft die letzten Blätter der Bäume. Auch sinken die Temperaturen immer mehr und kündigen unaufhaltsam den Winter an. Zu unserem Glück wärmen die Felle unserer Wölfe sehr gut, sodass wir selbst bei den kältesten Temperaturen nicht frieren müssen. Ich genieße die Stille und Chandlers Nähe und spüre, wie ich mich innerlich beruhige. Der Traum rückt in die hinterste Ecke meines Kopfes und verschwindet dort ins nichts.
Es ist immer noch seltsam, keine Frage. Polly würde sicher durchdrehen und begeistert im Kreis tanzen. Für sie wäre es unverkennbar ein Zeichen dafür, dass Chandler und ich endlich unser Band zugeben sollten. Auch wenn unsere Beziehung aktuell nur auf einem Deal basiert.
Einem Deal.
Wie konnte ich mich nur auf so etwas einlassen? Ich bin erwachsen, habe studiert und konnte auch ohne einen Mate an meiner Seite hervorragend überleben. Es war einfach unbegreiflich, wieso ich mich dafür entschieden habe, bei dem Deal mitzumachen. Ich kenne Chandler und weiß das er mir nicht gut tut. Im Gegenteil.
Er war es, der meine Jugend in Redwood Hall zur Hölle gemacht hat. Und jetzt komme ich wieder, wollte von vorne anfangen und erfahre, dass er mein Mate ist. Wie verkorkst ist diese Welt eigentlich?
Unabsichtlich laufe ich in Chandler hinein, der plötzlich stehen geblieben ist. Ich spüre sein weiches Fell unter meiner Schnauze und atme seinen betörenden Duft ein, ehe ich mich verwirrt einige Schritte zurück bewege.
Chandlers Körper spannt sich an, während seine Ohren hin und her zucken. So als würde er etwas in unserer Nähe hören, das ihm Sorgen bereitet. Langsam laufe ich neben ihm und bleibe auf Augenhöhe neben dem braunen Wolf stehen. Ich erkenne in deinen Augen, wie er die Gegend anschaut. In diesem Moment war er nicht mehr Chandler. Er war der Alpha unseres Rudels. Am liebsten würde ich fragen, was ihm Sorgen macht oder was er hört. Doch halte ich es besser, nichts dergleichen und einfach neben ihm stehen zu bleiben.
Ich versuche in die Dunkelheit zu lauschen und herauszufinden, was Chandler als Bedrohung sieht. Meine Ohren beginnen zu zucken, als ich etwas wahrnehme. Das leise Knacken von Ästen und Stöcken in unserer Nähe. Es klingt nicht so, als wäre ein Mensch bei uns. Dafür war das Knacken zu leise. Somit beschließe ich, dass es sich um einen Wolf handeln muss. Und bestimmt keinen von uns, was ich anhand des angespannten Körpers meines Begleiters sehe.
Keinen Augenblick später kommt ein nachtschwarzer Wolf aus dem Gebüsch, gefolgt von drei weiteren Wölfen an seiner Seite. Sie kommen uns gefährlich nahe und bleiben mit zwei Meter Abstand vor uns stehen. Leises Knacken ertönt und kurz darauf entblößen die Unbekannten ihre menschliche Gestalt.
»Ich nenne das einmal ein Zufall Chandler, dass wir uns so spät am Abend noch treffen.« spricht der größte von ihnen. Er hat feuerrotes Haar, das durch das Licht des Mondes angestrahlt wird. Keiner der Männer scheint es zu stören, dass sie uns ihre nackten Körper präsentieren. Von den Anblick der fremden Männer geblendet bemerke ich nicht, wie sich Chandler ebenfalls zurück verwandelt.
»Lucien. Ihr seid auf feindlichem Boden. An deiner Stelle würde ich vorsichtig sein, mit dem, was du machst und sagst.« Chandlers Stimme ist scharf wie ein Messer und ich hatte das Gefühl, seine Worte schneiden in meine Haut. Der Mann, welchen ich als Lucien zuordnen würde, lacht auf.
»Redet man so mit einem alten Freund? Komm schon, wir sind doch Partner. Da kann man doch einmal seine Nachbarn besuchen nicht wahr?« ein teuflisches Lächeln bildet sich auf den Lippen des Rothaarigen, welches mir sämtliche Organe zerquetscht. Auch wenn ich diesen Lucien nicht kenne, wusste ich direkt, dass er keine guten Absichten hatte. »Und wer ist deine Begleitung heute Nacht? Ist es nicht unhöflich, uns nicht vorzustellen?«
Chandler dreht sich zu mir um und sehe es als Zeichen, mich ebenfalls zurück zu verwandeln. Schützend stelle ich mich hinter ihn und schaue neben ihn vorbei zu Lucien.
»Es sollte dich nicht interessieren, wer sie ist. Fakt ist, dass ihr einfach ohne meine Erlaubnis in unser Territorium gekommen seid.« erwidert Chandler, nachdem er sich wieder Lucien zuwendet. Dieser verschränkt seine Arme vor der trainierten Brust und mustert uns beide.
»Anhand deiner Reaktion würde ich sagen, sie ist etwas besonderes. Deine Mate?« Luciens Lachen wird keine Sekunde kleiner, als er gekonnt Chandlers Worte überhört. Dieser spannt sich weiter an und ein Knurren verlässt seine Kehle.
»Wage es ja nicht Lucien.« knurrt Chandler und er schiebt mich mit einer Hand weiter hinter sich. »Ich sage es nicht noch einmal. Verschwindet aus unserem Gebiet oder wir werden bald Konsequenzen miteinander haben.«
Erneut lacht Lucien auf. »Oh Chandler, da werde ich mich drauf freuen. Immerhin haben wir beide doch so gerne Spaß miteinander. Nicht wahr?« der Rothaarige legt seinen Kopf schief, was ihm eine gefährliche Aura verpasst. »Der einzige Grund, warum ich hier bin, ist der, dass ich unsere Verhandlungen absage. Es wird keine weiteren Verträge zwischen uns geben. Wir sind Fertig miteinander.«
»Drohst du jetzt mit Krieg gegen uns?«
»Nehme es so hin wie du willst, Alpha. Ich sage nur so viel, ich freue mich schon sehr auf deine Konsequenzen, die du mir drohst.« Luciens Augen wandern zu mir. »An deiner Stelle würde ich auf die Kleine aufpassen, wenn du sie nicht verlieren willst. Eine schöne Nacht noch euch beiden.«
Mit diesen Worten verwandelt sich Lucien, gefolgt von seinem Anhängsel, erneut in Wölfe, ehe sie in den dunklen Wald verschwinden.
Sprachlos stehe ich hinter Chandler, der sich immer noch nicht zu beruhigen scheint.
»Was sollte das?« Frage ich leise und schlucke.
»Ich habe keine Ahnung. Aber wir haben jetzt definitiv größere Probleme, um die ich mich kümmern muss.« Chandler seufzt leise und dreht sich zu mir herum. »Es tut mir leid, aber ich muss sofort zurück und mit meinen Vertrauten reden.«
Ich nicke leicht. Natürlich muss er das. Immerhin hatte uns dieser Lucien indirekt mit einem aufkommenden Krieg gedroht. Da war es selbstverständlich, dass Chandler nun eine Krisensitzung einberufen muss.
»Ich komme mit dir mit.« beschließe ich kurzerhand, ohne wirklich über die Worte nachzudenken.
»Sam...«
»Nein, nichts Sam. Ich werde mitkommen und dir helfen, einen klaren Kopf zu behalten.« Chandler seufzt und fährt sich durch die Haare. Ich weiß selber nicht, was in diesem Moment mit mir los ist, aber etwas in mir sagt, dass es das richtige ist.
»Na gut. Aber nur wenn du dich im Hintergrund hältst und kein Wort sagst. Alles, was du mitbekommen wirst, wird nur unter uns bleiben. Verstanden?« Chandler sieht mich eindringlich an und ich nicke leicht.
»Verstanden.«
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro