•𝐂 𝐇 𝐀 𝐏 𝐓 𝐄 𝐑 𝟏𝟒•
Ich trinke einen Schluck Kaffee aus meiner Tasse, bevor ich diese wieder auf meinen Schreibtisch abstelle. Meine Augen fahren über die ganzen Dokumente die sich kreuz und quer auf dem Holz verteilen. Beschwerden, Finanzen und der Konflikt mit dem Silver Claw Rudel. All das und noch vieles mehr das ich bearbeiten muss. Innerlich bete ich zu der Mondgöttin sie soll mich aus dieser Lage befreien. Ganz gleich was sie dann vorschlagen wird.
Ich greife zu dem Packen mit unseren Konflikten und beginne mir die neusten Ereignisse durchzulesen. Es sieht nicht wirklich rosig für unser Rudel aus. Die Kämpfe an den Grenzen werden mehr und auch gefährlicher. Zwar gibt es keine Übergriffe mit Silber, aber sicher konnte man sich auch nicht sein. Holden geht es wieder gut, er arbeitet wieder an meiner Seite. Zudem rückt der Dezember immer näher ran. Somit auch die weihnachtlichen Feiertage, die schon Traditionen in unseren Rudel sind.
Das würde heißen, dass Sam und ich somit mehr Zeit zusammen verbringen müssen, wenn die Feierlichkeiten beginnen.
Ein seufzen verlässt meinen Mund und ich fahre mir frustriert durch die Haare, bevor ich die Dokumente erneut auf den Tisch lege. Ich muss mir überlegen wie ich es ihr schonend beibringe, ohne das sie mich gleich umbringt. Schon seltsam daran zu denken, dass man Angst vor einer Frau hat die zugleich dein eigener Mate ist. Bevor ich noch weiter in meinen Frustrationen versinke wird die Tür zu meinen Büro aufgerissen.
»Wenn mir noch einer sagt, was ich machen soll dann schwöre ich, dass ich hier Amok laufe.« knurrt meine kleine Schwester als sie das Zimmer betritt. Ihr brauner Bob schwingt gefährlich hin und her, während sich einige Strähnen in ihrem Gesicht vergangen. »Unsere Eltern. Warum habe ich in Erinnerung das sie besser waren? Oder vielleicht dachte ich immer das es so wäre...«
Maise lümmelt sich in einen der zwei braunen Sessel vor meinem Schreibtisch, verschränkt die gebräunten Arme vor der Brust und schnaubt auf. Ich schmunzle und lehne mich in meinen Stuhl zurück. In der Zeit, in der Masie weg war ist sie reifer geworden. Nicht nur vom Körper her, sondern auch vom Denken. Manchmal bin ich erstaunt wie erwachsen sie für eine siebzehnjährige ist.
»Vielleicht hast du dich auch einfach nur verändert. Hast du schon einmal an diese Möglichkeit gedacht?« erwidere ich und wende meinen Blick erneut den Papieren zu. Leise Rascheln die Blätter und ich lege sie hin. Nein, dass hatte nun keinen Sinn sich damit zu beschäftigen wenn die eigenen Gedanken gerade in Alaska sind. »Immerhin warst du in den letzten Jahren nur unregelmäßig hier.«
Maise verdreht ihre Augen und schnaubt auf. Ich sage ja, sie ist definitiv zu reif um siebzehn Jahre alt zu sein. Und sicher hatte sie ihren Charakter auch mehr von unserem Vater geerbt, als von unserer Mutter. Dennoch schweigt sie und zieht einen Schmollmund. Gut, sollte mir Recht sein. Aktuell, da musste ich mich ohnehin mit zu viel herumschlagen. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte das sich mir Maise anvertraut, aber mein Kopf konnte nicht noch mehr Drama gebrauchen.
Dazu war es auch nicht hilfreich, vor mir schwarz auf weiß stehen zu haben, worum ich mich noch alles kümmern muss. Die Welt war manchmal wirklich undankbar zu einem. Das konnte ich nicht anders sagen. Selbst wenn ich mir nun einen Moment alleine mit meiner Schwester erlaube, davon würden sich unsere Probleme auch nicht lösen. Und dieses ewige vor sich hin schieben, bringt eben auch nichts. Ich spanne meinen Kiefer an. Selbst das Denken über die Probleme bereiten mir Kopfschmerzen.
»Du weißt genau, wie sehr ich es hasse wenn du recht hast.«
»Aber du hast mich dennoch lieb, weil ich dein Bruder bin.« ein kleines Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus und ich lege meinen Kopf schief. Maise verdreht ihre Augen und grummelt leise etwas vor sich her.
»Deswegen hasse ich dich noch mehr. Wie kann es sein, dass du immer alles besser weißt als ich? Das ist unfair!« in diesem Moment kommt mir Maise vor wie ein Kleinkind. Dennoch schmunzle ich. Nicht jeder kann behaupten so Willensstark zu sein, wie sie selber.
»Ich bin eben der Alpha. Ich muss immer alles besser wissen, als alle anderen. Du weißt so gut wie ich, dass man besser keine Schwäche zeigen sollte. Das macht einen angreifbar.« augenblicklich werde ich wieder ernst. Ich stütze mich mit meinen Unterarmen auf meinem Schreibtisch ab. »Aber egal, was du dir auch in den Kopf setzt ich liebe dich. Und es würde mir das Herz brechen, wenn dir etwas zustoßen würde.«
Ich lächle meine Schwester an. Zeitgleich wünsche ich mir, dass ich diese Worte auch Sam, ich meine Samantha, ins Gesicht sagen kann. Doch alleine durch ihre Reaktionen und Handlungen wusste ich, dass ich es nicht kann. Das sie sich dagegen wehren wird und mir lieber eine klatschen würde, als das ich ihr das geben kann was ich für sie empfinde. Absurd, wenn man bedenkt das ich sie länger liebe als das wir Mates sind.
»Hallo? Ich rede mit dir Chad!« Maise schnippst mit ihren Fingern vor meinen Gesicht herum. »Was für Gedanken sind wichtiger als die Probleme deiner kleinen Schwester?«
Ich blinzel und wende meinen Blick wieder zu meiner Schwester. Ich hatte nicht einmal gemerkt, dass ich abgedriftet bin und die Wand neben ihr angestarrt habe. Ein räuspern verlässt meine Kehle.
»Nichts, nichts. Alles gut. Ich habe gerade nur an etwas gedacht.« meine ich und spüre wie sich verräterische Hitze auf meinen Hals ausbreitet. Jede Faser meines Körpers zeigt, wie unangenehm es mir ist vor meiner Schwester über eine andere zu träumen. Zumal Maise nicht einmal mehr jung ist. Natürlich sie ist klein, aber mittlerweile, da war ich mir sicher, hatte sie auch schon mitbekommen was Sex und dergleichen ist.
»Ja klar und ich bin die Queen von England.« schnaubt Maise verächtlich und verdreht ihre Augen. »Na sag schon, was ist es? Eine Frau? Das letzte mal, als ich dich so gesehen habe ist schon Jahre her.« Maise beugt sich vor und bohrt ihre Augen in meine.
»Es ist nichts Maise. Lass es einfach meine Sorgen sein. Okay? Zudem habe ich noch einiges zu erledigen, wenn du dann also fertig bist mit dem Jammern würde ich gerne noch etwas arbeiten.« ich wende den Blick ab, da ich sonst Angst habe das mir meine kleine Schwester durch meine Augen ablesen kann was los ist.
Anstatt einer Antwort ertönt ein leises Klopfen an der Tür. Mit einem herein bitte ich die Person ins Innere zu treten. Holden erscheint in der offenen Tür und sofort legt sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen, als er Maise sieht.
»Da hatte es jemand nicht sonderlich eilig gehabt bei seinen alten Freunden vorbei zuschauen. Und ich dachte schon, wir würden etwas besonderes teilen.« gespielt beleidigt schiebt Holden seine untere Lippe nach vorne und zieht einen Schmollmund. Maise dreht sich im Stuhl zu meinem Gamma hin.
»Oh tut mir leid Großer. Aber ich muss dir leider sagen, dass meine Prioritäten andere Wichtigkeiten nachgegangen sind.«
»Zum Beispiel das nerven des Bruders.« füge ich hinzu. Maise lacht trocken auf. Holden lacht leise auf, während er in mein Büro kommt.
»Wenn es gerade unpassend ist, komme ich später wieder.«
»Nein ist schon gut. Maise wenn du so freundlich wärst, uns einen Moment Ruhe zu gönnen.« ich sehe meine Schwester an. Leise grummelt Maise etwas vor sich her, ehe sie sich von dem Stuhl erhebt und zur Tür geht.
»Lass dir gesagt sein Chad, dass ich noch nicht fertig mit dir bin.« Maise dreht sich auf dem Absatz zu mir hin, sieht mich mit Adleraugen an ehe sie sich zu Holden umdreht und diesen kurz in die Arme schließt, bevor sie endgültig das Büro verlässt. Schweigen umhüllt meinen Gamma und mich.
»Also was gibt es Holden?« frage ich.
»Das Silver Claw Rudel wurde wieder mal an den Grenzen gesehen. Dieses Mal sogar auf unserer Seite. Sie haben nichts getan, aber es ist sicher nur eine Frage der Zeit,bis sie etwas machen werden. Wir sollten anfangen Vorsichtsmaßnahmen zu bereden.« Holden sieht mich ernst an. Ich nicke. Lieber früher als zu spät. Auch wenn wir aktuell noch gut mit dem Silver Claw Rudel stehen, eskalieren konnte alles viel schneller als man es erwartet.
Und ich wusste selber, dass ich mich nicht mehr lange vor einem Treffen mit Lucien drücken konnte. Auch wenn bisher noch keinerlei Forderungen für eines von seiner Seite gekommen ist. Aber wir waren beide schlau und wussten, dass wir lediglich das unausweichliche nach hinten verschieben. Immer und immer wieder.
»Das sollten wir. Der Rat wird sicher wissen wollen, was an unseren Grenzen passiert. Nicht zu letzt, um wieder einmal über meine Unfähigkeit als Alpha zu lästern.« ein seufzten verlässt meine Lippen. Ich mag den Rat nicht besonders, aber er war nun mal aus den eingeschworen Alten unseres Rudels. Sie zu ersetzten, würde mir sicher den Kopf kosten.
»Ich werde schnellstmöglich alle zusammen trommeln. Wann passt es dir am besten?«
»Noch heute Abend.«
***
»Das Silver Claw Rudel stellt eine Gefahr für die Allgemeinheit da!« sagt Ältester Thomas. Schon seit einigen Minuten versucht sich der Rat mit jeweils lauteren Antworten zu übertrumpfen und verursachen bei mir Kopfschmerzen. Ich frage mich erneut wie mein Vater diesen Haufen ausgehalten hat, ohne an die Decke zu gehen oder sie alle in Stücke zu zerreißen.
»Ruhe! Ich kann so nicht denken!« schallt meine Stimme durch den Raum. Urplötzlich wird es still, dass man lediglich das Atmen aller Anwesenden hört. »Ich weiß ebenso euer Bedenken zu schätzen, wie das meines Betas und Gammas. Dennoch können wir nicht grundlos das Rudel angreifen. Sie haben bisher noch nichts gemacht, was sie verschulden könnte oder zumindest uns das Recht gibt in ihr Territorium einzudringen.«
»Und was ist mit den Rouges?«
»Oder den Wölfen an den Grenzen, die immer wieder gesehen werden? Das sind in meinen Augen genug Gründe dort einzufallen.«
Ich seufzte auf und reibe meinen Nasenrücken. Thomas bereiter mir am meisten Kopfschmerzen. Mit seiner gewaltsamen Art und Weise brachte er uns schneller in Schwierigkeiten als es mir recht ist. Und leider wurde er von den anderen Ratsmitgliedern sehr geschätzt mit seinen Meinungen. Der Mann war der Teufel in Person.
Mein Blick fällt auf meine beiden Freunde, die neben mir am Tisch sitzen. Im stillen bitte ich sie mir zu helfen, diese Männer in den Griff zu bekommen. Mir war gerade jede Hilfe recht, die ich bekommen kann.
»Die Rouges gehören soweit die Grenzpatrouille es einordnen kann nicht zum Silver Claw Rudel. Diese sind aber im Moment auch nicht unser größtes Problem. Worauf wir unseren Fokus aktuell legen sollten, sind Vorkehrungen um unsere Grenzen sicherer zu machen.« Cooper erhebt seine Stimme und sieht eindringlich zu dem Rat herüber. »Unsere Männer sind alle hervorragend ausgebildet, aber sollte es doch zu einem Übergriff kommen sollten wir alle Möglichkeiten in Betracht ziehen uns schützen zu können.«
»Und was schlägt der Beta vor, damit wir dieses Maß an Sicherheit erreichen können?«
»Wir ziehen alle kampffähigen Männer ein und trainieren sie auf den uns schlimmsten bevorstehenden Fall, der uns treffen könnte.«
»Natürlich werden wir auch noch andere Möglichkeiten in Betracht ziehen, außer uns auf einen eventuellen Kampf vorzubereiten.« schneide ich Cooper das Wort ab. »Ich werde definitiv versuchen mit Lucien zu reden und zudem ziehe ich auch in Betracht meinen Cousin Nathan um Rat zu bitten.«
Thomas schnaubt auf und verdreht die Augen, als ich Nathan erwähne. Wenn es um die Familiäreseite meiner Mutter geht, schwingt wenig Begeisterung im Rat mit. Ich konnte nicht einmal sagen warum, aber der Rat hatte tendenziell eine vorprogrammierte Abneigung gegen ihre alte Luna. Vor meinem Vater hatten sie dies immer versteckt, aber mir zeigten sie gerne was sie von meiner Blutlinie halten.
Ändern konnte man dieses alte, verschworene Pack nicht mehr. Da war die Luft längst raus bei den Männern. Wie bei kaputten Luftmatratzen, die man nicht mehr reparieren kann. Dieser Gedanke bringt mich zum schmunzeln, welches ich jedoch schnell vor dem Rest verberge. Noch mehr Kritik und Missgunst konnte ich mir nicht wirklich erlauben.
»Wenn der Alpha der Meinung ist, dass dies die richtige Entscheidung ist, bitte. Dennoch sollten wir die anderen Vorsichtsmaßnahmen nicht außer acht lassen und unser Augenmerkmal auch auf diese legen.« gibt Thomas von sich, quotiert von einem einheitlichen zustimmen der restlichen Ratsmitglieder.
»Ich habe nicht gesagt, dass wir das Aufrüsten außer acht lassen sollen. Nur sollten wir es nicht ganz so drastisch angehen. Vorerst. Wir warten das Gespräch mit Lucien und den Rat von Nathan ab. Danach können wir immer noch entscheiden wie wir vorgehen wollen.« entscheide ich kurzerhand, um möglichst alle in diesem kleinen Raum glücklich zu machen. Was jedoch nach Thomas verbitterten Gesichtsausdruck nicht ganz zu seiner Zufriedenheit geschehen ist.
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