
⋯ 𝟎𝟒 𝐙𝐞𝐢𝐠' 𝐦𝐢𝐫, 𝐰𝐢𝐞 𝐦𝐚𝐧 𝐥𝐮𝐞𝐠𝐭
ᴠɪᴇʀ
ʟᴏᴠᴇ ɪꜱ ᴘᴏɪꜱᴏɴ.
ᴀ ꜱᴡᴇᴇᴛ ᴘᴏɪꜱᴏɴ, ʏᴇꜱ,
ʙᴜᴛ ɪᴛ ᴡɪʟʟ ᴋɪʟʟ ʏᴏᴜ
ᴀʟʟ ᴛʜᴇ ꜱᴀᴍᴇ.
⋯⊰ ⊱⋯
Hogwarts
Freitag, 02. September 1977
»Autsch, pass doch-«, Harley brach mitten im Satz ab, als sie erkannte, gegen wen sie gelaufen war. Sie konnte nichts anders tun, als Sirius anzustarren, während er seine Tasche aufhob und sie breit angrinste.
»Nicht so stürmisch, Harley. Du musst die alte Gonni ja sehr vermisst haben, wenn du es so eilig hast, zu ihrem Unterricht zu kommen«, sagte ihr Exfreund.
»Du hättest doch selbst aufpassen können«, erwiderte Harley, »aber, dass du auf niemanden außer dich selbst Rücksicht nimmst, weiß ich ja schon.«
Sirius hob abwehrend die Hände, das Grinsen verschwand allerdings nicht von seinen Lippen. Diese Lippen, die Harleys Haut zum Glühen und ihre Sinne zum Durchdrehen gebracht hatten.
Wieso mussten diese Gedanken ausgerechnet jetzt durch ihren Kopf strömen?
»Kein Grund verletzend zu werden«, kommentierte der Gryffindor.
»Das sagst ausgerechnet du«, meinte die Ravenclaw und versuchte, ihre Stimme stark klingen zu lassen. Jedoch veränderte sich nun der Gesichtsausdruck des Jungen vor ihr und sie begriff, dass sie diesen Spruch nicht hätte sagen sollen. Sie hätte ihn einfach ignorieren sollen, als wäre er nichts weiter als einer der vielen Freunde ihrer Schwester, genau wie sie es sich vorgenommen hatte.
Denn jetzt war das passiert, was sie eigentlich hatte verhindern wollen.
»Du bist wegen der Trennung ernsthaft immernoch verletzt?«, fragte Sirius Black leicht ungläubig. »Es ist fast drei Monate her.«
Harley konnte den mitleidigen Blick, mit dem er sie besah, nicht ertragen und wandte sich ab, als sie ein wenig überzeugendes »Nein« hervorbrachte.
»Dann hatte Hope also echt Recht. Ich wollte ihr ja nicht glauben, weil du am Mittwoch im Tropfenden Kessel eigentlich ganz gut drauf warst, aber offensichtlich liegt sie nie falsch«, murmelte er.
Seine Worte lösten etwas in ihr aus, ihre Betroffenheit verwandelte sich in Wut. »Gut zu wissen, dass meine Schwester hinter meinem Rücken mit meinem Ex über mich redet«, fauchte die Jüngere.
»Komm mal runter, ich war mit Hope schon befreundet, bevor ich überhaupt wusste, dass du existierst«, stellte Sirius klar.
Harley konnte die Worte beinahe sehen, die seinen Mund verließen. Sie spürte, wie sie sich um ihren Hals legten und ihr die Luft zum Atmen stahlen, als wären sie Hände aus Fleisch und Blut.
Anscheinend entgleiste Harleys Ausdruck dermaßen, dass die Miene des Gryffindors wieder weicher wurde und er einen Schritt auf sie zu machte. Als er zu sprechen begann, klang er warm und mitfühlend, aber es war genau dieser Ton, der sie schon jahrelang an Sirius störte. Denn als er »es tut mir wirklich leid, Harley«, sagte, klang es so, als wüsste er etwas, das sie nicht verstand und spielte seine Feinfühligkeit nur, weil er Angst hatte, dass die jüngere Ravenclaw andernfalls einfach vor ihm zerbrechen würde.
Auf einmal beschlich sie der Eindruck, dass sich Sirius nicht dafür entschuldigte, mit ihr schlussgemacht zu haben, sondern dafür, überhaupt etwas mit ihr angefangen zu haben. Er hatte immer gewusst, dass sie für ihn geschwärmt hatte, aber nun endlich schien er zu bemerken, wie viele Hoffnungen sie sich wegen seiner Zuneigung gemacht hatte.
Und Obwohl sich Harleys Augen mit Tränen füllten – die Freude über die Einladung zum Slug-Club war wie weggeblasen – sammelte sie all ihre Kraft, um einige Male zu Blinzeln und tief durchzuatmen.
Ihre nächsten Worte klangen zwar nicht fest, aber wenigstens zitterte ihre Stimme nicht. »Mir tut es nicht leid«, erwiderte, machte einen Schritt um Sirius herum und verschwand dann endlich im Klassenraum für Verwandlung.
⊰ ⊱
Wenn Regulus Black ein Fach in der Schule wirklich hasste, dann war es Verwandlung. Sogar Wahrsagen macht ihm mehr Spaß, auch wenn er nicht wirklich an die traumhafte Zukunft glaubte, die Marianne Loiré den Sechstklässlern jeden Donnerstagmorgen in ihrem stickigen Turmzimmer prophezeite. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er Verwandlung nach seinen ZAGs sofort abgehwählt.
Leider ging es meistens nicht nach ihm und er hatte sich daran gewöhnt, seine eigenen Wünsche in die hinterste Ecke seines Verstandes zu verbannen. Deshalb saß er nun in der letzten Reihe von Professor McGonagalls Unterricht und gab sein Bestes, sich die Ausführungen über die Zauberwirkungsgeschwindigkeit in Abhängigkeit von Bewusstseinsgrad und Temperatur des Startobjektes zu merken. Eigentlich war er nicht mal schlecht in diesem Fach – er war in keinem Fach schlecht – trotzdem konnte er sich einfach nicht damit anfreunden.
Das Einzige, was sein Ehrgeiz wirklich weckte, war die Tatsache, dass sein Bruder Klassenbester der Siebten in Verwandlung war und Regulus somit für seinen eigenen Jahrgang nachziehen musste.
Er notierte sich die Stichpunkte, die sich von selbst an die Tafel schrieben, während die Professorin über Zusammenhänge, Zauberbedingungen und Grenzen der Verwandlung sprach. Die Stunde zog sich schleppend dahin und als endlich die Glocke zum Mittagessen läutete, war Regulus der Erste, der den Klassenraum verließ.
Zauberkunst – was am Nachmittag anstand – machte ihm dem hingegen deutlich mehr Spaß. Regulus war sehr begabt darin und die meisten Zauber des diesjährigen Lehrplans konnte er ohnehin schon.
»Dieses Jahr werden wir uns damit beschäftigen, Gegenstände dazu zu bringen, sich selbstständig zu bewegen und zu handeln«, erklärte der kleine Professor Flitwick zu Beginn seines Unterrichts. »Sie lernen Formeln, die ein Objekt für die Dauer seiner Existenz dazu verpflichten, bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Es kann jedoch auch eigenständige Entscheidungen treffen. Das beste Beispiel dafür sind unsere Rüstungen, die im Schloss Wache halten. Aber Achtung: Es ist nicht möglich, diese Zauber auf ein totes Wesen anzuwenden, um es wiederzubeleben. Also kommen Sie bitte nicht in Versuchung, an Ihrer verstorbenen Eule oder Katze herumzuexperimentieren. Kann mir jemand sagen, wieso das nicht funktioniert?«
Die meisten Schüler hoben die Hand, darunter auch Regulus. »Ja, Mister Black«, rief ihn der Professor auf.
»Ein Lebewesen hat einmal eine Seele und ein Bewusstsein besessen. Mit der Magie können wir diese Besonderheiten allerdings nicht zurückholen, sondern sie nur im besten Sinne nachahmen. Die verzauberten Gegenstände werden niemals Gefühle empfinden oder eine Moral entwickeln«, sagte er.
»Ganz recht«, stimmte Professor Flitwick ihm zu. Regulus nickte kurz, bevor er sich wieder seinem Pergament widmete.
Der Lehrer hatte gesagt, es sei nicht möglich, diese Formeln auf verstorbene Wesen anzuwenden, jedoch wusste Regulus ganz genau, dass das Gegenteil der Fall war. Es gab Mittel und Wege um genau das zu bewirken, sie waren in einer Schule nur nicht angemessen.
Diesen Sommer hatte er selbst einige dieser Techniken erlernt, denn es war pure Macht, die in der Erschaffung eines solchen seelenlosen, aber doch lebendigen Wesens lag. Er erinnerte sich an die mondweißen Gliedmaßen, die unkontrolliert im Dunkel zuckten und an das Ritual, das er zuvor mit einigen anderen der neuen Todessern hatte ausführen müssen. Einerseits graute es ihm davor, andererseits war es eines der faszinierendsten Dinge, die er jemals gesehen hatte.
Auf der anderen Seite des Klassenzimmers diskutierte Harley mit ihren Freundinnen unterdes, ob es sich lohnen würde, ihre Hausaufgabenhefte zu verzaubern, damit diese ihnen regelmäßig ihre Termine und Aufgaben vorlasen und sie an Fristen erinnerten. Cat war hundertprozentig dafür und auch Harley mochte die Idee. Vielleicht würde ihr das Helfen, dieses Schuljahr endlich alles rechtzeitig fertigzukriegen und nicht mehr bis spät in die Nacht hinein Aufsätze schreiben zu müssen. Jordana riet allerdings davon ab, da es gut passieren konnte, dass die Planer dann plötzlich morgens um vier oder gar mitten im Unterricht zu schreien begannen.
Dieses Thema begleitete die drei durch die ganze Zauberkunststunde hindurch und als schließlich die Glocke läutete, meinte Jordana nur noch, dass sie sich schon freute zu beobachten, wie beiden Ravenclaws in den nächsten Wochen von ihren Hausaufgabenheften in den Wahnsinn getrieben wurden.
Harley verabschiedete sich daraufhin von ihren Freundinnen und machte sich auf den Weg in die Bibliothek. Es war Freitagabend und der erste Schultag, sie erwartete kaum Schüler anzutreffen, aber immerhin hatte die Bibliothek jetzt geöffnet.
Harley nickte Madame Pince freundlich zu, was diese begeistert erwiderte. Sie mochte die Bibliothekarin, denn sie hatte ihr schon oft geholfen und war eigentlich sehr freundlich - sofern man ihre heilige Stille wahrte und die Bücher gut behandelte.
Harley wanderte durch die Regale, ihr Ziel vor ihrem inneren Auge sichtbar. Das Gespräch mit Sirius am Vormittag hatte sie nicht mehr losgelassen und sie hatte ein für alle Mal genug – genug von dem Schmerz, genug von dem Mitleid.
Aber dieses Gefühl, das Sirius in ihr ausgelöst hatte, hasste Harley mehr als alles andere. Sie war nur eineinhalb Jahre jünger als er, sie war in manchen Fächern Klassenbeste und ziemlich intelligent. Er hatte kein Recht, sie herabzuwürdigen und sie wie ein kleines Kind zu behandeln, nur weil sie nicht so gut darin war, ihre Emotionen zu verbergen.
Sie würde es ihm zeigen.
Sie würde es allen zeigen und sie wusste, dass sie es schaffen konnte, denn es hatte noch nie eine Herausforderung gegeben, bei der die Ravenclaw versagt hatte. Sie musste nur ein wenig ihre Krallen ausfahren...
In der Abteilung für Psychologie und Gedanken angekommen, zog sie ein Buch nach dem anderen aus dem Regal und überprüfte die Inhaltsverzeichnisse auf ihr Anliegen. In Hogwarts gab es Lehrbücher für so gut wie alle Themen – ob magisch oder nicht – aber die große Auswahl machte die Suche nicht gerade leichter. Da war es nur gut, dass sich Harley in der Bibliothek genauso gut auskannte, wie in ihrem eigenen Gemeinschaftsraum.
Nach wenigen Minuten hatte sie einen großen Stapel auf dem schweren Holztisch in der Mitte zwischen den Regalen aufgebaut.
»Wir haben heute Nacht ein Date«, flüsterte sie den Wälzern zu und freute sich darüber, so vielversprechende Literatur gefunden zu haben. Harley wollte nicht mehr das Mädchen sein, dem man seinen Gemütszustand aus den Augen ablesen konnte und das nicht über eine Trennung hinwegkam. Sie wollte stark wirken, gar unantastbar. Bei Merlin, sie war eine Ravenclaw – sie konnte alles werden, was sie sich vornahm!
Ein leises Lachen riss sie aus ihren Gedanken und sie hielt mitten in der Bewegung inne.
»Ein Date?«, fragte Regulus Black, der am Ende des Gangs zwischen den Regalen stand. »Es ist schon bisschen traurig, dass du deinen Freitagabend mit Büchern über...«, er kam auf sie zu und hielt sich den obersten Band vor die Augen, «...psychologische Grundlagen verbringen willst.« Es glitzerte Amüsement in seinen eisgrauen Augen, aber nicht genug davon, um wirklich beteiligt zu wirken.
»Du bist doch auch hier, also hast du wohl ebenfalls nichts Besseres zu tun«, erwiderte Harley und wollte gerade ihre Beute in ihren Rucksack packen, als Regulus nach den Büchern griff. Er ging nicht auf ihre Bemerkung ein, sondern las stattdessen die restlichen Titel laut vor: »Die Gesetze der Gewinner, Verbotene Rhetorik und Menschen lesen und sich nicht lesen lassen. Was hat die liebe Harley Jones denn mit solch einer Literatur vor?«
»Das geht dich nichts an!«, blockte sie ab, bevor sie dem Slytherin die drei zwei Zoll dicken Schinken aus der Hand schnappte. Am liebsten würde sie ihm sein süffisantes Grinsen aus dem Gesicht fluchen.
Regulus Black hatte solche banalen Probleme wie Herzschmerz und Selbstzweifel nicht. Er war immer perfekt, immer gefasst und in diesem Moment nervte es Harley sehr, dass er scheinbar alles beherrschte, was sie erst noch lernen musste.
Er zog eine Augenbraue hoch, während er fragte: »Denkst du wirklich, dass du ‚das Lesen von Menschen' aus einem Buch lernen kannst?« Seine Stimme klang so überzeugend – zog ihr Vorhaben dermaßen ins Lächerliche – dass ihr unwohl wurde.
Doch vielleicht... plötzlich kam ihr eine Idee.
Vielleicht hatte es das Schicksal gut mit ihr gemeint, weil es Regulus heute hierhergeschickt hatte.
»Du«, sagte Harley und deutete auf ihr Gegenüber. »Du machst all das jeden Tag. Man weiß nie, ob dich etwas berührt, ob du traurig bist oder, ob du dich freust. Ich kann nicht mal sagen, ob du diese Dinge wirklich nicht fühlst, oder einfach so gut darin bist, sie zu verbergen... egal was es ist, ich will es lernen. In jeder Situation, in der ich dich bisher erlebt habe, warst du kontrolliert... Du sagst niemals das Falsche und jeder um dich herum, scheint zu dir aufzusehen. Sogar Slughorn vergöttert dich... Zeig' mir, wie du das machst... bitte.«
Die Stille, die entstand, kam Harley wie die Längste vor, die sie je erlebt hatte. Regulus war eine Person, die von nichts und niemandem verletzt werden konnte. Genau das wollte Harley für sich erreichen und mit seiner Hilfe, würde sie das vielleicht sogar sehr schnell hinbekommen.
Der Slytherin musterte sie, ihr Gesicht, ihre locker sitzende Schuluniform und den alten grauen Rucksack, der inzwischen schwer und prall gefüllt über ihrer linken Schulter hing.
Die Ravenclaw wicht nicht zurück.
»Nein«, sagte er.
»Nein?... Nein? Wieso nicht?«, fragte sie enttäuscht. Hatte sie etwas Falsches gesagt?
»Wieso sollte ich das tun?«
»Weil du mir damit sehr helfen würdest? Weil ich dir dafür im Gegenzug einen Gefallen schulde?«, versuchte es Harley, obwohl sie bereits wusste, dass es sinnlos war.
»Du kannst mir nichts bieten, was ich nicht schon habe«, entgegnete Regulus nüchtern. »Außerdem ist es offensichtlich, dass du das tust, um über meinen Bruder hinweg zu kommen. Ich wünsche dir viel Glück dabei, aber daran bist du selber schuld, weil du dich überhaupt erst auf ihn eingelassen hast. Viel Spaß mit deinem Date.«
Mit diesen Worten und einem letzten bedeutungsvollen Blick auf ihren Rucksack drehte er sich um und ließ Harley allein mit ihren Gedanken zurück.
⋯⊰ ⊱⋯
ᴀʀᴛ ᴏꜰ ʟɪᴇꜱ
Imagine: Regulus hat dabei geholfen, die Inferi zu erschaffen...
Diese Tragik, diese Ironie des Schicksals.
(Das ist nur mein Headcanon. Ich glaube kaum, dass sich Voldemort damit abgegeben hat, hunderte von Leichen selbst zu verzaubern. Er hatte Besseres zu tun. Also warum nicht die neuen Todesser damit betrauen? Dadurch stellt er ihre magischen Fähigkeiten auf die Probe, seine Arbeit wird getan und er sieht, ob sie bereit sind, so weit für ihn zu gehen.)
Eure Lexi 🖤
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