
⋯ 𝟎𝟏 𝐊𝐥𝐞𝐢𝐧𝐞 𝐮𝐧𝐝 𝐠𝐞𝐦𝐮𝐞𝐭𝐥𝐢𝐜𝐡𝐞 𝐙𝐮𝐬𝐚𝐦𝐦𝐞𝐧𝐤𝐮𝐧𝐟𝐭
ᴇɪɴꜱ
ɪᴛ ɪꜱ ʜᴀʀᴅ ᴛᴏ ʀᴇꜱᴛᴀʀᴛ
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Winkelgasse
Mittwoch, 01. September 1977
Es regnete, als Harley zusammen mit ihren zwei besten Freundinnen ihre Schulsachen für das sechste Jahr in Hogwarts einkaufte. Harley hatte nicht gedacht, dass es in der Winkelgasse regnen konnte, aber jetzt, wo es der Fall war, wunderte sie sich über diese naive Vorstellung.
Cathalina Turner hatte einen Regenschirm dabei, unter den sich die drei gemeinsam quetschten. Cat würde man wohl »verpeilt« nennen, wenn man sie das erste Mal traf, aber eigentlich war sie diejenige von den Mädchen, die stets am besten durch den Tag kam. Sie war wohl einfach eine der Personen, die eine sehr große Reserve an Glück hatten.
Auch Jordana Rosier kam im Leben sehr gut weg, aber das lag vor allem an ihrer einnehmenden Ausstrahlung, die sie zumindest aus zwischenmenschlichen Problemen oft rettete.
Manchmal fragte Harley sich, wieso Jordana ihre Zeit überhaupt mit Cat und ihr verbrachte. Die jüngste Rosier war so etwas wie die Königin von Slytherin. Sie hatte gute Noten, war cool, ehrgeizig und offensichtlich wunderschön. Ähnlich würde Harley auch ihre Schwester Hope beschreiben, die man als Königin von Ravenclaw bezeichnen könnte, aber Hope war immerhin mit ihr verwandt und somit quasi verpflichtet, sich mit ihr abzugeben.
Jordana hingegen hatte sich seit dem Tag in der ersten Klasse, als Harley versehentlich ihre Wasserflasche über ein Bibliotheksbuch gekippt und sie ihr geholfen hatte, den Schaden heimlich zu beseitigen, nicht mehr von ihnen gelöst.
»Umhänge, Bücher, Zutaten. Wir haben eigentlich alles«, sagte Jordana gerade und überprüfte die Einkaufsliste. »Ich brauche noch einen Kessel«, meldete sich Cat. »Der wievielte ist das schon? Nummer fünf?«, fragte Harley lachend.
»Vielleicht auch Nummer sieben«, murmelte sie gespielt verlegen. »Aber immerhin auch der Letzte. Ich habe Zaubertränke abgewählt und muss nur noch einen Kessel an Slughorn zurückgeben, weil er mir einen geliehen hat... Der mir dann durchgebrannt ist.«
»Das abzuwählen war das Sinnvollste, was du tun konntest«, kommentierte Jordana, was ihr ein zustimmendes Nicken von Cat einbrachte.
Daraufhin machten sie sich auf den Weg zu Potages Kesselladen und kehrten anschließend in den tropfenden Kessel zurück, wo sie übernachten würden.
Harley war gestern mit Hope nach London gereist, genauso wie ihre Freundinnen und die Freunde ihrer Schwester. Am Abend würden sie sich noch in einem der Zimmer zusammensetzen, worauf Harley sich eigentlich schon freute.
Was das Schmeißen von Partys anging, war auf Hopes Freunde normalerweise verlass. James Potter und seine besten Freunde galten schließlich nicht umsonst als ‚die beliebtesten Jungen der Schule'. Sie erfüllten zwar ungefähr alle Klischees, die man bei dieser Bezeichnung erwarten würde, aber Harley war immer gut mit ihnen ausgekommen. Auch die Mädchen – Marlene McKinnon und Dorcas Meadowes – waren nett, das einzige Problem war Sirius Black.
Harleys Sirius, der sie vor fast drei Monaten abserviert hatte. Aber wegen ihm, wollte sie sich heute nicht den Abend verderben lassen.
Auch Cat mochte die ein Jahr älteren Gryffindors, aber es war ohnehin schwierig Menschen zu finden, die Cat nicht mochte.
Bei Jordana sah das schon ein wenig anders aus.
»Wieso müssen ausgerechnet Potter und Black da sein? Und dann auch noch McKinnon...«, jammerte diese soeben. Die drei hatten sich umgezogen, da ihre anderen Klamotten trotz des kleinen Regenschirms durchnässt gewesen waren und standen nun, um kurz vor acht, vor dem Zimmer, zu dem Hope bereits vor etwa einer Stunde aufgebrochen war.
»Du kannst sie ja einfach ignorieren, das werde ich mit Sirius auch machen«, antwortete Harley, obwohl sie wusste, dass Jordana ihren Vorschlag sowieso nicht befolgen würde. Die Rosier war eine Meisterin, wenn es darum ging, sich an ein Umfeld anzupassen und sie würde lieber im Winter in den schwarzen See springen, als sich eine Chance entgehen zu lassen, ihren Charme zu versprühen.
Selbst wenn diese Chance Gryffindors inkludierte.
Es waren keine Musik, oder auch nur Stimmen zu hören, also klopfte Harley sanft an die Tür, da sie sich nicht sicher war, ob sie richtig waren.
Die Tür wurde mit Schwung aufgerissen und Hope trat breit grinsend hinaus. Hinter ihrer Schwester erkannte Harley sieben Gesichter, jedoch drang kein Geräusch auf den Gang.
»Wieso, sie reden doch?«, fragte Cat ohne Umschweife und deutete dabei auf Marlene und Dorcas, die eindeutig kicherten und quatschten.
Daraufhin sprang James Potter ebenfalls über die Schwelle und erklärte: »Das, Ladys, ist ein neuer Zauber, den wir entdeckt haben.«
»Du meist wohl, ihr habt ihn von Snape abgestaubt«, verbesserte ihn Hope.
»Verrate doch nicht unsere Geheimnisse«, beschwerte er sich, lachte aber dabei und es wurde deutlich, dass er nicht mehr ganz nüchtern war. »Kommt rein«, winkte er und verschwand wieder im Raum.
Harley, Jordana und Cat folgten ihm und Hope schloss die Tür. Sobald Harley die Schwelle übertrat, erfüllte laute Musik vermischt mit Stimmengewirr ihre Ohren. Sie hatte sich schon gefragt, wie naiv die Jungs sein mussten, um zu glauben, dass so eine Zimmerparty nicht auffallen würde, aber jetzt ergab es Sinn.
Als hätte James ihre Gedanken gelesen, antwortete er: »Wir mussten Tom, dem Wirt, versprechen, dass man uns nicht hört. Und natürlich, dass wir alle Getränke aus dem Pub abnehmen und nicht von draußen.«
»Ihr habt ihn gefragt, ob ihr das machen dürft?«, entgegnete Harley überrascht. Die Rumtreiber, wie sich James, Sirius, Remus und Peter nannten, waren nicht dafür bekannt, um Erlaubnis zu fragen. Normalerweise zogen sie einfach ihr Ding durch und wurden dabei lächerlich selten erwischt.
»Klaro!«, schaltete sich jetzt Sirius ein, der von hinten herangetreten war und einen Arm um Hopes Schultern legte. Harley zuckte bei dem Laut seiner Stimme kurz zusammen.
»Das Geheimnis liegt darin, zu wissen wo man lieber Vorkehrungen treffen sollte und wo nicht. Ich will schließlich nicht auf Toms Abschussliste stehen. Trotzdem«, er sah erst Harley und dann ihre Freundinnen grinsend an, »Wenn jemand fragt, dann ist das hier eine ‚kleine und gemütliche Zusammenkunft', okay?«
Sie nickten, doch Sirius sah es schon gar nicht mehr, da er Hope zu einem der Betten gezogen hatte, das mit Decken und Kissen als Sitzgelegenheit hergerichtet worden war. Harley versuchte, ihnen nicht zu auffällig nachzuschauen. Das hier war das erste Mal, dass sie seit der Trennung miteinander gesprochen hatten und er tat so, als wären sie nie zusammen gewesen.
Als hätte er nicht mit ihr geschlafen.
Als hätte sie ihm nie gesagt, dass sie ihn liebte.
»Potter«, sagte Jordana und riss Harley damit aus ihren Gedanken.
»Rosier«, antwortete dieser und man konnte das Knirschen seiner Zähne beinahe hören.
»Wenn ihr dann mit dem feindseligen Gestarre fertig seid«, mischte sie mich ein, während sie ihre Freundinnen weiter in den Raum hineinschob, »würde ich gerne etwas trinken.«
Sie holten sich Gläser mit Nesselwein und setzten sich dann mit Remus, James und Peter in einen kleinen Kreis auf den Boden.
»Läuft da eigentlich was?«, fragte Peter gerade und deutete auf Sirius und Hope, die nah aneinandergeschmiegt auf dem Bett lagen und über irgendetwas lachten.
»Das gleiche wollte ich auch fragen«, antwortete Cat und alle sahen James und Harley erwartungsvoll an.
»Keine Ahnung, Leute«, sagte James und hob abwehrend die Hände. »Aber es ist Sirius, also wenn da jetzt noch nichts läuft, dann wird es das bald. Sorry, Harley.«
»Meinst du nicht«, warf sie ein, »dass da schon längst was gewesen wäre, wenn sie es wollen würden. Ich meine, sie sind doch auch schon seit der zweiten Klasse befreundet.« Außerdem würde Hope nie etwas mit dem Exfreund ihrer Schwester anfangen, dachte sich Harley, sagte es aber nicht. Sie wollte so wenig Aufmerksamkeit wie möglich darauf lenken, dass der Rumtreiber sie abserviert hatte.
»Sirius war zwar immer früher dran als wir, aber mit zwölf, Harley, das wäre schon eine Leistung«, meinte Remus und die anderen lachten.
»Das meinte ich doch gar nicht. Es geht ja nicht immer nur um Sex! Aber seit damals ist viel Zeit vergangen. Wie James schon gesagt hat. Es ist Sirius, oder nicht?«, verteidigte sie sich, konnte aber nicht verhindern, dass der zweite Satz eher traurig anstatt ironisch klang.
Es hatte sie nicht mehr zu interessieren, was zwischen den beiden war. Sirius war mehr als deutlich gewesen: Zwischen Harley und ihm war es aus. Er war frei und konnte machen, was er wollte.
Zudem würde es ihr Hope schon erzählen, wenn etwas passieren würde. Harley war auch die erste Person gewesen, der sie ihren ersten Kuss mit Evan Rosier (ja, Jordanas Bruder) gebeichtet hatte.
»Wer hat denn was von Sex gesagt?«, fragte James unschuldig. »Das hast du dir nur dazu gedichtet, mein Schnatz.«
»Dafür hörst du nur das, was du hören willst«, erwiderte sie und warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu. Sie überging den Spitznamen geflissentlich. Er hatte vor Jahren damit angefangen, sie so zu nennen, nur weil er Hope einmal missverstanden hatte, als sie ihre Schwester »Schatz« genannt hatte. Das Schlimmste daran war, dass ihr immer noch kein passender Rache-Spitzname eingefallen war.
»Was ist eigentlich mit Marla und dir, Peter?«, wechselte Cat das Thema, woraufhin Harley sie dankend anlächelte.
Inzwischen zeigte der Alkohol bei jedem seine Wirkung und Harley konnte das Lächeln nicht mehr aus ihrem Gesicht verbannen. Leider hatten Cats Bemühungen keine Wirkung auf James, der sich zu ihr herüber lehnte, bevor er ihr zuflüsterte: »Welches Kopfkino zaubert dieses Grinsen in dein Gesicht?« Lauter sagte er dann: »Sex!«
»Nein!«, rief Peter entrüstet und James und Harley sahen ihn verwirrt an. »Ich habe nicht mit Marla geschlafen«, rechtfertigte er sich.
Alle brachen in Gelächter aus und Peter setzte ein überlegenes Grinsen auf. »Noch nicht«, fügte er hinzu.
»Das ist... schade für dich?«, kam es jetzt von Hope, die mit Sirius aufgestanden war. Im gleichen Moment erklang aus der Richtung von Marlene und Dorcas plötzlich ein lauter »Shots!« Ruf und als Harley sich umdrehte, sah sie Marlene mit einer Flasche Feuerwhiskey und einigen Gläsern auf sie zukommen. Der Sitzkreis wurde vergrößert und die beiden Mädchen teilten kleine Gläser mit dem honigfarbenen Getränk aus.
»Naja, vielleicht ist es besser so«, ergriff Sirius das Wort, »ich hatte mal was mit Marla Linghton und würde das niemandem empfehlen.«
»Bei dir stellt sich eher die Frage, mit wem du noch nichts hattest, Black«, warf Jordana missbilligend ein.
»Soll das eine Herausforderung sein?«, antwortete er und zog dabei eine Augenbraue hoch. »Bei den hier Anwesenden ist meine Quote doch gar nicht so schlecht. Wir sind zehn Leute und du, Rosier, gehörst zu den 60 ungeküssten Prozent von mir. Muss schwer sein, nichts Besonderes zu sein.«
»Vier Leute?«, fragte Cat überrascht. Harley sah ich in der Runde um und während Dorcas abwehrend den Kopf schüttelte, grinste Marlene bekennend.
»Ganz genau. Und es war jede Person Wert«, sagte Sirius stolz.
Aber wenn Dorcas unschuldig war, dann blieb noch ihre Schwester, sie selbst natürlich und eine weitere Person...
Harley wurde bewusst, wie wenig sie über ihren Exfreund eigentlich wusste. Sie hatte ihn nie nach seinen vergangenen Liebschaften gefragt, aber bei dieser Offenbarung war sie jetzt doch überrascht. Sie hatte nicht mitbekommen, dass es für den Gryffindor scheinbar normal war, mit seinen Freunden rumzumachen.
»Tu nicht so«, lachte Hope. »Es war ein sehr schwacher Moment von mir, mehr nicht.«
»Das tut weh«, erwiderte Sirius und schlug sich theatralisch die Hand aufs Herz. »Aber du, mein Ritter, verleugnest unsere Liebe nicht, oder?« Er streckte seine Hände nach Remus aus, dessen Gesichtsausdruck zur Hälfte aus Verlegenheit und zur Hälfte aus Arroganz bestand. Sowas brachte auch nur Remus Lupin zu Stande.
»Es war wahre Liebe!«, säuselte Sirius, was Harley unwillkürlich einen Stich verpasste. Natürlich hörte sie die Ironie in seiner Stimme, trotzdem tat es weh.
Sie hasste das Gefühl.
»Es war Wahrheit-oder-Pflicht«, erwiderte Remus so trocken, dass alle lachen mussten.
»Apropos«, schaltete sich Marlene ein, »habt ihr Lust auf ein Trinkspiel?«
»Ähm hallo? Das ist der Grund, weshalb ich heute da bin«, sagte James bestimmt.
»Hast du vorhin nicht noch gesagt, du hättest uns alle so sehr vermisst und bist nur da, weil du keinen Tag länger warten konntest, um uns wiederzusehen?«, hakte Dorcas grinsen nach.
»Eine kleine Notlüge«, verteidigte er sich.
»Was habe ich dir über das Lügen gesagt?«, fragte Remus und besah seinen Freund mit einem gespielt strengen Blick.
»Es funktioniert nur bei Sirius und Peter«, antwortete James wie aus der Pistole geschossen. »Hey!«, rief Peter. Sirius hingegen antwortete lachend: »Irgendwo hast du Recht.«
»Okay, zurück zum Thema«, sagte Marlene. »Wahrheit-oder-Pflicht und wer sich nicht traut oder nicht antwortet, muss einen Shot Feuerwhiskey trinken, alles klar?«
Alle nickten und die Gryffindor holte eine leere Nesselweinflasche, um sie in der Mitte unseres Kreises zu platzieren. »Die Jüngste fängt an«, erklärte sie und lächelte Cat zu, die sich sogleich vorbeugte, um die Flasche zu drehen. Sie landete auf Remus, der »Wahrheit« sagte, noch bevor ihm die Ravenclaw die Frage stellen konnte.
»Na gut, dann fangen wir mal harmlos an. Was war dein schlimmster Korb?«, fragte Cat ihn.
»Hmm... Ich habe, soweit ich mich erinnern kann, erst einmal einen richtigen Korb bekommen. Der war von Hope in der vierten Klasse.«
»Oh nein, mein Schatz«, sagte Hope in betrübten Ton. Sie hatte die nervige Eigenschaft, wenn sie getrunken hatte, alle Leute mit »Schatz« anzusprechen. Wenn sie nüchtern war, nannte sie nur Harley so und auch das inzwischen nur noch selten. Zum Glück.
»Ach was«, lachte Remus. »Wir hätten sowieso nicht zusammengepasst.«
Er drehte die Flasche, die sich nach spannenden zehn Sekunden auf Hope einpendelte.
»Wahrheit oder Pflicht?«
»Wahrheit«, antwortete sie.
»Wer war dein erster Kuss?«, fragte Remus und grinste sie dabei verschmitzt an. Anscheinend hatte Hope dieses Detail tatsächlich keinem außer ihrer Schwester erzählt.
»Wirklich, ihr lasst immer noch nicht locker?«, hakte sie lachend nach, während sie sich ein Shotglas füllte.
»Langsam beginne ich zu glauben, dass es jemand sehr schlimmes gewesen sein muss... Vielleicht ein Lehrer?«, riet Sirius.
»Was hast du eigentlich für Fantasien?«, entgegnete Hope, bevor sie die klare Flüssigkeit herunterkippte.
»Das kannst du mich fragen, wenn ich dran bin«, sagte Sirius und grinste dabei geheimnisvoll.
»Lieber nicht, das will ich eigentlich gar nicht wissen«, wehrte sie ab.
Daraufhin streckte sie sich nach der Flasche aus und das Spiel nahm seinen Lauf.
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ᴀʀᴛ ᴏꜰ ʟɪᴇꜱ
Herzlich willkommen zu dem ersten Kapitel in diesem Buch! Ich hoffe, dass euch dieser Einstieg genauso gut gefällt wie mir und wie immer freue ich mich sehr über eure Meinung.
Im nächsten Kapitel geht der Abend noch weiter, also bleibt gespannt.
Alles Liebe,
Eure Lexi 🖤
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