«6» I believe I can flie
𝔰𝔬𝔫𝔤: i believe i can fly,
R. Kelly
Ich blickte nach oben. Hier auf der Lichtung, wurde mir auch endlich klar, dass es bereits dämmerte. Im Wald, also unter anderem, an der Stelle, an der ich aufgewacht war, befanden sich überall die dunklen, kränklich aussehenden Nadelbäume mit kaum noch Nadeln.
Ich wendete meinen Blick von den zahlreichen erscheinenden Sternen ab. Orions Gürtel, sowie den kleinen Wagen hatte ich komischerweise nicht entdeckt. Eigentlich wurde ja gesagt, das man von überall auf der Erde die Sterne sehen konnte, aber da ich eine sehr dunkle Vermutung hatte, wo ich war. Ich meine...welcher Ort außer der Verbotene Wald fällt euch ein, wenn ihr an Riesenspinnen denkt? Mal von den ganzen Apokalypsenfilmen abgesehen.
Aber ich wollte sichergehen. Und von wo aus könnte man eine bessere Sicht haben, als aus der Luft? I mean...wenn man schon so eine geschuppte Feuerechse war, konnte man das wohl ausnutzen.
Also. Da ich noch nie selbst geflogen war - wie bitte auch? Flugzeuge waren teuer, wo hätte ich hin sollen, und selber konnte ich mir ja keine Flügel wachsen lassen...dachte ich bis jetzt zumindest - , hatte ich dementsprechend auch keinerlei Erfahrung in sowas. Aber wie sagt man so schön ? Probiern geht vor Studiern.
Also, ab gehter, der Peter.
Ich breitete meine Flügel aus und schüttelte mich kurz, wobei meine Tasche, die unbemerkt immernoch an meinem Schwanz hing, von dem Stachel, an dem sie gehangen hatte, beinahe herunterfiel.
Kurz schenkte ich ihr einen Blick, zur Vergewisserung, dass sie keinen großen Schaden genommen hatte und den Flug auch noch daran hängen bleiben würde, dann wandte ich meinen Blick erstmal den Schwingen zu.
Schwarz, bedrohlich und mit einer Spannweite von sechs Meter das Stück streckten sich die lederartige Flughautmembranen zwischen schwarz glitzernden Schuppen über den Knochen, die wie Äste in sie hineinragten.
Ich wandte meinen Blick geblendet ab. Im warten Sinne des Wortes. Eine der Schuppen hatte das Sonnenlicht so blöd reflektiert, dass es mir voll ins Auge geleuchtet hatte. Bah, war das verschwendete Zeit, wenn man dann erst nach gefühlt dreitausend Jahren wieder ohne Punkte vor den Augen seiner Tätigkeit nachgehen kann.
Ich wartete also, bis mir nichts mehr vor den Augen flimmerte und schüttelte mich einmal kräftig durch. Muskeln lockern, dann alles anspannen...uuund Absprung.
Im ersten Moment schien alles noch gut zu funktionieren. Ich schoss über die Baumkronen hinaus und glitt leicht durch die Luft...bis mich die auch hier (leider) anwesende Schwerkraft zurück in ihre Klauen holte und mich rückwärts wieder auf die Lichtung beförderte.
In einer Staubwolke blieb ich erstmal liegen und checkte, ob alles da war, wo es sein sollte. War ein Glück so.
Also startete ich, nachdem der beige Dunst sich gelegt hatte, direkt nochmal durch. Muskeln anspannen, abstoßen und Flügel ausstrecken. Diesmal klappte es besser. Ich hatte drei Sekunden Gleitlage, ehe es mich erneut auf den Waldboden knallte.
Hustend blieb ich erstmal liegen. Der Aufprall hatte mir sämtliche Luft aus der Lunge geholt und auch der ganze aufgewirbelte Staub um mich herum sorgte nicht gerade für einen besseren Weg an Luft zu kommen.
Kurzerhand sprang ich aber wieder auf. Aller Guten Dinge sind ja bekanntlich drei und ausruhen kann ich mich dann, wenn ich unter der Erde liege, um jetzt einmal meinen Trainer Kevin zu zitieren.
Also die ganze Prozedere erneut.
Aber diesmal klappte es wesentlich besser. Kaum das ich in der Luft war, hatte ich plötzlich die Eingebung, mich leicht nach vorn du lehnen. Gesagt, getan. Und was es bewirkte. Wie eine Feder lag ich ohne jegliche Turbulenzen in der Luft und glitt sanft vor mich hin.
Nach kurzer Zeit der Ruhe, versuchte ich leicht mit den Flügel zu schlagen, um nach oben zu kommen. Denn sehen tat ich von hier immer noch nichts. So spannte ich leicht meine Schwingen an und beförderte mich mit sachten Auf- und Abwärtsbewegungen eben genannter langsam in höhere Luftgefielde.
Ah, viel besser. Einen Ausblick den man hier hatte. Aber ich wollte mehr. So ging es noch ein Stück höher.
Und noch ein Stück.
So langsam hatte ich ein Bild vor Augen. Und das kaum mit leider sehr bekannt vor. Diese Form hatte ich schon in Büchern gesehen. Grün und im Licht der Abendsonne strahlend erstreckte sich der Grünwald in voller Größe und Gestalt vor mir.
Ich schwebte etwa im südwestlichen Teil des, hier schon verseuchten, Heimatwaldes der Düsterwaldelben.
,,Oh, hell" enfloh es mit leise. Da hatte ich mir aber etwas eingebrockt. Oder eher: mir wurde etwas eingebrockt. Na warte. Wenn ich diesen Deppen erwische, der kann dann die Radieseln demnächst von unten zählen.
Die Wut kochte in mir hoch. Wie kann so ein Kaltduscher es bitteschön wagen, mich in eine Welt voller Steine-aus-reinem-Sternenlicht-
Liebhaber, Winzling und kosmisch hässlicher Kreaturen zu werfen. Noch dazu, dass ich in schräger biologischer Weise zu einem Mann mutiert war (wenn ihr versteht was ich meine).
Sauer wollte ich umkehren und auf die Lichtung zu fliegen, um mir erstmal einen Plan zurechtzulegen, als ich bemerkte, dass ich irgendwie in eine graue Nebelbank reingeflogen war, da ich nur Dunst rund um mich herum wahrnahm.
Kurzerhand ließ ich mich einfach fallen und fiel rückwärts aus dem Dampf heraus. Aber irgendwie klappte es nicht so richtig. Der Nebel schien mir komischerweise zu folgen.
Merkwürdig.
Verwirrt schnaubte ich aus. Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das war kein Nebel, dass war Rauch!
Ich schnaubte erneut.
Es war eindeutig Rauch...der aus meiner Nase kam, musste ich danach ernüchternd feststellen. Aber gut. Gestern hatte ich gebrannt, da war es ja auch möglich, dass sich Rauch in meinem Riechorgan entwickelte, und dann zu meinen wunderschönen, neu dazu bekommenen Nüstern herausströmte. Ich drehte mich um mich selbst, um den sichtverschleiernden Dunst um mich herum loszuwerden. Was aber natürlich nicht klappte. Also ehrlich. Schicksal ist schon ein mieser Verräter!
Also lief es wieder auf den freien Fall hinaus. Kurzerhand klappte ich meine Flügel zusammen und sackte sofort, Schwerkraft lässt grüßen, in die Tiefe.
Kurz vor der Baumwipfelspitze faltet ich aber meine Schwingen wieder auseinander, da ich keine Lust hatte, wie Doctor Strange im ,,Multiverse of Madness" zu enden. Auch wenn es bei mir die Bäume und kein Monster gewesen wäre. In Filmen mag das ja leicht aussehen, aber mein gebeutelten Körper ächtzte und mir fehlte die Luft, als ich aprupt Geschwindigkeit verlor und nur noch langsam über die Gipfel hinwegglitt.
Ich flatterte leicht mit den Flügeln und blickte über die Schulter zurück. Da wo ich lang geflogen war, war circa ab der Hälfte der Strecke eine schwarze Rauchwolke, die sich voraussichtlich erst beim nächsten Regen komplett auflösen würde.
Aber meine Lichtung fand ich durch den Rauch aber auch nicht.
Glücklicherweise hatte ich meine Tasche an einen meiner unzähligen Stacheln hängen, sodass ich auch keine Beweggründe hatte, zurückzu- kehren. So startete ich meine Mittelerde-Welterkundungstour. Die nächsten zwei Stunden etwa verbrachte ich damit, in Richtung Nordwesten aus dem Düsterwald heraus zu fliegen. Interesse, von Elben abgeschossen zu werden hatte ich nämlich keine. Es war ja allgemein bekannt, dass seine Majestät unter Eiche und Buche keine Eindringlinge in seinem Reich duldet, und Drachen bis aufs Blut hasste.
Ich hätte also quasi doppelt in die Scheiße gegriffen, wenn sie mich finden sollten.
Daher: Beschleunigen, und den nervigen Riesenspinnen, die unter mir hinwegglitten und mit ihren Greifern klickerten, ignorieren und versuchen nicht in Panik auszubrechen.
Langsam sah ich auch das Ende des Waldes näherkommen. Mannometer war der Wald aber auch groß. Die Bäume wurden kleiner und die Landschaft lichttete sich. Letztendlich hatte ich es nach zwei einer halben Stunde geschafft, das Reich der Düsterwaldelben komplett zu verlassen.
Ich kommentierte das ganze mit einem erleichterten Aufatmen. Bei dem wieder Rauch aus den Nüstern herausströmten. Langsam wurde das echt lästig. Solang ich - hoffentlich 'noch' - kein Feuer speien konnte, war es einfach nur eine sinnlose Behinderung.
Oder ich würde bald ein Geschäft für Rauchbomben aufmachen uns mich dumm und dämlich verdienen. Langsam glitt ich in einen Sinkflug. Unter mir erstreckte sich zwar immernoch leere Landschaft, aber ich konnte von weitem schon den Anduin sehen.
Wiedereinmal, wie in den letzten paar Stunden, war ich froh, Tolkiens Bücher gelesen zu haben. Ohne das Wissen wäre ich jetzt schon entweder Spinnenfutter oder Elbenteppich.
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Ich werde denk ich, ab jetzt nur jede Woche, also quasi jedes Wochenende ein Kapitel hochlade, da die Schule wieder angefangen hat, und die Lehrer, die A-geigen, uns wieder mit allen möglichen Sachen in den Ohren liegen.
Aber gut.
C'est la vie
~so ist das Leben
Nichtsdestotrotz appelliere ich an eure Geduld und wünsche euch noch ein schönes Wochenende.
See you later, Alligator
-Dragon-Warrior-
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