𝚃𝚊𝚎𝚑𝚢𝚞𝚗𝚐

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Mit einem lauten Quietschen und einen ohrenbetäubender Knallen fiel die Tür hinter uns zu. Der Laut schallte durch das ganze Haus und brauchte einige Sekunden, bis man nichts mehr hörte bis auf die schweren, unregelmäßig Atemzüge von Kookie.

Ich drehte mich in seine Richtung und beäugte den Rothaarigen, welcher seinen Kopf zwischen seine Schultern gezogen hatte und sich so klein wie möglich machte. Ich rückte wieder etwas näher an ihn heran, stellte mich so nah, dass wir unsere Schultern gegeneinander drückten.

,,Das ist genau wie in jedem Horrorfilm. Irgendwelche ahnungslosen Teenager oder junge Erwachsene gehen in irgendeinem alleinstehendes, altes Haus, welches quasi schon so nach Gefahr schreit und das ganze endet dann damit, dass jeder nacheinander kaltblütig abgeschlachtet wird. Ich hab mich immer darüber aufgeregt, dass man so dumm sein kann und doch steh ich jetzt hier und mach den selben Fehler, als wären wir in einem dieser schlechten Horrorfilme! Super Aussichten...", flüsterte Jungkook etwas aufgebracht über sich selbst, drückte sich dennoch etwas näher an mich und blickte unsicher nach vorn.

,,Das wird hier aber nicht so ablaufen. Zum einen, weil wir viel schlauer und intelligenter sind, mehr Erfahrung haben mit der ganzen Situation...".
,,Ja, dass dachten die auch immer alle. Der mit der größten Klappe und dem größten Ego war schließlich immer der, der als Erstes umgebracht wurde und dessen oder deren Kopf immer durch die Gegend gerollt wurde", unterbrach mich Kookie pessimistisch. Ich rollte leicht mit den Augen, grinste aber vor mich hin und fuhr fort.
,,Und zweitens. Sind wir keine Teenager mehr. Ich bin theoretisch fast 30 und du bist 22. Das ist ein riesen Unterschied, also hör auf hier alles schwarz zu malen!", befahl ich ihm, scheiterte aber kläglich.

,,Hier gibt's nichts mehr schwarz zu malen. Guck dir das doch nur mal an. Das ist so Klischee!", motzte er, weshalb auch ich meinen Blick wieder nach vorn richtete auf die riesigen Aula, in welcher wir standen.

Vor uns breiteten sich einige Meter von kunstvollem, farbenfrohen Parkettboden aus, welcher eine seltsame Musterung in verschiedenen Braun- und Orangtönen aufwies. An der linken Seite führte eine große, alte Holztreppe in die erste Etage, welche viele rundlich geformte Säulen aus dunklem Holz bildete und in einem Gitter aus Vierecken endete. An dem Geländer stand eine alte, braune, lederne Couch, welche ihre besten Tage bereits vorrüber zu haben schien.

Ein zerfetztes, verdrecktes, weißes Laken war halb über diese ausgebreitet und versteckte den größten Teil der Sitzfläche. Direkt uns gegenüber führte unter der Treppe hindurch ein Gang in das angrenzende Zimmer, welches mit einem riesigem Kamin, welcher fröhlich vor sich hin brannte, bestückt war. Auf dem Boden lag überall Dreck und irgendwelcher Schutt. An den dunkelgrünen Wänden platzte teilweise bereits die Farbe ab und kleine Risse bildeten sich auf dieser aus.
Am Auffälligsten und gleichzeitig am Beunruhigendsten waren jedoch die zahlreichen Bilderrahmen, die mit nur wenigen Abständen die gesamte Wand bestückte, welche neben der Treppe nach oben führte.
Kleine, riesige, vergoldete, hölzerne Bilderrahmen. Kunstvoll verziert, oder edel einfach gehalten. Doch in keinem war auch nur ein Bild zusehen.

Die Rahmen hingen einzeln, ohne irgendeinen Anzeichen eines Bildes an der Wand. Die Bilder waren nicht verblasst, sie waren einfach nicht da...

,,Wieso sind wir überhaupt hier drinnen? Was ist unser Plan? Willst du den Gamemaster finden und ihn umbringen oder lieber das scheiß Portal suchen? Weil wenn du Variante Eins vorziehst, was für mich im Moment etwas so aussieht, glaube ich nicht, dass wir auch nur die kleinste Chance haben. Du hast deinen Dolch nicht mehr und meine Selbstverteidigungskünste werden bestimmt auch nicht ausreichen, um jemanden mit bloßen Händen das Leben auszulöschen...", flüstert er leise und dennoch schallt seine Stimme an den Wänden wieder.

,,Wieso denken wir überhaupt darüber nach, jemanden umzubringen. Ich will nicht noch... kein Leben auslöschen! Lieber suche ich, bis ich tot umfallen!".
Ungläubig drehte ich meinen Kopf zu ihm, blickte ihn etwas geschockt an, als ich realiserte, was das für mich bedeutete.

Wie kam ich überhaupt auf die Idee? Ich war bestimmt nicht mit der Absicht hierher gegangen, um den Gamemaster umzubringen. Irgendwie war es für mich selbstverständlich gewesen, dass wir ihn finden würden und durch Zufall wieder das Portal auf mysteriöse Weise finden oder gezeigt bekommen würden, aber so lief das hier nicht. Der Gamemaster sollte uns umbringen und wir ihn, wenn wir weiter wollten, wenn wir hier endlich raus wollten...

Ich schluckte schwer und starrte mit forschenden Augen nach vorn. Was hatte ich gedacht? Das das hier ein Kinderspiel wird? In jedem scheiß, dämlichen Spiel wird es von Level zu Level schwerer! Was hatte ich mir nur gedacht? Was sollten wir tun...?

Eine Atmung beschleunigte sich etwas, als ich hektisch versuchte nach einer Antwort auf meine Taten zu suchen und zu finden.
Jungkook hatte doch so recht gehabt... es war wie in Horrorfilmen. Man merkte es erst, wenn man bereits zu tief drin steckte, als das man dann wieder alles lassen könnte. Wir waren genauso dumm, obwohl der größte Anteil ja von mir aus kam, aber dennoch. Es war dasselbe Klischee und man merkte es nicht einmal. Ich war so verdammt überzeugt von mir selbst gewesen...

,,Tae...? Alles gut?", riss mich Jungkook wieder aus meinen wirren Gedankengängen. Ich blickte ohne zu blinzeln zu ihm und starrte ihn stattdessen an, als den Boden. Jungkook blickte mich besorgt an, legte schließlich seine kalten Hände auf meine beiden Wangen und klopfte mir leicht auf meine Haut. Ich begann hektisch zu blinzeln.
,,Hey Taehyung! Willst du jetzt hier wieder rumstehen, oder wollen wir jetzt endlich was unternehmen?", fragte er mich. ,,Weil sonst hätten wir auch echt im Wald bleiben können und hätten nicht erst hier her renne müssen!".

,,J-ja.. Wir machen was. Wir sind schließlich nicht um sonst aus dem Wald gekrochen..", bringe ich wieder etwas selbstsicherer über die Lippen. Es war doch nicht ganz so hirnlos gewesen, was ich getan hatte!

Ich schluckte einmal, drehte mich dann von Jungkook weg und lief einige Schritte nach vorn, ging auf den Kamin zu und blickte mich in der Umgebung um. Ich drehte mich nach links.

Geschockt riss ich meine Augen auf, als ich die Unzahl an Büchern vor mir sah, die ordentlich in meterhohen Bücherregalen einsortiert worden waren. Der Raum schien wie eine Halle, mit alten Kronleuchter beleuchtet, die aber einen eher kaputten Zustand machten. Die schweren Messingstangen hingen teilweise nur noch halb an ihren Ketten, baumelten lose und machten keinen guten Eindruck.

Der Saal war deshalb auch eher stockdunkel. Das einzige Licht, welches etwa mehr Sichtweite brachte, war das des Kaminfeuers. Generell war das Haus eher sehr dunkel, da durch die mit Gardinen verdeckten Fenster auch nicht viel Licht fiel und die Sonne ja so oder so nicht vorhanden war.

,,Das muss irgendwie eine alte Villa sein aus einem anderen Jahrhundert...", sprach ich schließlich und suchte mit meinem Blick nach Jungkook, welcher einige Meter von mir entfernt stand und gerade in einen anderen Gang blickte.

Tr-...h o.. D..-re

Augenblicklich riss ich meinen Kopf von dem Rothaarigen los, welcher genauso stürmig, wie ich gehandelt hatte. Ich lauschte in die angespannte Stille, welche uns umgab, suchte nach einem Geräusch.
Was war das? Da war doch gerade eine Stimme?!

,,Hast du das auch gehört", flüsterte Jungkook noch leiser, blickte dennoch weiterhin geradeaus in die Aula. Ich nickte bestätigend und ging einige Schritte geradeaus auf Zehenspitzen.
,,Ich glaube das kam von oben...Das kann nur von oben gekommen sein. Sonst hätten wir es eher und besser gehört. Wir bilden uns das ja nicht ein...!", flüsterte ich zurück.

,,Hätte nur ich das gehört, dann hätte ich das wahrscheinlich gedacht und gesagt das ich paranoid bin, aber da du es auch gehört hast". Ich tapste einige Schritte weiter nach vorn, blickte schließlich über das Geländer nach oben in die zweite Etage.

,,Und was willst du jetzt machen?", flüsterte der Rothaarige etwas weiter hinter mir, schloss jedoch zu mir auf und stellte sich beunruhigt durch die Gegend blickend neben mich.

,,Wahrscheinlich das Dümmste, was wir machen könnten. Wir gehen da jetzt hoch und gucken, was das war und ob dort oben jemand ist...Wir wissen ja, wer als Einziger dort oben sein kann!", erklärte ich ihm meinen klischeehaften und vielleicht etwas selbstmörderischen Plan.

Ich blickte suchend über den Boden, schnappte mir schließlich zwei abgebrochene, morsche Hölzer und drückte eins davon Jungkook in die Hand. Er umgriff dieses Augenblicklich und drückte es an seine Brust.

Ich lief vor ihm weiter, übernahm somit die Führung und stellte meinen Fuß auf die alten Holztreppen. Ich konnte Holzstufen seit meiner Kindheit schon nicht ausstehen! Egal in welchem Zustand, die Quietschen irgendwann immer. Mein Vater kam dann immer mit "das Holz arbeitet nunmal", als ich mich Mal wieder beschwert hatte, dass ich das partout nicht ausstehen konnte. Irgendwie bekam man dann immer das Gefühl, als würde man jeden Moment einbrechen...

Ich spürte wie meine Knie etwas wackeliger wurden, als ich vorsichtig und behutsam einen Schritt vor den anderen tat und somit die Treppen erklomm. Ich versuchte, mich so leicht wie nur möglich zu machen, was aber keinerlei Sinn ergab, weil das eh nicht möglich war. Ich versuchte auch erst gar nicht nach dem Geländer zu greifen, da das auch nicht wirklich stabil aussah.

Jedes der Holzbretter knarrte und quietschte ächzend auf, als wir unser Körpergewicht darauf stellten.

Mit schnell schlagenden Herz kamen wir schließlich im der zweiten Etage an, mussten dabei aber feststellen, dass die Treppe noch höher nach oben ging. Bei dem Gedanken, auch noch dort hoch kriechen zu müssen, begannen meine Knie noch weicher zu werden.

Ich drehte mich deshalb in den Gang, der sich vor uns auftat und rief schließlich etwas unsicher in die Dunkelheit.

,,H-hal-lo?!".

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