𝙻𝚎𝚟𝚎𝚕 𝟷: 𝙾𝚗𝚐𝚘𝚒𝚗𝚐 ⏩ (8)
𝙹𝚞𝚗𝚐𝚔𝚘𝚘𝚔
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Mir rinnt der Schweiß von der Stirn. Wenn man bedenkt, dass mir vorhins noch so extrem kalt war. Das ich da jetzt zitterte wie Espenlaub, ist schon äußerst seltsam. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Taehyung mir nicht die komplette Wahrheit verraten hat. Selbst wenn, er wusste irgendwas. Ich habe es an seinen Fingern erkannt. Mir ist aufgefallen, dass er mit seinen Fingern gespielt hat. Ich habe es auch nur durch Zufall bemerkt, denn so leicht, wie er das gemacht hat, wäre es mir sonst nicht aufgefallen. Es war aber auffällig, da er das zuvor noch nie gemacht hatte, wenn er mit mir geredet hat.
Ich liege mit offenen Augen auf dem Boden und reibe mir den Schweiß von der Stirn. Wie kann einem nur so warm sein. Ich fühle mich schon wieder wie benebelt.
Ich beschließe einfach schnell rauszugehen und mich etwas abzukühlen. Ich hatte zwar nicht den Plan, baden zu gehen, aber die Nacht müsste die Luft doch wenigstens etwas runter kühlen.
Ich stütze mich mit meinem Arm auf dem Boden ab und drücke mich nach oben. Der Schlaf hat mir irgendwie nicht soviel Energie gebracht, wie ich erhofft hatte.
Nachdem ich mich aufgerappelt hatte, schaute ich kurz noch zu Taehyung. Ich will ihn nicht wecken, bloß weil ich kurz raus gehen und frische Luft schnappen will. Ich schaue mir sein Gesicht genauer an. Er wirkt wirklich zu niedlich, wenn er schläft. Er liegt auf dem Boden und hat die Knie an seinen Oberkörper gezogen und mit seinen Armen umschlungen. Das hatte ich gestern schon beobachtet. Das muss ein Habbit von ihm sein. Wie süß!
Was zur Hölle! Was denke ich da! Ich muss wirklich komplett benebelt sein. Ja, das wird es sein!
Leise tappe ich auf meinen Zehenspitzen auf den Wasserfall zu. Ich stocke. Plötzlich rauschen mir mehrere Erinnerungen wieder durch den Kopf. Ich, wie ich auf dem See liege und mich nicht bewegen kann. Wie ich langsam untergehe. Wie ich versuche nach Hilfe zurufen. Wie ich untergehe und das Sonnenlicht durch das Blau des Sees scheint.
Meine Hände fangen an zu zittern. Was soll ich jetzt machen? Die Hitze ertrage ich nicht mehr lange und das Wasser dennoch nicht.
Ich strecke meine Hand vorsichtig nach dem Wasserfall aus und berühre das kühle Nass. Jungkook, du schaffst das! Das Wasser wird dich nicht beißen und du wirst auch nicht wieder ertrinken! Ich denke nicht mehr weiter nach und gehe einfach straight durch den Wasserfall durch. Erleichtert schnappe ich nach Luft, nachdem ich es durch geschafft habe und mich die erlösende Kühle empfängt.
Ich stehe an der Klippe und schaue auf den See und den Wald hinab. Wow ist das schön! Der Mond strahlt hell auf die Bäume hinab und beleuchtet mein Umfeld. Das Grün der Bäume strahlt in einem etwas blasserem aber dennoch hübschen grün. Weiße und gelbe kleine Blumen stechen aus dem dunkelgrün des Waldbodens und der kleinen Lichtung.
Ich lasse meinen Blick weiter schweifen und stocke. Der See leuchtet in einem strahlend hellem blau von innen. Der Mond spiegelt sich auf der hellen und türkisen Oberfläche und beleuchtet so auch den schmalen Sandstrand.
Leuchtend gelbe Schmetterling fliegen darüber und spielen fangen in der Luft.
Ich hebe meinen Kopf und schaue in den Himmel. Unzählige weiße Punkte strahlen am Horizont.
Illusion überrascht einen immer wieder. Es hat sowohl grauenvolle, beängstigende Seiten aber dann auch wieder solche Seiten, die einem im positiven Sinn den Atem rauben.
Ich beobachte meine Umgebung staunend und mit offenem Mund noch einige Zeit und kühle mich dabei etwas ab. Mir ist zwar immer noch unglaublich warm, aber ich schwitze nicht mehr so sehr wie zuvor. Mein Gehirn wird auch etwas klarer.
Mit meinem Blick schweife ich die ganze Zeit über die Landschaft, bis ich plötzlich innehalte.
,,N-ne-nein..! Das kann nicht wahr sein. Was zur Hölle". Mir treten Tränen in die Augen.
Im Dickicht des Waldes sehe ich durch meinen verschwommenen Blick zwei Personen stehen. Und nicht irgendwelche Personen. Meine Eltern!
,,Ma-ma-mama! Pa-pa!", flüsterte ich in ihre Richtung. Wie kann das sein? Ich habe doch genau gesehen, wie sie stark blutend auf dem Boden unseres Arbeitszimmers lagen. Ich werde nie vergessen, wie meine Mutter mit geweiteten, blutunterlaufenen Augen in meine gesehen hat. An ihrer Kehle lief in Strömen das Blut hinab. Sie hatte ihren Mund geöffnet und wollte was sagen, aber als sie versucht hat zu sprechen, gurgelte sie nur und Blut lief von ihren Lippen hinab. Ihr lief eine Träne aus ihrem Augenwinkel, ran ihre Wange hinab und landete dann auf dem dunklen Parkettboden und saugte sich ebenfalls in den kleinen roten Vorlegeteppich.
,,Jungkook! Jungkook mein Kleiner! Komm her! Komm zu Mama und Papa!", ertönte die sanfte Stimme meiner Mutter. Sie hatte sich so gar nicht verändert. Ihre schmale, zierliche Silhouette und ihre rabenschwarzen, langen, glatten Haare die ihr bis zur Brust reichten. Sie sieht mich mit ihren dunkelbraunen, mandelförmigen Augen an.
,,Na los komm her! Ich will dich umarmen! Bitte Jungkook!", fleht mich meine Mutter an.
,,Hast du uns den gar nicht vermisst? Oder willst du einfach nicht hören? Haben wir dir nicht immer beigebracht, das du auf deine Eltern hören sollst?", mischt sich nun auch mein Vater ein.
Mein Blick schweift zu ihm. Als ich ihn zuletzt gesehen habe, lag der große schlanke Mann neben meiner Mutter und hielt sich den Bauch, aus dem das Blut in Strömen floss. Seine Brille war zerbrochen und lag wenige Meter neben ihm.
Ich erwache aus meiner Starre und trete nun langsam auf meine Eltern drauf zu. Sie standen immer noch im Dickicht und hatten sich kein Stück bewegt. Sie trugen die Kleidung, die sie vor 10 Jahren anhatten. Meine Mutter in ihrem Lieblingskleid. Dem weißen mit den bunten Blumen, welches locker an ihr herab hing und ihr bis zu den Knöcheln reichte und mein Vater in seinem blauen, kurzärmligen Hemd und der teuren schwarzen Jeans.
Am Waldrand bleibe ich stehen. Meine Eltern schauen mich mit einer Leere in ihren Augen an, die mir einen Schauer über den Rücken erzeugt.
,,Wieso hast du uns nicht gerettet?", sprach meine Mutter plötzlich. Von der vorherigen Sanftheit war nichts mehr zu hören.
,,Du standest nur da und hast nichts gemacht. Wolltest du, dass wir sterben? Wieso hast du nicht wenigstens versucht uns zuretten? Du hast mir einfach in die Augen gestarrt und zugesehen, wie ich verblutet bin!", schreit sie mich an.
,,Du kleiner undankbarer Bengel! Haben wir nie genug für dich getan? Brauchtest du mehr? Waren wir dir nicht gut genug, weshalb du beschlossen hast, uns einfach sterben zulassen?", knurrt und faucht mein Vater mir ins Gesicht.
Plötzlich treten meine Eltern Hand in Hand im Gleichschritt auf mich drauf zu. Sie schauen mir so tief in die Augen, das man fast meinen könnte, sie schauen in die Tiefen meiner Seele.
,,Du bist der schlimmste Sohn, den man bekommen kann. Wie haben wir das verdient?".
Plötzlich fängt meine Mutter wieder an zu bluten. Während sie mir diese Worte entgegen schmeißt, spuckt sie Blut aus. Es läuft ihren Hals hinab, an dem ich wieder die Schnittwunde sehen kann. Es läuft an ihrem weißen Kleid hinab und taucht es in ein strahlendes Rot. Auch mein Vater blutet wieder. Doch sie haben beide anscheinend keine Schmerzen. Sie verbluten langsam, jedoch unternehmen sie gar nichts. Sie starren mich einfach an und kommen langsam auf mich drauf zu.
Geschockt schaue ich sie an. Langsam trete ich zurück. Das sind nicht meine Eltern. Ihre Worte schwirren mir wieder durch den Kopf. Sie waren zwar oft beschäftigt, aber waren mir gegenüber immer liebevoll und haben immer Zeit für mich gefunden. Das ähnelte meinen Eltern gar nicht. Das sind nicht meine Eltern!
Plötzlich schreit es hinter mir: ,, Verdammte scheiße JUNGKOOK!"
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