Newts neunter Geburtstag
Newt erzählte nie jemandem von der seltsamen Entdeckung im Büro des Tierheims. Aber seit jenem Tag an dem er unfreiwillig erfahren hatte, was die Zukunft für ihn vorhergesehen hatte, hatte er eine merkwürdig gute Laune. ,,Was ist denn mit dir los, Newt?", fragte Theseus ihn eines Abends. ,,Nichts", erwiderte Newt und drehte sich schnell weg, damit sein großer Bruder das Grinsen, das sich auf seinem Gesicht ausgebreitet hatte, nicht sah. Die Wochen vergingen, aus den Wochen wurden Monaten und aus den Monaten wurde schließlich ein Jahr. Und bald war es so weit: Newt wurde neun. Seine Eltern hatten schon Wochen vorher begonnen, sich Sorgen zu machen, da sie fanden, dass ihr Sohn sich immer sonderbarer verhielt. Es war offensichtlich, dass Newt sich riesig auf seinen anstehenden Geburtstag freute, und wenn er Theseus gewesen wäre, hätten sich die Eltern nicht drum geschert, aber er war nun mal Newt und Newt war anders als normale Kinder wie Theseus. Er hatte sich nie etwas Großes draus gemacht, ein Jahr älter zu werden.
Das Einzige, was Newt je wirklich interessiert hatte, waren die magischen Tierwesen. Darüber wurden sich beide Eltern immer bewusster. Seine Mutter, Rivera Scamander, war stolz auf ihren Sohn, schließlich arbeitete sie selber im Tierheim für Magische Tierwesen, aber Newts Vater - Trice Scamander- war nicht so erfreut. Er war selber ein Beamter des Ministeriums, der die Abteilung für Magische Unfälle und Katastrophen leitete und war eher so einer dieser strengen Zauberer ganz im Gegenteil zu Newt, der immerhin noch ein kleiner Junge war, jedoch voller Lebensfreude und Geheimnissen. Aber schließlich war es so weit: Newt wurde neun und niemand außer ihm ahnte, dass das kein normaler Tag bleiben würde. Am Abend vorher war Newt furchtbar aufgeregt und gab sich kaum mehr Mühe, dies zurückzuhalten. Als seine Eltern ihm Gute Nacht gewünscht hatten, öffnete er sein Dachfenster und blickte in den Nachthimmel, der von Tausenden kleinen hellen Sternen erleuchtet wurde. Newt beschloss, das Fenster noch eine Weile offen zu lassen und kuschelte sich in sein warmes Bett. Er sah noch ein Weilchen in die Sterne, bis ihm irgendwann die Augen zufielen und er in tiefen Schlaf sank.
Am nächsten Morgen, als er die Augen öffnete, war das Fenster noch offen. Die Sterne waren verschwunden und stattdessen schien eine große helle Sonne auf Newt herab. Der war schon aufgesprungen und zwei Sekunden später war er unten. Er war ein wenig enttäuscht, als er dort nur einen geschmückten Tisch voller Geschenke erwartete - aber keineswegs weil er mehr wollte nein, er hatte nur erhofft, dass die verprochenen Tierwesen schon auf ihn erwarteten. Aber er wusste, dass sie noch kommen würden. Kurz darauf waren auch seine Eltern und sein Bruder wach und sie feierten Newts Neunten. Newt konnte jedoch an Nichts anderes mehr denken als an den Brief. Oma und Opa, Tante Green und die Nachbarskinder von drüben kamen auch noch vorbei und am Ende des Tages besaß Newt vier Bücher über Tierwesen, einen Plüschtier-Niffler (,,Oh Goldie!" - ,,Siehst du, er findet es goldig!") und noch eine Menge anderes Zeugs, mal weniger nützlich, mal mehr. Aber je mehr der Tag dem Ende zurückte, desto unruhiger und enttäuschter wurde Newt. Er rief sich mehr als einmal den Text auf dem Blatt Pergament in Erinnerung:
Dieser Junge namens Newton Artemis Fido Scamander wird das Heim für Magische Kranke Tierwesen erhalten, wenn er neun Jahre alt wird. Er ist der Sohn von Rivera Scamander, Abteilung Hippogreife. Das Heim gibt es nicht mehr, Newton Scamander sorgt sich um die Tierwesen.
Gezeichnet, Y.A., Vorsitzende des Heims für Magische Kranke Tierwesen.
Er setzte sich auf sein Bett und versank in Träumen. Träume, in denen er an seinem neunten Geburtstag der neue Vater von allen verletzten Tierwesen wurde. Langsam färbte sich der Himmel dunkelblau und Newt verlor jegliche Hoffnung. Plötzlich rief seine Mutter ihn von unten: ,,Newt, komm sofort her! Du glaubst es nicht!"
Ein winziger, kaum existierender Hoffnungsschimmer ploppte in dem Jungen auf und er wischte sich die Tränen weg und machte sich auf den Weg nach unten, ohne zu wissen, was ihn erwartete.
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