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~19

𝐌𝐢𝐫 ist so schlecht.

Bei jeder noch so kleinen Bewegung wird mir kotzübel.

Ich habe das Gefühl, mich übergeben zu müssen, aber jedes Mal, wenn ich würgen muss, kommt nichts.

In meinen Mund ist schon dieser ekelige bittere Geschmack, der es noch schlimmer macht, aber ich kann mich einfach nicht übergeben.

Dennoch flaut das ungute Gefühl in meinem Magen nicht ab und mein Kopf wird während jedem Würgereiz von Schwindel überfallen.

Es ist zum Verrücktwerden.

Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.

Davor habe ich es ohnehin nicht gewusst, aber jetzt fehlt mir zusätzlich noch jeder Orientierungssinn.

Ich könnte im Moment mit den Füßen an der Decke hängen und wüsste noch immer nicht, wo oben und wo unten ist.

Jedoch weiß ich auch nicht, ob das zu meiner Genesung wesentlich beitragen würde...

Eine Weile später - es könnte sich um Sekunden, Minuten oder Stunden handeln - schaffe ich es tatsächlich aufzustehen und schleppe mich wieder zum Waschbecken.

Der Anblick ist schrecklich, aber ich hab schon schlimmer ausgesehen.

Ich muss wieder ins Klassenzimmer, will nichts verpassen...

Auf dem Weg dorthin, strauchle ich und halte mich am Geländer fest, um nicht zu fallen und torkle leicht benebelt die Treppe runter.

Bevor ich den Klassenraum betrete, ziehe ich mir die Kapuze über den Kopf und schleiche mich an der Wand entlang zu meinem Platz. Die Blicke, die man mir zuwirft, ignoriere ich.

Ob sie nun boshaft, ängstlich, traurig oder mitfühlend sind. Ich weiß es nicht.

Ich habe immer wieder das Gefühl, alles dreht sich. Jedes Mal, wenn ich die Augen einen Moment zu lang geschlossen habe.

In der zweiten Unterrichtsstunde gelangt ein kleiner gefalteter Zettel in mein Mäppchen.

Der Geruch von Jennas Parfümerie lastet daran.

Traut sie sich etwas nicht mehr, mich direkt anzusprechen?

Es hat sie doch nie ein Lehrer davon abhalten können, noch hat sie sich je von einem beirren lassen.

Zwei Reihen vor mir kichert sie und stupst ihre Jünger an.

Wenn sich nur ein einziger Jehova aus ihren Reihen entpuppen würde... Vielleicht würde sie dann endlich von der Schule fliegen...

Bloß nicht in Tagträumen versinken!

Ich weiß nicht, wie ich mich unbeschadet durch die erste große Pause schmuggeln konnte, aber in der zweiten großen Pause verliere ich die Nerven und versuche mich zu verstecken.

Nur wenig später hänge ich bei den Waschräumen für die Mädchen auf der Klobrille und erbreche alles, was mein Magen hergibt.

Als ich mich völlig erschöpft an die Trennwand lehne und nicht mehr würgen muss, denke ich verbittert an mein Leben.

Ich hasse es.

Ich hasse, wie es bis jetzt verlaufen ist und ich hasse, was ich durchmachen muss.

Ich hasse Jenna.

Ich hasse es, vor ihr kuschen zu müssen.

Ich hasse es, dass ich manchmal sogar Angst vor ihr habe, weil ich weiß, dass wenn ich mich wehren würde, es eskalieren würde und ich nicht nur mich, sondern meine gesamte Spezies verraten würde.

Jenna ist quasi mein Kryptonit.

Nur leider nicht auf die Art, wie Markus es auch ist.

Plötzlich geht das Licht aus.

Ich stöhne frustriert laut auf.

Ächzend ziehe ich mich an der Türklinke der Kabine hoch und das Licht geht wieder an.

Scheiß Stromsparmaßnahmen.

Die Bewgungsmelder hier sind sowieso total blöde und schalten das Licht ab, sobald sich dreißig Sekunden lang nichts in ihrem Radar bewegt.

Während ich mich umdrehe, um den Klodeckel zu schließen und die Spülung zu bestätigen, blitzt etwas auf dem Boden in der Nachbarkabine auf. Irgendetwas silbernes, metallenes, das augenblicklich meine Aufmerksamkeit komplett auf sich zieht.

Ich knie mich hin und strecke den Arm aus. Gleichzeitig halte ich angestrengt die Luft an.

Wirklich angenehm riecht es hier nun wirklich nicht. Nach Klostein, meinem Erbrochenen, anderen Putzmitteln und Urin.

Ich komme leider nicht ganz dran und muss mich noch ein wenig strecken. Dabei spannt die Hose unangenehm am Hintern.
Als ich den Gegenstand endlich mit den Fingerspitzen habe, stoße ich mit der Schulter vom unten gegen die Trennwand.

>>Ah!<<

Der Schmerz fühlt sich an, als hätte man mir mit voller Wucht einen Nagel unter die Haut geschlagen.

Ich greife zu - blind vor Wut und Leiden - und schneide mir mit dem Gegenstand beim Zurückkriechen tief in die Fingerkuppen.

Erst, als ich mich wieder beruhigt habe und der pochende Schmerz in meiner Schulter abebbt, sehe ich mir an, was ich entdeckt habe. Es ist ein Teil einer Klinge aus einem Cuttermesser.

Die kleinen Schnitte in den Fingerkuppen wachsen schnell wieder zusammen, aber das Blut auf meiner Haut bleibt und trocknet nur langsam.

Wie oft habe ich von Menschen gehört, die sich selbst verletzen? Wieder und wieder. Es hat mich angeekelt. Ich konnte den Gedanken dahinter zwar verstehen, aber mich selbst zu verletzen, kam mir nie in den Sinn. Ich wusste, ich könnte es nicht, aber seitdem hat sich für mich einiges geändert.

Kann ich es?

Will ich es?

Tut es weh?

Diese kleine Klinge in der Hand macht mir plötzlich keine Angst mehr, sondern spendet mir Trost und gaukelt mir das Gefühl von Sicherheit vor.

Eine gefährliche Kombination, aber durch sie finde ich Mut und empfinde dabei völlige Gleichgültigkeit.

Das Gefühl von innerlicher Taubheit muss unterbrochen werden. Der Druck muss weg. Ich muss ihn ausspülen. Sonst kann ich nicht mehr. Ich will mich doch nur mal wieder lebendig fühlen.

Es geht plötzlich alles so schnell. Aber dennoch habe ich das Gefühl, durch einen Schleier zu blicken. Kälte, die mich rasend schnell, wie eine schwere Decke umhüllt. Ich rieche nichts mehr. Nur Kälte. Mein Unterarm ist eisig und das Blut, das noch immer aus dem langen, schmalen Schnitt strömt, ist heiß. Heißer, als das Wasser in der Dusche, wenn ich es bis zum Anschlag aufdrehe.

Es hat nicht geklappt...

Die Klinge steckt noch immer, die Wunde kann sich nicht schließen und meine Verletzung nicht heilen.

So hatte ich mir das ganz und gar nicht vorgestellt.

>>Juli... Was hast du denn angestellt?<<

Dröhnend dringt plötzlich Judds Stimme in meinen Geist vor.

Wo kommt der denn plötzlich her?

>>Hey... Das wird schon wieder.<<

Er klingt so zuversichtlich.

Ich will etwas erwidern, aber alles, was meine Lippen verlässt, ist ein undeutliches Gemurmel und Genuschel.

>>Bleib ruhig. Ich hol sofort den Arzt.<<

Arzt?

O nein.

Wo bin ich? Im Krankenhaus?

Wie soll ich denen denn erklären, wo das ganze Blut herkommt, wenn in der Zwischenzeit alle Wunden verheilt sein müssten?

>>Judd...<<

Meine Stimme klingt, als hätte ich erst vor kurzem bei einem Metal-Konzert die Sau rausgelassen.

Doch ich bekomme keine Antwort mehr.

Es fällt mir unglaublich schwer, bei Bewusstsein zu bleiben.

Ich bin müde, erschöpft und habe bestimmt irgendwas zur Beruhigung verabreicht bekommen.

>>Julicé. Hallo? Können Sie mich hören, Fräulein Lichtenberg?<<

Das ist bestimmt der Arzt, den Judd geholt hat. Meine Augenlider flattern hektisch. Ich nicke. Zu mehr bin ich nicht wirklich fähig im Moment.

>>Keine Sorge, er weiß Bescheid.<<

>>Was?<<

Meine trockenen Lippen fühlen sich an, wie grobes Schleifpapier.

>>Ich bin über eure Lykaner-Gemeinschaft informiert. Keine Sorge. Deine Behandlung läuft ausschließlich und äußert diskret nur über mich ab. Was auch immer für eine Verletzung du am Kopf hattest, sie ist längst verheilt und du solltest zur Sicherheit noch etwa zwei Wochen ein Pflaster in der Öffentlichkeit dort tragen, um jeglichen unangenehmen Fragen aus dem Weg zu gehen.<<

Der Arzt klingt ruhig und freundlich. Als würde er mit mir einen Sonntagsausflug besprechen.

Innerhalb von Sekunden kann ich wieder klar sehen und auch der Schwindel und jegliche Anspannung fallen von mir ab.

>>Wo ist Judd, mein Onkel?<<

>>Der ist bei Erin.<<

Ich sehe mich um.

In dem Zimmer, in dem ich liege, ist links neben mir noch ein freies Bett und etwa einen Meter daneben steht ein junger, hellblonder Mann in einem weißen Kittel und einem Klemmbrett in der Hand an der Tür.

>>Sind sie auf dem Flur?<<

>>Nein. Wir mussten sie stationär aufnehmen.<<

Dann verschwindet er und schließt leise die Tür hinter sich.

Kurze Zeit später taucht Judd wieder auf.

Er sieht echt fertig aus.

Abwartend sehe ich ihn an. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Sollte ich mich vielleicht verteidigen oder wenigstens erklären?

Judd seufzt.

>>Wir müssen es wie einen Unfall aussehen lassen<<, sagt er schließlich und setzt sich an das Fußende meines Krankenhausbettes.

>>Du bist ausgerutscht und mit dem Kopf auf der Klobrille aufgeschlagen.<<

Er sagt es, als wäre das längst beschlossen und ich nehme es einfach hin, um keine weiteren Schwierigkeiten zu machen.

>>Deine andere Verletzung allerdings... Die konnte nur mit einer unschönen Vernarbung verheilen, weil die Klinge zu lange und zu tief stecken geblieben ist. Was hast du dir nur dabei gedacht? Warum hast du nie mit jemandem darüber geredet?<<

Beschämt sehe ich weg. Ich lasse meinen Blick weit aus dem Fenster über die rege Stadt schweifen.

>>Warum wurde Erin hier eingeliefert?<<, wechsle ich abrupt das Thema.

Es ist, als würde er um Jahre altern. Er müsste jetzt eigentlich schon Mitte der Vierziger sein, aber so genau weiß ich es nicht. Ich habe mir nie viele Gedanken über Judd gemacht. Ich wusste immer nur das Nötigste und das, was mein Vater mich wissen ließ.

Paps wäre jetzt schon neunundfünfzig.

Hätte, wäre, könnte.

Alles nicht real.

>>Sie hatte Blutungen und wird das Baby wohl verlieren.<<

Eine einzige Träne kullert über Gesicht und tropft auf den Kragen seiner Jeansjacke.

Mir wird schwer ums Herz. Das hat sie nicht verdient. Überhaupt nicht. Nicht sie.

>>Sie wird doch schon bald vierzig oder?<<

>>Ja, wieso?<<

Ich kaue auf meiner Unterlippe.

Es ist ein heikles Thema und es ist mir auch unangenehm darüber zu reden, insbesondere mit Judd, aber ich brauche Klarheit.

>>Naja... Die Wahrscheinlichkeit, dass sie noch oder nochmal schwanger wird und das Baby in dem Alter auch noch gefahrlos und problemlos bekommen kann...<<

Judd nickt.

>>Sie will es so unbedingt, weißt du?<<

Ich zucke hilflos mit den Schultern.

Leider kann ich ihm hierbei nicht helfen.

>>Ihr werdet es schaffen. Egal wie<<, ermutige ich ihn und setze ein gequältes Lächeln auf, welches er halbwegs erwidert.

Da fällt mir plötzlich etwas wichtiges ein.

>>Weiß Markus bescheid?<<

Judd scheint kurz zu überlegen.

>>Ich glaube nicht<<, antwortet er zögernd.

>>Ich bin hier, weil ich dein Vormund bin und weil Doktor Schulz sich bei solchen Angelegenheiten immer als erstes bei mir meldet. Du hattest übrigens wahnsinnig Glück, dass dich ein junges Rudelmitglied gefunden und die Situation sofort erkannt und richtig gehandelt hat.<<

Tadelnd sieht er mich an, doch es fehlt jede Stärke, die er je ausgestrahlt hat, die ihm auch sonst eine Menge Autorität verleiht.

>>Die junge Dame wird Stillschweigen bewahren, aber wie willst du das vor Markus geheim halten? Er wird es merken. Sofort. Vor allem, weil es ein vermerkter Schulunfall ist, wegen dem du, um uns nicht zu verraten, die Fassade aufrecht erhalten musst<<, erinnert er mich.

>>Mist!<<

Eine Weile grüble ich. Dann kommt die Idee.

>>Ich werde ihm einfach schreiben, dass ich nach der Schule nochmal zu euch gekommen bin und bis zu seinem Geburtstag bei euch bleibe.<<

Skeptisch blickt Judd in meine Richtung und dann auf seine ineinander verschränkten Finger. Nach einem längeren und äußerst unangenehmen Moment des Schweigens, gibt er mir seine Zustimmung.

Überschwänglich bedanke ich mich bei Ihm.

Ich weiß nicht, was danach über mich kommt, aber ich vertraue mich zum ersten Mal bei ihm an. Das erste Mal führe ich tiefgründige Gespräche mit ihm und vertraue ihm alle meine Ängste, Probleme, Zweifel und Geheimnisse an. Alles, was ich in den letzten Jahren in mich hinein gefressen habe. Alles, was ich in mir hinter Schloss und Riegel versteckt habe. Und Judd hört aufmerksam zu. Er unterbricht mich nicht ein einziges Mal.

Voller Ruhe lauscht er meinen Erzählungen, beobachtet meine Gestik und Mimik.

Es ist, als würde er mich lesen, während ich ihm diktiere, was in mir geschrieben steht.

Ich fühle mich dadurch nicht plötzlich leichter oder befreiter. Auch nicht, wie ein offenes Buch, aber ich fühle mich endlich ehrlich.

Entblößt, aber nicht beschämt.

Es ist eine Freiheit, aber auch gleichzeitig ein Anker.

Es verleiht Flügel, nimmt mir Gewicht ab, aber es schenkt mir auch endlich ebenen Boden unter den Füßen.

Mein Glück liegt in meinen Händen, das habe ich endlich verstanden.

Ich muss nur noch einen Zweck finden. Die Mittel stehen mir schließlich alle zur Verfügung.

-2012 Wörter

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