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„Baby, wie war dein Konzert gestern? Tut mir leid, dass ich erst jetzt Anrufe. Der Tag gestern war schon ganz schön anstrengend“, spreche ich in den Hörer. Ich sitze auf dem Bett eines kleinen Hotels im Everland. Ich war hier gestern so viel unterwegs, da wollte ich nicht weiter fahren oder mir irgendwo anders einen Platz zum Schlafen suchen. Die erste Nacht im Chevrolet lässt eben doch noch auf sich warten.
„Es war unglaublich. Ich liebe es jedes Mal die VIPs zu sehen. Schade, dass du uns nicht sehen konntest. Aber es gibt immer ein nächstes mal“, sagt er und ich sehe ihn förmlich vor mir, wie er erst einen Schmollmund zieht, aber gleich danach wieder lächelt. „Freut mich, dass du Spaß hattest. Ich hätte es mir sehr gern angesehen. Jetzt frage ich mich auch, warum ich nicht erst heute gefahren bin“, werfe ich mir selber vor. Ich bin manchmal auch echt ein Idiot. „Dafür schaue ich mir heute Abend den Livestream an. Also wink für mich in die Kamera“, sage ich und muss schmunzeln. „Werde ich machen Baby. Wo fährst du heute hin?“, erkundigt er sich. Ich erkläre, dass ich dann nach Suwon fahren werde, dort gibt es eine alte Festungsanlage, die ich mir anschauen möchte. Außerdem gibt es in der Stadt tolle Einkaufsmöglichkeiten. Ich habe Lust ein wenig shoppen zu gehen.
„Dann wünsche ich dir viel Spaß. Ich muss jetzt los. Baby ich liebe dich“, sagt Ji Yong am Telefon. Ich verabschiede mich ebenfalls und er legt auf. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es erst um neun am Morgen ist. Ein wenig Zeit habe ich noch, bevor ich los machen will. Also frühstücke ich in Ruhe und packe meine wenigen Sachen zusammen, die ich mit in das Hotel gebracht habe.
Drei Stunden später, nachdem ich es mir nicht entgehen lassen habe, noch Mal bei der einen oder anderen Attraktion mitzumachen, sehe ich auch schon Suwon vor mir. Die alte Mauer, die die Stadt umgibt sieht von hier aus schon wahnsinn aus. Mein Navi im Handy, ich habe meines im Auto, da ich vergessen habe mir eines zu kaufen, sagt mir wie ich fahren muss um einen geeigneten Platz für meinen Chevrolet zu finden. Letztendlich komme ich auf einem Parkplatz am Rande der Stadt an, auf dem nur wenige Autos stehen. Das lustige ist, dass dort noch ein Van steht, der ebenfalls umgebaut aussieht.
Ich steige aus dem Wagen und strecke mich erst einmal, denn ein wenig müde bin ich schon noch. Die Luft hier ist frisch, nicht so verschmutzt wie in Seoul. Es scheint die Sonne auf mich herab, blendet mich ein wenig, sodass ich die Augen zusammen kneifen muss um sie zu genießen. „Schönes Wetter, nicht wahr?“ spricht auf einmal eine Stimme vor mir. Die Person wirft einen Schatten auf mich, sodass die Sonne nicht mehr auf mich fällt. Ich öffne meine Augen langsam, bis ich die Gestalt vor mir erkenne. Es ist ein junger Mann, vielleicht im gleichen Alter wie Ji Yong. Seine Haare sind hellbraun gefärbt und er hat helle Haut. Er trägt gemütliche Kleidung, eine Jogginghose und ein großes Shirt. Sieht aus, als wäre er gerade erst aufgestanden.
„Oh ja. Ich liebe es wenn die Sonne scheint. Nur beim Autofahren ist das nicht so entspannt“, meine ich und zeige dabei auf Hubert, der in der Sonne stylisch glänzt. „Huh, ist das deiner?“, fragt er erstaunt und tritt ein wenig an den Chevrolet heran um ihn zu begutachten. „Ja ist er. Er ist schick oder?“
„Und wie. Ich trau mich ja gar nicht zu fragen, wie viel das wohl gekostet hat. Sicherlich eine Menge, so wie er aussieht.“ Bei dem Wort das breitet er seine Arme weit aus, meint damit wohl den Umbau des Vans. Ich weiß aber selber nicht wie viel es gekostet hat, immerhin war Hubert ein Geschenk, da fragt man schließlich nicht nach dem Preis. „Weiß nicht.“ Ich zucke mit den Schultern und setze hinzu: „Mein Freund hat ihn mir geschenkt.“ Der Unbekannte lässt ein Aah von sich hören und schaut mich wieder an.
„Übrigens, ich bin Haekwon und mir gehört das Gefährt dort drüben.“ Er zeigt auf den Van, der mir schon aufgefallen ist, als ich hier angekommen bin. „Ach, wirklich? Und was machst du hier Haekwon?“, frage ich interessiert. Er erklärt mir, dass er es satt hat an ein und dem selben Ort zu wohnen. Und da es zu stressig ist ständig umzuziehen, wie er es sonst immer gemacht hat, ist er halt in seinen Van gezogen. Ich frage ihn, wie er es mit der Arbeit macht. „Ich baue Webseiten und Softwaren und so'n Kram. Das kann ich auch in nem Auto, mit gescheitem Internet“, erklärt er schulterzuckend. „Coole Sache. Aber ich bin übrigens Mirae und auf dem Weg einfach mal abzuschalten.“
Kurzerhand beschließen wir uns einfach zusammen die Stadt anzuschauen. Wir gehen gemeinsam zu der alten Festungsanlage, die unglaublich schön aussieht. Es ist einfach nur Wahnsinn, wenn man sich überlegt, wie lange es dieses Bauwerk schon gibt. „Ich habe gelesen, dass diese Festung Ende des 18. Jahrhunderts gebaut wurde. Und sie ist trotzdem noch so gut erhalten. Sie wurde zum Weltkulturerbe ernannt“, berichtet Haekwon stolz. Ich höre ihm nur mit offenem Mund zu. Woher weiß er das alles? Ich beschließe ihn einfach zu fragen und die Antwort ist sehr interessant. „Ich gehöre zu einem der wenigen Menschen mit einem fotografischen Gedächtnis. Irgendwann habe ich Mal hiervon gelesen und es mir gemerkt. Ich wusste auch, wer du bist. Mirae, die beste Freundin von Kwon Ji Yong, die mittlerweile seine feste Freundin ist. Ji Yong hat erst vor einigen Wochen ein neues Tattoo bekommen. Eine Pistole mit Jesus drauf.“
Er sagt es so lässig, als wäre es nichts besonderes. Aber für mich ist das unglaublich und schon ein wenig unheimlich. „Du hast Recht“, sage ich erstaunt und muss erst einmal darauf klar kommen. „Das ist krass“, lache ich nervös und versuche mich einfach weiter auf den Weg, den wir entlang laufen, zu konzentrieren.
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Hiii. Ich habe eine Frage an euch, einfach so.
Bleibt ihr lieber zu Hause oder reist ihr gerne?
Hier sind coole Bilder von der Festung in Suwon. Die gibt es nämlich wirklich, lol. Ich habe mich ein bisschen (viel) informiert xD
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