ᴏɴᴇ
Seungmin mit dem Rollstuhl zusammen ist ziemlich schwer, zumindest für Hyunjins Verhältnisse, nachdem er in den letzten Wochen seine letzte Kraft komplett verloren hat. Trotz dessen gibt sich der schwarzhaarige Koreaner Mühe, seinen einzig guten Freund, Seungmin, zu schieben. Beide haben das Glück, dass Hyunjin nicht sonderlich weit weg vom Krankenhaus entfernt wohnt, in dem sich die beiden in den letzten Wochen aufgehalten haben. Beide sind ungewollt dort gewesen, allerdings hat es sein gemusst, weil deren Leben in Gefahr gewesen wäre, vor allem Seungmins. Nun ist es vorbei. Nun können sich die beiden von dem Leid erholen, aber ob es jetzt einfach für die beiden sein wird, ist wiederum ein anderes Thema.
„So Minnie... da du jetzt die zwei Wochen weiterhin im Rollstuhl sitzen musst, wirst du wohl für die zwei Wochen bei mir unterkommen müssen."
„Nicht nur du sagst das. Dein Therapeut und mein Arzt hat uns empfohlen, dass wir jetzt zusammen bleiben sollen." kommt aus Seungmins Mund heraus, der zum Teil emotionslos klingt. Hyunjin merkt, dass Seungmin ebenso anders als sonst ist, aber er kann nichts Großartiges erwarten, wenn sein guter Freund erst vor zwei Tagen aus seinem Koma erwacht ist.
„Du hast recht, Minnie." von Hyunjin, der ein bestätigendes Nicken von sich gibt. Immer weiter schiebt er den körperlich eingeschränkten Braunhaarigen, der ziemlich ruhig zu Schein mag. Für ihn muss die Realität wieder zu etwas normalem werden, weil er die letzten Wochen von dieser nahezu nichts mitbekommen hat. Hyunjin ist es bewusst, was im Krankenhaus passiert ist. Ihm ist sogar aufgefallen, wie viel Seungmin dadurch abgenommen hat. Er wirkt fast wie abgemagert und dabei hat Seungmin niemals Probleme mit dem Essen gehabt. Er hat immer gut ausgesehen. Seine gute Figur ist immer vorhanden gewesen, doch man kann sehen, was das Koma aus ihn gemacht hat. Hyunjin weiß schon ganz genau, was sie als erstes machen werden, wenn sie bei sich selbst zu Hause ankommen.
„Wir sind in 10 Minuten da!" kündigt Hyunjin an, der den Braunhaarigen auf dem Rollstuhl dabei beobachtet, mit er mit seinen Fingern spielt und weiter nichts von sich gibt. Hyunjin selbst wird klar, dass es jetzt niemals mehr so sein wird, wie es früher gewesen ist. Vor allem ist er sich nicht sicher, ob Seungmin über alles Bescheid weiß, weil sie noch kein einziges Wort über die anderen ausgewechselt haben. Er stellt selber fest, dass es ihm schwer fallen würde, mit Seungmin über die anderen zu reden. Beide wären einfach nicht bereit dafür. Es ist so, als wüsste er, worüber Seungmin nachdenkt, weil er sich erstmal an die Realität gewöhnen möchte, bevor er mit Hyunjin darüber redet. Seungmin kann sich nur an Bruchstücke erinnern, wodurch er sich ziemlich leer fühlt. Ihm ist im Klaren, dass etwas schlimmes passiert sein muss, wenn er im Rollstuhl sitzt und Hyunjin gestern seine Bandagen abbekommen hat. Hyunjin hat es ebenso stark getroffen wie Seungmin, aber woanders. Einen gebrochenen Arm hat er mit sich getragen, wobei der nahezu geheilte Arm immer noch Anzeichen von Schmerzen gibt. Allerdings scheint Hyunjin diese Schmerzen nicht mehr zu interessieren. Immerhin empfindet er Schmerzen, die schlimmer als diese seines Armes sind. Die größte Narbe hat er im Inneren und ob es besser wird? Das bezweifelt er.
„Ich muss auf jeden Fall etwas Vernünftiges essen." meint Seungmin, der immer noch ziemlich monoton und gefühllos klingt, als hätte man ihm alle Gefühle genommen, die er jemals empfunden hat. Vielleicht hat das Koma ihn so sehr verändert. Mit diesem Gedanken hat Hyunjin gespielt, weil er sich wirklich sehr viel mit Seungmin in den letzten zwei Wochen beschäftigt hat. Natürlich macht er sich Sorgen um seinen einzigen Freund, weil die Angst, Seungmin auch noch an etwas verlieren, immer mehr ansteigt. Da merkt Hyunjin, dass er etwas tun muss.
So will er ihm klarmachen: „Ich verspreche dir, dass ich mich perfekt um dich kümmern werde, egal wie sehr du es brauchst. Wir machen das Beste aus den zwei Wochen. Du und ich.. wir.. wir werden zusammenhalten, egal was noch als nächstes auf uns zukommen wird." Ziemlich optimistisch wirkt der Schwarzhaarige, allerdings ist es nur die Fassade, die sein gebrochenes Inneres versteckt, damit man sich nicht Sorgen um ihn machen muss.
Ihm ist es schon immer egal gewesen, wie es ihm geht. Ihm ist das Wohl seiner engsten Freunde schon immer sehr wichtig gewesen. Seine Selbstlosigkeit schadet ihn wirklich sehr, was man auch an der jetzigen Situation sieht. Seungmin scheint auch erstmal nichts zu ahnen und auf seinen sanften Lippen bildet sich ein kleines Lächeln, welches schnell wieder verschwindet, als könnten es seine Mundmuskeln nicht mitmachen. Über zwei Wochen ist es her, als er das letzte Mal gelächelt hat. Für Seungmin muss jetzt alles anders sein.
„Danke Hyunjin. Das schätze ich wirklich sehr und... du hast recht. Wir machen das Beste draus. So fangen wir auf jeden Fall damit an, dass... wir etwas bestellen. Ich habe immer noch Hunger."
„Stimmt... wir bestellen auf jeden Fall etwas! Wie wäre es mit Nudeln?" schlägt Hyunjin schmunzelnd vor, wobei es ihm schwer fällt, dieses Lächeln selbst zu halten, weil ihm absolut nicht nach Lächeln ist.
„Nudeln! Das klingt gut. Um ehrlich zu sein.. hätte ich schon etwas Lust auf Gemüse. Nudeln aus der Box.. mit Hähnchen und Gemüse wäre wirklich toll." schwärmt Seungmin, der sich nach einer vernünftigen Mahlzeit sehnt. Hyunjin kann ihn mehr als nachvollziehen, weil man das Zeug im Krankenhaus nicht als ,Essen' betiteln soll. Zumindest sind die beiden guten Freunde dieser Meinung gewesen.
Plötzlich ist Hyunjin eingefallen: „Bedauerlicherweise muss ich dir mitteilen, dass ich keine weiteren Schlafplätze als mein Bett habe. Sprich, wir müssen uns das Bett teilen, wenn dies in Ordnung ist."
Er wartet weiter auf eine Antwort von Seungmin, bis er sieht, wie der Junge auf dem Rollstuhl mit den Schultern zuckt. Leise gibt er von sich: „Mich stört es nicht. Um ehrlich zu sein... will ich grade nicht alleine sein."
Hyunjin hat ganz genau gewusst, was Seungmin gemeint hat, weil er zu solchen Zeiten wie diesen am besten die ganze Zeit bei Seungmin bleiben will.
Vor dem Hochhaus angekommen, in dem Hyunjin eine Wohnung hat, holt Hyunjin zügig seine Schlüssel aus der Jackentasche heraus, um die Tür schnell aufzuschließen. Stellt bremst er mit einem Türstopper die Tür, damit er problemlos Seungmin mit seinem Rollstuhl reinschieben kann. Hyunjin hofft dabei wirklich sehr, dass er keine große Last für Seungmin sein wird, weil er sich zu hundert Prozent sicher ist, dass er kein Auge ruhen lassen wird, bis Seungmin alles bekommen hat, was er bekommen soll. Hyunjins Selbstlosigkeit überschattet sowohl seine Gesundheit als auch seinen Verstand, allerdings ist ihm erstmal wichtiger, Seungmin an die Realität gewöhnen zu lassen.
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