|| PROLOG
Ein Schrei und schwere Schritte auf nassem Asphalt zerrissen, die sonst so stille Nacht. Ich keuchte bereits, als ich um die nächste Ecke bog und immer wieder hektisch einen Blick über die Schulter nach hinten warf.
Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Männer mich einholen würden. Ich rannte immer weiter die engen Straßen entlang, ohne einen genauen Plan wohin ich wollte. Die schweren Schritte meiner Verfolger hallten von den kahlen Wänden der umstehenden Häuser wider.
Das musste ja passieren, ging es mir in einer klaren Sekunde durch den Kopf. Ich war auf dem Weg von der Schule nach Hause gewesen und hatte gemerkt, wie mir erst einer, dann zwei und schließlich vier Männer in einigem Abstand gefolgt waren.
Wenn man ein Leben wie ich führte, lernte man aufmerksam zu sein. Zuerst hatte ich probiert mir einzureden nicht so paranoid zu sein, doch in meiner Welt vertraute man nicht einfach auf das Gute in Menschen. Man war auf der Hut und wenn man Hufgetrappel hörte, dachte man am besten direkt an Zebras und nicht an Pferde.
Die Sonne stand schon tief am Himmel und nur einzelne Sonnenstrahlen schafften es noch, sich zwischen den hohen Betonbauten hindurch zu kämpfen.
Meine Lunge brannte in meiner Brust und ich spürte, wie ich meinen Beinen das Äußerste abverlangte, als ich um die nächste Ecke bog und mich erneut nach meinen Verfolgern umsah.
Wäre ich doch nur mit ihm trainieren gegangen, wie er es immer von mir verlangt hatte! Du weißt es ja aber immer so viel besser!
Erst zu spät bemerkte ich, dass sich der Untergrund geändert hatte und geriet ins straucheln.
Meine Handflächen brannten, als ich damit über den steinigen Boden rutschte und sie mir aufschürfte. Ich konnte spüren, wie kleine Kieselsteine sich in meine Handflächen und meine Knie bohrten.
Panisch dachte ich nach. Sie würden mich gleich einholen und ich hatte keine Kraft mehr, weiter zu rennen.
Ich kauerte mich hinter eine Reihe großer Mülltonnen und konzentrierte mich mit all meiner übrigen Willenskraft darauf, meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Sie durften mich auf keinen Fall in die Finger bekommen.
Es wurde leise und ich hörte nur noch das Rauschen in meinen Ohren und die viel zu schnellen Schläge meines Herzens.
Ob sie aufgegeben hatten? Hoffentlich!
Aus dem Dunkeln heraus packte mich unvermittelt eine Hand grob am Oberarm und zog mich ruckartig aus meinem Versteck. Mir stand ein Mann mittleren Alters gegenüber und guckte mich belustigt an, als wenn alleine der Gedanke, ich könnte ihm entkommen, zu lachhaft sei. Sein Gesicht war eingefallen und erzählte von so grausamen Dingen, dass ich sie mir nicht mal vorzustellen wagte.
"Da bist du ja." Sein Griff um meinen Arm verstärkte sich, als er sein Handy herausholte. "Ich habe die Schlampe gefunden...Ja...Ja genau Ecke Bleeker Str. bei den Gassen. Macht schnell, ich kann sonst für nichts garantieren". Ich hörte wie ein Mann ihn durch das Telefon anschrie, doch er würgte ihn bereits ab und ließ sein Handy in seiner Hosentasche verschwinden.
Sein Blick wanderte dabei lustvoll über mich und ich spürte, wie die Panik von jeder Faser meines Körpers Besitz ergriff. Ich probierte mich aus seinem Griff zu lösen, doch es half nichts.
Er war zu stark und ich hatte nach allem, was man probiert hatte mir beizubringen, doch nichts dazugelernt.
"Du bist zwei sehr wichtigen Männern sehr wichtig, weißt du das eigentlich meine Hübsche?". Ich schnaubte nur abfällig über seine Bemerkung. Offensichtlich war er nicht gut informiert. Ich war einmal zwei Männern sehr wichtig gewesen, VERGANGENHEIT!
Ich wollte ihm gerade mitteilen, wie falsch er lag, als er begann mir mit seiner freien Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. Die Geste wirkte so vertraut und beinahe liebevoll, war jedoch so fehl am Platz, dass es meine Angst weiter ankurbelte.
Ich hatte immer gewusst, dass es für mich gefährlich werden könnte, doch mit der Zeit, die verstrichen war nachdem sie weg waren, hatte ich den Gedanken daran immer weiter von mir geschoben und mich sicher gefühlt.
Sicher. Was für ein Witz. Es war urkomisch, wie ich denken konnte mir diesen Luxus zu erlauben.
Im nächsten Moment packte er mich mit der Hand, die zuvor noch in der Luft gehangen hatte, am Hals und schleuderte mich mit Schwung gegen die kalte Steinmauer, an der ich gekauert hatte.
Meine Füße verloren langsam den Halt, je höher er mich hielt. Die Luft drang nur noch schwerlich in meine Lunge und ich holte mit meinen Armen aus um mich zu befreien. Wenn ich jetzt aufgeben würde, wäre es vorbei. Endgültig.
Mit meinem linken Arm erwischte ich ihn, Dank des Überraschungsmoments, an seinem Auge, was ihn laut fluchen ließ.
Zum Dank knallte er mich nochmal, diesmal fester, gegen die Backsteinwand, sodass Sternchen vor meinem inneren Auge tanzten.
"Ich will, dass sie leiden Livia Rahel Montrose. Und du wirst mir dabei helfen." Seine Stimme triefte vor Verachtung und Hass als er meinen Nachnamen aussprach, während er seine Finger immer enger um meinen Hals schloss.
Ich hörte noch wie weitere Personen in die Gasse einbogen, doch es tanzten immer mehr Sterne in meinem Sichtfeld, bis Alles schwarz wurde.
• • • • •
Schweißgebadet schreckte ich hoch und starrte in die Dunkelheit. Ich spürte mein Herz in meiner Brust pulsieren und umklammerte mit meinen Händen die kühle Bettwäsche.
Es ist vorbei. Es ist vorbei. Es ist vorbei, sprach ich immer wieder zu mir selbst, in die Leere meines Schlafzimmers.
Ich musste es vergessen; es endlich hinter mir lassen.
Doch wie sollte ich es vergessen? Vergessen, was sie mir angetan und damit genommen hatten. Die Gedanken daran vergessen, wie mein Leben hätte aussehen können, wenn alles anders gekommen wäre.
Doch das ist mein Leben. Ich habe nur dieses Eine und werde nie ein anderes können. Denn es ist nun mal nicht anders gekommen, sondern genau so.
Möchte jemand eine Geschichte hören?
Sooo.... Das war mein erstes Kapitel und ein kurzer, für die Story wichtiger, Blick auf Livias Vergangenheit.
Ich hoffe es ist verständlich geschrieben. Ich würde mich riesig freuen, wenn ihr mir schreibt, wie ihr es bis jetzt findet :)
••• UpThereInUtopia •••
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