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Verheerende Folgen (7)

Ich verließ die Klinik mit einem Gefühl von Erleichterung. Auch, wenn es nicht leicht war, ehrlich zu sein, meiner Mutter und auch mir selbst gegenüber, so fühlte es sich trotzdem richtig an. Ich blickte nicht zurück, als ich zum Auto zurück ging, hatte nur noch ein einziges Ziel vor Augen: Tsuki.

Doch da sie noch auf Arbeit war, konnte ich nicht direkt zu ihr gehen. Aber vielleicht war das auch gut so. Es gab mir etwas Zeit zu überlegen, wie ich das zwischen uns wieder gerade biegen konnte.

Doch wie sollte ich mich am Besten bei ihr entschuldigen? Mit Blumen? Nein, zu klischeehaft. Das war nicht mein Stil. Und Tsuki war auch nicht die Sorte Mensch, die auf Materielles aus war. Sie liebte es, wenn Dinge eine Bedeutung hatten, wenn sie persönlich waren. Denn das hieß, laut ihrer eigenen Aussage, dass der Andere sich Gedanken gemacht hatte.

Und dann erinnerte ich mich daran, wie glücklich sie immer war, wenn wir nur etwas Zeit miteinander verbringen konnten. Da ich in meinen Job immer viele Überstunden machen musste, hatten wir nur selten mal einen freien Tag, geschweige denn ein freies Wochenende zusammen. Das Letzte musste schon einige Monate her sein. Vielleicht sollte ich ihr also das schenken: Zeit. Zeit mit mir. Zeit für uns.

Es klang so banal, doch ich wusste genau, dass es das perfekte Geschenk sein würde. Eines, das den praktischen Nebeneffekt haben würde, uns wieder ein wenig näher zusammenzubringen. Und vielleicht würden wir so eine gemeinsame Erinnerung schaffen, die sie nicht so schnell wieder vergessen würde.

Ich startete den Wagen und fuhr zielgerichtet zum nächsten Einkaufscenter. Glücklicherweise fand ich dort alles, was ich für mein Vorhaben benötigte, auch, wenn es etwas dauerte, bis ich alle Sachen beisammen hatte. Doch ich war längst nicht fertig , als ich wieder zum Auto zurück kehrte.

Zu Hause angekommen, packte ich alle Einkäufe aus, die ich geholt hatte. Die Lebensmittel breitete ich auf dem Küchentresen aus und begann dann damit einen Topf mit Reis aufzusetzen.

Erst zwei Stunden später hatte ich alles Nötige vorbereitet. Zumindest fast alles.

Ich schaute auf die Uhr. Es war jetzt Nachmittag, doch Tsukis Arbeitstag war noch längst nicht vorbei.

Nachdenklich sah ich auf das Display meines Smartphones. Sie hatte weder geschrieben noch sich in sonst irgendeiner Form bei mir gemeldet. So wie ich sie kannte, war sie immer noch sauer, aber vor allem niedergeschlagen. Und ich war mir sicher, dass es ihr unendlich schwer fiel, nicht einfach das Handy in die Hand zu nehmen und mich zu kontaktieren. Denn mir ging es kaum anders. Aber ich musste mich noch gedulden, wenn ich wollte, dass mein Plan aufging.

Zögerlich wählte ich den Kontakt von Tsukis Vater und drückte dann auf den grünen Hörer, innerlich hoffend, dass ihre Eltern meinen Plan unterstützen würden.

Der Tag zog sich dahin wie eine quälende Endlosschleife. Genauso wie meine Gedanken, die mehr als einmal vom Unterrichtsstoff wegdrifteten. Meine Wangen fühlten sich fast taub an von dem aufgesetzten Lächeln, das ich in der Schule zum Besten gab. Auch, wenn ich freiwillig gegangen war, so war es dennoch alles andere als einfach gewesen diesen Schritt zu tun.

Als die letzte Stunde endlich vorüber war, packte ich unmotiviert meine Sachen zusammen und fuhr nach Hause - nicht zu uns nach Hause, sondern zu meinen Eltern. Sie hatten verständnisvoll reagiert, als ich am Abend zuvor bei ihnen samt Koffer und mit Tränen verschmierten Gesicht vor der Tür gestanden hatte. Mein Vater hatte keine Fragen gestellt, Mutter schon. Sie war von Natur aus neugierig und so hatte ich ihr knapp den Grund für meinen überstürzten Auszug erklärt. Danach hatte sie mich nicht länger bedrängt, nur betont, dass ich so lange bleiben könnte, bis die Sache mit Chishiya aus der Welt war.

Doch ehrlich gesagt hatte ich gehofft, dass ich mehr damit erreichen würde. Dass Chishiya endlich bewusst werden würde, wie ernst mir diese Sache war. Seit meinem Auszug hatte er sich jedoch nicht ein einziges Mal bei mir gemeldet. Auch jetzt nicht, als ich zum wiederholten Male mein Handy auf neue Nachrichten checkte. Es kostete mich enorm viel Willenskraft, ihn nicht einfach anzurufen oder zu schreiben. Denn anders als sonst, wollte ich diesmal wirklich hart bleiben. Er sollte merken, wie verletzt ich war und dass er sein Verhalten ändern musste, wenn wir noch eine Zukunft zusammen haben wollten.

Aber wieso schrieb er nicht? Was hatte diese Funkstille zu bedeuten?

Dass Chishiya sich nicht darum scherte, ob ich da war oder nicht? Dass ihm seine Arbeit trotz allem wichtiger war als ich? Und wenn ja, was sollte ich dann tun? Einfach nachgeben und so weitermachen wie bisher? Oder Schluss machen und ausziehen?

Allein der Gedanke daran schmerzte so sehr, dass ich mich für den Rest des Tages schluchzend unter meiner Bettdecke vergraben wollte. Wie in Trance öffnete ich die Haustür.

"Bin wieder da", verkündete ich und legte meine Sachen an der Garderobe ab.

Sofort empfing mich der Duft von frisch gegrilltem Hähnchen aus der Küche. Mum schien also bereits mit den Vorbereitungen fürs Abendessen begonnen zu haben. Ich konnte hören, wie sie in der Küche herum hantierte.

"Okasan?", fragte ich, als ich in meine Hausschlappen schlüpfte.

Mutters Kopf tauchte plötzlich in der Küchentür auf. In der Hand hielt sie eine kleine Rührschüssel.

"Oh Tsuki, schön, dass du da bist", sagte sie geschäftig. "Kannst du mir vielleicht einen Gefallen tun und mir noch einen Porree aus dem Garten mitbringen? Ich glaube, es fängt gleich zu regnen an."

Ich rollte mit den Augen.

"Hättest du das nicht zwei Sekunden früher sagen können, als ich meine Schuhe noch an hatte?", knurrte ich. "Und warum eigentlich immer ich? Naoki kann auch mal was machen..."

"Nao ist heute beim Training", hörte ich sie aus der Ferne rufen, als ich meine Hausschuhe wieder in die nächste Ecke kickte.

"Jaaa, ich geh ja schon", rief ich genervt. "Warum tu ich mir das eigentlich an?", fügte ich leise vor mich hin grummelnd hinzu.

Es war erstaunlich, wie schnell man sich wieder wie ein Kind fühlte, sobald man ins Elternhaus zurückkehrte. Lange werde ich es hier bestimmt nicht aushalten. Wenn Chishiya sich nur endlich mal melden würde...

Missmutig durchquerte ich das Haus und öffnete dann die Terrassentür, die zum Garten führte. Ein kurzer Blick in den Himmel hinauf bestätigte, dass es vermutlich bald regnen würde. Eine große schwarze Wolke zog langsam über den Himmel genau in die Richtung unseres Hauses. Es war, als würde sich das Wetter meiner aktuellen Stimmung anpassen wollen.

Seufzend trat ich hinaus und versuchte mich zu erinnern, in welchem Beet Mum den Porree gepflanzt hatte. Ich folgte dem kleinen Pfad, der durch die Beete führte, doch etwas anderes zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Etwas, das genau vor meinen Füßen lag.

"Huch?"

Ich bückte mich und hob es vom Boden auf. Völlig ungläubig starrte ich die Karte in meiner Hand an - eine Pik 7.

Sofort bekam ich eine Gänsehaut bei dem Anblick, weil ich unwillkürlich an eine Zeit zurückdenken musste, in der diese Karten über mein Leben bestimmt hatten. Wie war sie hierher gekommen, in den Garten meiner Eltern?

Ich schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich hatte Naoki sie hier vergessen beim letzten Spieleabend.

Ich stopfte sie schnell in meine Jackentasche. Ein plötzliches Donnergrollen ließ mich zusammenzucken. Ich musste mich beeilen, wenn ich nicht gleich samt Kleidung duschen gehen wollte. Rasch hüpfte ich auf einen der Trittsteine im Beet und sofort sprang mir etwas ins Auge. Noch eine Karte. Sie lag auf dem Hauptweg. Eilig kehrte ich wieder um und hob sie auf.

Diesmal war es eine Karo 3. Skeptisch sah ich auf. Mein Blick glitt weiter über den Weg, der sich zwischen die Bäumen hindurch schlängelte. Er war gespickt mit Skatkarten. Einem ganzen Deck. Mindestens.

Was hatte das zu bedeuten?

Nacheinander sammelte ich sie auf, jede einzelne und folgte den Karten bis in den hinteren Teil des Gartens, dorthin, wo der Geräteschuppen stand. Dort endete die Spur abrupt. Die letzte Karte, die ich vom Boden aufhob, war der Herzbube. Mein Herz klopfte beim Anblick des Bildes automatisch schneller. Wie ferngesteuert drehte ich die Karte um. Darauf prangte in vertrauter, schwungvoller Handschrift:

Folge dem Pfad, der zur Krone führt,
Suche nach einem Ort, verborgen,
wo Kindheitserinnerungen ruhen,
Und die Zeit manchmal verweilt,
Dort wirst du finden, was dein Herz berührt.

Ein Pfad, der zu einer Krone führt?
Ein Ort, der versteckt war und an Kindheit erinnerte?

Was konnte damit gemeint sein?

Ich sah auf. Ließ meinen Blick erneut durch den Garten schweifen.

"Chishiya?", flüsterte ich, doch das Grollen des herannahenden Sturms übertönte meine Stimme.

Sollte er wirklich hier sein und mich beobachten?

Die krakeligen, geschwungenen Buchstaben, die Karten und die Art, wie das alles inszeniert war, trug eindeutig seine markante Handschrift. Alles fühlte sich so vertraut an, fast wie ein Déjà-vu. Die Parallelen zu damals konnten unmöglich nur Zufall sein.

Und dann fiel mir die Lösung des Rätsels plötzlich wie Schuppen von den Augen. Mein Blick wanderte nach oben zu dem alten Ahornbaum, wo das kleine Baumhaus thronte, das mein Vater damals für Naokis 6. Geburtstag gebaut hatte - genau in der Krone des Baumes.

Natürlich.

Schnell verstaute ich die Karten in meiner Hosentasche und steuerte den Baum an. Ich war schon seit Ewigkeiten nicht mehr dort oben gewesen. Und da es meinem Bruder gehörte, durfte ich ohnehin nur hinauf, wenn seine Freunde gerade nicht da waren, um mit ihm dort abzuhängen. Denn die ältere Schwester da zu haben, war laut ihm "einfach oberpeinlich". Doch inzwischen war Naoki fast erwachsen und das Baumhaus stand die meiste Zeit leer.

Die hölzernen Stufen, die hinauf führten, sahen zumindest, trotz ihres Alters noch robust aus. Hoffentlich trügte dieser Eindruck nicht. Vorsichtig kletterte ich hinauf. Hin und wieder erhellte ein Blitz die Umgebung und tauchte den Baum in ein gespentisches Licht. Doch das Gewitter schien weit weg zu sein. Dafür spürte ich erste Regentropfen auf meiner Hand.

Nicht gerade die genialste Idee von mir bei drohendem Unwetter einen Baum hochzuklettern. Im Moment machte es eher den Anschein, als versuchte Chishiya mich umzubringen. Oder hatte ich das Rätsel vielleicht einfach falsch verstanden? Nein, es war das einzige, was Sinn ergab.

Trotz meiner Bedenken kletterte ich weiter und atmete erleichtert auf, als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Das Baumhaus war kleiner, als ich es in Erinnerung hatte, doch es hatte seinen Charme nicht verloren. Die vier hölzernen Wände waren von der Zeit verwittert, aber noch immer stabil. Eine kleine, schlichte Holztür führte hinein, flankiert von drei rechteckigen Fenstern, die jeweils einen leicht verwitterten Fensterrahmen aufwiesen. Das Dach war spitz zulaufend, mit Schindeln bedeckt, die bei jedem Windstoß leicht knarrten. Damals, als wir Kinder waren, hatte ich ohne große Anstrengung durch die Tür gehen könnten, heute musste ich den Kopf ein wenig einziehen, um hinein zu gelangen.

Fasziniert sah ich mich um. Innen hingen unzählige kleine Lichter, eine Lichterkette, die die gesamte Innenwand umspannte und dem Raum eine gemütliche Atmosphäre verlieh.
Der Boden hingegen war fast vollständig von zwei Futonmatten bedeckt, die mit flauschigen Decken und weichen Kissen bestückt waren. Die Matten wirkten einladend, fast wie eine heimliche Zuflucht von der Welt da draußen. In der Mitte stand ein kleiner, nostalgisch wirkender Korb, und darauf lag, wie zufällig platziert, eine einzelne Karte - die Herzdame, ihre rote Farbe leuchtete im warmen Licht der Lichterkette.

Ich schlüpfte aus meinen Schuhen und ging auf die Knie, um die Karte in die Hand zu nehmen. Ohne Nachzudenken drehte ich sie um. Auf der Rückseite stand:

Manchmal findet man das, was man sucht, direkt hinter sich.

Ich runzelte die Stirn und zögerte einen Moment, bevor ich mich langsam umdrehte.

Auch, wenn ich wenig überrascht über sein Auftauchen war, bekam ich augenblicklich weiche Knie, als ich Chishiya in der Tür lehnen sah. Er stand da, fast ein wenig verlegen, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Wie ein kleiner Junge, der etwas ausgefressen hatte.

"Hey Tsuki", sagte er leise . "Schön, dich zu sehen."

Sein Blick war offen und ehrlich, seine Augen fest auf mich gerichtet.

„Was machst du hier?", fragte ich schließlich, bemüht, abweisend zu klingen.

Ich konnte nicht leugnen, dass mein Herz einen kleinen Hüpfer gemacht hatte, als ich ihn sah, aber der Schmerz und die Enttäuschung von unserem Streit saßen immer noch tief, und ich war nicht bereit, so schnell nachzugeben.

"Ich weiß, dass ich es vermasselt habe. Ich hab dich belogen und ich hab dich sehr verletzt", begann er, während er einen zögerlichen Schritt ins Baumhaus machte. "Aber anders, als du vielleicht glaubst, hab ich mich schlecht gefühlt, dich zu belügen und es war alles andere als leicht für mich, das zu tun."

"Na, wenn das so ist. Das ändert natürlich alles", fuhr ich in bitterem Ton dazwischen und verschränkte unwirsch die Arme vor der Brust.

"Ich bin noch nicht fertig, Tsuki", sagte er vollkommen ruhig. "Ich wollte mich aufrichtig entschuldigen für mein Verhalten. Nicht nur für gestern, sondern auch für die letzten Wochen. Ich weiß, du wolltest nur mein Bestes, doch ich... dachte, dass ich klar komme, dass ich das tun müsste. Doch ich weiß jetzt, dass du Recht hattest. Mit allem. Eigentlich wusste ich es schon die ganze Zeit, aber ich konnte es mir nicht eingestehen. Meine Sturheit und mein Stolz standen mir im Weg."

Ich schluckte. Seine ehrlichen Worte hatten mir unwillkürlich ein paar Tränen in die Augen getrieben. Doch noch versuchte ich, sie eisern zurückzuhalten.

"Du... bist so ein Idiot, Chishiya", sagte ich mit bebenden Lippen.

Zu meinem Erstaunen lächelte er leicht.

"Aber ein Idiot, der dich liebt", sagte er mit einem Schulterzucken.

Ich schnaubte leise, halb weinend, halb lachend und wischte mir eine Träne von der Wange, während ich versuchte, wieder Fassung zu gewinnen. Seine Worte hatten mein Herz tief getroffen, und ich konnte spüren, wie mein Widerstand allmählich bröckelte.

"Denkst du wirklich, dass mit einer einfachen Entschuldigung und ein paar Lichterketten alles wieder gut ist? Ich habe dir vertraut, Chishiya, und du hast dieses Vertrauen mit Füßen getreten. Ich dachte immer, wir können uns alles sagen und über alles reden, aber das hast du nicht getan. Du hast einfach alleine entschieden, was das Richtige ist."

Ich atmete zitternd ein und versuchte weiterhin, den Damm an Gefühlen nicht zum Einstürzen zu bringen.

Er sah zu Boden, schuldbewusst und nickte leicht.

"Ich weiß. Und ich erwarte auch nicht, dass du mir sofort verzeihst. Aber ich möchte es besser machen. Ich will, dass du weißt, dass ich bereit bin, zu kämpfen. Für uns."

Er sah wieder auf, entschlossen, als unsere Blicke sich trafen.

"Und wie willst du das anstellen?"

Chishiya kam zwei weitere Schritte auf mich zu, während seine Hand etwas aus seiner Hosentasche zog. Stirnrunzelnd sah ich auf den goldenen Gegenstand, den er hervorgeholt hatte und in der Hand hielt. Er griff nach meinen Händen und legte ihn hinein, als wäre es ein wertvoller Schatz.

"Indem ich dir das gebe, was du dir am meisten wünschst: Zeit. Zeit für uns beide. Zeit, in der ich dir zeige, dass ich mich ändern kann. Weil Zeit etwas ist, das man nicht zurückbekommen kann, aber wir können entscheiden, wie wir die Zeit nutzen, die uns bleibt."

Er sah mich ernst an, und ich spürte das Gewicht seiner Worte. Ich betrachtete den Gegenstand, den er mir gegeben hatte, jetzt genauer. Es war eine Taschenuhr. Eine zarte Gravur des Nachthimmels war auf der Vorderseite eingeprägt. Neugierig strich ich mit den Fingern darüber und öffnete sie. Sie besaß ein klassisches Ziffernblatt mit römischen Zahlen, aber an den Zeigern waren kleine Sterne und Monde befestigt, die ihre Kreise um ein aufgemaltes Sonnensystem drehten.

"Sie ist wunderschön", sagte ich leise, ergriffen von der Geste und der symbolischen Bedeutung seines Geschenks. "Aber kannst du das wirklich versprechen? Wie kann ich sicher sein, dass du es hältst?", fragte ich, immer noch zweifelnd.

Chishiya sah mich für einen Moment ruhig an, bevor er den Blick wieder auf die Uhr in meiner Hand senkte. Seine Lippen verzogen sich kaum merklich zu einem dünnen Lächeln.

"Ich kann es dir nicht versprechen", sagte er ehrlich. "Aber wenn es jemanden gibt, für den ich bereit bin, es zumindest zu versuchen - dann bist du es." Er hob den Kopf, und seine Augen fingen meinen Blick ein. "Versprechen sind nichts wert, wenn sie nicht gehalten werden. Also mache ich dir kein leeres Versprechen, sondern biete dir das, was ich kontrollieren kann: meine Zeit und meine Bemühung. Mehr als das kann ich nicht garantieren. Aber ich werde es versuchen, solange du es zulässt."

Sein durchdringender Blick, seine präzise gewählten Worte - mehr brauchte es nicht, um die letzte Gegenwehr in mir endgültig zum Einsturz zu bringen. Chishiya wusste genau, welche Worte und Gesten es brauchte, um mein Herz zu gewinnen. Und er wusste auch, dass ich eine hoffnungslose Schwäche für ihn hatte, die mir jedes Mal, wenn ich versuchte, sauer auf ihn zu sein, zum Verhängnis wurde. Doch in diesem Moment wollte ich es auch nicht länger. In diesem Moment wollte ich nur eines: alles hinter uns lassen und einfach nur bei ihm sein. Deshalb nickte ich und drückte meinen Kopf fest gegen seine Schulter. Ich spürte, wie er mich an sich heran zog, sanft, aber trotzdem sehnsuchtsvoll, und mir übers Haar strich.

"Bitte geh nicht nochmal weg, Tsuki!", flüsterte er leise.

Ich schüttelte stumm den Kopf. Eine Weile standen wir so da, während der Regen hörbar aufs Dach trommelte.

"Oh verdammt", entfuhr es mir plötzlich, als mir etwas einfiel. Völlig aufgelöst machte ich mich von ihm los. Chishiya starrte mich ungläubig an und wartete schweigend auf eine Erklärung. "Ich hab den Porree für meine Mum vergessen."

Chishiyas Miene änderte sich und er schüttelte amüsiert den Kopf.

"Dein Ernst? Denk doch mal nach", sagte er und ließ seinen Zeigefinger gegen meine Stirn schnippen. "Das war nur ein Vorwand, um dich in den Garten zu locken."

"Oh..."

"Manchmal kann ich echt nicht glauben, wie naiv du bist."

Ich grinste verlegen.

"Und ich nehme an, der Korb und die ganze Deko haben auch eine Bewandtnis?", fragte ich und machte eine ausschweifende Armbewegung.

"Lenk nicht ab."

"Tu ich nicht. Ich bin nur neugierig", sagte ich und setzte eine Unschuldsmiene auf.

Chishiya seufzte leise, als ob er wüsste, dass ich nicht so einfach Ruhe geben würde.

"Ja, der Korb ist auch Teil meiner Entschuldigung", sagte er dann schließlich und zuckte leicht mit den Schultern. „Ich dachte, ein kleines Picknick könnte helfen, das Ganze wieder gut zu machen. Und, weil ich wusste, dass du bestimmt Hunger haben würdest." Er ließ sich auf die Futonmatten sinken und zog den Picknickkorb zu sich heran. "Setz dich. Ich hab extra deinen Lieblingsreis gemacht. Mit dem Sesamzeugs, das du immer willst."

Sein Versuch, es lässig zu sagen, war typisch Chishiya, aber ich konnte die leise Nervosität in seiner Stimme hören. Es war süß, wie sehr er sich ins Zeug gelegt hatte, selbst wenn er das nie so offen zeigen würde.

Ich setzte mich ihm gegenüber und zog die Beine an.

"Wer hätte gedacht, dass du eine romantische Ader hast?", zog ich ihn ein wenig auf.

Chishiya verzog leicht den Mund, als wollte er etwas sarkastisches entgegnen, entschied sich dann aber wohl, es dabei zu belassen.

Ein verschmitztes Grinsen legte sich auf meine Lippen, als er meine Lieblingsmochis aus dem Korb hervorholte.

Nur wenig später hatten wir den Inhalt des Picknickkorbs vor uns ausgebreitet - eine bunte Ansammlung von Snacks, die Chishiya mühevoll zubereitet hatte. Der Duft des warmen Sesamreis erfüllte das Baumhaus, während der Regen weiterhin sanft auf das Dach prasselte. Das Geräusch schuf eine gemütliche, fast beruhigende Atmosphäre, die das Gefühl von Geborgenheit noch verstärkte. Es war, als hätten wir uns hier einen kleinen Zufluchtsort geschaffen, fernab von den Sorgen der Außenwelt.

"Du hast mit deiner Mutter gesprochen?", fragte ich irgendwann, während des Essens.

Chishiya nickte und schluckte sein Essen herunter, bevor er antwortete.

"Ja, ich hab ihr die Wahrheit gesagt und dass ich ihr erstmal nicht helfen kann. Sie hat es überraschend gut aufgenommen."

"Aber du hast trotzdem ein schlechtes Gewissen?", riet ich, als ich bemerkte, dass er meinen Blick mied.

"Schon. Sie selbst steht enorm unter Druck seit Vaters Tod. Sie flüchtet sich in die Arbeit, als würde ihr Leben davon abhängen, nur um sich nicht damit konfrontieren zu müssen. Ohne die Klinik, ohne ihren Job hätte sie sich längst aufgegeben."

"Ist es nicht dasselbe, was du auch getan hast? "

Chishiya erstarrte in seiner Bewegung.

"Ich meine, seit dem Tod deines Vaters hast du dir kaum einen Moment Zeit gegeben, um das alles zu verarbeiten. Auch, wenn ihr kein gutes Verhältnis zueinander hattet, war er trotzdem dein Vater. Und auch, wenn du es nicht sagst, habe ich sehr wohl gemerkt, dass es dich belastet. Nur gehst du auf andere Art damit um, als andere Menschen. Du verdrängst es einfach und denkst, es würde irgendwann besser werden, wenn du nicht darüber sprichst. Aber ich kenne dich. Ich weiß, dass du die Arbeit nur als Ausflucht genutzt hast, dich dem nicht stellen zu müssen. Dass du deswegen nicht aufhören konntest."

Eine unangenehme Stille hing jetzt in der Luft. Lediglich das leise Regengeprassel war jetzt zu vernehmen. Langsam ließ Chishiya die Essstäbchen in seiner Hand sinken.

Die Art, wie er sich zurücklehnte und die Arme vor der Brust verschränkte, ließ ihn auf einmal so verletzlich wirken. Und in dem Moment wusste ich, dass ich den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.

"Vielleicht hast du Recht", sagte er schließlich. "Aber es ging auch darum, dass ich das Gefühl hatte plötzlich Verantwortung übernehmen zu müssen. Es war, als würde man von mir erwarten, dass ich alles perfekt im Griff habe - die Klinik, meine Arbeit, meine Familie. Also habe ich es einfach getan, ohne darüber nachzudenken. Ich hatte keine Wahl."

Ich konnte spüren, dass er kämpfte, dass er versuchte, nicht die Kontrolle über seine Fassade zu verlieren. Seine Augen wanderten zum Fenster, hinaus in den Regen, als würde er dort irgendeine Antwort finden, die ihm bisher verborgen geblieben war.

"Aber du hast eine Wahl, Chishiya. Du musst nicht alles allein tragen", sagte ich sanft und rückte näher zu ihm. "Es ist okay, Schwäche zu zeigen. Es ist okay, zuzugeben, dass du nicht perfekt bist. Du musst dich nicht ständig beweisen. Nicht vor deiner Mutter, nicht vor mir und vor allem nicht vor dir selbst."

Er schloss die Augen und atmete tief ein, seine Schultern sanken leicht, als würde er einen Teil der Last loslassen.

"Ich habe nie gelernt, schwach zu sein", murmelte er. "Schwäche war immer etwas, das man vermeiden musste. Mein Vater hat das mir und meiner Mutter jahrelang eingebläut. Wenn du schwach bist, verlierst du. Und das durfte nicht passieren. Also habe ich funktioniert. Immer." Er sah mich an, seine Augen wirkten klar, aber auch voller Erschöpfung. "Und irgendwann habe ich es geglaubt. Dass ich alles schaffen muss. Dass ich nie scheitern darf. Vielleicht war das mein Fehler. Dass ich zugelassen habe, dass dieses Denken mich auffrisst."

Seine Offenheit rührte mich. Zärtlich griff ich nach seiner Hand und hielt sie fest umklammert.

"Es ist keine Schwäche, Chishiya, wenn man Hilfe annimmt. Es ist keine Schwäche, wenn man mal nicht alles im Griff hat. Eigentlich... macht es dich stärker. Weil du den Mut hast, zuzugeben, dass du auch nur ein Mensch bist, so wie jeder andere." Ich lächelte sanft und drückte seine Finger. „Manchmal ist es okay, wenn man nicht funktioniert. Manchmal ist es okay, einfach nur zu sein."

Chishiya sah mich an, seine Augen wirkten etwas weicher. Er nickte kaum merklich, zog mich dann wortlos in eine enge Umarmung.

"Danke, Tsuki... dass du immer an meiner Seite bist, auch, wenn ich manchmal ein sturer Idiot bin."

Ich kicherte, dann drückte ich ihn spielerisch nach hinten in die Matratze, um ihn zu küssen. Er zog mich näher zu sich, seine Arme umschlangen mich fest, als er den Kuss erwiderte.

„Vielleicht", gluckste ich leise gegen seine Lippen. "Aber wenigstens bist du mein Idiot."

Wenn ihr noch nicht genug habt von Chishiya und Tsuki, schaut doch gern bei meinem Buch "31 Tage mit Chishiya & Tsuki" vorbei. Es handelt sich dabei um eine Inktober-Schreib-Challenge mit kurzen, lustigen Drabbles zu den beiden. Würde mich freuen, wenn wir uns dort wieder "lesen" :)

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