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Kapitel 26

Ich starrte ihn an wie eine geisterhafte Erscheinung. Augenblicklich wurden meine Knie weich und auch mein Herz begann schmerzhaft gegen meinen Brustkorb hämmern. Seine dunklen Augen ruhten nicht einmal eine Sekunde auf mir. Völlig unbehelligt ging er an mir vorbei und drückte auf die 5, während er sich gegen die Wand im Aufzug lehnte und ein Buch hervorzog. Ohne großartig zu überlegen, wandte ich mich wieder um und stellte mich auf die andere Seite des Fahrstuhls, während mein Blick fest auf ihn fixiert war. Er sah genauso unverschämt gut aus wie ich ihn in Erinnerung hatte, mit dem einzigen Unterschied, dass er diesmal legerere Kleidung trug, die einem Krankhausaufenthalt angemessener waren. Seine Augen waren konzentriert auf die Buchseiten gerichtet, doch da wir nicht alleine waren, traute ich mich nicht ihn direkt anzusprechen. Im 3.OG stiegen ein paar Leute aus und ich war erleichtert, dass niemand mehr hinzu stieg. Als wir weiter nach oben fuhren, waren Chishiya und ich die einzigen Verbliebenen in dem Aufzug. Er hob zum ersten Mal seinen Kopf und sah mich dann direkt an.
"Soll ich dir vielleicht ein Passfoto von mir da lassen?"
In dem Moment wurde mir erst bewusst, dass ich ihn wohl nicht gerade unauffällig angestarrt hatte. Und meine Befürchtung, dass er mich vergessen hatte, wurde damit auch bestätigt. Meine Wangen brannten vor Scham bei seinen Worten.
"Du...erinnerst dich nicht mehr an mich, oder?", fragte ich dennoch voller Hoffnung, dass es ihm womöglich wieder einfiel, wenn er mich lange genug ansah.
Er blinzelte und zog die Augenbrauen ein wenig zusammen.
"Sollte ich etwa wissen, wer du bist?" Ich biss mir fest auf die Lippe bis ich Blut schmeckte. Es tat weh das zu hören nach allem, was wir zusammen durchgemacht hatten. Der Fahrstuhl erreichte das 5. Stockwerk und die Türen öffneten sich. Chishiya schlug sein Buch plötzlich zu. "Sorry, aber du musst mich mit jemanden verwechseln", sagte er dann, stieß sich von der Wand ab und ließ mich eiskalt stehen. Panisch schnappte ich meine Krücken und versuchte ihn einzuholen.
"Chishiya, warte!", rief ich ihm verzweifelt hinterher.
Abrupt blieb er stehen und drehte sich langsam zu mir um.
"Woher kennst du meinen Namen?", fragte er und verengte misstrauisch seine Augen. Ich geriet etwas in Erklärungsnot.
"Also ähm-...das ist etwas schwierig zu erklären, aber wir sind uns schonmal begegnet." Chishiya sah mich mit erhobener Augenbraue an und legte seinen Kopf nachdenklich zur Seite. "Komme ich dir denn gar nicht bekannt vor?", fragte ich und sah ihn erwartungsvoll an.
Anhand seiner Miene glaubte er wohl eher ich hätte den Verstand verloren.
"Nein. Und ich wüsste auch nicht woher."
Er wandte sich wieder zum Gehen, während ich ihm weiter hinterher hinkte.
"Chishiya! Ich kann dir alles erklären. Du musst mir nur einen Moment zuhören."
Er wandte sich ein weiteres mal um, diesmal sichtlich genervt.
"Hör mal, ich kenne dich nicht! Da bin ich mir ziemlich sicher. Also hör bitte auf mich zu stalken!", entgegnete er kühl.
Er ließ mich mitten im Gang stehen. Das schmerzhafte Ziehen in meiner Brust war fast unerträglich. Doch ich wusste auch, dass es jetzt sinnlos wäre ihm weiter nachzulaufen. Unser Wiedersehen hätte kaum schlimmer verlaufen können. Für den Moment jedoch konnte ich nichts weiter tun. Chishiya hatte seinen Standpunkt deutlich klar gemacht. Wenn Niragi ihm jetzt noch erzählte, dass ich vor seinem Zimmer auf ihn gewartet hatte, würde das die Situation mit Sicherheit nicht verbessern. Wehmütig sah ich ihm hinterher bis er verschwunden war und verspürte dabei eine unendliche Leere in meinem Herzen. Dieser bittere Schmerz in meiner Brust war mit keinem Liebeskummer vergleichbar, den ich in meinem Leben bereits gehabt hatte. Es fühlte sich an als wäre ich bloß ein unsichtbares Phantom in seinem Leben gewesen. Eine Illusion, die nicht real war, und offensichtlich auch nicht erinnerungswürdig.
Es tat weh. So unendlich weh. Ich wollte schreien, weinen und um mich schlagen, doch ich war unfähig dazu mich von der Stelle zu rühren. Eine Schwester, die an mir vorbeilief, sprach mich an, doch ich verstand kein einziges Wort von dem, was sie sagte. Völlig abwesend wandte ich mich um und ging wie in Trance zum Aufzug zurück. Im Nachhinein konnte ich nicht einmal mehr sagen, wie ich es auf mein Zimmer zurück schaffte, aber als ich endlich dort war, ließ ich mich auf das Bett fallen und zog mir die Bettdecke über den Kopf. Erst dann weinte ich.
"Izumi, was ist denn los? Wo warst du?" Usagis Stimme klang besorgt, doch ich reagierte nicht, sondern schluchzte stattdessen nur laut auf. Ich war jetzt unmöglich im Stande dazu mit ihr zu reden. Doch ich hörte wie Usagi zu mir hinüber kam und sich auf mein Bett setzte. "Willst du darüber reden?"
"Nein", schniefte ich.
"Okay, aber falls du deine Meinung änderst...heute hast du noch die Chance. Morgen früh werde ich allerdings aus der Klinik entlassen."
Ich schloss resigniert die Augen, während mir erneut Tränen übers Gesicht liefen. Die Nachricht, dass Usagi mich nun auch verlassen würde, machte es nicht besser. Ich fühlte mich plötzlich wie der einsamste Mensch der Welt. Alle Menschen, die mir etwas bedeuteten, ließen mich im Stich. Aber am meisten schmerzte es, dass Chishiya nicht einmal mehr wusste, wer ich war. Alle Erinnerungen, die wir gemeinsam hatten, all die Dinge, die wir zusammen erlebt hatte: das alles war schlagartig verschwunden. Was nützte es, wenn ich die einzige war, die sich an all das erinnern konnte? Niemand würde mir glauben.
"Erinnerst du dich wieder an alles?", fragte Usagi jetzt. "Bist du deshalb traurig?"
"Mhm", brachte ich nur hervor.
"Vielleicht hatte die Therapeutin Recht damit, dass die Ereignisse zu schmerzhaft sind, um sie ertragen zu können und wir sie deshalb vergessen haben."
Ich schlug abrupt die Bettdecke zurück.
"Meine Erinnerungen sind nicht nicht das Problem, Usagi", entgegnete ich verbittert. "Das Problem ist, dass dieser Junge und ich offensichtlich die Einzigen sind, die sich an alles erinnern."
"Was genau meinst du mit Alles? Meinst du das, was vor dem Meteoriteneinschlag geschah?"
Ich schüttelte den Kopf.
"Vergiss es einfach! Ist unwichtig", murmelte ich verdrießlich.
"Warum willst du mir nicht sagen, was los ist?"
Usagi klang jetzt deutlich aufgebrachter.
"Weil mich dann jeder für verrückt hält. Es reicht schon, wenn Chishiya das tut. Dabei hatte ich gehofft er würde sich an mich erinnern, sobald er mich wiedersieht."
Bei dem Gedanken überkam mich wieder ein unkontrollierbares Schluchzen.
"Chishiya? Warst du also bei ihm vorhin? Ist er auch Patient hier?"
Ich nickte nur.
"Also du erinnerst dich an ihn, aber er sich nicht an dich?"
Ich nickte ein weiteres Mal.
"Verstehe. Und du hast Gefühle für ihn, richtig?", fragte Usagi zaghaft.
Beschämt verdeckte ich mein Gesicht mit den Händen und wimmerte verzweifelt auf.
Sie seufzte.
"Das muss wirklich schmerzhaft sein. Aber vielleicht sind seine Erinnerungen nicht für immer weg, sondern nur tief in seinem Unterbewusstsein. Vielleicht braucht es nur den richtigen Auslöser um sie zurückzuholen. Schließlich hast du dich auch nicht sofort an alles erinnert. Du darfst nur nicht gleich aufgeben, Tsuki."
Es war das erste Mal seit Borderland, dass Usagi mich beim Vornamen nannte. Doch vor allem ihre ermutigenden Worte ließen meine Tränen ein wenig versiegen. Es erinnerte mich an etwas, das Chishiya mal zu mir gesagt hatte, als ich schon einmal kurz davor aufzugeben. Er hatte gesagt, dass er mich immer bewundert hatte für meinen unerschütterlichen Kampfgeist und meinen nie endenden Optimismus.
"Du... hast Recht", sagte ich langsam. "Ich sollte... nicht so schnell aufgeben."
Usagi lächelte.
"Genau. Vielleicht besteht ja die Chance, dass er sich doch noch an dich erinnert. Du musst es nur immer wieder versuchen."
"Danke, Usagi... oder Yuzuha?", fragte ich zögerlich.
"Nenn mich wie du magst. Und auch wenn ich morgen entlassen werde, kannst du mich gern jederzeit kontaktieren. Meine Handynummer hast du ja."
Ich nickte zögerlich und war tatsächlich ziemlich dankbar für ihr freundliches Angebot. Vielleicht würden wir ja in Zukunft sowas wie enge Freundinnen werden. Oder womöglich waren wir das ja bereits. Dabei hätten Usagi und ich kaum unterschiedlicher sein können. In Borderland hatten wir kaum etwas miteinander zu tun gehabt, doch in der realen Welt waren die Dinge offensichtlich anders.
Da Usagi schnell merkte, dass ich lieber für mich sein wollte, erhob sie sich wieder von meinem Bett und verschwand dann ins angrenzende Badezimmer.
Auch wenn ich mich noch immer furchtbar fühlte, so war ich nach ihren aufbauenden Worten doch ein wenig zuversichtlicher. Ich drehte mich um und sah nachdenklich zu meinem Handy, das neben mir auf dem Nachttisch lag. Zögerlich griff ich danach und öffnete das Foto, das ich am Tag zuvor bei der Selbsthilfegruppe gemacht hatte. Es war ein Bild auf dem die Handynummern aller Teilnehmer handschriftlich vermerkt waren, darunter auch die von Niragi. Ich speicherte sie in meinem Handy ab und öffnete dann unentschlossen einen neuen Chat. Ich schüttelte etwas ungläubig den Kopf. Ich musste wirklich verzweifelt sein ausgerechnet ihn um Hilfe zu bitten. Andererseits musste ich mir eingestehen, dass er meine einzige Möglichkeit war Chishiya vielleicht doch noch dazu zu bringen mich anzuhören.

𝙷𝚊𝚕𝚕𝚘 𝙽𝚒𝚛𝚊𝚐𝚒!

𝙷𝚒𝚎𝚛 𝚒𝚜𝚝 𝙸𝚣𝚞𝚖𝚒 𝚃𝚜𝚞𝚔𝚒 𝚊𝚞𝚜 𝚍𝚎𝚛 𝚂𝚎𝚕𝚋𝚜𝚝𝚑𝚒𝚕𝚏𝚎𝚐𝚛𝚞𝚙𝚙𝚎. 𝚆𝚒𝚛 𝚜𝚒𝚗𝚍 𝚞𝚗𝚜 𝚟𝚘𝚛𝚑𝚒𝚗 𝚟𝚘𝚛 𝚍𝚎𝚒𝚗𝚎𝚖 𝚉𝚒𝚖𝚖𝚎𝚛 𝚋𝚎𝚐𝚎𝚐𝚗𝚎𝚝. 𝚃𝚞𝚝 𝚖𝚒𝚛 𝙻𝚎𝚒𝚍, 𝚠𝚎𝚗𝚗 𝚒𝚌𝚑 𝚍𝚘𝚛𝚝 𝚔𝚞𝚛𝚣𝚣𝚎𝚒𝚝𝚒𝚐 𝚍𝚒𝚎 𝙽𝚎𝚛𝚟𝚎𝚗 𝚟𝚎𝚛𝚕𝚘𝚛𝚎𝚗 𝚑𝚊𝚋. 𝙴𝚜 𝚒𝚜𝚝 𝚗𝚞𝚛 𝚜𝚘, 𝚍𝚊𝚜𝚜 𝚒𝚌𝚑 𝚒𝚗𝚣𝚠𝚒𝚜𝚌𝚑𝚎𝚗 𝚎𝚒𝚗 𝚙𝚊𝚊𝚛 𝚖𝚎𝚒𝚗𝚎𝚛 𝚏𝚎𝚑𝚕𝚎𝚗𝚍𝚎𝚗 𝙴𝚛𝚒𝚗𝚗𝚎𝚛𝚞𝚗𝚐𝚎𝚗 𝚠𝚒𝚎𝚍𝚎𝚛𝚎𝚛𝚕𝚊𝚗𝚐𝚝 𝚑𝚊𝚋𝚎 𝚞𝚗𝚍 𝚓𝚎𝚝𝚣𝚝 𝚟𝚎𝚛𝚜𝚞𝚌𝚑𝚎 𝚊𝚕𝚕 𝚍𝚎𝚖 𝚗𝚊𝚌𝚑𝚣𝚞𝚐𝚎𝚑𝚎𝚗. 𝙳𝚎𝚒𝚗 𝙱𝚎𝚝𝚝𝚗𝚊𝚌𝚑𝚋𝚊𝚛 𝙲𝚑𝚒𝚜𝚑𝚒𝚢𝚊 𝚒𝚜𝚝 𝚎𝚒𝚗 𝚛𝚎𝚕𝚎𝚟𝚊𝚗𝚝𝚎𝚛 𝚃𝚎𝚒𝚕 𝚍𝚒𝚎𝚜𝚎𝚛 𝙴𝚛𝚒𝚗𝚗𝚎𝚛𝚞𝚗𝚐 𝚞𝚗𝚍 𝚊𝚞𝚜 𝚍𝚒𝚎𝚜𝚎𝚖 𝙶𝚛𝚞𝚗𝚍 𝚖𝚞𝚜𝚜 𝚒𝚌𝚑 𝚒𝚑𝚗 𝚞𝚗𝚋𝚎𝚍𝚒𝚗𝚐𝚝 𝚜𝚙𝚛𝚎𝚌𝚑𝚎𝚗, 𝚊𝚞𝚌𝚑 𝚠𝚎𝚗𝚗 𝚎𝚛 𝚜𝚒𝚌𝚑 𝚒𝚖 𝙰𝚞𝚐𝚎𝚗𝚋𝚕𝚒𝚌𝚔 𝚗𝚒𝚌𝚑𝚝 𝚊𝚗 𝚖𝚒𝚌𝚑 𝚎𝚛𝚒𝚗𝚗𝚎𝚛𝚝. 𝙺ö𝚗𝚗𝚝𝚎𝚜𝚝 𝚍𝚞 𝚒𝚑𝚗 𝚟𝚒𝚎𝚕𝚕𝚎𝚒𝚌𝚑𝚝 𝚝𝚛𝚘𝚝𝚣𝚍𝚎𝚖 𝚞𝚖 𝚎𝚒𝚗 𝚔𝚞𝚛𝚣𝚎𝚜 𝚃𝚛𝚎𝚏𝚏𝚎𝚗 𝚖𝚒𝚝 𝚖𝚒𝚛 𝚋𝚒𝚝𝚝𝚎𝚗? 𝙸𝚌𝚑 𝚠𝚎𝚒ß, 𝚍𝚊𝚜 𝚒𝚜𝚝 𝚟𝚒𝚎𝚕 𝚟𝚎𝚛𝚕𝚊𝚗𝚐𝚝 𝚗𝚊𝚌𝚑𝚍𝚎𝚖 𝚠𝚒𝚛 𝚗𝚒𝚌𝚑𝚝 𝚐𝚎𝚛𝚊𝚍𝚎 𝚎𝚒𝚗𝚎 𝚐𝚞𝚝𝚎𝚗 𝚂𝚝𝚊𝚛𝚝 𝚑𝚊𝚝𝚝𝚎𝚗, 𝚊𝚋𝚎𝚛 𝚒𝚌𝚑 𝚠ä𝚛𝚎 𝚍𝚒𝚛 𝚠𝚒𝚛𝚔𝚕𝚒𝚌𝚑 𝚞𝚗𝚎𝚗𝚍𝚕𝚒𝚌𝚑 𝚍𝚊𝚗𝚔𝚋𝚊𝚛!

Ich las den Text mehrmals durch, bevor ich ihn absendete. Da wir zum ersten Mal miteinander schrieben und ich sehr wahrscheinlich noch nicht in seinen Kontakten war, konnte ich auch leider nicht sehen, ob er den Text überhaupt gelesen hatte geschweige denn ob er gerade online war. Zudem konnte ich auch absolut nicht vorhersehen wie er auf meine Nachricht reagieren würde, doch ich war fest entschlossen ihn notfalls irgendwie zu überreden, völlig egal wie, wenn ich nur eine geringe Chance darauf hätte nochmal mit Chishiya zu sprechen. Irgendwie musste ich es schaffen, dass er sich freiwillig mit mir treffen würde, denn ich war mir sicher, wenn ich ihn weiterhin gegen seinen Willen verfolgte, würde ich vielmehr das Gegenteil von dem erreichen, was ich wollte. Zu meiner Überraschung vibrierte das Handy nur wenige Minuten später. Rasch öffnete ich die Nachricht:

𝙰𝚑, 𝚓𝚎𝚝𝚣𝚝 𝚠𝚘 𝚜𝚒𝚎 𝚠𝚊𝚜 𝚟𝚘𝚗 𝚖𝚒𝚛 𝚠𝚒𝚕𝚕, 𝚒𝚜𝚝 𝚜𝚒𝚎 𝚠𝚒𝚎𝚍𝚎𝚛 𝚎𝚒𝚗 𝚑𝚊𝚗𝚍𝚣𝚊𝚑𝚖𝚎𝚜 𝙻ä𝚖𝚖𝚌𝚑𝚎𝚗. 𝚆𝚊𝚜 𝚋𝚎𝚔𝚘𝚖𝚖𝚎 𝚒𝚌𝚑 𝚍𝚎𝚗𝚗 𝚏ü𝚛 𝚍𝚒𝚎𝚜𝚎𝚗 𝙶𝚎𝚏𝚊𝚕𝚕𝚎𝚗?

Ich stöhnte genervt. War ja klar, dass das nicht einfach werden würde. Warum hätte Chishiya sich nicht mit jemand Kooperativerem das Zimmer teilen können?

𝙸𝚌𝚑 𝚍𝚊𝚌𝚑𝚝𝚎 𝚍𝚞 𝚠𝚘𝚕𝚕𝚝𝚎𝚜𝚝 𝚎𝚒𝚗 𝚋𝚎𝚜𝚜𝚎𝚛𝚎𝚛 𝙼𝚎𝚗𝚜𝚌𝚑 𝚠𝚎𝚛𝚍𝚎𝚗. 𝙳𝚊𝚜 𝚠ä𝚛𝚎 𝚍𝚊𝚗𝚗 𝚍𝚎𝚒𝚗𝚎 𝚎𝚛𝚜𝚝𝚎 𝚐𝚞𝚝𝚎 𝚃𝚊𝚝.

Nur Sekunden später kam seine Antwort.

𝙵𝚊𝚕𝚕𝚜 𝚍𝚞 𝚐𝚎𝚛𝚊𝚍𝚎 𝚟𝚎𝚛𝚜𝚞𝚌𝚑𝚜𝚝 𝚊𝚗 𝚖𝚎𝚒𝚗 𝙶𝚎𝚠𝚒𝚜𝚜𝚎𝚗 𝚣𝚞 𝚊𝚙𝚙𝚎𝚕𝚕𝚒𝚎𝚛𝚎𝚗. 𝙸𝚌𝚑 𝚑𝚊𝚋𝚎 𝚔𝚎𝚒𝚗𝚜.

𝙱𝚒𝚝𝚝𝚎, 𝙽𝚒𝚛𝚊𝚐𝚒! 𝙸𝚌𝚑 𝚝𝚞𝚎 𝚊𝚕𝚕𝚎𝚜! 𝙰𝚕𝚜𝚘 𝚏𝚊𝚜𝚝 𝚊𝚕𝚕𝚎𝚜....

𝚃𝚓𝚊, 𝚜𝚌𝚑ö𝚗 𝚞𝚗𝚍 𝚐𝚞𝚝, 𝚊𝚋𝚎𝚛 𝙱𝚕𝚘𝚗𝚍𝚒𝚎 𝚑𝚊𝚝 𝚔𝚎𝚒𝚗 𝙸𝚗𝚝𝚎𝚛𝚎𝚜𝚜𝚎 𝚜𝚒𝚌𝚑 𝚖𝚒𝚝 𝚍𝚒𝚛 𝚣𝚞 𝚝𝚛𝚎𝚏𝚏𝚎𝚗.

Meine Hände bebten spürbar als ich diese Worte las. Hatte Chishiya das wirklich gesagt oder wollte Niragi mir nur eins auswischen?

𝙺𝚊𝚗𝚗𝚜𝚝 𝚍𝚞 𝚒𝚑𝚖 𝚗𝚒𝚌𝚑𝚝 𝚐𝚞𝚝 𝚣𝚞𝚛𝚎𝚍𝚎𝚗? 𝙱𝚒𝚝𝚝𝚎! 𝙳𝚊𝚜 𝚒𝚜𝚝 𝚠𝚒𝚛𝚔𝚕𝚒𝚌𝚑 𝚠𝚒𝚌𝚑𝚝𝚒𝚐 𝚏ü𝚛 𝚖𝚒𝚌𝚑. 𝙸𝚌𝚑 𝚏𝚕𝚎𝚑𝚎 𝚍𝚒𝚌𝚑 𝚊𝚗!!!

𝙷𝚖𝚖, 𝚕𝚊𝚜𝚜 𝚖𝚒𝚌𝚑 𝚗𝚊𝚌𝚑𝚍𝚎𝚗𝚔𝚎𝚗.......𝙽𝚎𝚒𝚗.

Wutschnaubend warf ich das Handy auf die Matratze und schrie lauthals in mein Kissen.
"Arrrrghh....dieser Arsch!" Ich war so wütend, dass ich kurz davor war ihn anzurufen um es ihm persönlich zu sagen.
Plötzlich vibrierte das Telefon neben mir ein weiteres Mal. Es war wieder eine Nachricht von Niragi. Ich öffnete sie und las:

𝙷𝚊𝚕𝚕𝚘!
𝙼𝚘𝚛𝚐𝚎𝚗 𝚅𝚘𝚛𝚖𝚒𝚝𝚝𝚊𝚐 𝚞𝚖 𝟷𝟷 𝚄𝚑𝚛 𝚒𝚖 𝙲𝚊𝚏é 𝚊𝚖 𝙿𝚊𝚛𝚔.
𝙲𝚑𝚒𝚜𝚑𝚒𝚢𝚊

Ich starrte die Worte an und hätte am liebsten vor Freude geweint. Meine Finger zitterten diesmal unkontrolliert als sie auf die Nachricht antworteten, denn ich war mir ziemlich sicher, dass er diese selbst verfasst hatte.

𝚅𝚒𝚎𝚕𝚎𝚗 𝙳𝚊𝚗𝚔, 𝙲𝚑𝚒𝚜𝚑𝚒𝚢𝚊!!!

𝙸𝚌𝚑 𝚏𝚛𝚎𝚞 𝚖𝚒𝚌𝚑 𝚍𝚛𝚊𝚞𝚏.

𝚃𝚜𝚞𝚔𝚒

Am liebsten hätte ich ihm noch viel mehr als das geschrieben. Ich würde ihm so gern sagen, wie viel er mir bedeutete und dass ich ihn schmerzlich vermisste. Aber ich wusste, dass das sinnlos wäre so lange er sich nicht an mich erinnerte.

𝙰𝚕𝚜𝚘 𝚒𝚌𝚑 𝚋𝚎𝚔𝚘𝚖𝚖𝚎 𝚔𝚎𝚒𝚗𝚎𝚗 𝙳𝚊𝚗𝚔? 𝙴𝚜 𝚠𝚊𝚛 𝚗𝚒𝚌𝚑𝚝 𝚜𝚘 𝚕𝚎𝚒𝚌𝚑𝚝 𝙱𝚕𝚘𝚗𝚍𝚒𝚎 𝚣𝚞 ü𝚋𝚎𝚛𝚛𝚎𝚍𝚎𝚗, 𝚠𝚎𝚒ß𝚝 𝚍𝚞.

𝙳𝚘𝚌𝚑, 𝚗𝚊𝚝ü𝚛𝚕𝚒𝚌𝚑, 𝙽𝚒𝚛𝚊𝚐𝚒. 𝙸𝚌𝚑 𝚋𝚒𝚗 𝚍𝚒𝚛 𝚜𝚎𝚑𝚛 𝚍𝚊𝚗𝚔𝚋𝚊𝚛.

Unglaublich, dass ich das einmal schreiben würde, aber in diesem Moment war es die Wahrheit.

𝚆ü𝚛𝚍𝚎𝚜𝚝 𝚍𝚞 𝚓𝚎𝚝𝚣𝚝 𝚊𝚕𝚜𝚘 𝚍𝚘𝚌𝚑 ü𝚋𝚎𝚛 𝚎𝚒𝚗𝚎 𝚜𝚌𝚑𝚗𝚎𝚕𝚕𝚎 𝙽𝚞𝚖𝚖𝚎𝚛 𝚖𝚒𝚝 𝚖𝚒𝚛 𝚗𝚊𝚌𝚑𝚍𝚎𝚗𝚔𝚎𝚗? 👅

Ich verzog angeekelt das Gesicht und schüttelte mich kurz.

𝚆𝚊𝚛𝚝𝚎. 𝙻𝚊𝚜𝚜 𝚖𝚒𝚌𝚑 𝚗𝚊𝚌𝚑𝚍𝚎𝚗𝚔𝚎𝚗....𝙽𝙴𝙸𝙽!

Daraufhin kam erstmal keine Antwort mehr. Aber er hatte hoffentlich nicht ernsthaft erwartet, dass ich auf dieses Angebot eingehen würde. Ich stöhnte als das Handy irgendwann doch erneut vibrierte.

𝙺𝚘𝚖𝚖, 𝚗𝚒𝚌𝚑𝚝 𝚖𝚊𝚕 𝚎𝚒𝚗 𝚔𝚞𝚛𝚣𝚎𝚛 𝙱𝚕𝚘𝚠𝚓𝚘𝚋?

𝙶𝚊𝚗𝚣 𝚎𝚑𝚛𝚕𝚒𝚌𝚑. 𝚆𝚊𝚜 𝚜𝚝𝚒𝚖𝚖𝚝 𝚖𝚒𝚝 𝚍𝚒𝚛 𝚗𝚒𝚌𝚑𝚝???

𝚆𝚊𝚜 𝚏𝚒𝚗𝚍𝚎𝚜𝚝 𝚍𝚞 𝚍𝚎𝚗𝚗 𝚊𝚗 𝙱𝚕𝚘𝚗𝚍𝚒𝚎?

𝙳𝚊𝚗𝚔𝚎 𝚏ü𝚛𝚜 𝙶𝚎s𝚙𝚛ä𝚌𝚑, 𝚊𝚋𝚎𝚛 𝚒𝚌𝚑 𝚠ü𝚛𝚍𝚎 𝚍𝚊𝚜 𝚊𝚗 𝚍𝚒𝚎𝚜𝚎𝚛 𝚂𝚝𝚎𝚕𝚕𝚎 𝚕𝚒𝚎𝚋𝚎𝚛 𝚋𝚎𝚎𝚗𝚍𝚎𝚗.

𝚂𝚌𝚑𝚊𝚍𝚎, 𝚍𝚞 𝚠𝚎𝚒ß𝚝 𝚗𝚒𝚌𝚑𝚝 𝚠𝚊𝚜 𝚍𝚞 𝚟𝚎𝚛𝚙𝚊𝚜𝚜𝚝 🤷🏻‍♂️

Ich war kurz davor zu schreiben Doch, weiß ich, aber beließ es dabei. Das einzige, was für mich im Augenblick zählte, war, dass Chishiya sich bald mit mir treffen würde.

In dieser Nacht schlief ich wesentlich besser als in der davor, auch wenn ich unglaublich nervös vor dem Treffen mit Chishiya war. In meinem Kopf versuchte ich mir bereits Worte zurechtzulegen, die irgendwie plausibel für ihn klingen würden. Doch vermutlich war es vollkommen egal, wie man versuchte es jemanden zu erklären. Diese Sache mit Borderland klang eher nach einer verrückten Sciene-Fiction Serie auf Netflix als nach Realität. Doch ich musste darauf vertrauen, dass Chishiya sich wieder an alles erinnerte. Ich würde es bis in alle Ewigkeit bereuen, wenn ich nicht wenigstens versuchte ihn davon zu überzeugen. Aufgeben war keine Option mehr für mich.
Ich beobachtete Usagi dabei wie sie kurz nach dem Frühstück ihre wenigen Habseligkeiten zusammenpackte und musste zugeben, dass mich ihre Entlassung aus der Klinik etwas traurig machte. Hoffentlich würde ich auch bald wieder nach Hause können. Vorher jedoch musste ich das Gespräch mit Chishiya hinter mich bringen. Es war vielleicht meine einzige Chance ihm alles zu erklären.
"Ich werde jetzt losmachen", sagte Usagi schließlich und schulterte dabei ihre Tasche.
Ich stand vom Bett auf und ging auf sie zu.
"Okay, dann wünsche ich dir eine gute Heimreise."
Sie lächelte.
"Danke, Tsuki. Weiterhin viel Erfolg und lass mal von dir hören."
Ich nickte und lächelte zurück, während Usagi sich zur Tür wandte.
"Das mach ich. Tschüss."
Mit einem letzten Winken war sie verschwunden. Ich warf einen flüchtigen Blick auf das leere Bett und fragte mich ob wohl bald irgendjemand Neues kommen würde.
Dann sah ich auf die Uhr. Es war bereits kurz nach um 10. Aufgekratzt ging ich ins Badezimmer und legte ausnahmsweise etwas dezentes Make-up auf. Ich hatte meiner Mum am Tag zuvor gesagt, dass sie welches mitbringen sollte und wie erwartet glaubte sie sofort, dass ich jemanden im Krankenhaus kennengelernt hätte. Sie hatte ja nicht ganz Unrecht, nur dass ich Chishiya nicht hier kennengelernt hatte. Mit nervösen Fingern befreite ich meine Haare aus dem wirren Dutt und versuchte dann meine Locken mit etwas Schaumfestiger zu bändigen. Anschließend steckte ich die obere Hälfte der Haare zurück und ließ den Rest offen. Diesmal war ich ganz zufrieden mit dem Endergebnis, als ich in den Spiegel sah. Ich sah hübsch, aber nicht übermäßig zurechtgemacht aus, sodass er denken könnte ich hätte irgendeinen anderen Hintergedanken bei unserem Treffen. Ich zog meine besten Sachen an, die ich hier zur Verfügung hatte und steckte mir zu guter Letzt meine Geldbörse, das Skatspiel und die Packung Kekse in meine Tasche. Als ich das Zimmer endlich hinter mir ließ, hatte ich so furchtbares Herzklopfen als stünde ich kurz vor einem romantischen Date. Dabei wusste ich, dass es nicht einmal annähernd so etwas wie ein Date war. Vielmehr war es eine Rückeroberungs-Mission.
Als ich das Gelände betrat, schaute ich hoch in den Himmel. Das Wetter war wesentlich trüber als die letzten Tage, doch immerhin regnete es nicht. Als ich auf die Uhr blickte, war es erst 10:39 Uhr, aber ich hatte mir aus mehreren Gründen vorgenommen vor ihm da zu sein. In dem Selbstbedienungs-Café stellte ich mich am Tresen an und verlangte zwei Kaffee, einen davon schwarz. Ich erinnerte mich, dass Chishiya manchmal einen getrunken hatte als wir zusammen in dem Apartment gelebt hatten. Es war tatsächlich erstaunlich wie viele kleine Details mir inzwischen wieder in den Sinn kamen. Dinge, von denen ich tatsächlich bis vor kurzem geglaubt hatte sie für immer vergessen zu haben. Mit den Kaffeebechern in der Hand steuerte ich einen Tisch an, der etwas abseits von den anderen lag. Ich wollte, wenn möglich vermeiden, dass irgendjemand unser Gespräch belauschte. Als ich auf einem der Stühle Platz genommen hatte, packte ich die Kekse aus und legte sie ebenfalls auf den Tisch. Das Skatspiel jedoch behielt ich vorerst in meiner Tasche. Meine Finger trommelten ungeduldig auf die Tischplatte. Innerlich wie äußerlich war ich ein reinstes Nervenbündel. Ich sah mich kurz auf dem Gelände um, doch Chishiya war nicht in Sichtweite. Zur Ablenkung sah ich auf mein Handy, doch wischte nur völlig ziellos mit dem Finger darauf herum. Ich war so aufgewühlt, dass ich keinen einzigen klaren Gedanken fassen konnte. Dann kam mir jedoch der furchtbare Gedanke, dass das hier vielleicht nur ein dummer Streich von Niragi war und er jeden Moment auftauchen würde, um mich mit meiner Naivität aufziehen. Nachdenklich griff ich nach meinem Kaffeebecher und nippte daran. Auf einmal fiel ein Schatten auf den Tisch und ich hob erstaunt den Kopf. Chishiya stand direkt neben mir. Ich war über sein plötzliches Auftauchen so erschrocken, dass ich mich an dem Heißgetränk verschluckte und in einen heftigen Hustenanfall ausbrach.
"Ich wusste nicht, dass mein Anblick dich so schockieren würde", sagte er vollkommen gelassen.
"Entschuldige...", brachte ich unter Tränen hervor und versuchte mich allmählich wieder in den Griff zu bekommen.
Chishiya setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber, schlug die Beine übereinander und lehnte sich mit den Händen in den Jackentaschen zurück. Seine Gesten waren mir immer noch so vertraut, dass ich dabei unwillkürlich lächeln musste.
"Ich weiß zwar immer noch nicht genau, warum ich hier bin, aber ich höre dir zu."
Ich kicherte etwas nervös und traute mich kaum ihn dabei anzusehen. Sein kühler Blick konnte zugegeben ziemlich einschüchternd wirken auf Menschen, die ihn nicht näher kannten. Doch ich kannte ihn. Und ich wusste, dass er auch vollkommen anders sein konnte.
"Ich habe dir Kaffee mitgebracht. Schwarz. So wie du ihn gern magst."
Chishiyas Augen verengten sich kurz bedrohlich.
Ich biss mir auf die Zunge. Das hätte ich wohl nicht sagen sollen.
"Tu nicht so, als würdest du mich kennen."
Verlegen strich ich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und senkte den Blick.
"Tut mir Leid. Vergiss es einfach wieder."
"Sag einfach das, was du mir sagen wolltest und hör auf meine Zeit zu verschwenden."
Seine harschen Worte waren ein Stich ins Herz.
"Hast du noch was anderes vor? Ich meine wir sind hier in einem Krankenhaus", gluckste ich etwas belustigt, weil ich versuchen wollte meinen Schmerz damit zu überspielen. Chishiya lachte nicht, sondern starrte mich nur mit regloser Miene an. "Okay, schon gut. Ich erzähle dir alles. Aber... ich muss dich vorwarnen, weil es etwas absurd klingen könnte."
"Was du nicht sagst", entgegnete er vollkommen unbeeindruckt.
"Also erstmal wollte ich mich nochmal bedanken, dass du überhaupt gekommen bist. Ich weiß, dass das gestern seltsam auf dich gewirkt haben muss. Aber um eine Sache klarzustellen: ich bin keine Stalkerin oder so."
Er lächelte etwas spöttisch.
"Ach wirklich? Da bin ich ja beruhigt."
Die Ironie in seiner Stimme war kaum zu überhören. Er glaubte mir nicht. Schließlich würde auch jeder Stalker von sich behaupten keiner zu sein.
"Na gut. Das klang wohl nicht gerade überzeugend", musste ich zugeben. "Ich fange am besten mal ganz von vorne an. Du weißt inzwischen sicher, dass ich, genau wie du, wegen dem, was in Shibuya passiert ist, hier bin?"
"Ist naheliegend."
"Ja, und vermutlich hattest du währenddessen auch einen Herzstillstand, richtig?"
Chishiya hob die Augenbraue ein wenig.
"Sag bloß, das ist etwas, das du noch nicht über mich weißt."
Ich seufzte etwas. "Ja, ich hatte einen Herzstillstand", fuhr er dann fort. "Aber das betrifft etwa die Hälfte aller Überlebenden. Was willst du mir also damit sagen?"
"Ja, das stimmt. Ich wurde ebenfalls reanimiert. Erinnerst du dich zufällig an irgendwas von dem Moment als du... tot warst?", fragte ich zögerlich.
Diesmal runzelte Chishiya die Stirn.
"Du meinst, ob mich daran erinnere tot gewesen zu sein?"
"Ich meine, ob du sowas wie eine... Nahtoderfahrung hattest. Hast du irgendwas gesehen oder gespürt?"
"Sag mir jetzt bitte nicht, dass du irgendeine Undercover-Reporterin bist, die fürs Fernsehen arbeitet und das die nächste Story für so eine verrückte Geisterjäger-Doku wird."
Ich rollte mit den Augen.
"Nein, ich bin keine Reporterin. Und es geht mir nicht um Geister, sondern um etwas, an das ich mich erinnere, als ich tot war."
"Und jetzt willst du mir vermutlich erklären, dass du mich gesehen hast in dieser Nahtoderfahrung und dass das der Grund ist, warum du jetzt besessen von mir bist, richtig?", fragte er mit einem amüsierten Unterton.
Ich holte tief Luft.
"So einfach ist das nicht. Wir waren zusammen an einem anderen Ort. In einer Zwischenwelt sozusagen. Nicht nur wir beide. Sondern auch andere Leute, die in Shibuya bei der Katastrophe dabei gewesen sind. Wie Niragi zum Beispiel."
"Ah ja, Niragi also auch. Und was haben wir dort gemacht?"
"Warte kurz." Ich griff nach meiner Tasche und fischte dann das Skatspiel heraus. Ich öffnete den Deckel, nahm die Karte des Herzbubens heraus und schob sie zu Chishiya hinüber. Er beugte sich kurz nach vorn, betrachtete flüchtig die Karte und sah mich dann an, als wäre ich vollkommen übergeschnappt.
"Ist das eine kryptische Botschaft, die ich entschlüsseln muss?"
"An was denkst du beim Anblick dieser Karte?", fragte ich und sah ihn erwartungsvoll an.
"Du meinst abgesehen von dem offensichtlichen Fakt, dass es sich um eine Skatkarte handelt?"
Ich rieb mir etwas verzweifelt die Stirn. Wie war es möglich, dass er sich wirklich an nichts erinnerte?
"Wir waren in dieser Welt um Spiele auf Leben und Tod zu spielen. Der Preis für jedes gewonnene Spiel war solch eine Karte. Die Spieler, die es bis zum letzten Spiel geschafft hatten, konnten im Anschluss in unsere Welt zurückkehren. Wir beide haben zusammen an einem der Spiele teilgenommen. Dem Spiel des Herzbubens."
Ich deutete auf die Karte vor ihm und sah ihn dann aufmerksam an.
Chishiya schwieg eine Weile. Dann griff er ruhig nach dem Kaffee und nahm einen Schluck. Seine Miene war dabei unergründlich.
"Hast du schonmal überlegt einen Roman zu schreiben? Du hast wirklich viel Fantasie. Könnte ein Bestseller werden."
Ich stöhnte schwer auf und legte meine Stirn entmutigt auf die Tischplatte ab.
"Ich. Bin. Nicht. Verrückt."
"Nein, vermutlich hast du nur etwas zuviel Rauch inhaliert. Eine Rauchvergiftung kann typischerweise Halluzinationen und Verwirrtheitszustände auslösen. Ich verurteile dich also nicht dafür."
Ich knurrte missmutig und sah ihn trotzig an.
"Ich bin so gut wie genesen. Und abgesehen davon: wenn ich lüge, woher wusste ich dann deinen Namen?", fragte ich angriffslustig.
"Vermutlich weil du eine Stalkerin bist?"
"Okay, ich weiß noch mehr über dich als nur deinen Namen."
"Was die Sache nicht weniger unheimlich macht."
"Ich weiß Dinge, die sonst keiner über dich weiß, weil du sie mir selbst erzählt hast, Chishiya."
"Zum Beispiel?", fragte er mit erhobener Augenbraue.
"Ich weiß, dass deine Eltern Ärzte sind und du kein gutes Verhältnis zu ihnen hast. Und ich weiß auch, dass du Medizin studierst, weil du wissen wolltest, ob der Verlust eines Menschenlebens dich berühren würde."
Chishiya sah mich ungerührt an als versuchte er seine Überraschung zu verbergen. Plötzlich jedoch wandelte sich seine Miene und er wirkte fast ärgerlich.
"Woher weißt du das? Ich habe das noch nie jemandem erzählt."
"Eben. Weil ich die Wahrheit sage. Nur erinnerst du dich nicht daran. Ich habe mich bis vor ein paar Tagen auch nicht daran erinnert. Aber inzwischen sind die Erinnerungen wieder Stück für Stück zurückgekehrt."
Völlig unerwartet stand Chishiya stand auf.
"Ich denke ich habe genug gehört. Vielleicht solltest du dir lieber einen Therapeuten suchen."
Er kramte in seiner Jackentasche und legte dann eine 500 Yen-Münze auf den Tisch. "Für den Kaffee", sagte er nur.
Panisch zog ich mich von dem Stuhl hoch.
"Chishiya! Bitte, geh nicht!", flehte ich. "Und den Kaffee musst du nicht zurückzahlen."
"Ich stehe ungern in jemandes Schuld."
Mit diesen Worten wandte er sich um und ging. Diesmal versuchte ich gar nicht erst ihn zurück zu halten, sondern ließ mich vollkommen entmutigt wieder auf den Stuhl fallen. Ich hatte es offensichtlich komplett vermasselt. Deprimiert vergrub ich mein Gesicht in den Armen und weinte leise in meinen Ärmel. Ich hatte ihn endgültig verloren.
Für immer.

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