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Kapitel 23

Am nächsten Morgen erwachte ich von gedämpften Stimmen im Raum. Noch etwas träge drehte ich mich auf die andere Seite und sah überrascht wie eine der Schwestern mit der jungen Frau im Nachbarbett sprach, während sie ein paar medizinische Untersuchungen an ihr vornahm. Offensichtlich war sie endlich aufgewacht. Trotzdem wirkte sie noch immer ziemlich entkräftet. Als ihr Blick kurz zu mir hinüberglitt, lächelte ich ermutigend. Sie jedoch erwiderte es nicht.

Irgendwann war die Schwester mit ihrer Arbeit fertig und verließ das Zimmer wieder. Die junge Frau jedoch schwieg weiterhin und sah konzentriert an die Decke, während ich überlegte, ob ich sie vielleicht ansprechen sollte. Womöglich hatte sie gerade erst erfahren, was vor wenigen Tagen in Shibuya passiert war. Das musste ein ziemlicher Schock für sie sein. Als ich sah wie ihr eine Träne die Wange runterlief, war ich jedoch etwas in Sorge.

"Alles okay bei dir?", fragte ich zögerlich. Sie nickte nur und wischte sich die Träne dann von der Wange. "Ich war auch ziemlich geschockt, als ich es erfahren hab und konnte es kaum glauben. Aber wir hatten wohl ziemliches Glück."

Sie antwortete nicht. Vielleicht wollte sie nicht reden oder sie stand tatsächlich so sehr unter Schock, dass sie es nicht konnte. Hatte sie vielleicht jemanden verloren bei der Katastrophe?

"Mein Name ist übrigens Izumi Tsuki. Und deiner?", versuchte ich es weiter und sah sie dabei erwartungsvoll an. Es dauerte fast eine geschlagene Minute bis sie endlich antwortete.

"Usagi Yuzuha."

"Freut mich dich kennenzulernen, Usagi-san", sagte ich sanft. Usagi antwortete jedoch nicht, sondern schien ihre Tränen bemüht zu verstecken. Scheinbar hatte sie im Moment kein Interesse an einem Gespräch. "Na ja, falls du irgendwann doch reden willst. Ich bin gleich hier drüben."

Dann griff ich nach meinem Zeichenblock und begann ein wenig zu skizzieren ohne irgendeinen Plan im Kopf, was ich eigentlich zeichnen wollte. Ich hegte insgeheim die Hoffnung, dass es mir dabei helfen würde meine Gedanken ein wenig zu sortieren. Noch immer grübelte ich währenddessen über die Bedeutung des Herzbubens nach. Mein Gefühl sagte mir, dass es irgendwie wichtig war, genau wie dieser Name, den ich angeblich während meiner Bewusstlosigkeit vor mich hingemurmelt haben soll: Chishiya. Er fühlte sich so vertraut und bedeutsam an und genau wie beim Anblick der Skatkarte spürte ich wie mein Herz plötzlich schneller gegen meine Brust schlug. Irgendwie mussten diese beiden Sachen miteinander zusammenhängen, auch wenn ich noch keine Ahnung hatte wie.

Frustriert biss ich in meinen Bleistift und betrachtete dann skeptisch, was ich gezeichnet hatte: Einen jungen Mann mit halblangen glatten Haaren, elfenhaften Gesichtszügen und mysteriösen dunklen Augen. Eine Hand hatte er lässig in seiner Jackentasche vergraben und in der anderen hielt er gut sichtbar die Karte des Herzbubens, während er ein siegessicheres Lächeln auf den Lippen trug. Als ich es betrachtete, wurde mir automatisch ein bisschen wärmer ums Herz. Erklären konnte ich mir dieses Gefühl jedoch nicht. Seltsamerweise konnte ich meinen Blick nicht wieder von der Zeichnung abwenden und am liebsten hätte ich es sofort coloriert. Leider hatte ich nicht viel bei mir, also musste es vorerst schwarz-weiß bleiben. Ich nahm mein Handy vom Nachttisch und schickte Naoki eine Nachricht:

𝙷𝚎𝚢 𝙽𝚊𝚘-𝚌𝚑𝚊𝚗!
𝙺𝚊𝚗𝚗𝚜𝚝 𝚍𝚞 𝚖𝚒𝚛 𝚑𝚎𝚞𝚝𝚎 𝚋𝚒𝚝𝚝𝚎 𝚖𝚎𝚒𝚗𝚎 𝙱𝚞𝚗𝚝𝚜𝚝𝚒𝚏𝚝𝚎 𝚖𝚒𝚝𝚋𝚛𝚒𝚗𝚐𝚎𝚗, 𝚠𝚎𝚗𝚗 𝚒𝚑𝚛 𝚗𝚘𝚌𝚑𝚖𝚊𝚕 𝚒𝚗 𝚖𝚎𝚒𝚗𝚎𝚛 𝚆𝚘𝚑𝚗𝚞𝚗𝚐 𝚜𝚎𝚒𝚍? 𝙰𝚌𝚑 𝚓𝚊....𝚞𝚗𝚍 𝚠ü𝚛𝚍𝚎𝚜𝚝 𝚍𝚞 𝚖𝚒𝚛 𝚊𝚞ß𝚎𝚛𝚍𝚎𝚖 𝚍𝚎𝚒𝚗 𝚂𝚔𝚊𝚝𝚜𝚙𝚒𝚎𝚕 𝚊𝚞𝚜𝚕𝚎𝚒𝚑𝚎𝚗? 𝚆ä𝚛𝚎 𝚍𝚒𝚛 𝚜𝚎𝚑𝚛 𝚟𝚎𝚛𝚋𝚞𝚗𝚍𝚎𝚗.

Nur wenige Sekunden später kam bereits eine Antwort.

𝚆𝚊𝚜 𝚋𝚎𝚔𝚘𝚖𝚖𝚎 𝚒𝚌𝚑 𝚍𝚊𝚏ü𝚛? 😏

𝙵𝚛𝚊𝚐 𝚕𝚒𝚎𝚋𝚎𝚛, 𝚠𝚊𝚜 𝚍𝚞 𝚋𝚎𝚔𝚘𝚖𝚖𝚜𝚝, 𝚠𝚎𝚗𝚗 𝚍𝚞 𝚎𝚜 𝚗𝚒𝚌𝚑𝚝 𝚝𝚞𝚜𝚝.

𝚂𝚌𝚑𝚘𝚗 𝚐𝚞𝚝. 𝙸𝚌𝚑 𝚖𝚊𝚌𝚑'𝚜. 𝚂𝚘𝚗𝚜𝚝 𝚗𝚘𝚌𝚑 𝚆ü𝚗𝚜𝚌𝚑𝚎?

𝙹𝚊, 𝚑ö𝚛 𝚊𝚞𝚏 𝚒𝚖 𝚄𝚗𝚝𝚎𝚛𝚛𝚒𝚌𝚑𝚝 𝚍𝚎𝚒𝚗 𝙷𝚊𝚗𝚍𝚢 𝚣𝚞 𝚋𝚎𝚗𝚞𝚝𝚣𝚎𝚗!

𝚉𝚞 𝙱𝚎𝚏𝚎𝚑𝚕, 𝚂𝚎𝚗𝚜𝚎𝚒. 🙄

Ich gluckste leise und beantwortete dann ein paar andere Nachrichten von Freunden und Bekannten, die sich nach mir erkundigt hatten. Es hatte sich offenbar schnell rumgesprochen, dass ich wieder von der Intensivstation runter war.

"Du warst auch in Shibuya, als es passiert ist?"

Ich wandte meinen Kopf etwas überrascht zur Seite. Die junge Frau namens Usagi hatte tatsächlich gesprochen. Ich legte mein Handy schnell beiseite und sah zu ihr hinüber, doch ihr Blick war noch immer starr zur Decke gerichtet.

"Ja, war ich. Obwohl ich mich nicht mehr genau daran erinnere."

"Ich glaube, ich war verabredet... mit ein paar Freundinnen. Und dann... ich weiß nicht genau, was dann passiert ist."

"Hast du auch das Gefühl, dass du sehr lange weg gewesen bist? Als ich aufwachte, dachte ich es müssten bestimmt Monate oder gar Jahre vergangen sein. Ich konnte es nicht genau sagen. Letztendlich waren es aber nur wenige Tage."

Usagi zögerte etwas, bevor sie antworte.

"Es war... wie eine lange Reise, aber ich weiß nicht wohin sie geführt hat. Nur dass, ich zum Schluss hier aufgewacht bin. Das ist schon alles."

"So ähnlich war es auch bei m-" Ich brach mitten im Satz ab, weil es plötzlich an der Tür klopfte. "Ja?", fragte ich.

Als die Tür geöffnet wurde, verzogen sich meine Lippen zu einem breiten Lächeln.

"Daddy!", rief ich enthusiastisch, legte den Zeichenblock beiseite und richtete mich auf. Dad lächelte zurück und kam zu meinem Bett hinüber. Usagi nickte er nur kurz zur Begrüßung zu.

"Hallo, meine Kleine", sagte er und setzte sich auf die Bettkante. Dann tat er etwas, das er sonst sehr selten tat. Er nahm mich in die Arme. Sofort stiegen Tränen in meine Augen. "Wie geht's dir denn, hm?"

Er sah mich sanftmütig an, als er die Umarmung wieder gelöst hatte.

"Ganz okay. Aber das liegt wohl auch an den vielen Schmerzmitteln."

"Es tut mir Leid, dass ich es nicht eher hierher geschafft hab. Im Moment muss ich eine Sondersendung nach der anderen moderieren. Diese Katastrophe hat weltweit Aufsehen erregt und es gibt gerade kein anderes Thema da draußen."

Ich nickte betrübt.

"Ja, Mum hat sowas schon angedeutet."

"Als ich den ersten Bericht gegeben habe, wusste ich noch gar nicht, dass du in Shibuya bist. Nur dein Bruder wusste offenbar, dass du dort eine Verabredung hattest. Er war völlig verstört, als er davon erfuhr."

"Tut mir Leid. Ich hätte es euch sagen sollen", meinte ich und senkte schuldbewusst den Kopf.

"Schon okay. Das Wichtigste ist, dass du wohlauf bist. Aber du hast uns im ersten Moment einen ziemlichen Schock versetzt. Ich bin wirklich froh, dass es dir wieder soweit gut geht."

Wir redeten noch eine Weile, doch es dauerte nicht lange bis Dad wieder auf Arbeit musste. Trotzdem war ich froh ihn wenigstens kurz gesehen zu haben. Seit zwei Jahren arbeitete er als Nachrichtensprecher für NHK News und seitdem machte er zahlreiche Überstunden, verdiente dafür aber auch mehr als das Doppelte wie früher. Vorher als er noch bei einem kleinen Nachrichtensender gearbeitete hatte, hatte er wesentlich mehr Zeit für die Familie gehabt, allerdings reichte da das Geld nicht um die Hypothek des Hauses abzubezahlen, das meine Eltern sich damals zusammen gekauft hatten. Inzwischen jedoch war das Haus abbezahlt und auch sonst hatten meine Eltern viel weniger finanzielle Sorgen als vorher. Durch Vaters Job konnten sie nun sorgenfreier leben und auch das zukünftige Studium für Naoki finanzieren. Deshalb versuchte ich auch so verständnisvoll wie möglich zu sein, wenn es um seinen Job ging.

"Dein Vater ist Izumi Yuuto, der Sprecher von NHK?", fragte Usagi fast erstaunt, nachdem er gegangen war.

"Ähm ja. Sieht ganz danach aus", sagte ich verlegen.

"Er kam mir gleich irgendwie bekannt vor."

"Ja, er ist inzwischen schon fast etwas berühmt, aber dafür arbeitet er auch ständig."

"Ich beneide dich trotzdem", sagte sie, ohne zu erklären wieso.

"Was ist mit deiner Familie?", fragte ich neugierig. "Kommen sie dich nicht besuchen?"

"Es gibt niemanden, der mich hier besuchen würde", sagte sie mit resignierter Miene.

Ich biss mir auf die Lippe. Offensichtlich war das kein gutes Thema.

"Das muss wirklich schwer sein", erwiderte ich, obwohl mir diese Worte wenig trostreich erschienen, sondern eher wie eine dahingesagte Floskel. "Also wenn du reden willst, worüber auch immer, kannst du dich gern jederzeit an mich wenden, Usagi."

Ein schwaches Lächeln legte sich diesmal auf ihre Lippen.

"Danke dir, Izumi-san."

"Jetzt muss ich aber erstmal los zu meiner Sauerstoff-Therapie", sagte ich, schwang die Füße aus dem Bett und zog mich mühevoll hoch. "Wir sehen uns später."

Gegen Abend kam meine Mutter erneut zu Besuch, diesmal jedoch ohne Naoki.

"Wo hast du denn meinen Bruder gelassen?", fragte ich etwas enttäuscht, weil ich fest damit gerechnet hatte, dass er mir die Buntstifte mitbringen würde.

"Nao-chan muss heute noch für Japanisch lernen, sonst wird das nichts mehr mit seinem Abschluss. Diese Sache hat verständlicherweise alle ein wenig aus der Bahn geworfen, aber es nützt ja nichts. Das Leben muss weitergehen."

Ich lächelte amüsiert.

"Du bist manchmal so pragmatisch, Mum." Sie wühlte kurz in ihrem Beutel und zog dann eine Metallbox und das Skatspiel daraus hervor. Meine Augen weiteten sich. "Meine Stifte."

"Ja, dein Bruder meinte zu mir, dass du die gern wolltest. Und dieses Kartenspiel auch, warum auch immer."

Völlig aufgelöst nahm ich die Stiftebox entgegen und drückte sie dann fest an meine Brust.

"Meine geliebten Stifte."

Meine Mutter hob überrascht die Augenbrauen.

"Na, so viel Freude hatte ich jetzt nicht erwartet. Was hast du denn damit vor?"

"Zeichnen natürlich. Was denn sonst?", schmollte ich.

"Du solltest wirklich mal deinen Kopf aus den Wolken nehmen, Tsuki und dich mal darum kümmern, dass du einen vernünftigen Ehemann bekommst."

Ich seufzte und versuchte ein genervtes Augenrollen zu unterdrücken.

"Jetzt fang du nicht auch noch damit an, Mum. Ich bin hier in einem Krankenhaus. Da habe ich wirklich andere Probleme als Männer."

"Gerade jetzt solltest du darüber nachdenken. Es wimmelt hier nur so vor gutaussenden jungen Ärzten. Das wäre eine gute Partie für dich. Oder was ist mit diesem Kollegen von dir?"

Es fiel mir wirklich schwer nicht ein weiteres Mal aufzuseufzen.

"Dieser Kollege hatte in Shibuya ein Date mit mir und er hat mich offensichtlich versetzt. Genau aus diesem Grund bin ich überhaupt hier."

Mum ignorierte meine Worte jedoch komplett.

"Ich habe mich übrigens nach einer Selbsthilfegruppe vor Ort erkundigt. Noch gibt es keine, aber die Therapeutin der Klinik fand die Idee so gut, dass sie sich darum kümmern will so schnell wie möglich eine zu organisieren."

"Das klingt gut", sagte ich hoffnungsvoll.
"Vielleicht ist dort ja jemand für dich dabei. Es wird Zeit, dass du endlich lernst erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen. Dein Vater und ich, wir können nicht ewig für dich sorgen."

"Hab auch nie behauptet, dass ihr das tun sollt", knurrte ich verdrießlich. "Aber danke für die Sachen."

Schon seit ich meinen Ex-Freund verlassen hatte, nervte sie mich damit mir jemand Neuen zu suchen. Als ob das so einfach wäre. Sie hatte mir damals sogar Vorhaltungen gemacht, weil ich meinen damaligen Freund verlassen hatte, obwohl ich herausgefunden hatte, dass er eine geheime Affäre mit einer anderen hatte. Wie könnte ich mit einem Mann zusammen sein, der mich hinter meinem Rücken mit einer anderen Frau betrog? Nur damit ich nicht alleine enden würde?

Offensichtlich fand es meine Mutter schlimmer, dass ich unverheirateter Single blieb als mit einem Fremdgeher zusammen zu bleiben. Sie ließ es immer so klingen als wäre es mein Fehler gewesen, dass unsere Beziehung gescheitert war und ich nicht genug dafür getan hatte um sie aufrecht zu erhalten. Von wegen...

Als meine Mum endlich wieder weg war, stöhnte ich vor Erleichterung auf. Manchmal konnte sie wirklich anstrengend sein.

Ich blickte aus dem Fenster. Draußen war es bereits dunkel und ich spürte schonwieder, wie ich allmählich schläfriger wurde, weshalb ich entschied meine Zeichnung erst am nächsten Tag zu beenden. Trotzdem griff ich noch einmal nach der Skizze und betrachtete sie einige Zeit nachdenklich. Erst dann schaltete ich das Licht aus und wünschte Usagi eine gute Nacht.

Panisch zuckte ich zusammen als sich die Matratze unter mir bewegte. Etwas benommen hob ich den Kopf und richtete mich auf. Alles war in Dunkelheit getaucht, doch ich sah trotzdem deutlich wie eine menschliche Gestalt am Fuße meines Bettes saß. Sie hatte die Beine übereinander geschlagen und die Arme vor der Brust verschränkt und starrte dabei abwesend aus dem Fenster.
Mein Herz begann augenblicklich zu rasen vor Aufregung und mein Körper war starr vor Angst.

"Usagi?", fragte ich zögerlich.

Die Person gab ein abschätziges Geräusch von sich.

"Ich kann nicht glauben, dass du mich vergessen hast, Tsuki... wo du dir doch sogar selbst geschworen hast es nicht zu tun", entgegnete eine markante männliche Stimme mit gekränktem Unterton. Ihr Klang war nicht nur erstaunlich angenehm in meinen Ohren, sondern auch seltsam vertraut.

"Wir kennen uns also?", fragte ich immernoch verwirrt und starrte die schemenhafte Silhouette weiterhin nur entgeistert an.

"Bingo."

"Aber woher?", wollte ich jetzt wissen und richtete mich etwas mehr auf, um mich der Gestalt langsam anzunähern. Ich hatte längst keine Angst mehr. Aus irgendeinem Grund wusste ich, dass von ihr keine Gefahr ausging.

"Streng deinen Kopf doch einfach etwas an, dann findest du es schon selbst heraus, kleine Stalkerin."

"Bist du vielleicht... Chishiya?", fragte ich vorsichtig.

"Bin ich das? Hmm...wer weiß?", sagte er nachdenklich mit dem Blick nach oben gerichtet.

Dann zog er eine Tüte hervor, nahm etwas heraus und biss hinein. Ein knusperndes Geräusch ließ darauf schließen, dass es irgendein Snack war. Er hielt die Tüte großzügig in meine Richtung.

"Keks?", fragte er mit einem deutlich amüsierten Unterton in der Stimme.
Ich war so sprachlos, dass ich nicht wusste, was ich darauf erwidern sollte. Zögerlich tastete ich nach dem Lichtschalter, um endlich auch sein Gesicht zu sehen, doch in dem Moment als ich das Licht einschaltete, verschwand die Gestalt von meinem Bett und ich schreckte aus dem Schlaf.

Verwirrt sah ich mich in dem Raum um. Usagi hatte sich ebenfalls aufsetzt.

"Was ist denn los?", fragte sie mit schwerfälliger Stimme und rieb sich etwas Schlaf aus den Augen.

"Ich dachte... ich dachte nur...hier wäre jemand."

Sie runzelte die Stirn und sah sich dann ebenfalls um.

"Wer sollte denn hier sein, mitten in der Nacht?"

"Hab wohl nur geträumt", nuschelte ich dann etwas peinlich berührt und knipste den Lichtschalter wieder aus.

Mein Hirn jedoch ließ sich nicht so einfach abschalten. War das tatsächlich Chishiya, den ich gerade gesehen hatte? Und wenn ja, was hatte er mit dem Vorfall in Shibuya zu tun? Zudem war mir eine weitere Sache aufgefallen: Die Silhouette, die ich gesehen hatte, hatte eine starke Ähnlichkeit mit dem jungen Mann auf meiner Zeichnung. Wenn ich doch nur sein Gesicht gesehen hätte... vielleicht würde ich mich dann an ihn erinnern. Krampfhaft versuchte ich wieder einzuschlafen in der Hoffnung, dass er erneut in meinen Träumen auftauchte. Doch für den Rest der Nacht, wälzte ich mich nur unruhig von einer Seite zur anderen. Meine Gedanken waren dabei hellwach und versuchten sich fieberhaft irgendeinen Reim auf diese Sache zu machen. Irgendwann schlief ich vor Erschöpfung ein...

"Guten Morgen, die Damen." Geblendet öffnete ich die Augen und knurrte widerwillig. Als ich meine Hände vom Gesicht nahm, sah ich wie eine Schwester gerade vor dem Fenster stand und die Vorhänge aufzog. "Zeit aufzuwachen und den Tag zu begrüßen", flötete sie überschwänglich.

Sie tippelte zurück zum Essenswagen und stellte uns jeweils ein Tablett mit Essen auf den Beistelltisch. Dann drückte sie mir etwas in die Hand. Es war ein Briefumschlag. Ich starrte ihn etwas verwirrt an und wartete auf eine entsprechende Erklärung.

"Das hier soll ich jedem aushändigen, der bei dem schrecklichen Vorfall dabei war", sagte sie schließlich. Sie ging zu Usagis Bett hinüber und drückte ihr dann ebenfalls einen Umschlag in die Hand. "Ach ja" Sie drehte sich noch einmal zu mir um. "Für Sie ist heute Nachmittag nochmal eine ärztlichen Untersuchung vorgesehen. Eine Schwester wird Sie dann abholen, wenn es soweit ist."

Ich nickte nur und öffnete dann neugierig den Umschlag.
Darin war eine sehr schlicht gehaltene Einladungskarte. Ich faltete sie auf und las:

𝑺𝒆𝒉𝒓 𝒈𝒆𝒆𝒉𝒓𝒕𝒆 𝑩𝒆𝒕𝒓𝒐𝒇𝒇𝒆𝒏𝒆 𝒅𝒆𝒔 𝑺𝒉𝒊𝒃𝒖𝒚𝒂-𝑼𝒏𝒈𝒍ü𝒄𝒌𝒔,

𝑯𝒊𝒆𝒓𝒎𝒊𝒕 𝒍𝒂𝒅𝒆 𝒊𝒄𝒉 𝑺𝒊𝒆 𝒉𝒆𝒓𝒛𝒍𝒊𝒄𝒉 𝒆𝒊𝒏 𝒛𝒖 𝒆𝒊𝒏𝒆𝒓 𝒕𝒉𝒆𝒓𝒂𝒑𝒆𝒖𝒕𝒊𝒔𝒄𝒉𝒆𝒏 𝑮𝒆𝒔𝒑𝒓ä𝒄𝒉𝒔𝒓𝒖𝒏𝒅𝒆, 𝒅𝒊𝒆 𝒛𝒖𝒎 𝒈𝒆𝒎𝒆𝒊𝒏𝒔𝒂𝒎𝒆𝒏 𝑨𝒖𝒔𝒕𝒂𝒖𝒔𝒄𝒉 𝒂𝒏𝒓𝒆𝒈𝒆𝒏 𝒔𝒐𝒍𝒍. 𝑰𝒄𝒉 𝒉𝒐𝒇𝒇𝒆, 𝒅𝒂𝒔𝒔 𝒅𝒊𝒆𝒔𝒆𝒓 𝑰𝒉𝒏𝒆𝒏 𝒅𝒂𝒃𝒆𝒊 𝒉𝒆𝒍𝒇𝒆𝒏 𝒘𝒊𝒓𝒅 𝒅𝒊𝒆 𝒔𝒄𝒉𝒓𝒆𝒄𝒌𝒍𝒊𝒄𝒉𝒆𝒏 𝑬𝒓𝒆𝒊𝒈𝒏𝒊𝒔𝒔𝒆 𝒃𝒆𝒔𝒔𝒆𝒓 𝒛𝒖 𝒃𝒆𝒘ä𝒍𝒕𝒊𝒈𝒆𝒏. 𝑫𝒊𝒆 𝑻𝒆𝒊𝒍𝒏𝒂𝒉𝒎𝒆 𝒅𝒂𝒓𝒂𝒏 𝒊𝒔𝒕 𝒋𝒆𝒅𝒐𝒄𝒉 𝒇𝒓𝒆𝒊𝒘𝒊𝒍𝒍𝒊𝒈.

𝑩𝒆𝒈𝒊𝒏𝒏: 𝟏𝟗 𝑼𝒉𝒓
𝑶𝒓𝒕: 𝑮𝒆𝒃ä𝒖𝒅𝒆 𝑭, 𝑹𝒂𝒖𝒎 𝟏𝟏𝟗

𝑰𝒄𝒉 𝒘ü𝒓𝒅𝒆 𝒎𝒊𝒄𝒉 𝒔𝒆𝒉𝒓 𝒇𝒓𝒆𝒖𝒆𝒏 𝑺𝒊𝒆 𝒊𝒏 𝒖𝒏𝒔𝒆𝒓𝒆𝒓 𝑹𝒖𝒏𝒅𝒆 𝑾𝒊𝒍𝒍𝒌𝒐𝒎𝒎𝒆𝒏 𝒛𝒖 𝒉𝒆𝒊ß𝒆𝒏!

𝑫𝒊𝒑𝒍. 𝑷𝒔𝒚𝒄𝒉𝒐𝒍𝒐𝒈𝒊𝒏
𝒀𝒂𝒎𝒂𝒅𝒂 𝑴𝒐𝒓𝒊𝒌𝒐

Etwas euphorisch sah ich zu Usagi hinüber, doch sie hatte ihren Umschlag noch nicht angerührt, sondern sich zuerst ihrem Essen gewidmet.

"Es ist eine Einladung zu einer Gesprächsrunde heute Abend. Wirst du mitkommen?", fragte ich sie aufgelöst.

Der Gedanke, dass ich vielleicht mehr über meine verlorenen Erinnerungen herausfinden könnte, machte mich unglaublich nervös.

Sie runzelte nur die Stirn.

"Eine Gesprächsrunde? Du meinst sowas wie eine Selbsthilfegruppe?" Ich nickte, doch Usagis Gesichtsausdruck wirkte nicht annähernd so begeistert. "Ich weiß nicht. Was soll das denn bringen?"

"Nun ja, ich hoffe, dass es mir dabei hilft mich zu erinnern. Da ist irgendetwas in mir, dass sich erinnern will, aber irgendwie fehlt mir noch das richtige Puzzleteil um die Erinnerungen zurück zu erlangen, verstehst du?"

"Hmm...", entgegnete sie nur nachdenklich.

"Ich würde mich sehr freuen, wenn ich nicht alleine dahingehen müsste", sagte ich mit flehender Stimme.
Usagi seufzte kurz, aber lächelte schließlich.

"Na gut, ich komme mit", sagte sie ergeben. "Es kann bestimmt nicht schaden."

Ich grinste triumphierend.

"Danke dir, Usagi. Das wird bestimmt toll."

Kurz nachdem wir gegessen hatten, stand Usagi plötzlich auf, während ich gerade dabei war meine Buntstifte anzuspitzen. Auch sie hatte eine Gehilfe bekommen, um sich aufzustützen.

"Wo willst du denn hin?", fragte ich interessiert und unterbrach meine Arbeit für einen Moment.

"Ich vertrete mir nur mal die Beine, damit ich nicht einroste."

"Gut, dann bis nachher", sagte ich mit einem kurzen Winken und beobachtete dann wie sie aus dem Zimmer humpelte.

Als ich alleine war, griff ich wieder nach meinem Zeichenblock und schlug meine letzte Zeichnung auf. Ich hatte mir noch keinerlei Gedanken gemacht, wie ich sie überhaupt colorieren sollte, weshalb ich zuerst die Grundierung für die Hautfarbe begann. Danach arbeitete ich die Schattierungen und Lichtreflexe aus.

Nach einer Weile schüttelte ich die rechte Hand aus, die sich dabei zunehmend verkrampfte. Es war ungewohnt für mich meine Sachen wieder auf Papier zu zeichnen und nicht auf dem Display so wie ich es schon jahrelang gewohnt war. Trotzdem machte es irgendwie Spaß und versetzte mich in meine Schulzeit zurück als ich im Unterricht jeden Tag vor Langeweile meine Notizen vollgekritzelt hatte. Es hatte mir immerhin oft dabei geholfen nicht komplett abzuschalten, wenn die Lehrer mal wieder ausufernde monotone Vorträge vor der Klasse hielten. Gleichzeitig war es aber auch eine Art von Entspannung und half mir dabei der realen Welt von Zeit zu Zeit zu entfliehen.

Zufrieden betrachtete ich mein Werk und griff rein intuitiv nach einem sehr blassen Gelbton für die Haare. Ich konnte nicht erklären, warum ich ausgerechnet diesen Ton auswählte, aber ein inneres Bauchgefühl sagte mir, dass es ein helles platinblond sein musste. Bei seiner Kapuzenjacke hingegen entschied ich mich für weiß mit ein paar schwarzen Highlights.

Als ich mit dem Bild endlich fertig war, starrte ich es eine Weile an und lächelte dann zufrieden in mich hinein. Vielleicht würde ich ihm ja heute Abend bei dem Treffen begegnen. Schon bei dem Gedanken breitete sich ein angenehmes Kribbeln in meinem Bauch aus. War dieser Typ wirklich real oder nur meiner lebhaften Fantasie entsprungen? Ich konnte nur hoffen, dass diese Gesprächsrunde etwas Licht ins Dunkel brachte, sonst würde mich dieses Nichtwissen auf ewig in den Wahnsinn treiben.

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