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Kapitel 10

Für dieses Kapitel nur ein kleiner unbedeutender Hinweis zur besseren Veranschaulichung: In Japan herrscht Linksverkehr, weshalb sich das Lenkrad auf der rechten Seite befindet. Wer in AiB aufgepasst hat, weiß das aber eh schon xD
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"Ich werde gleich mal nachsehen, was da unten los ist", teilte Chishiya mir nach unserem gemeinsamen Frühstück mit.

Ich musste zugeben, dass ich seit dem Vorfall am Vortag nicht den Mut gehabt hatte aus dem Fenster zu sehen, um mir das blutige Massaker vor unserer Haustür genauer anzusehen.

"Vermutlich wird es nötig sein ein paar der Leichen aus dem Weg zu räumen. Es wird nicht lange dauern und sie fangen an zu verwesen. Diesen Gestank hätte ich ungern unmittelbar vor der Tür."

"Schaffst du das überhaupt alleine?", fragte ich mit einem prüfenden Blick auf seinen verletzten Arm.

Er lächelte leicht.

"Vermutlich nicht."

Ich seufzte schwer bei dem Gedanken.

"Okay, ich komme mit. Immerhin geht's mir heute schon etwas besser."

Chishiya stand vom Tisch auf und räumte unser Geschirr weg, während ich es ihm nachtat.

"Ich werde schonmal vorgehen und nachsehen, wo sich der Pikkönig gerade herumtreibt. Wenn alles in Ordnung ist, gebe ich dir Bescheid", informierte er mich.

Ich nickte und beobachtete, wie er seine Waffe wieder aus dem Nachttisch hervorholte und damit kurz darauf das Appartment verließ.

Wenige Minuten später kam er wieder und gab grünes Licht. Dann gingen wir zusammen nach unten. Chishiya hatte Recht behalten, was den Gestank anging. Ich konnte die Leichen schon riechen, bevor ich sie sah.

Als ich mich dann genauer umsah, spürte ich wie die Übelkeit in mir hochkam. Unmittelbar vor der Tür stand ein dunkelblauer Kombi mit zertrümmerten Fensterscheiben und darin saß ein Mann mit dem Kopf auf dem Lenkrad. Anscheinend hatte er eine Kugel direkt in den Hinterkopf verpasst bekommen.

Auf der Straße lagen zahllose weitere Leichen, die zum Teil blutüberströmt waren. Zögerlich lief ich Chishiya hinterher, der die Umgebung sorgfältig sondierte.

Plötzlich blieb ich wie erstarrt stehen als direkt vor meinen Füßen ein abgetrennter Arm lag. Ich drehte mich voller Ekel weg und war kurz davor meinen Mageninhalt auf dem Asphalt zu verteilen, konnte mich aber gerade noch rechtzeitig beherrschen.

"Da liegt eine Menge Arbeit vor uns." Chishiya drückte mir eine Schaufel in die Hand, die er im Keller des Hauses gefunden hatte. "Fang schonmal an da drüben eine Grube auszuheben. Ich werde in der Zeit die Leichen zusammentragen."

Er zog sich ein paar Einmal-Handschuhe über und machte sich an die Arbeit.

Ich stöhnte. Konnte es eigentlich noch schlimmer werden? Leichenbeseitigung am Morgen. Das war genau das, wovon ich schon immer geträumt hatte.

Ich ging hinüber zu der Wiese und suchte dann nach einer weichen Stelle im Boden. Als ich eine passende gefunden hatte, fing ich zu graben an. Schon nach kurzer Zeit war ich völlig fertig und der Schweiß lief mir von der Stirn. Und von den Schwielen an meinen Händen will ich gar nicht erst anfangen. Erschöpft ließ ich mich daneben ins Gras fallen, um mich kurz auszuruhen. Als Chishiya mit den ersten Leichen dort ankam, sah er mich etwas streng an.

"Das wird bei Weitem nicht reichen. Die Grube muss noch viel tiefer werden."

Ich rollte mit den Augen.

"Ja doch. Gönn mir mal eine Pause. Ich bin schon total außer Atem."

"Es wird Zeit, dass du wieder etwas Kondition bekommst, sonst wirst du die nächsten Spiele kaum lebend überstehen."

Aufgebracht rappelte ich mich wieder auf und griff wieder nach der Schaufel. Dann grub ich etwas missmutig weiter.

Erst nach einer gefühlten Ewigkeit hatte Chishiya alle Leichen beisammen. Als die Grube endlich seinen Ansprüchen entsprach, warfen wir sie zusammen hinein, was für mich der absolut schlimmste Teil dieser ganzen Aktion war. Zum Schluss schaufelte ich das Loch wieder zu. Danach war ich am Ende meiner Kräfte.

Als wir endlich mit allem fertig waren, blickten wir auf unser Werk hinab. Chishiya war schonwieder dabei sich abzuwenden, doch ich konnte meinen Blick nicht davon losreißen. Wir hatten gerade fast ein Dutzend Leichen beerdigt und es kam mir falsch vor sie einfach so zurückzulassen.

"Sollten wir nicht...ein Gebet sprechen oder so?", fragte ich zögerlich.

Chishiya drehte sich kurz zu mir um, die Hände wieder in seinen Jackentaschen vergraben. Er zuckte nur mit den Schultern.

"Du kannst tun, was du willst, wenn es dir dann besser geht."

Ich stöhnte und sah ein letztes mal auf die frische Erde hinab. Vielleicht später dann. Im Moment war ich ohnehin viel zu erschöpft. Etwas schuldbewusst folgte ich Chishiya. Bevor wir jedoch wieder hochgingen, warf er einen Blick in das Auto vor unserer Haustür, das jetzt vollkommen leer war.

"Warte mal kurz", sagte er und öffnete die Tür um auf dem Fahrersitz Platz zu nehmen. Er drehte den Zündschlüssel und der Wagen sprang tatsächlich an.

"Ist das eines der Fahrzeuge vom Beach?", fragte ich stirnrunzelnd.

"Ich nehme es an. Und wie es scheint ist der Tank auch noch voll genug, um damit zum Krankenhaus und wieder zurück zu kommen."

Chishiya stellte den Motor wieder ab und zog den Schlüssel ab.

"Moment mal, du willst aber nicht jetzt sofort dorthin fahren?", fragte ich mit skeptischer Miene.

"Nein, lass uns zuerst etwas ausruhen. Aber wir sollten sobald wie möglich versuchen mehr Antibiotika und Schmerzmittel aufzutreiben. Wir haben heute morgen die zwei letzten Penecillin genommen und der Vorrat an Paracetamol wird auch langsam knapp. Mit dem Wagen hier könnten wir einiges mitnehmen", sagte er und stieg dann wieder aus.

"Aber...du kannst mit deinem Arm doch kaum Auto fahren, oder?"

Er lächelte süffisant.

"Stimmt. Deswegen wirst du das auch machen."

Ich starrte ihn vollkommen fassungslos an, als er einfach an mir vorbeiging und die Treppen wieder nach oben nahm.

"Ich?", rief ich ihm sinnloser Weise hinterher, traute mich aber auch nicht zu widersprechen.

Mir wurde etwas mulmig zumute bei dem Gedanken daran nach so langer Zeit wieder in ein Auto zu steigen.

"Was denn?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue als wir wieder oben angekommen waren. "Sag bloß du kannst kein Auto fahren?"

"Doch, natürlich", log ich und verschränkte etwas entrüstet die Arme vor der Brust.

"Na also...wir machen gegen Nachmittag los, damit wir vor Abend wieder da sind."

Innerlich fluchte ich. Offenbar konnte der Tag doch noch schlimmer werden. Womit hatte ich all das nur verdient?

Etwa vier Stunden später, hatten wir alles Nötige für unseren Ausflug zusammengepackt und setzten uns in das Auto - ich auf dem Fahrersitz und Chishiya auf dem Beifahrersitz. Er drückte mir die Autoschlüssel in die Hand.

"Du fährst und ich sage dir, wo's lang geht", erklärte er unumwunden. Ich nickte angespannt und steckte mit schwitzigen Händen den Schlüssel in das Zündschloss, während Chishiya mich erwartungsvoll musterte, was mich automatisch noch nervöser machte.

Langsam nahm ich meinen linken Fuß von der Kupplung und ging mit dem anderen aufs Gas, während ich in den ersten Gang schaltete. Das Auto muckte kurz auf und der Motor erstarb. Ich lächelte etwas peinlich berührt.

"Was war das denn jetzt?", fragte er entgeistert.

"Sorry", murmelte ich und startete einen zweiten Versuch, bei dem ich den Wagen erneut abwürgte.

Chishiya wirkte nicht gerade erfreut und ich wollte am liebsten irgendwo im Erdboden versinken.

"Hast du nicht vorhin gesagt du kannst Auto fahren?"

"Also... naja." Etwas verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf. "Ich habe die Theorie bestanden, aber ich bin zweimal durch die Praxis gefallen."

Ich sah wie Chishiya genervt mit den Augen rollte.

"Und warum hast du mir das nicht schon vorhin gesagt?", knurrte er.

Ich senkte betreten den Blick.

"Es war mir etwas unangenehm", sagte ich kleinlaut.

Chishiya stöhnte.

"Okay. Also folge jetzt genau meinen Anweisungen..."

Geduldiger als ich es von ihm erwartet hatte, erklärte er mir Schritt für Schritt wie ich den Wagen startete und tatsächlich klappte es direkt beim ersten Versuch. Ich war vollkommen fassungslos.

"So und jetzt löse vielleicht erstmal die Handbremse."

Ich nickte und folgte seiner Anweisung. Langsam rollten wir los.

"Gut und jetzt schalte in den zweiten Gang."

Ich schaltete und drückte das Gas etwas mehr durch, kam jedoch etwas ins Schlingern weil mir etwas vors Auto hüpfte, das ich beinahe überfahren hätte und erkannte aus den Augenwinkeln, dass es ein Hase war.

"Was jetzt?", fragte ich angespannt und sah ihn nebenher an.

"Sieh auf die Straße und versuche am besten erstmal nicht gegen einen Baum zu fahren."

"Okay", murmelte ich verdrießlich.

"Jetzt nach rechts."

Ich lenkte und wir fuhren mit schleichender Geschwindigkeit um die Kurve.

"Sollte ich nicht mal in den dritten schalten?"

Er sah mich für einen Moment zweifelnd an.

"Sicher", sagte er dann nur.

Etwas zögerlich schaltete ich in den dritten Gang und bekam wieder etwas Panik, als der Wagen nun merklich schneller fuhr. Als ich vor mir etwas auf der Straße liegen sah, riss ich schnell das Lenkrad rum um auszuweichen und kam dabei von der Fahrbahn ab. Ich drückte die Bremse durch und wurde dabei heftig nach vorn geschleudert.

Als wir zum Stehen kamen, standen wir direkt vor etwas, das mal ein Schaufenster von einem Sushi-Restaurant gewesen war.

"Warum bist du ausgewichen? Das war nur eine Leiche", blaffte er mich an.

"Tut mir wirklich Leid", murmelte ich kleinlaut.

"Hast du in der Fahrschule nicht gelernt, dass man bei Hindernissen bremst und nicht ausweicht?"

"Doch, schon", nuschelte ich und fühlte mich mit jeder Sekunde dümmer.

"Dann mach das beim nächsten Mal auch!"

"Ja ja", gab ich trotzig zurück.

Chishiya legte resigniert seine Hand an die Stirn.

"Wer hätte gedacht, dass ich eher an einem Autounfall sterben werde, als an meiner Schussverletzung?", sagte er mehr zu sich selbst, bevor er sich wieder an mich richtete: "Leg jetzt den Rückwärtsgang ein..."

Es dauerte zwar eine Weile, aber mit Chishiyas Hilfe schaffte ich es wieder in die Spur zu kommen.

Als wir endlich vor dem besagten Krankenhaus zum Stehen kamen, atmete ich erleichtert auf.

"Und? War das jetzt besser?", fragte ich ihn, bevor ich den Motor abstellte.

"Etwas, aber wäre das eine echte Fahrprüfung gewesen, wärst du gnadenlos durchgefallen. Keine Ahnung wie du es machst, dass du selbst bei fehlendem Straßenverkehr fast einen Unfall verursachst."

Ich grinste etwas verlegen. Dann stiegen wir aus dem PKW und nahmen unsere Taschen mit.
Vor dem großen Klinikgebäude herrschte weit und breit gähnende Leere. Die wilden Pflanzen jedoch hatten sich inzwischen einiges wieder zurückgeholt und wucherten aus sämtlichen Nischen im Boden. Einige vereinahmten sogar schon die tristen Fassaden der Gebäude und rankten sich allmählich an den Wänden entlang Richtung Himmel. Es würde sicher nicht mehr lange dauern und von der einstigen Menschenwelt würde nichts mehr übrig sein.

"Hat ein bisschen was von The Walking Dead, oder nicht?", sagte ich als wir die Stufen zum Eingang hinauf nahmen.

Chishiya hob etwas überrascht eine Augenbraue.

"Hätte nicht gedacht, dass du dir sowas anschaust."

"Tu ich normalerweise auch nicht, aber mein Ex-Freund stand total auf diesen Zombie-Kram. Wahrscheinlich wär's ihm sogar lieber gewesen, wenn ich auch einer wäre."

Anhand meines dummen Gelabers merkte ich, dass ich noch immer unglaublich nervös war und fragte mich im gleichen Augenblick wieso. Am Autofahren konnte es schließlich im Moment nicht liegen. Doch als ich Chishiyas spöttisches Lächeln sah, klopfte mein Herz urplötzlich viel schneller.

"Dein Ex steht also lieber auf leblose Mädchen? Da würde ich mir ernsthaft Gedanken drüber machen."

"Naja, er war nicht gerade sonderlich einfühlsam, sondern eher praktisch veranlagt."

Erst als ich den Satz ausgesprochen hatte, wurde mir klar wie zweideutig das klang.

"Praktisch also? Nun, ich frag lieber nicht weiter nach", entgegnete Chishiya mit einem amüsierten Unterton.

Ich biss mir etwas unangenehm berührt auf die Unterlippe, während Chishiya vorausging und probierte die Tür am Haupteingang zu öffnen. Überraschenderweise war sie offen. Ich folgte ihm in das ausgestorbene Foyer, wo alles den Anschein machte als wäre es nur stehen und liegen gelassen worden. Selbst am Empfangstresen lagen noch vereinzelt Patientenakten und der Computer stand noch immer vollkommen unangerührt an seinem Platz. Ich fuhr mit dem Finger über das Holz und wischte eine dicke Staubschicht weg.

"Ist ja fast so als wäre hier schon jahrelang keiner mehr gewesen."

Chishiya drehte sich zu mir um.

"Komm, wir müssen weiter", sagte er.

Eilig lief ich ihm hinterher. Offenbar hatte er ein bestimmtes Ziel, fast so als würde er sich in diesen Räumlichkeiten genaustens auskennen. Wir gingen eine Etage höher und gelangten in einen weiteren langen Korridor. Chishiya steuerte eines der Zimmer an, das laut Türschild nur für Personal zugänglich war. Er öffnete die schwere Glastür und ich folgte ihm schweigend.

Das Zimmer sah aus wie ein einfaches Büro mit mehreren Arbeitsplätzen. Auf der linken Seite hing ein riesiger Dienstplan mit etlichen Namen darin. Daneben waren Haken angebracht und daran widerrum hingen rote Bändchen, an welchem jeweils ein medizinischer Ärzteausweis befestigt war. Chishiya griff schnell nach einem und steckte ihn sich in die Jackentasche.

"Hey, was sollte das?", fragte ich empört und stutzte dann, weil ich endlich begriff.

Chishiya hatte in diesem Krankenhaus offensichtlich früher gearbeitet um seinen praktischen Teil als Medizinstudent zu absolvieren. Ich sah auf den Dienstplan und fand tatsächlich Chishiyas Name auf der Liste.

"Du bist nicht gerade eine Blitzmerkerin, was?"

"Du... hast hier gearbeitet?", fragte ich immer noch perplex von dieser Erkenntnis.

"Ja, ich war hier in der Kinderchirurgie tätig."

"Kinderchirurgie?" Das klang absurd im Zusammenhang mit Chishiya, besonders der Teil mit den Kindern. "Wow", brachte ich nur hervor.

"Los! Wir müssen weiter", sagte er jetzt und verließ das Zimmer wieder.

Ich folgte ihm in einen anderen Raum, der wesentlich steriler wirkte als der zuvor. Auch hier schien alles seltsamerweise noch vollkommen unbelassen zu sein. In dem Raum standen lediglich viele weiße Schränke dicht aneinander gereiht mit etlichen Schubladen, die allesamt fein säuberlich beschriftet waren. Chishiya ging zielgerichtet zu einem der hinteren Fächer und zog die zweite Schublade von oben auf.

"Sieht aus als hätten wir Glück."

Er setzte seinen Rucksack ab und durchsuchte einige Zeit lang die Medikamentenschränke nach allem, was nützlich sein könnte und warf sie dann in den Rucksack, während ich nur daneben stand und zusah.

Irgendwann sah ich wie währenddessen etwas aus Chishiyas Jackentasche fiel. Er bemerkte es nicht und ich nutzte meine Chance und schnappte mir den Ausweis.

Siegessicher hielt ich ihn hoch und drehte mich dann von ihm weg, um das Foto im Licht zu betrachten. Mir verschlug es fast den Atem bei dem Anblick. Wie bei einem Ausweis üblich, war nur Chishiyas Gesicht darauf abgebildet. Er trug einen weißen Arztkittel und hatte seine weißblonden Haare offensichtlich im Nacken zusammengebunden.

Er war ohne Frage der attraktivste Arzt, den ich je gesehen hatte. Wie konnte jemand nur so unverschämt gut aussehen?

"Gib schon her!", knurrte er und versuchte mir den Ausweis aus der Hand zu reißen, doch ich wich schnell zurück und kicherte.

"Oh Neiiiin, den geb ich nie wieder her."

Ich wedelte vergnüglich damit vor seinem Gesicht herum.

"Du bist wirklich albern", entgegnete er mit finsterer Miene und verschränkte jetzt die Arme.

"Wer wollte das hier denn vor mir verstecken? Ich war das jedenfalls nicht."

Er seufzte schwer.

"Schön. Behalte es, wenn du unbedingt willst", sagte er und wandte sich dann wieder fast gleichgültig von mir ab.

"Darf ich wirklich?", fragte ich und versuchte mir meine Freude darüber nicht allzu sehr anmerken zu lassen.

"Sicher. Es ist schließlich nur ein Ausweis. Mach damit was du willst."

Ich grinste verschmitzt und sah dann erneut vollkommen entzückt auf das Foto mit seinem engelsgleichen Gesicht.

"Hast du's dann?", fragte er als er mich dabei beobachte und verengte die Augen ein wenig.

Ich ließ den Ausweis sinken und verwahrte ihn sicher in meiner Tasche.

"Nun sei nicht immer so griesgrämig."

"Ich würde nur gern wieder zurück, so lange es noch hell ist. Bei deiner Fahrgeschwindigkeit kommen wir sonst nie an."

Schnell huschte ich durch die Tür um ihm wieder hinaus zu folgen.
Auf dem Rückweg lief es dann immerhin schon etwas besser mit dem Fahren. Als wir an einem großen Einkaufscenter vorbeikamen, bremste ich jedoch.

"Was wird das denn jetzt?", fragte Chishiya stirnrunzelnd.

"Also... ähm...ich würde mir gern nur ein paar neue Sachen zum Anziehen holen. Ich verspreche, dass es nicht lange dauert."

Flehend sah ich ihn an.

"Okay, schön", seufzte er.

"Aber du solltest den Wagen lieber woanders abparken. Ich würde gern verhindern, dass uns jemand unsere Sachen aus dem Auto stiehlt."

Ich nickte und fuhr dann nebenan in das Parkhaus.

"Und? Wollen wir einen Parkschein lösen?", grinste ich als wir über das Parkdeck liefen.

"Dir scheint's wirklich wieder besser zu gehen", stellte Chishiya verwundert fest, während wir zusammen Richtung Einkaufscenter schlenderten.

Dann steuerte ich meinen Lieblingsklamottenladen an, stellte jedoch schnell enttäuscht fest, dass das Meiste schon von anderen Spielern entwendet wurde.

"Die sollten wirklich mal ihre Ware wieder nachfüllen. Diese Auswahl ist ja eine Zumutung", beschwerte ich mich.

Chishiya lief etwas unbeteiligt durch den Laden, die Hände wieder in den Jackentaschen, und sah sich währenddessen in der Männerabteilung um.

Es dauerte eine Weile bis ich endlich was Passendes in meiner Größe gefunden hatte. Sobald ich einiges zusammengetragen hatte, legte ich alles in einen Korb und hielt dann nach Chishiya Ausschau. Als ich ihn fand, hatte er sich offensichtlich gerade einen cremefarbenen Strickcardigan übergezogen.

"Ist das nicht etwas zuviel Farbe für dich?", fragte ich mit sarkastischem Ton.

"Da hast du wohl Recht" , sagte er, zog ihn wieder aus und legte ihn zurück auf die Auslage.

"Aber es sah gut aus an dir. Nimm ihn doch mit", sagte ich und hielt ihm meinen Korb hin.
Chishiya hob überrascht die Augenbrauen.

"Arbeitest du etwa hier?"

Ich lachte.

"Ja, genau. Und wenn du das jetzt nicht mitnimmst, bekomme ich Ärger von meinem Chef. Also hast du eigentlich gar keine Wahl."

"Gut, dann geb ich mich geschlagen", sagte er und legte die Strickjacke in den Korb.

"Kann ich Ihnen sonst noch behilflich sein, Sir?", fragte ich mit einem aufgesetzten Verkäuferinnen-Lächeln und machte einen kleinen Knicks.

"Sir? Hältst du mich für so alt?", fragte er verwundert.

"Nun, soweit ich mich erinnere, hast du mir dein Alter immer noch nicht verraten."

Chishiya zögerte etwas. Dann sagte er:

"25."

"24", sagte ich und lächelte ihn warm an.

"Wir sollten jetzt gehen, bevor es anfängt zu dämmern", sagte er mit einem Blick nach draußen.

Ich nickte etwas trübsinnig. Ausgerechnet dann, wo es anfing Spaß zu machen, mussten wir schonwieder gehen. Trotzdem wusste ich, dass Chishiya Recht hatte.

Als wir auf dem Rückweg nebeneinander herliefen, kam mir kurzzeitig der absurde Gedanke nach seiner Hand zu greifen. Ich hatte absolut keine Ahnung wie er darauf reagieren würde, doch war mir relativ sicher, dass es nicht die Reaktion wäre, die ich mir erhoffte. Doch alleine die Vorstellung reichte um mein Herz schneller schlagen zu lassen.

Als Chishiya plötzlich vor einem Buchladen stehen blieb, hielt ich irritiert inne.

"Ich bin gleich wieder da", sagte er und ging hinein. Ich lächelte nur, folgte ihm aber. "Du musst nicht mitkommen."

"Ich weiß, aber ich mag Buchläden", sagte ich und strich etwas verträumt über die Einbände, merkte dann aber, dass diese auch schon ordentlich Staub angesetzt hatten. "Suchst du denn was Bestimmtes?", fragte ich als er sich interessiert in dem Geschäft umsah.

"Nein."

Ich sah, wie er zu dem Bereich mit den medizinischen Fachbüchern ging, doch die kleine Auswahl schien offensichtlich nicht seinen speziellen Ansprüchen zu genügen. Letztendlich wandte er sich wieder der belletristischen Literatur zu, wo auch ich gerade herumstöberte.

Als ich eines meiner Lieblingsbücher auf einem der Tische entdeckte, lächelte ich und griff danach um darin zu blättern. Dann hielt ich es Chishiya hin.

"Hier. Dieses wird dir bestimmt gefallen", sagte ich voller Überzeugung und drückte es ihm in die Hand. Er nahm es und betrachtete das nichtssagende weiße Cover mit dem Titel Nichts: Was im Leben wichtig ist.

"Und wie willst du das beurteilen?"

"Hmm", machte ich und dachte kurz nach. "Intuition."

"Aha, sehr überzeugend."

Er drehte das Buch dennoch um und las die kurze Zusammenfassung auf der Rückseite.

"Es geht um die Bedeutung des Lebens und wie man sie findet", erklärte ich und schmunzelte etwas.

"Verstehe..."

Für einen Moment schien er nur abwesend ins Leere zu blicken, vollkommen vertieft in seinen Gedanken. Dann griff er noch nach zwei weiteren Büchern und klemmte sie sich unter dem Arm.

"Wenn du soweit bist, lass uns verschwinden."

Ich nickte zustimmend, während ich innerlich vor Freude fast platzte. Er hatte mein empfohlenes Buch tatsächlich mitgenommen.

"Okay."

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