Ein überraschendes Angebot
"Hast du's schon gelesen?", vernahm ich eine aufgekratzte Stimme direkt neben mir. Ich wandte meinen Kopf ein wenig neugierig zur Seite. Das Mädchen, das zu der Stimme gehörte, deutete aufgeregt auf das Buch auf dem Präsentationstisch.
"Klar, doch. Ich lese es sogar schon zum zweiten Mal", entgegnete das andere Mädchen neben ihr.
"Ich bestimmt schon zum fünften Mal. Vor allem wegen Chishiro. Er ist so unfassbar gutaussehend und intelligent. Aber am meisten liebe ich, wie er Tsuyu am Ende mit dem Apartment überrascht. Das ist so unheimlich süß von ihm. Ich wünschte, Männer wie ihn würde es in der Realität geben", seufzte sie wehmütig.
Ich grinste ein wenig in mich hinein, als sich die beiden Mädchen neben mir von dem Tisch mit den Graphic Novels entfernten und dabei noch immer in ihr Gespräch vertieft waren.
Wenn sie nur wüssten...
Meine Augen glitten automatisch ebenfalls zu dem Buch, das in mehrfacher Ausführung auf der obersten Stufe des Ausstellungsregals thronte.
Das Buchcover war inzwischen überall zu sehen: auf Werbeanzeigen, auf Plakaten, in Hochglanz-Magazinen, auf Social Media, sogar auf den digitalen Monitoren in der U-Bahn hatte ich letztens eines entdecken können. Inzwischen musste fast jeder Mensch in Tokyo mindestens einmal in irgendeiner Form über dieses Buch gestolpert sein. Man müsste schon ein absolut sozial abgeschotteter Einsiedler sein, um den Hype um dieses Buch nicht mitbekommen zu haben.
Ich hatte ehrlich gesagt nicht viel erwartet, als ich den Webtoon vor zwei Monaten auf einer kostenlosen Webseite für Comics hochgeladen hatte, aber ich dachte ein Versuch könnte nicht schaden, besonders nachdem Chishiya immer wieder darauf gedrängt hatte, es wenigstens zu probieren. Ich hatte mir sogar die Mühe gemacht, alle Namen der darin vorkommenden Personen zu ändern, worüber ich im Nachhinein wirklich froh war.
Außerdem hatte ich den Webtoon unter einem Pseudonym veröffentlicht, sonst wäre es vermutlich längst aus gewesen mit meiner Anonymität. Als ich vor einigen Wochen eine E-Mail von einem Verlag erhalten hatte, mit der Anfrage meinen Webtoon auch als gedruckte Version veröffentlichen zu dürfen, war ich völlig aus dem Häuschen gewesen. Und dann ging alles rasend schnell. Kaum hielt ich das erste druckfrische Exemplar in den Händen, erreichte das Buch rekordverdächtige Verkaufszahlen und führte seitdem die Spitze der Bestsellerlisten an. Nur kurze Zeit später wurden sogar erste Fernsehberichte über meinen Webtoon ausgestrahlt und ich bekam zahlreiche Anfragen von den öffentlichen Medien, Interviews in ihren Shows zu geben und dort meine Identität zu enthüllen.
Mit einem zufriedenen Lächeln trat ich von dem Tisch weg, um eines der umstehenden Regale anzusteuern und zog dann meine Literaturliste fürs Studium hervor, für die ich ursprünglich hergekommen war.
Erst spät in der Nacht, als ich bereits im Bett lag, vernahm ich das unverwechselbare Geräusch des Schlüssels, das mir inzwischen schon allzu vertraut war. Ein zärtliches Haarestrubbeln kündigte Chishiyas Anwesenheit im Schlafzimmer an. Ich hob schläfrig den Kopf und lächelte ihn verträumt an.
"Da bist du wieder", nuschelte ich vor mich hin und versuchte träge die Augen zu öffnen. Ich blickte auf Chishiyas nackten Rücken, während dieser sich gerade von seinem T-Shirt befreite. Er warf seine Kleidung achtlos auf den Stuhl und tauschte sie gegen eine bequeme Hose und ein Schlafshirt, bevor er das Licht löschte und sich mit einem leisen Seufzen neben mir in die Matratze sinken ließ.
"Warum nochmal wollte ich diesen Beruf machen?"
Ich rutschte zu ihm heran und legte meinen Kopf auf seiner Brust ab.
"Damit du beliebt bei den Frauen bist?", murmelte ich leise und schmiegte mich dabei sehnsüchtig an seinen Oberkörper.
Chishiya schnaubte und vergrub seine Hand in meinen Locken, um meine Kopfhaut mit seinen Fingern zu massieren.
"Dafür muss ich nun wirklich kein Arzt sein."
"Aber es hilft sicher ungemein."
"Mag sein, aber es reicht mir schon, dich an der Backe zu haben. Was soll ich denn mit noch mehr Stalkerinnen anfangen?"
"Hey, du könntest wirklich etwas netter zu mir sein", schmollte ich protestierend und plusterte dabei die Wangen auf.
Er gab ein amüsiertes Lachen von sich und zog mich etwas näher an sein Gesicht heran. In freudiger Erwartung schloss ich die Augen, als er mir einen liebevollen Kuss auf die Lippen drückte.
"Mhm... ich bin so froh, dass du real bist, Chishi", seufzte ich gedankenverloren gegen seine Lippen und kuschelte mich dann glückselig in seine Halsbeuge, wo ich in aller Seelenruhe weiter vor mich hin schlummerte.
"So langsam sollte ich mich nicht mehr wundern über die seltsamen Dinge, die du manchmal von dir gibst."
"Es ist nur so: du könntest ja auch nur rein fiktiv sein und in Wirklichkeit bilde ich mir dich eigentlich nur ein."
"Okay, sei ehrlich. Warst du wieder heimlich am Medikamentenschrank und hast ausversehen die falschen Pillen erwischt?"
"Das war nur einmal", knurrte ich missmutig.
"Ich würde es dir jedenfalls auch ein zweites Mal zutrauen."
"Tss."
"Komm, lass mich mal fühlen."
Er legte prüfend die Hand auf meine Stirn.
"Also ich glaube du hast ein bisschen Temperatur", sagte er übertrieben nachdenklich.
"Ja ja. Mach dich nur über mich lustig."
Ich piekste ihn provozierend in die Seite, was ihn ein wenig zusammenzucken ließ.
"Ich verordne dir lieber strikte Bettruhe. Sicher ist sicher", entgegnete er süffisant und legte seine Arme um meine Hüfte, um mich auf sich zu ziehen. Meine Hand schlüpfte währenddessen unter den Stoff seines Shirts und glitt dort über die warme Haut.
"Aber ich bin doch noch gar nicht müde...", murmelte ich und schob das T-Shirt nach oben, um meine ausgehungerten Lippen über seinen nackten Körper wandern zu lassen.
"Ich allerdings schon, Tsuki", sagte er und hob sanft, aber bestimmt mein Kinn an, um mich anzusehen. "Lass uns das hier morgen fortsetzen. Ich hatte einen wirklich langen Tag."
Ich setzte ein verständnisvolles Lächeln auf, während ich versuchte nicht allzu enttäuscht zu sein.
"Schon gut. Dann lass uns jetzt schlafen", entgegnete ich und drückte ihm einen letzten kurzen Kuss auf den Mund. "Aber glaube nicht, dass du mir entkommst, Doktor."
"Ich weiß. Das habe ich ja schon monatelang vergeblich versucht", seufzte er theatralisch und strich dabei ein wenig herausfordernd über meine Wange, während seine geschwungenen Lippen sich zu einem großspurigen Lächeln kräuselten.
Ich warf ihm einen verletzten Blick zu.
"Hör auf mich immer aufziehen", lamentierte ich und schob übertrieben trotzig die Unterlippe nach vorn.
"Es macht eigentlich nur so viel Spaß, weil du dich so sehr darüber aufregst", sagte er schalkhaft und schob mir flüchtig eine Haarsträhne aus der Stirn.
"Verstehe, also war das der eigentliche Grund, warum du mich damals bei dir aufgenommen hattest? Weil es dir Spaß macht, mich zu ärgern?"
Er zuckte ungerührt mit den Schultern.
"Schätze schon. Ich fand dein Schmollen irgendwie amüsant."
Ich runzelte ungläubig die Stirn und blinzelte ihn an.
"Amüsant?"
"Ja. Oder vielleicht auch einfach nur süß. Du lässt dich immer so leicht provozieren. Da kann ich einfach nur schwer widerstehen."
Ich presste meine Lippen noch ein wenig fester aufeinander und grübelte kurz.
"Und du findest das wirklich süß?", hakte ich nach, weil es in meinen Ohren ein wenig absurd klang.
Er stöhnte leise.
"Wenn ich es doch sage."
Ich gluckste vergnügt.
"Na gut...dann darfst du mich weiter necken."
Er zog mich etwas unerwartet zu sich heran.
"Ich hätte es auch ohne deine Erlaubnis getan", wisperte er mit rauchiger Stimme und drückte meinen Kopf dann wieder auf seine Brust, während er liebevoll über mein Haar streichelte. Sein gleichmäßiger Herzschlag an meinem Ohr war wie ein beruhigendes Schlaflied, das mich sanft in angenehme Träume hüllte. Meine Augenlider wurden wieder ein wenig schwerer. "Schlaf jetzt, kleine Stalkerin."
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen...
"Hey, sag mal, sieht dieser Kerl da nicht genauso aus wie ich?"
Ich drehte seufzend meinen Kopf zur Seite, wo Nakamura sich gegen den Getränkeautomaten gelehnt hatte und mir ein aufgeschlagenes Buch vors Gesicht hielt. Mit hochgezogener Augenbraue griff ich nach dem heißen Pappbecher, während mein Kollege noch immer vehement auf das Bild in dem Comic deutete.
"Was meinst du? Verblüffend ähnlich, oder?", meinte er beharrlich.
Ich warf einen flüchtigen Blick auf die Abbildung seines Webtoon-Doppelgängers.
"Um ehrlich zu sein sieht er besser aus als du", entgegnete ich schulterzuckend und wandte mich dann zum Gehen, doch ich hörte, wie Nakamura mir eilig folgte.
"Ich meine er sieht nicht nur so aus: sein Name ist Nakashima. Das ist doch seltsam, oder?", redete er weiter, als hätte er mich gar nicht gehört. "Und dieser Kerl." Er blätterte hektisch in dem Buch herum und drängte sich diesmal genau vor mich, um mich am Weiterlaufen zu hindern. Dann hielt er mir den Comic erneut vor die Augen. "Das bist doch du. Dieses verwegene blonde lange Haar. Dieses überhebliche Lächeln. UND er ist zufällig auch Arzt. Und dann heißt er noch Chishiro. Chishiro! Verstehst du?"
Er riß wahnhaft die Augen auf und deutete eindringlich auf das Bild.
"Du weißt schon, dass du dich wie ein Irrer verhältst", sagte ich ruhig und nippte dann unbeeindruckt an meinem Espresso. "Wärst du so nett mich jetzt weiterarbeiten lassen? Ich muss gleich einen Patienten auf eine Herztransplantation vorbereiten."
Ich drängte mich an ihm vorbei, doch er schien nicht so schnell nachzugeben.
"Die Protagonistin in diesem Comic sieht genauso aus wie deine Freundin. Das muss dir doch aufgefallen sein. Verdammt, hör auf mich zu ignorieren, Chishiya."
"Ich habe jetzt keine Zeit für deine Wahnvorstellungen, Nakamura", sagte ich kurz angebunden und ließ ihn etwas bedröppelt im Gang stehen, als ich die Tür zum Zimmer des Patienten öffnete.
"Schönen guten Tag, Kodai-sama. Wie geht es Ihnen heute? Sind Sie bereit für Ihren großen Tag?", begrüßte ich den älteren Herrn und schloss die Tür hinter mir.
Ich wusste, dass irgendwann der Moment kommen würde, wo es anfangen würde aufzufallen. Die Parallelen, die Tsukis Comic mit der Realität aufwiesen, waren nicht von der Hand zu weisen. Ich würde Nakamura nicht für immer abwimmeln können und mit Sicherheit würde es auch nicht lange dauern, bis andere kamen und genau die gleichen Schlüsse zogen wie er. Wer hätte auch ahnen können, dass dieses Buch so an Popularität gewann und das binnen kürzester Zeit? Selbst die Schwestern hatten angefangen, sich darüber auszutauschen und warfen mir seitdem immer wieder neugierige Blicke zu. In letzter Zeit hatte ich immerhin zu verhindern gewusst, dass Tsuki bei mir auf Arbeit auftauchte, um sie nicht noch misstrauischer werden zu lassen. Würde herauskommen, dass ich das Vorbild für Chishiro war, dann könnte ich auch gleich meine Kündigung einreichen, denn meine Fähigkeiten als Arzt würden dann schnell zur Nebensache werden. Im Nachhinein bereute ich ein wenig, dass ich Tsuki dazu ermuntert hatte, ihr Werk zu veröffentlichen. Inzwischen hatte das alles schon viel zu große Wellen geschlagen, als dass der Hype sich noch irgendwie aufhalten lassen würde. Vielleicht musste ich mir in Zukunft einen neuen Look und einen anderen Namen zulegen oder im schlimmsten Falle, würden wir gemeinsam aus Japan auswandern müssen, um dem Trubel irgendwie zu entgehen. Auf keine dieser beiden Sachen war ich ehrlich gesagt sonderlich scharf.
Als die Herztransplantation nach mehr als fünf Stunden vorbei war, setzte die Müdigkeit wieder ein. In der Umkleide zog ich zuerst das Smartphone auf der Tasche. Tsuki hatte mir geschrieben.
Chishi, ich muss dir unbedingt was sagen. Ich kann einfach nicht länger warten. OMG. Das glaubst du mir nie. Es ist unfassbar. Hoffentlich kommst du bald nach Hause, sonst platze ich.
Mit einem amüsierten Lächeln schüttelte ich den Kopf. Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie sie gerade zu Hause in heller Aufregung ihre Runden lief und nicht schlafen konnte, nur weil sie es nicht erwarten konnte, mir diese offensichtlich beeindruckende Sache zu erzählen. Etwas, das anscheinend so wichtig für sie war, dass es keine Sekunde länger warten konnte.
Beruhig dich, Tsu! Ich mache gerade Feierabend. Gedulde dich noch ein klein wenig.
Gerade als ich anfangen wollte, mich umzuziehen, vibrierte mein Pieper in der Tasche. Ich stöhnte. Den zeitigen Feierabend konnte ich damit wohl auch vergessen. Ich konnte nur hoffen, dass Tsuki bis dahin nicht komplett durchdrehen würde.
Als ich zwei Stunden später endlich die Tür zu unserer Wohnung aufschloss, war es bereits halb 2 in der Nacht. Kaum hatte ich meinen Mantel an die Garderobe gehängt, klebte auch schon eine menschengroße Klette an mir.
"Chishi, ich dachte schon, es ist irgendwas passiert", weinte sie und sah aufgelöst zu mir auf. In ihren Augen standen riesige Waltränen.
"Ja, ein Notfall kam rein. Das ist passiert. Was hast du denn gedacht?"
Sie schniefte und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.
"Du hast gesagt, du machst Feierabend und bist gleich da. Das war vor fast zwei Stunden", jammerte sie und presste ihren Kopf verzweifelt an meine Brust.
Leise seufzend legte ich meine Arme um sie und tätschelte besänftigend ihren Kopf.
"Es geht mir gut. Hör schon auf zu weinen", sagte ich bemüht verständnisvoll. "Was wolltest du mir denn vorhin so Wichtiges sagen?"
"Ich hatte solche Angst um dich", schluchzte sie erneut, löste sich aber immerhin ein wenig von mir, um mich anzusehen. Erwartungsvoll zog ich die Augenbrauen nach oben. "Ich hab vorhin ein Anruf vom Verlag bekommen."
Ich nickte und sah wie sie sich nervös auf die Unterlippe biss.
"Und? Wollen sie wieder mehr Auflagen drucken oder haben sie jetzt auch vor, die Bücher ins Hebräische zu übersetzen?"
Tsukis Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig. Die Tränen waren endgültig versiegt und sie begann stattdessen unruhig von einem Fuß auf den anderen zu wippen.
"Weder noch. Sie haben eine Anfrage erhalten, meinen Webtoon auch als Serie zu veröffentlichen. Kannst du dir das vorstellen?", ihre Frage wurde von einem euphorischen Kiekser verschluckt und sie hüpfte freudig auf der Stelle auf und ab, ohne mich dabei loszulassen.
"Wow. Das kommt...unerwartet", sagte ich, während ich mir bereits ausmalte, was das im Umkehrschluss für uns bedeutete. Noch mehr Bekanntheit und damit eine noch höhere Wahrscheinlichkeit, dass das Geheimnis bald herauskommen würde.
"Und weißt du, wer die Anfrage gestellt hat?", fragte sie und ließ eine kurze theatralische Pause, in der ich nur kurz den Kopf schütteln konnte. "NETFLIX!"
"Okay, das geht mir jetzt alles etwas zu schnell."
"Mein Webtoon wird eine eigene Serie auf Netflix kriegen!", wiederholte sie, ohne auf meinen Kommentar einzugehen. "Ist das nicht der absolute Wahnsinn?"
"Und du hast natürlich sofort zugesagt."
"Natürlich hab ich zugesagt. Warum hätte ich ablehnen sollen? Ich bin doch nicht verrückt."
Ich lächelte matt.
"Also...im Moment bist du schon ein kleines bisschen verrückt."
"Ich meine, kannst du dir das vorstellen? Es werden echte Schauspieler für die Serie gecastet. Ich frag mich, wer die Rolle von Tsuyu bekommt. Ob ich vielleicht mit entscheiden darf? Ich muss unbedingt Netflix anrufen." Tsuki wirbelte herum und sah sich hektisch im Wohnzimmer um. Dann steuerte sie aufs Sofa zu. "Verdammt, wo hab ich nur mein Handy hingetan?", fluchte sie und warf die Couchkissen beiseite, um jeden Winkel danach abzugrasen.
"Suchst du vielleicht das hier?", fragte ich und konnte mir nur schwer ein Lachen verkneifen, als ich ihr Handy hochhielt, das unschuldig auf dem Küchentresen gelegen hatte.
"Oh ja", seufzte sie erleichtert und kam zu mir, um es mir aus der Hand zu reißen, doch ich versteckte es stattdessen hinter meinem Rücken. "Hör mal, die Leute von Netflix brauchen auch ihren Schlaf. Es ist mitten in der Nacht. Du kannst dort morgen immer noch anrufen."
"Aber, aber...vielleicht ziehen sie ihr Angebot bis dahin wieder zurück, weil sie es sich anders überlegt haben, oder irgendein anderes Buch hat mich bis dahin von der Beststeller-Liste gestoßen, das sie stattdessen viel lieber für eine Eigenproduktion haben wollen."
"Das wird sicher nicht passieren, Tsu. Du machst dir viel zu viele Gedanken. Du solltest jetzt versuchen ein wenig runterzufahren. Du bist viel zu aufgedreht."
Ich legte das Handy wieder auf den Tresen zurück und umfasste stattdessen ihr gerötetes Gesicht, um sie anzusehen. Auf ihrer Haut hatten sich ein paar rote Stressflecken gebildet und ihre Locken hatten sich teilweise aus ihrem Zopf gelöst und standen wirr von ihrem Kopf ab.
"Einatmen...Ausatmen", sagte ich, ohne den Blick von ihr zu lösen. Sie folgte meinen Anweisungen und stieß geräuschvoll Luft aus ihren Lungen.
"Ich...glaube- ich...kann das alles nicht", brachte sie plötzlich hervor und verzog dabei wehleidig ihren Mund. "Ich bin keine Berühmtheit. Ich bin doch nur Tsuki."
"Und das wirst du auch weiterhin sein", sagte ich nachdrücklich. Sie nickte zögerlich. "Aber jetzt lass uns erstmal schlafen und morgen sehen wir dann weiter."
"Du meinst heute, oder?"
"Ja, genau."
Nachdem sie ein wenig besänftigt war, gingen wir gemeinsam hoch ins Schlafzimmer. Doch ich kannte sie inzwischen gut genug, um zu wissen, dass Tsuki diese Nacht kein Auge zumachen würde und mich mit ihrer Ruhelosigkeit ebenso um den Schlaf bringen würde.
"Was denkst du, wer dich spielen sollte?"
"Keine Ahnung, ist mir egal", grummelte ich, als ich mich hingelegt hatte und gerade die Augen geschlossen hatte.
"Nun, wen auch immer sie wählen. Er wird nicht annähernd an das Original rankommen."
Sie klammerte sich von hinten an meinen Rücken wie ein kleines Äffchen.
"Nakamura weiß es."
"Häh, wovon redest du?"
"Er weiß, dass der Comic von dir ist. Er hat mich heute den ganzen Tag damit genervt."
"Oh, naja, es ist auch nicht zu schwer zu erraten...", murmelte sie verlegen.
"Es dauert sicher nicht lange, bis alle es wissen..."
"Mhmm..."
"Ich wollte dich nur vorwarnen."
"Mit dir kann ich alles schaffen, oder?", flüsterte sie zaghaft in die Dunkelheit. Ihr Atem kitzelte meinen Nacken.
"Versuche es für den Anfang erstmal mit Einschlafen", brummte ich, während ich bereits vor mich hin dämmerte.
Etwas Warmes berührte daraufhin sachte meine Wange und streichelte über mein Haar.
"Schlaf schön, Chishi", raunte sie gegen mein Ohr. "Und Danke, dass es dich gibt."
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