
Chapter Twenty-six
»Wohin willst du gehen?«, fragte Taeyong, als er am nächsten Morgen Lavender dabei zusah, wie sie langsam anfing, den Schlafplatz wieder an die Umgebung anzupassen, damit man nicht mehr erkennen konnte, dass jemand hier war.
»Ich weiß es nicht. Aber wir können nicht für immer hier bleiben. Möchtest du wieder in den Süden? Wie war es dort?«
Taeyong schüttelte den Kopf, bevor er überhaupt antwortete. »Im Süden ist man ungeschützt, man kann sich nirgends verstecken. Weißt du, wie es im Norden ist?«
»Ich war im Norden, im Nadelwald und ich bereue es. Es gibt nichts außer Nadelbäume. Man kann sich leise bewegen, da der Boden fast nur mit getrockneten Nadeln der Bäume bedeckt ist, mit ein paar Grasstellen, aber man kann sich nicht verstecken, da die Äste mit den dichten Nadeln erst weit oben beginnen. Und es gibt kein Wasser.«
»Also ist die Gegend, wo wir uns gerade befinden wohl die beste. Ich habe flussabwärts am ersten Tag der Spiele eine Hängematte in einen Baum in der Nähe des Flusses gebaut, mit Seilen, die ich im Rucksack hatte. Dorthin könnten wir gehen«, schlug Taeyong vor. Lavenders Gesichtsausdruck wurde heller und sie sah erleichtert aus, sobald sie wusste, dass Taeyong einen Plan hatte – zumindest einen kleinen, der fürs Erste reichte.
Taeyong half ihr, das Lager zu zerlegen und unauffällig zu gestalten, als wäre es nie da gewesen. Die Äste trugen sie einige Meter weg ins Gebüsch, die Feuerstelle zertraten sie, damit die Steine nicht so aussahen, als wären sie gezielt hier hingelegt worden. Die Asche verteilten sie am Boden, streuten Erde und Blätter darüber. Erst dann machten sie sich nahe am Fluss auf den Weg zu Taeyongs Hängematte. Stetig flussabwärts.
Nach einigen Stunden machten sie eine Pause. Es war noch nicht Mittagszeit, dennoch gönnten sie sich ein bisschen Ruhe zwischen ihrer kleinen Wanderung.
»Essen wir ein bisschen von dem getrockneten Obst, das wird uns ein bisschen stärken«, sagte Taeyong, als sie ein geschütztes Plätzchen zwischen Wurzeln gefunden hatten und sich niedergelassen hatten.
Sie aßen zusammen etwa die Hälfte der getrockneten Früchte, den Rest wollten sie sich für ihre kleine Mahlzeit als Abendessen aufheben.
»Hast du dich schon vor den Spielen mit Jaehyun unterhalten? Würde er dich nicht kennen, hätte er wahrscheinlich nicht gezögert, dich sofort umzubringen, als ihr euch getroffen habt. Ich wollte das schon gestern fragen, habe es aber vergessen. Ich war von der ganzen Geschichte von dir überrascht.« Lavender schien sichtlich interessiert, während sie ein getrocknetes Apfelstück langsam in winzigen Bissen aß.
»Ja. Vor der Willkommenszeremonie das erste Mal.«
»Wie meinst du, das erste Mal? Ihr habt öfters miteinander geredet?«, fragte sie verblüfft und steckte sich den Rest des Apfels in den Mund.
»Ja, aber die anderen Male viel kürzer. Ich wusste nicht, wer er war. Ich habe Selbstgespräche geführt, als ich mich über Glimmer aufgeregt habe. Ich glaube, ich habe gesagt, dass ich mich fremdschäme und er hat mir zugestimmt. So kamen wir ein wenig ins Gespräch. Das zweite Mal waren Jaehyun, Thymian, Seulgi und Johnny bei uns zum Abendessen eingeladen. Er hat mich gefragt, ob er meinen Wein trinken darf, weil ich ihn nicht getrunken habe.«
»Sie waren bei euch zum Abendessen eingeladen? Wann?« Lavender mochte es, Taeyong zuzuhören und ihm Fragen zu stellen und scheute sich nicht davor, schließlich wollte sie nichts verpassen.
»Ich glaube, am zweiten Trainingstag. Das dritte Mal hat er sich bei den Umkleideräumen vor den Interviews verwählt und ist durch die falsche Türe gegangen, während nur ich drinnen war, wie auch immer er das geschafft hat.«
Auf einmal wirkte die Woche, die Taeyong im Kapitol verbracht hatte so weit entfernt, als wäre sie vor Monaten gewesen, obwohl es nur einige Tage gewese waren, die er in der Arena verbracht hatte.
»Vielleicht war es Absicht?« Lavender holte ihn schnell aus den Gedanken.
»Warum sollte er mit mir reden wollen?«
»Vielleicht hat er Interesse.« Lavender wackelte mit den Augenbrauen und Taeyong rollte mit den Augen und drehte sich bisschen zur Seite, damit Lavender seine Röte auf den Wangen nicht bemerkte.
»Wie auch immer.«
Sie gingen weiter, sobald sie fertig gegessen hatten. Die Sonne stieg höher und die Strahlen trafen kräftiger auf die Erde auf.
Die Landschaft veränderte sich nicht. Die Bäume blieben die gleichen, der Fluss schlängelte sich unregelmäßig zwischen den Bäumen herum. Er wurde manchmal breiter und reißender, dann wieder seicht, schmal und ruhig, sodass man nahe Am Flussufer, wo die Sonnenstrahlen das Wasser gut aufwärmen konnten, kleine Fische sah, deren Schuppen im Licht der Sonne schimmerten.
Wenn Taeyong es nicht besser wüsste, könnte er beinahe meinen, sie liefen im Kreis.
Nach etwa drei weiteren Stunden, die sie den Fluss entlang gegangen waren, hielten sie erneut an.
Das Flussufer war sehr steinig, spitze Steine, die Taeyong etwa bis zum Knie gingen lagen am Ufer des Flusses oder mittendrin. Das Wasser war ziemlich seicht, in der Ferne konnte er erkennen, wie der Fluss breiter wurde und dunkler, was wohl hieß, er wurde schnell tiefer, da man den Grund nicht mehr sehen konnte.
»Ich kann hier ein oder zwei Fisch fangen«, schlug Lavender vor. »Währenddessen kannst du Beeren sammeln gehen.«
Er nickte. Kurz darauf trennten sie sich und Taeyong sah, wie Lavender sich die Stiefel auszog und sich die Hose bis zu den Knien hinaufzog, damit sie ins Wasser waten konnte. Sie winkten sich noch einmal zu, bevor Taeyong im Wald verschwand.
Schnell fand er Brombeeren und Himbeeren, die eng aneinander wuchsen. Er sammelte die reifen Beeren ein und füllte somit langsam den kleinen Stoffsack.
Er bemühte sich, nicht zu weit weg vom Fluss zu gehen, im Fall, dass er nicht mehr zurückfinden würde. Er packte die Früchte in den Rucksack und zog diesen zu.
Ein hoher Schrei ertönte.
Taeyong riss den Kopf herum und rannte los, in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war.
Er rannte aus den Bäumen hervor. Er stand beim Flussufer, bei dem er Lavender zurückgelassen hatte.
Sein Blick fiel sofort auf die Regung in der Mitte des Flusses.
»Lavender!«
Sie lag im Wasser, am Rücken hatte sie ein tiefe Wunde.
Lavender hob schwach den Kopf, die Anstrengung, die sie dafür aufbrachte war nicht zu übersehen und ihre Augen weiteten sich erschrocken.
Taeyong war nicht weniger erschrocken.
Über ihr im Wasser stand Stevia aus Distrikt 4.
Neben ihrem zierlichen Körper wirkte er wie ein Riese. In seiner rechten Hand hielt er ein langes Messer, sein Gesicht war starr, seine Augen kalt und Taeyong lief ein Schauer über den Rücken, als sein Blick auf ihn fiel. Seine blonden Haare hingen ihm tief in die Stirn und über seine eingefallenen Wangen.
Es passierte alles so plötzlich, es ließ ihm kaum Zeit zu denken. Schmerzhaft schnell schlug ihm sein Herz vor Angst gegen den Brust, während sein Blick zwischen Lavender und Stevia hin und her huschte.
Für einen bruchteil einer Sekunde trafen sich Taeyongs und Lavenders Blicke.
Lavenders Augen tränten, ihre Halsschlagader war zu erkennen, während zwei Tränen ihre Wange hinabliefen.
Blut floss durch das Wasser und färbte es rot, doch es schien sich wegen der sanften Strömung sofort in nichts aufzulösen.
»Lauf.«
Das Wort kam Lavender leise und voller Anstrengung über die Lippen. Taeyong wusste nicht, ob er es überhaupt gehört hatte, oder ob er von ihren Lippen abgelesen hatte. Er bemerkte aber, wie das Wort in ihrer jungen und fast noch kindlichen Stimme durch seinen Kopf hallte.
Seine Sicht verschwamm, doch er konnte ihren Blickkontakt nicht brechen.
Taeyong wurde schwindelig.
Selbst Stevia, der mit einem blutigen Messer neben Lavender im Wasser stand, konnte sich nicht bewegen, so gebannt starrte er auf die zwei. Er erwachte jedoch als erstes aus der Trance.
Die kleine Bewegung bekam sofort Taeyongs Aufmerksamkeit. Sein Blick schnellte zu Stevia.
Danach noch ein letztes Mal zu Lavenders Augen, deren Licht in genau diesem Moment erlosch; ihr Körper fiel leblos in das kalte Wasser. Der Kanonenschuss ertönte.
Blindlings drehte Taeyong sich um und rannte.
– – – – –
:)
Kaum bin ich eine Zeit am Meer habe ich zwei neue Storyideen dbanjfjwifjsnx
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro