⋋- ᴛʜɪʀᴛʏ-ғɪᴠᴇ: 𝙾𝚋𝚜𝚎𝚜𝚜𝚒𝚘𝚗 -⋌
- 𝙹𝚞𝚗𝚐𝚔𝚘𝚘𝚔 -
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Mein Körper brennt an den verschiedensten Stellen, lässt Blut seicht aus meinen Wunden sickern, während mein Atem sich nicht wieder in seinen Normalzustand versetzen zu lassen scheint und stattdessen mein Körper weiterhin wie ein Fisch an Land nach Sauerstoff lechzt. Mein Herz hämmert in meiner Brust, während meine Augen sich nicht von der ausblutenden, röchelnden Frau und schließlich Leiche entfernen können. Mein Blick klebt förmlich an dem schlaffen Körper, dessen Brust sich nicht mehr wie gewöhnlich hebt und sinkt.
Es ist ein seltsames Gefühl was mich bei dem Anblick übernimmt. Ein gemischtes Gefühl. Zum einen schmerzt mir mein Herz dermaßen in meiner Brust, als würde es sich zusammenknüllen und so klein wie möglich zusammenschrumpfen wie es nur kann. Ein enormes Gefühl an Schuld überkommt mich bei dem Anblick, wissend das trotz meiner fehlenden Taten zu diesem Ausgangsbild, ich sie dennoch dazu gebracht habe ihr Leben zu lassen. Das gleiche bei Tae. Ich habe ihn dazu gebracht, so zu handeln. Auch wenn ihre Ermordung nicht geplant war...aber in den Grundzügen ist es trotz allem schlussendlich meine Schuld.
Ich hätte von vornherein mit allem rechnen sollen!
Auch das schlussendlich Yejin indirekt mit an Verenas Tod schuldig sein könnte...
Ich habe mir zu wenig Gedanken im vornherein gemacht! Ich habe mich einfach auf einen Plan fixiert und war der festen überzeugen, dass alles glatt und wie am Schnürchen laufen würde...! Ich hatte es klar unterschätzt. Ich war der Meinung das ein wenig "Beschatten" und Manipulation schon reichen würde...hatte mich aber in keinster Weise darauf vorbereitet, dass es zum Mord kommen würde...!
Das war ein Fehler...Ein massivster Fehler...
Ich spanne meine Finger an, starre weiterhin auf die Leiche und den darüber Hockenden. Meine Hände fahren wie automatisch zu meinem Gesicht. Die Bewegungen fügen mir enorme, brennende Schmerzen zu, doch es interessiert mich wenig. Fast schon verzweifelt kralle ich mich in meine Strähnen, zwinge mich dazu irgendwie auf eine Lösung zu kommen und sowohl die Schuld, dass ich der Funken für dieses Ende als auch die Schuld, dass ich alles zu selbstverständlich gesehen hatte, zu verdrängen und mich auf das hier und jetzt zu konzentrieren.
„I-ich...".
Ich merke nicht, wie ich ansetze etwas zu sprechen, merke nur das dies auch wirklich geschehen ist, als der Schwarzhaarige sich wieder aufstellt und mich schließlich fixiert. Erwartend schaut er mich an, während meine Worte mir in meiner Kehle hängen bleiben.
Blut klebt an seinem Gesicht, tropft teilweise von ihm herab. Kein Wunder, wenn er ihre Halsschlagader durchtrennt hat und somit ein fröhliches, rotes Feuerwerk damit verursachte.
Sein Hemd klebt teilweise an ihm. Einige Stellen sind verfärbt, lassen auf die rote Flüssigkeit schließen, während ein enormes, strahlendes und gleichzeitig beängstigendes Glitzern in seinen Augen schimmert.
Ich realisiere kaum wie er schlussendlich wortlos auf mich zukommt und sich vor mich stellt. Er greift wie in Trance sanft nach meinen Händen die weiterhin in meinen Haaren vergraben sind, zieht diese aus diesen hervor und verschränkt unsere Hände miteinander. Wie ein komplett anderer Mensch lächelt er mich so glücklich an, wie ich ihn bis jetzt noch nie erlebt habe, beugt sich schließlich zu mir vor und verbindet unsere Lippen zu einem zarten Kuss.
Einem Kuss wie einem Versprechen. Einem bitterem Versprechen, dass gleichzeitig doch so süß zu sein scheint, wie es sich anfühlt.
Ein unkontrollierbares, seltsames Kribbeln breitet sich in meinem Inneren aus, als ich ihn schockiert anstarre und den metallischen Geschmack der Fremden auf meinen Lippen verspüre.
„Spürst du das, Jungkook. Dieses befreiende Gefühl, diese Momente der vollkommenen Ruhe und Entspannung. Der Gedankenlosigkeit. Als würde man fliegen, vom Boden abheben und wie in einer Seifenblase schweben...Ich fühle mich als wäre ich auf Drogen. Als hätte ich gerade für einige Minuten einfach alles aus meinem Hirn radiert, was bis jetzt passiert ist. Als würde mein Problem einfach nicht mehr existieren!".
Ungläubig und wortlos starre ich ihn an, kann nicht ganz fassen was er gerade von sich gibt. Ich bin mir unsicher, was er mir gerade mitteilen will, bin mir jedoch gleichzeitig ziemlich sicher, dass er keinen Plan zu haben scheint, wer er ist und warum er so ist.
Im Gegensatz zu ihm hat mich sein Verhalten jedoch wieder zur Besinnung gebracht und mir ein was wieder klar gemacht. Nämlich für wen ich das alles hier tue.
Ich verstehe ihn, seine Gefühle, Emotionen, Gedankengänge bis jetzt nicht. Ich werde wahrscheinlich nie wirklich richtig nachvollziehen und nachempfinden können, was er denkt und fühlt. Ich werde ihn nie völlig verstehen...aber gerade das bringt dieses aufgeregte, erregte Gefühl in meinem Körper zu Stande...Das wissen, dass ich mich für ein Leben lang mit ihm beschäftigen muss, weil ich es einfach nicht anders kann. Das Wissen, dass ich nie Langeweile ihm gegenüber empfinden werde. Das Wissen, dass er nicht wie alle anderen ist, sich keiner Gesellschaft anpasst sondern komplett im Gegenteil diese am liebsten zerstören will.
Ich will dabei sein. Ich will jeden Moment miterleben. Ich will ihn analysieren. Körperlich. Geistig. Auf jedem möglichem Weg. Ich will ihn leiden sehen, gequält vor Schmerz, aufschreiend vor Verzweiflung, Wut und Hass. Ich will ihn lächeln sehen aus Genugtuung, aus Freude und Zufriedenheit. Ich will...ich will seine Emotionen studieren, wahrnehmen, selbst empfinden. Ich muss ihn einfach dazu bringen so zu bleiben. Ich muss dafür sorgen, dass er sich niemals wieder zurück in dieses planlose, unbestimmte Häufchen Schande zurückverwandelt, was er direkt nach Verenas Tod war. Ich muss ihm sein neues Lebensziel vor Augen halten, dafür sorgen das er sich rächen kann und schlussendlich ihn zu seinem Ziel führen.
Ich will die vollendete Genugtuung in seinen Augen glänzen sehen, während ich gleichzeitig die unzähligen Wunden in seinen Augen abgespiegelt wahrnehme, die er bis zu jenem Zeitpunkt erleben musste.
Ich will ihn erleben. Ich will Taehyung leben. Nur für ihn und sein Glück.
Ich kann die Masse an Glücksgefühlen nicht mehr im Zaum halten, die mich überkommt und nieder reißt. Ein fettes Grinsen, ein glückliches Lächeln bildet sich auf meinen Lippen aus, als ich ihn noch für einige Sekunden anstarre.
„Du weißt gar nicht wie glücklich ich bin, dass ich dich getroffen habe. Du bist genau im richtigem Moment in mein Leben getreten. Andernfalls wäre ich am Ende noch einer dieser monotonen Puppen geworden die sich an Arbeitszeiten orientieren und sich sowohl ihre Freiheit im Alltag, als auch über ihre Meinung und ihren Willen einschränken lassen! Ich liebe dich, Taehyung. Ich liebe dich dafür mit meinem Herz und meiner Seele. Das schwöre ich dir!".
Ich wende mich schließlich von ihm ab, lasse ihn einfach so stehen. Ich merke an seinem Blick, dass er nicht wirklich zu realisieren scheint, was ich gerade von mir gegeben habe. Aber was solls. Ich würde lügen, würde ich behaupten, dass ich selbst meine eigenen Worte verstanden hätte. Ich weiß in dem Moment nur, dass sie sich richtig anfühlen, dass sie meinen Gedanken und meinem Körper entsprechen.
Wir sollten beide erst einige Stunden später realisieren, was wir angerichtet, gesagt und getan hatten.
Doch noch lebten wir im Moment. In dem Moment, in dem sich mein Hirn wieder völlig zustellte und begann zu arbeiten. Auf einmal schien mir alles wieder so klar, als wäre es von Anfang an nie ein Problem gewesen, dass wir eine ausgeblutete Leiche vor unseren Füßen hatten.
„Sie wird als ermordet heraus gefiltert werden. Das können wir nicht verhindern. Wir haben beide zu viele Beweise hinterlassen. Allein an ihrem Körper. Deine DNA klebt an ihr, meine DNA. Ich will von möglichen Fingerabdrücken gar nicht erst sprechen. Ganz zu schweigen von ihren unzähligen in wenigen Stunden auftretenden Malen und Blutergüssen. Die Blutlache bekommen wir nicht verwischt. Sie ist zu groß. Plus viel zu auffällig, würden wir uns die Mühe machen diese zu beseitigen. Wir würden bei frischer Tat ertappt werden. Definitiv. Hinzu kommt das ich körperlich verletzt bin, noch jedoch unter Adrenalin stehe und demnach noch nicht eingeschränkt bin. Aber wer weiß wie lange. Plus unsere Kleidung. Wenn uns jemand sieht, sind wir am Arsch. Das sollte uns bewusst sein. Aber wir müssen es riskieren. Unsere Chancen stehen sogar relativ gut, dass es klappen könnte. Wir müssen einfach schnell genug sein und den besten Schein aufrecht erhalten. Yejin muss in den Fluss. Wir müssen sie im Han River beseitigen. Ihre Leiche wird entdeckt werden, man wird herausfinden, dass es sich um Mord handelt. Aber unsere Fingerabdrücke und DNA wird verschwunden sein. Somit wird kein Indiz zu uns führen. Zumindest sollte es. Höchstens eine Standard Aussage wird von uns verlangt werden. Damit kann ich jedoch kalkulieren. Aber erst später. Taehyung! Du nimmst sie auf deinen Rücken. Sie ist bewusstlos und besoffen. Ich werde neben dir etwas herum taumeln. Wir müssen schnellstmöglich zum Han River und sie beseitigen und den Rest...über den Rest machen wir uns Gedanken wenn es soweit ist!".
Ich beende meinen Redeschwall, blicke den Schwarzhaarigen für einige Sekunden einfach nur an, bis er schließlich nur stumm mir zunickt und sich auf den Boden hockt. Ich überlege auch nicht lang, nutze mein restliches Adrenalin in meinem Körper um die schlaffe Leiche Yejins auf Taehyungs Rücken zu legen. Wie automatisch greift er nach ihren Beinen, legt diese um seine Hüften und hält sie somit stabil an seinen Körper gedrückt. Als er jedoch versucht sich aufzustellen und mit einem Ruck sich nach oben bewegt, klappt ihr Kopf auf einmal nach Hinten, stellt den aufgerissenen Hals und ihre zerteilte Luftröhre zur Schau.
Ich fasse daher schnell nach ihrem Kopf, ehe noch ihr Rückgrat bricht und ihr Kopf nur noch ein schlabbriges, unnützes Stück Fleisch ist. Behutsam lege ich den Kopf schließlich wieder nach vorn, platziere ihn so auf Taehyungs breiter Schulter, dass es aussieht als würde sie nur schlafen und nicht als hätte sie eine zweite viel zu große Luke zum Atmen an einer völlig falschen Stelle.
Ich lege noch ihre rosafarbenen, teilweise nun rot verfärbten Haare in die Stirn, verdecke bestmöglich ihr bleiches Gesicht und platziere schlussendlich noch ihre Arme schlaff über seinen Schultern, sodass sie tatsächlich eine halb aufrechte, schlafende Silhouette darstellt.
Wäre da nicht das Blut.
Ich überlege aber nicht länger über den Fakt. Mitten in der Nacht, außerhalb des Stadtzentrums...wir müssen es nur schnell zum Fluss schaffen und alles ist gut.
Alles wird gut werden.
Für Taehyung.
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