W H Y
"why"
[wahy]
for what? for what reason, cause, or purpose?
Leise öffne ich meine Tür und stehe nun wieder auf dem stockdunklen Flur. Vorsichtig schließe meine Tür hinter mir und taste an der gegenüberliegenden Wand nach der anderen Tür.
Zum Glück ist sie genau gegenüber von meiner und so finde ich sie schnell. Um sicher zu sein, dass Marvel nicht schon schläft, klopfe ich leise an und flüster seinen Namen. Ich warte einen Moment und will gerade wieder in mein Zimmer gehen als ich ein leises „Komm rein" höre. Ich drücke die Tür auf und schlüpfe durch einen kleinen Spalt in den Raum um keine weitere Aufmerksamkeit zu erregen.
Hinter mir fällt die Tür ins Schloss und etwas unsicher verweile ich mit verschränkten Armen im dunklen Raum. Ich weiß nicht wo Marvel ist, es ist so gut wie dunkel in dem Raum, die Fensterwand ist abgedunkelt.
Gott sei Dank geht in diesem Moment eine Lampe auf der Kommode neben dem Bett an und ich blicke Marvel entgegen. Da sitzt er am Bettrand mit einem Bein auf dem Bett, dem anderen runter hängend, die Hände ineinander gefaltet und schaut mich fragend an. „Was ist los?", fragt er mich, obwohl man an der wackligen Stimme erkennt, dass er bereits weiß warum ich da bin. Trotzdem geh ich auf ihn zu und konfrontiere ihn direkt: „Du hast mich nur gerade aus heiterem Himmel vor der Tür geküsst und fragst mich jetzt was sein soll? Warum bin ich wohl hier?", fragend blicke ich zu ihm und erwarte eine passende Antwort.
Marvel steht auf und läuft aufgeregt durch die Gegend. Er ist nervös, eindeutig. „Das war eine Kurzschlussreaktion."
„Achso, dann ist ja gut. War ja nur ein Kuss." Er nickt und ich fange an zu lachen.
„Dachtest du ernsthaft, dass ich das als Antwort akzeptiere?"
Auch er fängt an zu grinsen. „Ok, das hätte mir klar sein können."
„Ja, deshalb bekomm ich jetzt eine neue Antwort und eine Ehrliche wenns dir passt."
Marvel steht mittlerweile dicht vor mir und ich vermute, dass er mir nichts erklären möchte, sondern irgendwas wieder vor hat. Aber ich möchte eine Erklärung, deshalb mache ich einen großen Schritt zur Seite und werfe mich aufs Bett. Im Schneidersitz beobachte ich, wie er sich verwirrt umdreht und mich wieder anschaut. „Erklärung!," singe ich und starre ihn weiterhin fragend an.
Er stöhnt auf. „Also willst du wirklich, dass ich es dir erkläre."
„Nein, ich dachte ich sag das nur so und mache es mir auf deinem Bett gemütlich. Ich will doch keine Erklärung, wie kommst du darauf?", lache ich ihm ironisch entgegen.
„Mach Platz." Ich rücke an die Seite und er schmeißt sich aufs Bett.
„Das mit der Kurzschlussreaktion stimmt schon, in gewisser Weise, jedenfalls. Es ist nur, weißt du, wir haben ein paar Tage, bevor wir vielleicht sterben, warum sollten wir das nicht noch ein wenig genießen?"
„Alles klar, ich weiß wie du meinst. Dann geh ich morgen im Training zu Cato und küsse ihn, weil ich es ja nochmal ausnutzen muss, bevor er mich umlegen wird?"
„So mein ich das doch nicht."
„Dann drück dich genauer aus", ich verschränke die Arme vorm Bauch. Ich habe immer noch nicht die Antwort die ich möchte.
„Ich meine das so, dass ich dich wirklich mag. Ich hab dich wirklich gerne und ich will die Zeit noch ausnutzen, bevor uns ganz Panem bei jeder Bewegung sehen kann. Ich meine damit nicht, dass ich mich dafür schäme, dass ich dich mag, aber ich würde doch noch ein wenig Privatsphäre bevorzugen." Fragend blickt er zu mir. „Besser erklärt?"
Mein Mund steht offen und ich bringe kein Wort hervor. Ich starre ihn an und nach einiger Zeit bewegt er langsam seine Hand vor meinem Gesicht rum. „Wenn du nicht sofort was sagst, schmeiß ich dich aus dem Bett."
„Wiederhol nochmal den ersten Satz.", sage ich und rücke nebenbei ein wenig weiter in die Bettmitte, damit er nicht doch auf die Idee kommen sollte mich runter zu werfen.
„Ich hab dich wirklich gerne?"
„Okay", ich springe auf und stelle mich vors Bett. „Warte", Marvel springt ebenfalls auf. „Und jetzt gehst du einfach, oder was?"
Ich schwenke überlegend den Kopf hin und her. „Vielleicht."
„Oh nein, Gemma Verwell."
„Was?!"
Ehe ich mich versehe lande ich wieder voller Schwung auf dem Bett und hab zwei breite Arme um mich geschlungen. „Was soll das jetzt?"
„Ich soll dir eine Erklärung geben und dann überwinde mich mal, dir sowas wichtiges zu sagen und du sagst nichts als ,ok' und willst gehen? Dann würde ich in zwei Minuten in deinem Zimmer stehen und eine Erklärung verlangen." Er nimmt den einen Arm von mir runter, aber nach wie vor mache ich es nicht möglich, dass er seinen anderen Arm weg ziehen kann. „Ich möchte was anderes als ein ,ok' hören, Gem", trällert er während er mich mit der Schulter an stupst. „Ist ja gut", schützend halte ich meine Hand an die Stelle, an der seine Schulter mich dauernd an schupst. „Es freut mich, dass du mich wirklich sehr magst. Es freut mich sehr und es beruht auf Gegenseitigkeit."
Er lächelt mich freudig an. „Hat es dich also nicht gestört?" Er blickt wieder an die Decke.
„Ich war leicht geschockt, weil ich nicht damit gerechnet habe, aber nein, eigentlich hat es mich nicht gestört."
„Freut mich." Er lächelt erneut und schwingt seinen linken Arm wieder um mich. „Ich hab mir die ganze Zeit Gedanken gemacht, ob es das Richtige ist, aber wie bereits gesagt, vielleicht sind wir beide oder einer von uns in ein paar Tagen schon tot."
Ich nicke und mache es mir daraufhin in seinen Armen gemütlich. „Ich glaube, wenn wir weiter so liegen schlaf ich ein." Ich möchte nur ungern jetzt aufstehen und in mein Bett trotten.
„Dann bleib doch einfach liegen. Lillian klopft bei uns morgen früh nur an die Tür, da fällt ihr nicht auf ob du hier liegst oder drüben."
Gesagt, getan. Ich bleibe einfach liegen und beschließe, dass es die richtige Entscheidung ist.
Gemütlich schlafe ich in seiner warmen Umarmung ein.
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