"risk"
[risk]
A situation involving exposure to danger

Ohne mich weiter mit dem Senario am Füllhorn zu beschäftigen, schlage ich wieder Richtung Wald ein. Wenn die Lage jetzt ernster wird, als sie bis jetzt war, dann kann ich mich nicht in Gefahr begeben. Meine Priorität liegt bei mir und Marvel.

Ich vermute, dass an der Explosion Katniss Schuld hat, genau wie an den Rauchwolken, doch das kann sie nicht alleine gewesen sein, jemand muss ihr geholfen haben. Sie vertraut jemandem hier so sehr und das heißt, dass es jemanden gibt über den sie verletzlich ist.
Peeta kann es meiner Meinung nach nicht sein, diese ganze Liebesnummer kauf ich ihr nicht ab.

Mein Weg ist nun wieder der gleiche wie vorhin, bevor ich wieder zurück zum Füllhorn bin. Bevor ich mich versehe, komme ich an der Herkunft der Rauchwolke an, nur um festzustellen, dass niemand hier ist. Nur ein paar Spottölpel singen ein Lied vor sich her. 
Marvel muss bei der anderen Rauchwolke sein, sonst gibt es keine Erklärung dafür.
Ich verlasse den Platz, nachdem ich die Pyramide aus Blättern und Ästen verstoßen habe, damit die Rauchwolke sich langsam auflöst.

Da so nur noch eine Rauchfahne in den Himmel steigt, ist es mir ein leichtes den richtigen Weg zu finden. Ich versuche weiterhin so leise wie möglich zu sein, doch als ich eine Stimme vernehme, die den Namen der Person schreit, die ich solange schon suche, beschleunigt sich mein Schritt.

"Katniss!"

Die Stimme klingt jung und verzweifelt. Da hätten wir ihren wunden Punkt.

[Marvel POV]

Eine laute Explosion lässt mich aufschrecken.  Das war alles andere als ein Kanonenschuss. Sollte ich zu unserem Lager gehen? Vielleicht ist Katniss dort und die anderen sind in Gefahr.
Vielleicht ist Gemma in Gefahr.

Doch bevor ich einen weiteren Gedanken an sie lassen kann, höre ich einen knackenden Ast.
Eine Person läuft leise in meine Richtung. Vorsichtig schaue ich, ob es vielleicht Gem ist, doch ich erkenne sofort wie klein die Person ist und verwerfe meinen Gedanken wieder.
Als ich genauer hinschaue erkenne ich das Mädchen aus Distrikt 11, die mit Tresh hier ist.

Sie läuft um den Berg her und flüstert leise einen Namen, den ich hier nicht verstehen kann.
Plötzlich fällt aus den Bäumen ein Netz, das direkt auf dem Mädchen landet. Zum Glück bin ich andersherum gelaufen, sonst hätte ich unter dem Netz gelegen.

Noch bevor ich mich aus meinem Versteck bewegen kann, beginnt sie nach Katniss zu schreien.

Na sie mal einer an.

Ohne mich von der Stelle zu bewegen, beobachte ich die Situation weiter. Vielleicht ist Katniss näher als ich denke und ich würde mich nur unnötig verraten, wenn ich jetzt zu dem Mädchen gehen würde.

Ihre Stimme wird immer lauter und verzweifelter. Ich stöhne genervt. Sie wird sich doch alleine aus diesem Netz befreien können. Sie schreit förmlich doch nur danach, dass sie jemand entdeckt.

Es dauert nur einen Bruchteil einer Sekunde, bis wirklich Katniss auf uns zu kommt. Sie stürmt in Panik auf uns zu, da sie die Kleine bereits entdeckt hat.

Langsam richte ich mich auf; bereit diese ganze Sache endlich zu beenden.

Als Katniss sie aus dem Netz befreit hat und das Mädchen sich aufgerichtet hat, verlasse ich mein Versteck.

[Gemma POV]

Als die Stimme des Mädchens immer lauter wird, bemerke ich, wie nah ich einer neuen Szene komme. Gerade als ich die beiden erreiche, geht alles ganz schnell.

"MARVEL!"
Entfährt mir, ohne dass ich es eigentlich will.

In dem Moment, in dem ich Katniss und die Kleine erreicht habe, landet Marvels Speer in dem Körper des Mädchens und quasi im gleichen Augenblick dreht Katniss sich um und feuert einen Pfeil auf den Jungen ab, wegen dem mein Herz in dieser Sekunde für einen Moment aussetzt.
Noch bevor ich klar darüber nachdenken kann, ziehe ich auch einen Pfeil und schieße ihn in Katniss Richtung. Er landet an ihrem Arm und streift ihren Bauch.

"Renn lieber!" schreie ich ihr voller Wut entgegen und ziehe mein Messer aus dem Gürtel.
Jetzt hat ihr letztes, verdammtes Stündchen in diesen Spielen geschlagen.
Mein Messer verfehlt knapp ihr Herz und bleibt in der Schulter stecken.
Noch bevor ich weitere Pfeile oder Messer ziehen kann, zieht mich ein schmerzerfüllter Schrei aus meiner Trance.
Marvel krümmt sich auf dem Waldboden.
Meine Hand mit dem Bogen sinkt und ich fälle regelrecht neben ihn.
"Hey", hauche ich verzweifelt. Der Pfeil hat ihn an keiner gefährlichen Stelle getroffen, allerdings fließt das Blut ohne Unterbrechung.

Sein Gesicht ist unnatürlich blass und er wird immer kälter.
"Hörst du mich", schluchzt eine Stimme, die ich schon gar nicht merh meiner zuordnen kann, so klingt in ihr die Verzweiflung. Doch Marvels Kopf beweget sich leicht und seine Augen öffnen sich wieder und schauen mich an.
"Alles okay bei dir?", fragt er mich mit schwacher Stimme. Ich beginne zu lächeln.
Er liegt ihr und verblutet beinahe und fragt mich ob bei mir alles in Ordnung ist.
"Spinner." Ich ziehe meine Jacke aus und knäule sie zusammen um sie auf die Wunde zu drücken. "Achtung." Mit dieser kleinen Vorwahrnung ziehe ich den Pfeil aus ihm heraus und drücke schnell die Jacke auf ihn. Marvel schreit auf.

"Stirb mir jetzt bloß nicht weg!"
Ich versuche noch seinen Kopf zu heben, damit ich ihm einen Schluck Wasser geben kann, doch ich glaube mir selbst nicht.

Der Moment, vor dem ich solche Angst hatte, ist jetzt da und ich weiß zum ersten Mal in meinem Leben keine Möglichkeit diese Situation zu lösen, außer die Hoffnung zu haben, dass alles gut wird.