F E A R
"fear"
[feer]
an unpleasant emotion caused by the threat of danger, pain, or harm
Es vergehen gefühlte Stunden in der ich Marvel im Arm halte, unschlüssig darüber, ob er am Leben ist oder einfach nur bewusstlos ist. Der Kanonenschuss für das kleine Mädchen aus 11 ist schon lange gefallen, doch ob ein zweiter folgte, habe ich nicht wahrgenommen.
Ich sitze einfach nur bei ihm. Ich habe außer der Wasserflasche und den Waffen nichts bei mir, was Marvel helfen könnte. Meinen Rucksack habe ich am Füllhorn gelassen, doch ich werde mich keinen Meter hier weg bewegen, für nichts in dieser Welt. Katniss ist schon längst weg, vermutlich auf der Suche nach Peeta.
Die Arena wird mittlerweile immer dunkler und die Nacht bricht endlich ein. Die Spottölpel singen immer noch ihr Lied, auch wenn es immer leise wird.
Marvels Husten stört ihr Lied und ich schaue hoffnungsvoll zu ihm. Schnell greife ich wieder die Wasserflasche und halte sie ihm an den Mund.
Nachdem er getrunken hat, versucht er sich aufzusetzten, doch der Schmerz steht ihm im Gesicht geschrieben. "Wie lange war ich weg?"
"Lang genug", ist das Einzige was ich ihm zurück geben kann. "Wir müssen zurück zum Füllhorn und das-" ich zeige auf die Stelle, wo der Pfeil gesteckt hat "-dringend verbinden. Sonst infiziert es sich noch." Eigentlich bin ich mir ziemlich sicher, dass er den Weg dahin nicht schaffen wird und wir mindestens 5 Pausen machen müssen, aber wir haben keine andere Option.
"Ich hab keine andere Wahl, oder?" fragt er mich. Ich schüttel stumm mit dem Kopf - genauso sieht es aus.
Wenn auch unter Schmerzen, schafft Marvel es sich aufzurichten, doch muss sich sofort am ersten Baum abstützen, damit er nicht umfällt.
Wie sollen wir das bloß schaffen?
Als hätte man meine Gedanken lesen können, höre ich in diesem Moment ein Piepsen das vom Nachthimmel auf uns zu kommt. Ich schaue sofort nach oben, in der Hoffnung, dass es tatsächlich das ist, was ich denke.
Erleichtert atme ich auf und sobald der Faltschirm in Reichweite ist greife ich danach und mach das Päckchen ab, das daran befestigt war. Schnell drehe ich es auf und lese den Zettel der darin liegt.
"Die Creme für die Wunden und das Getränk zur Stärkung. - Haltet durch! C , K & J" Lese ich vor und schau zu Marvel.
Sofort schraube ich die Creme auf und hebe Marvels Verband hoch und die Wunde einzucremen.
Bereits ein paar Sekunden später ist die Rötung verschwunden und ich binde ihm meine Jacke wieder um.
"Ich vermenge das Getränk mit dem restlichen Wasser, dann reicht es etwas länger." sage ich, während ich vorsichtig die beiden Flüssigkeiten zusammenfüge und Marvel die Flasche in die Hand drücke.
Er nimmt sofort einen Schluck und reicht sie mir dann wieder. "Trink auch was, du brauchst das jetzt auch." Dankend nehm ich sie entgegen und nachdem auch ich einen Schluck getrunken habe kann ich nicht anders, als Marvel um den Hals zu fallen.
Leise flüster ich in sein Oberteil, als sein Arm noch schwach auf meinem Rücken verweilt.
"Ich dachte, dass du stirbst. Du warst weg eine Zeit lang."
Es fällt ihm sichtlich schwer seinen Griff zu verstärken, doch ich spüre, wie er seinen Arm auf meine Schultern legt und mich näher an sich ran zieht.
"So einfach wirst du mich nicht los, Gem", lacht er. Auch wenn seine Stimme immer noch schwach klingt, merkt man wie die Medikamente ihm bereits geholfen haben.
Ich schlinge meine Arme um ihn, bis wir langsam voneinander lassen und endlich den Weg zum Füllhorn einschlagen.
Marvel kann bereits wieder ein paar Meter laufen und wir müssen nur ein paar Mal anhalten, bis wir endlich kurz vor dem Füllhorn sind.
Doch was wir sehen ist nicht das, was wir erwartet haben.
Die Lichtung ist vollkommen still, das Füllhorn ist leer und nirgends ist jemand zu sehen. Es sieht aus als hätten wir nie hier unser Lager gehabt.
"Irgendwas stimmt hier ganz gewaltig nicht", murmelt Marvel leise und stützt sich wieder an einem Baum ab.
Cato und Clove sind weit und breit nicht zu sehen, was mich umso mehr verwirrt, da ich mir nicht vorstellen kann, dass sie sich irgendwo anders sicher fühlen könnten, als auf der Lichtung.
Es ist bereits Anbruch des Tages, als Marvel und ich immernoch im Schutz des Waldes verweilen und warten, dass sich am Füllhorn etwas tut.
Wir sind eigentlich beide der festen Überzeugung, dass unsere Vorräte, die wir in den Rucksäcken hatten, nicht mehr da sind, aber wir müssen wenigstens schauen, da wir sonst zusehen müssen, wie wir uns die verbleibenden Tage versorgen.
Aus dem nichts dröhnt durch die Arena eine Stimme, die glaube ich die, des Spielmachers ist.
"Achtung Tribute.
Die meisten unter euch benötigen dringend etwas. Vor dem Füllhorn wird auf Grund dessen ein Festmahl für euch stattfinden, dort findet ihr die nötigen Gegenstände. Möge das Glück stets mit euch sein."
Ich richte meinen Blick auf Marvel. Eigentlich brauchen wir nichts, außer dem Essen, das im besten Fall noch in unsereren Rucksäcken ist.
Da wir so nah am Füllhorn sind, können wir beobachten, wie aus einem Hovercraft ein Tisch mit 4 Beuteln auf die Lichtung gelassen wird. Es ist einer mit der 2; also leben Cato und Clove noch.
Der zweite mit einer 5, der dritte mit einer 11 und schließlich der letzte mit der 12.
"Also hat das Mädchen aus 5 bis jetzt überlebt", höre ich Marvel sagen. Zustimmend nicke ich nur. Das hätte ich wirklich nicht gedacht, auch wenn ich ihr von Anfang an viel zugetraut hätte.
Da das Mädchen aus 11 bereits tot ist, ist der dritte Beutel für Tresh und bei dem mit der 12 ist wohl klar, für wen dieser sein wird.
Da keiner für uns dabei ist, versuche ich eins und eins zusammen zu zählen. "Meinst du "zur Stärkung" bedeutet, dass das Getränk vielleicht das Essen ersetzt?"
Man sieht wie Marvel grübelt. "Ich glaube schon, oder bist du hungrig?"
Wenn er es so fragt fällt mir auf, dass es nicht so ist.
Ich glaube tatsächlich, dass wir durch das Getränk keine Nahrung mehr brauchen. Für den Moment jedenfalls. Trotzdem kann uns das einen großen Vorteil verschaffen.
Gerade als ich überlege, einen der Beutel zu holen, um uns einen weiteren Vorteil zu verschaffen, stürmt Fuchsgesicht aus einem Gebüsch und greift blitzschnell ihren Beutel. Ehe ich mich versehe hat sie die Lichtung wieder verlassen.
Jetzt sind es nur noch 4, denen ich begegnen kann und keiner von ihnen ist ein einfacher Gegner.
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