C O N V E R S A T I O N S
"Conversation"
[kon-ver-sey-shuh n]
informal interchange of thoughts, information, etc., by spoken words
Bei Lillian angekommen warten dort ebenfalls Marvel und Ophelie. Sie bringen uns in unser Stockwerk, dass mehr als großzügig mit teuren Möbeln ausgestattet ist.
Es wirkt sehr fremdlich und überhaupt nicht gemütlich. Die Stühle, grün und komisch gebogen und die Tische in silber, der einzige Raum, der mir von den zusammenhängenden Räumen ins Auge fällt ist das Wohnzimmer. Das Sofa ist rotbraun und es befindet sich ein kleiner Kamin unter dem Fernseher. Noch bevor ich mich weiter dem Apartment widmen kann fängt eine Person meine Aufmerksamkeit. Blonde, kurze Haare und grüne Augen die mir entgegen strahlen. Ein gut gebauter Junge um die 20 Jahre. Mit offenen Armen läuft er zu mir und ein paar Sekunden später finde ich mich kreischend in seinen Armen wieder.
„Oh mein Gott! Joe! Wie geht es dir?" Ich bekomme mich kaum noch ein und mir wird klar wie sehr ich ihn doch vermisst hat. Auch wenn sein Haus zu den Unzähligen gehört, die im Dorf der Sieger stehen ist er viel im Kapitol um Kostüme mitzugestalten. Das ist sein Talent als Sieger, nachdem er die Spiele gewonnen hat.
„Gemma! Es freut mich dich mal wieder zu sehen! Ach, mir geht es bestens. Und wir geht es dem brandneuen Tribut?" Er lacht und gibt nun Marvel, der hinter mir aufgetaucht ist die Hand, danach widmet er sich wieder mir. „Aber ich muss dich enttäuschen Liebling, ich würde nur zu gerne euer, beziehungsweise dein, Mentor sein, aber alleine wegen der Tatsache, dass ich dein Bruder bin, wird mir das verwehrt." Leicht geknickt seufzte ich.
„Cashmere wird deine Mentorin sein. Beschwer dich nicht, sie ist wirklich gut."
„Okay, kein Problem." Ich grinse und drehe mich dann zu Lillian. „Welches Zimmer ist mir?" Als hätte sie nur auf mein Stichwort gewartet nimmt sie mich und Marvel an die Hand und zieht uns von meinem Bruder und den anderen weg. „Oh, eure Zimmer sind ganz fabelhaft" Ich drehe mich noch kurz um und winkte Joe zu, das er nur grinsend erwidert. Nachdem wir am Wohnzimmer vorbei sind und in einem Gang stehen, deutet sie auf die erste Zimmertür. „Marvel, dass ist dein Zimmer." Sie dreht mich um. „Gemma, dass ist deins." Sie öffnet uns die Türen und schubst uns in unsere Zimmer. Mit lauter Stimme schreit sie uns beiden zu „Ihr habt beide ein Badezimmer mit der üblichen Ausstattung und natürlich einen Schlafbereich. Wir werden in einer Stunde essen, seid bitte bis dahin fertig um kommt zum Esstisch". Sie macht sich wieder auf den Weg in den Hauptteil des Apartments und lässt mich und Marvel in unseren Zimmern stehen. Ich beschließe zu duschen und werfe meine Tür zu.
Die Dusche überfordert mich. Ich habe noch nie im Leben gesehen, dass eine Dusche so viele Knöpfe haben kann. Ich drücke völlig belanglos einfach auf den Knöpfen rum, bis mir das Wasser halbswegs normal entgegen prallt. Ich weiß nicht, wie lange ich unter dem nach Rosen riechenden Wasser gestanden habe, aber irgendwann drücke ich wieder auf den Knöpfen herum, um die Dusche auszubekommen. Nachdem mir auch das gelungen ist, schlüpfe ich wieder in die Klamotten, die Glaz mir nach der Parade gegeben hat. Um die noch nassen Haare in einen Dutt zu binden laufe ich zu dem Spiegel gegenüber von dem Badezimmer. Als auch das fertig ist, stehe ich nun da und starr durch den Raum.
Zum ersten mal, weiß ich nicht so recht, wie ich mich beschäftigen soll, da ich auch keine Ahnung habe, wie viel Zeit mir noch zum Essen bleibt. Ich werfe mich auf das Bett und atme tief aus. Das Bett ist unglaublich weich und ich frage mich, ob ich auf dem Bett liegen bleiben darf, für ..sagen wir mal..immer? Mein Blick wandert zu den Tischchen die links und rechts von dem Bett stehen und eine Fernbedienung springt mir ins Auge. Aber hier ist nirgends ein Fernseher? Ich strecke meine Hand in Richtung Fernbedienung und drücke den ersten, beliebigen Knopf, der meiner Meinung nach der ,On'- Knopf ist. Kaum hab ich das Feld vielmehr, auf dem der Knopf abgebildet ist, berührt verändert sich die Fensterwand links von mir in eine Übertragung von einer Straße hier im Kapitol. Einen Moment schaue ich, wie die Leute das Bild kreuzen und lach mich über ihr Aussehen und Verhalten einfach nur schlapp. Wie groß doch der Unterschied ist, zwischen diesen Leuten und unserem Distrikt und vermutlich auch allen anderen Distrikten.
Bevor Lillian mich lachen hört und in mein Zimmer kommt, streife ich mit dem Finger auf der Fernbedienung nach rechts und die Straßen ändern sich in eine Wüstenlandschaft. Ich setze mich auf und überlege, ob es vielleicht alte Arenas sind, die die nächsten Videos zeigen. Als ich dann weiter schalte und die alten zusammengefallenen Ruinen einer alten Stadt sehe, ist mir klar, dass es so ist. Ein wenig Staub wird vom Wind durch die Gegend geweht und ich werde noch einmal in die Zeit zurück versetzt, als mein Bruder in den Hungerspielen war und in dieser Arena war.
Meine Mum und ich waren besorgt, weil er damals meinte, dass ihn nichts ausmacht, außer eine wüstenähnliche Gegend. Er war am Anfang der Spiele wirklich überfordert mit dem trockenen Boden und der heißen Sonne, aber ein paar Tage hat er sich der Umgebung gut angepasst. Was aber die größte Veränderung war: Er wollte niemanden töten, doch schon vor den Spielen, vermutlich im Training, wurde er brutaler und war irgendwann in den Spielen, das herzlose Karriere-Tribut, von dem ich nie dachte, dass es ihn ihm existiert.
Nachdem es vorbei war und er wieder Zuhause war, war nichts davon zu bemerken. Als wäre der Kerl in den Spielen nicht mein Bruder gewesen.
Ich fahre herum, als ich höre wie sich die Tür hinter mir öffnet und bin irgendwie vollkommen in den Spielen, dass ich während dem Umdrehen mir ein Kissen schnappe und es der Person die gerade in mein Zimmer tritt entgegen werfe. Ich blicke der Person mit einem bösen Blick entgegen, ich weiß nichtmal warum ich auf einmal so wütend bin. Ich sehe wie das Kissen nur knapp am Kopf der Person vorbei fliegt.
„Wow, was sollte das denn? Schon gedanklich in der Arena?", Marvel hebt das Kissen auf und wirft es mir protestierend zurück ins Gesicht. Ich fange es gerade noch rechtzeitig, nehme es und schmeiße es samt meinem Kopf auf das Bett. „Ja. Nein. Keine Ahnung. Ein wenig vielleicht, ich war vor allem gerade in Gedanken bei den Spielen von meinem Bruder. Tut mir leid." Neben mir federt das Bett und ich gehe davon aus, dass Marvel nun unmittelbar neben mir sitzt oder liegt. „Kein Problem, aber denk nicht daran. Ich meine, wir haben noch nicht mal hier mit dem offiziellen Training angefangen." Ich öffne die Augen und sehe, dass Marvel da liegt und nachdenkend an die Decke starrt. „Es war das da...glaube ich." Ich zeige mit meiner rechten Hand zu dem Video an der Wand. Als ich sehe, dass Marvel seinen Blick auf das Video richtet, drehe ich ebenfalls den Kopf und schaue wieder zu der Wüste. „Das ist die Arena in der mein Bruder war. Ich war eben ein wenig zurück geworfen in die Zeit, als er weg war." Ich beschließe mich wieder ordentlich auf das Bett zu setzen und winkle meine Beine an, als ich mich gemütlich an die Kopfkissen lehne.
Ich höre Marvel neben mir kurz Lachen und schaue ihn ein wenig verwirrt an. Er merkt das anscheinend und schaut mir in die Augen. „Seitdem wir auf im Zug angefangen haben uns zu unterhalten, wünsche ich mir manchmal, dass es zwei Gewinner geben könnte. Aber so läuft das leider nicht." Ich lege den Kopf in den Nacken. „Die Hungerspiele sind eben unfair." Ich weiß nicht, warum ich verschweige, dass ich mir genau die gleichen Gedanken oft gemacht habe. Vielleicht um mich nicht vollkommen naiv zu zeigen, wer weiß schon ob Marvel sowas nur sagt, um mich zu schwächen.
Ich schlage mir die Hände über den Kopf zusammen und transportiere meinen Kopf zu meinen Knien. Marvel muss sterben, oder ich, oder im schlimmsten Fall wir beide. Langsam macht mich der Gedanke daran verrückt und es gibt einfach keinen Ausweg. Denn es wird einer dieser drei Fälle sein, so laufen die Hunger spiele und ich kann nicht vor den Hungerspielen fliehen. Schon gar nicht, wenn ich im Kapitol in einem komplett abgesicherten Gebäude sitze. Ich schlage in die Decke, als könnte sie etwas für meine Situation.
„Komm her" Mein Kopf ist so fest von meinen Armen geschützt und gegen meine Knie gedrückt, dass ich Marvels Stimme nur gedämpft höre. Als ich weder antworte, noch mich von der Stelle bewege, spüre ich eine Hand, die an meinen linken Arm fasst und mich versucht umzudrehen. Normalerweise gebe ich nicht nach oder wehre mich, aber was soll mir gerade groß passieren. So wie jetzt, werde ich nie wieder auf dem Bett liegen können, vor allem nicht mit Marvel. Ich spüre wie ich mit dem Kopf in das weiche Kissen einsinke und höre fast neben meinem Gesicht einen ruhigen Atem. Langsam nehme ich ebenfalls die warmen Arme wahr, die um mir liegen. Es ist vollkommen ruhig, man hört nicht einmal von weitem Lillian in dem Apartment rumlaufen oder Joe laut lachen. Nach einer Zeit höre ich Marvel leicht flüstern „Ich weiß über was du nachdenkst. Ich brauche dich nicht zu fragen was ist, ich weiß es genau, denn genau über diese Dinge denke ich auch ununterbrochen nach. Immer wieder die gleichen Sätze die mir im Kopf herum gehen und es endet immer, dass ich nur noch wütend rum sitze. Aber jetzt gerade ist es schön und ich will keinen Gedanken an die Arena verschwenden." Ich grinse und rutsche bestätigend noch ein Stück näher. Ich will nicht antworten, ich weiß, dass er Recht hat und er weiß, dass ich der selben Meinung wie er bin.
Es vergeht eine Weile, bis ich wieder leise seine Stimme vernehme. „Ich glaube wir müssen Essen."
„Das Einzige, was hier wirklich gut ist, ist das Essen. Ich frage mich, ob ich Kapitolessen mit in die Spiele schmuggeln kann." Ich setze mich grinsend auf und Marvel rutscht an den Bettrand uns streckt sich. „Sowieso nicht und wenn doch, dann kannst du aber davon ausgehen, dass ich es dir klaue und selbst esse." Ich krieche ebenfalls zum Bettrand und stehe auf. „Vergiss es." Wir lachen noch einmal, bevor wir das Zimmer verlassen und als wir gerade um die Ecke laufen wollen, beinahe mit Lillian zusammen rennen.
„Gut, dass ihr schon selbst auf dem Weg seid. Ich wollte euch gerade holen, damit ihr das gute Essen auch noch warm verspeisen könnt." Sie tippelt wieder in Richtung Tisch und Marvel und ich trotten ihr hinterher.
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