A V O X
"Avox"
[ay-voks]
a person who has been punished for being a rebel against the Capitol; a traitor or a deserter
Mit trockenem Mund wache ich auf. Das erste was mir in den Kopf schießt: Wasser. Ich habe einen solchen Durst. Ich stehe verschlafen auf und schleiche zu dem Essstisch, in der Hoffnung schon so früh auf einen Avox zu treffen, der mir eventuell etwas zu trinken bringen könnte.
Glücklicherweise läuft mir wirklich ein Avox über den Weg. Und nein, nicht nur ein Avox, es ist sie wieder. Die, die von mir und Marvel weiß, die mir immer meine Klamotten hinlegt und mir zulächelt. „Guten Morgen", sage ich sanft zu ihr. „Ich hab wirklich einen höllischen Durst, würde es dir etwas ausmachen mir etwas zu trinken zu bringen? Ein Wasser vielleicht" Sie nickt freundlich und verschwindet. Ich platziere mich auf dem Sofa und warte, dass sie wieder auftaucht. Ich frage mich, wie ich am besten raus finde wie ihr Name lautet und noch viel mehr will ich wissen warum sie zum Avox gemacht wurde.
Einige Minuten später steht sie mit einem Glas Wasser vor mir und ich bin ihr unendlich dankbar. „Vielen Dank", sage ich bevor ich einen großen Schluck trinke. Sie will gerade wieder gehen, als ich ihr ein Zeichen gebe, dass sie sich zu mir setzen soll. Unsicher lässt sie sich auf das Sofa fallen und ist sichtlich glücklich darüber zu sitzen. Leise fange ich an sie über meine Gedanken aufzuklären. „Ich würde nur zu gerne deine Geschichte und deinen Namen wissen." Bedrückt schaut sie zu Boden und schaut dann schlagartig zu mir, als hätte sie eine Idee. Sie hält ihre Hand vor mich, schaut sich noch einmal um, ob auch wirklich sonst niemand hier befindet, und beginnt mit einem Finger Buchstaben in ihre Handfläche zu zeichnen. „Kellie?", frage ich sie um sicher zu gehen, dass ich Recht habe. Sie nickt kaum sichtbar und nun frage ich mich, wie ich es schaffe herauszufinden, warum sie zum Avox wurde. Doch mir bleibt keine Zeit mehr sie zu fragen, da ich nun Lillian's Absätze klappern höre. Blitzschnell steht Kellie auf, nimmt das leere Glas und drückt mir im vorbei gehen etwas in die Hand, dass sie von ihrem Hals gelöst hatte, anscheinend eine Kette.
Sie geht an Lillian mit dem leeren Glas vorbei, während diese stutzig zu mir schaut „Oh, schon wach?" „Ja, ich war durstig", sage ich ihr wahrheitsgemäß. „Gut, gut, dann mach dich fertig. Ihr seid als Erste dran und das ist schon in einer Stunde."
Kaum bin ich mit duschen fertig und stecke wieder in den Trainingsklamotten untersuche ich die Kette von Kellie genauer. Es ist ein kleines, silbernes Herz. Es ist hauchdünn und auf der Vorderseite ist es einfach nur glatt, doch auf der Rückseite ist Symbol eingraviert. Egal aus welchem Distrikt sie stammt, eine solche Kette ist teuer und ich bin ihr dankbar, dass Kellie sie mir gegeben hat. Nach weiterem begutachten des Symbols, komme ich zum Entschluss, dass es höchst wahrscheinlich das Distriktzeichen von Distrikt 5 ist.
Schon weiß ich, wo Kellie vielleicht herkommt und ich freue mich, der Geschichte wieder ein wenig näher gerückt zu sein. Ich lege die Kette um und begebe mich dann zum Frühstückstisch. Dort wartet Marvel bereits und schaut mich durch dringlich an, anscheinend dürfen alle erst anfangen zu essen, wenn jeder am Tisch sitzt. Heißt: der verdammt hungrige Marvel muss warten, dass ich komme, damit er endlich essen kann.
Um ihn ein wenig zu ärgern, verlangsame ich meinen Gang kurz bevor ich auf meinem Stuhl sitze und auch auf meinen Stuhl setze ich mich zeitlupenartig. Doch ohne die Rechnung mit Marvel gemacht zu haben: Kaum bin ich auf halber Höhe drückt er meinen Oberschenkel runter und grinst mich an. „Essen!", sagt er freudig und beginnt seinen Teller voll zuschaufeln.
Nachdem wir uns die Bäuche gefüllt haben fahren wir wieder in das Trainingscenter, doch dieses mal stehen wir in einem kleinen Vorraum.
Ein paar Betreuer geben und die Anweisung und hinzusetzen und zu warten und so verweilen wir eine geschlagene halbe Stunde bis durch Lautsprecher eine künstliche Stimme „Distrikt 1, Gemma Verwell", sagt.
Marvel und ich stehen gleichzeitig auf und ich schaue verwirrt zu ihm. „Gemma. Verwell. Ich.", sage ich ein wenig primitiv und er beginnt zu schmunzeln. „Ich weiß doch." Er umarmt mich kurz, damit es nicht zu auffällig wird und setzt sich dann wieder, während ich aus dem Raum trete. „Viel Glück", ruft er mir noch hinterher.
Nun stehe ich tatsächlich in der Halle. An einer ehemaligen Station stehen viele Dummies und es hängen ebenfalls ein Paar schräg von der Decke. Um die Spielmacher auf mich aufmerksam zu machen, schaue ich ihn ihre Richtung und stelle mich höflich vor. Ihre volle Aufmerksamkeit ist nun auf mich gerichtet. Zuerst greife ich nach einem Bogen und nach zwei Pfeilen. Während des Training habe ich mich eindeutig in Sachen ,zwei Pfeile' verbessert. Ich fixiere einen Dummie an der Decke und einen geradeaus vor mir.
Beide Pfeile treffen lebenswichtige Organe, auch wenn der eine davon eher unabsichtlich war und er hätte, nach der Art wie schlecht ich ihn meiner Meinung nach geschossen habe, daneben gehen müssen.
Danach widme ich mich den Messern. Auch hier werfe ich in ein paar Sekunden ein paar von ihnen auf die Dummies. So gut wie alle gehen in den Kopf oder in den Hals.
Und so vergeht die Zeit, bis ich das letzte Schwert in einem Dummie stecken lasse und erwartungvoll zu den Spielmachern schaue. Ein paar lächeln, andere klatschen und Seneca nickt mir zu und gibt mir ein Zeichen nun gehen zu können.
Ich lächle, verabschiede mich höflich und begebe mich in unser Stockwerk. Nach nichtmal einer halben Stunde kommt auch Marvel wieder und erzählt mir wie es bei ihm gelaufen ist.
Lange müssen wir warten, bis endlich alle Tribute an der Reihe waren und wir uns mit allen zusammen, heißt Mentoren, Lillian und Stylisten vor dem Fernseher versammeln und aufgeregt auf die Punktevergabe warten. Ich bin in diesem Moment sehr froh aus Distrikt 1 zu stammen, denn so muss ich nicht noch länger auf meine Punkte warten.
Caesar Flickerman erscheint auf dem Bildschirm und nach einer kurzen Ansprache wird mein Bild eingeblendet. Caesar wirft kurz einen Blick auf das Bild und beginnt erneut zu reden. „Dann wollen wir mal beginnen! Distrikt 1, unser weibliches Tribut namens Gemma. Ein äußerst interessantes Tribut, seien Sie gespannt auf das Interview mit ihr. Im Training erreichte sie eine Punktzahl von..." Er setzt einen Moment aus, bis er weiter spricht um die Spannung aufrecht zu erhalten „10!". Freudig springe ich auf und klatsche mit Cashmere ab. Nun warten wir noch auf Marvel's Punktzahl. „Und weiter geht es mit dem männlichen Tribut, Marvel, auch hier bin ich selbst unheimlich auf das Interview gespannt. Auch er hat im Training eine glorreiche 10 erreicht!" Und nun springt Marvel auf und klatscht mit meinem Bruder ab und die beiden veranstalten einen kleinen, lustig dreinschauenden Freudentanz. Er lächelt mich kurz an und für eine kurze Zeit behalten wir nach dem abklatschen unsere Hände ineinander.
„Sehr gut ihr beiden!", sagt Lillian vollkommen überwältigt.
Auch Cato und Clove erreichen Punktzahlen von 10 und bis Distrikt 12 sehe ich die 10 bei keinem Tribut mehr. Nur Tresh erreicht noch eine Punktzahl von 9 und ich bin froh, dass er auf unserer Seite steht.
Mir fällt die Kinnlade runter, als nach Katniss' Bild eine 11 eingeblendet wird. Marvel wirft mir einen hasserfüllten Blick zu und auch ich würde am liebsten in den 12. Stock fahren und sie fragen, wie sie geschafft hat besser als wir zu sein.
Kopfschüttelnd verlasse ich mit Glaz das Stockwerk und wir gehen zu dem Raum im den er mich schon für die Parade geschminkt hat.
„Dein Kleid hängt wieder in der Garderobe", sagt Glaz und ich trete in die besagt Garderobe. Das Kleid ist wie das letzte auch noch in einer Schutzhülle eingepackt. Ich lege zuerst die Trainingsklamotten ab und öffne vorsichtig die Schutzhülle.
Es ist ein rose-beigefarbenens Kleid mit hauchdünnen Trägern. Es ist generell sehr zart, zwar eng-anliegend aber dennoch nicht zu auftragend. Es flattert bis zu den Knien in dünnen Stoff und unterhalb der Brust ist ein kleiner engerer Streifen der mit klitzekleinen Diamanten besetzt ist. Die einzelnen Tüllteile fallen asymmetrisch nach unten.
Kaum trete ich aus der Kabine hat Glaz die passenden beigefarbenen High Heels in der Hand und deutet auf einen Stuhl. Meine Haare stylt er nicht viel anders als bei der Eröffnungsfeier. Er zieht allerdings einen Mittelscheitel und lässt die gemachten Locken schmeichelnd in mein Gesicht fallen. Mein Make-up ist dezent, aber etwas auffälliger als das von der Parade. Zu guter letzt schiebt er mir an meinen Oberarm einen kleinen Armreif. Sein Blick wandert prüfend von oben nach unten „Perfekt", er legt noch ein paar Locken zurecht als ihm die Kette von Kellie ins Auge fällt. „Die hattest du bei der Eröffnungsfeier aber noch nicht", sagt er und ich überlege mir schnell etwas anderes als ,Ach,die ist von einem Avox' „Ja, ich hab sie bei meinen Sachen gefunden. Ich glaube eine Freundin von mir hat sie mir irgendwann mal gegeben" Er nickt verständnisvoll und schiebt mich aus der Tür. „Bist du bereit?" Zustimmend nicke ich und wir gehen ein paar Gänge entlang bevor ich schon Caesar's Stimme hören kann. Nach einer Weile versammeln sich auch die anderen Tribute hinter mir, immerhin bin ich die Erste. Auch Marvel trudelt irgendwann ein. „Du hast ausnahmsweise mal länger gebraucht als ich", grinse ich und ziehe eine Augenbraue nach oben."
Er schaut zu mir nach unten und lehnt sich gegen die Wand. „Du siehst wirklich gut aus."
Meine Mundwinkel ziehen sich nach oben. „Danke, du auch." Ich drehe mich wieder um und schon sehe ich die Avoxe auf mich zu laufen, die mich zum Bühnenrand bringen.
Nun warte ich einen Moment, bis ich das Zeichen von Caesar höre.
„Und nun wollen wir beginnen, hier kommt unser erstes Tribut! Ihr Name bedeutet Edelstein und sie macht ihrem Namen wirklich alle Ehre, einen kräftigen Applaus für Gemma!" Auf das Zeichen stolziere ich los und bin froh, dass mein Kleid nicht so lang ist, wie das, von Clove. Ich winke ein wenig ins Publikum und strahle über beide Wangen. Caesar reicht mir die Hand und ich knickse ein wenig ein, bevor ich mich in den komfortablen Sitz setze.
„Gemma", beginnt Caesar das Interview. „Du siehst bezaubernd aus." Ein paar Schreie aus der Menge bestätigen Caesar's Meinung bevor er fortfährt. „Wie lief dein Training? Bist du gut auf die Spiele vorbereitet?" Ich werfe meine Haare zurück. „Nun, mein Training lief ganz wunderbar und auf die Spiele bin ich zu 100% vorbereitet."
„Das ist schön und ich gratuliere dir zu deinen guten 10 Punkten." Sein Blick fällt auf die Kette. „Eine wunderschöne Kette trägst du, sie sieht wirklich teuer aus, hast du sie geschenkt bekommen?", fragt er nach. „Ja, sie war ein Geschenk einer guten Freundin und ich bin froh, dass ich etwas von Zuhause bei mir trage." Er nickt und ich höre aus dem Publikum ein paar berührte Seufzer. „Apropos Zuhause", sagt Caesar nun und irgendwie habe ich kein gutes Gefühl bei der nächsten Frage. „Die Jungs stehen bei so einer Schönheit doch Schlange, nicht wahr?" Ich lache kurz. „Oh Caesar, das ist leider weniger wahr. Ich habe selten erlebt, dass ein Junge überhaupt mit mir gesprochen hat", versuche ich leicht betrübt zu sagen.
„Nach deinem Sieg werden sie das wohl alle tun. Und hast du nicht hier einen Jungen im Auge?", fragt er erwartungsvoll. ,So hinterlistig, ich wette sie wissen es' denke ich mir und lasse meine Mimik nicht verändert. „Ach, hier sind schon wirklich ein paar dabei, die sich sehen lassen können, aber leider müssen sie alle samt sterben und ich werde nicht zögern, es selbst zu tun", ist mein letzter Satz bevor ich den Gong höre. „Und schon ist unsere Zeit vorbei. Danke, Gemma. Es war wunderbar mit dir zu sprechen. Ich wünsche dir alles Glück auf der Welt und ich glaube der Großteil der Leute auch". Erneut jubelt das Publikum zur Bestätigung und unter lautem Gejubel verlasse ich die Bühne.
Ohne dass ich auch nur ein Wort mit Marvel sprechen kann wird er zu Caesar geschickt und ich beobachte sein Interview auf dem Monitor. Auch er bekommt die typischen ,Bist du vorbereitet?-Fragen' und natürlich wird auch er nach den Mädchen gefragt, die ihm doch schon verfallen sein müssten.
Er antwortet souverän und lässt sich nichts anmerken. Die Menge liebt ihn, jeder im Kapitol liebt die kaltblütigen Karrieros, die teilweise doch eine weiche Seite zeigen...mehr oder weniger.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro