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"That's what I do: I drink and I know things."
ƸӜƷ
~Lucius Malfoy~
Ein dumpfes Gefühl in seinem Kopf weckte Lucius, der für einige Sekunden nicht mehr wusste, was überhaupt passiert war. Seine erste Vermutung lag darauf, dass er im Vollrausch eingeschlafen war, doch die weiche Matratze und der sterile Geruch im Raum, konnten unmöglich aus seinem Zimmer im Eberkopf stammen. Vorsichtig versuchte er seine Augen zu öffnen, doch das helle Licht im Raum stach ihm so entgegen, dass er sie hastig wieder schloss.
Fürs erste musste er sich wohl damit zufrieden zu geben, mit geschlossenen Augen dazuliegen und das Dröhnen in seinem Kopf unter Kontrolle zu bekommen. Er wusste immer noch nicht so genau, wie er ins Schloss gekommen war, doch seine Vermutung lag darauf, dass es keinesfalls freiwillig geschehen war.
„Hier, die Paste sollte die Schwellung etwas zurückgehen lassen", ertönte einer ruhige Stimme, die er Hermine Granger zuordnete.
„Das ist nicht nötig, ich habe schon schlimmeres überlebt", kam es sarkastisch von Severus, dessen Stimme Lucius unter tausendenden wiedererkannt hätte. Warum brauchte der Zaubertrankmeister eine Heilpaste und warum bei Salazar, war er überhaupt hier?
„Stell dich nicht so an, Severus. Es wird die zusätzlich Schmerzen lindern, die du durch die Bewegung deines Armes hervorgerufen hast", erwiderte Hermine und Lucius war einen Moment über den Umstand verwundert, dass sie Severus mit seinen Vornamen ansprach. Allem Anschein hatte er da einiges verpasst.
Ein erneuter Versuch die Augen zu öffnen, gelang Lucius schon etwas besser, obwohl ihn das Tageslicht immer noch unangenehm in den Augen brannte. Es dauerte einige Sekunden, bis er Severus entdeckte, welcher auf einem der Krankenbetten saß und seinen Blick auf Hermine gerichtet hatte, welche dicht vor ihm stand und offenbar eine Wunde in seinem Gesicht versorgte, die Lucius allerdings von seiner Position aus nicht gut sehen konnte.
Er beobachtete die Szene vor sich, ohne einen Mucks von sich zu geben, denn noch nie hatte er gesehen, dass jemand Severus Snape so nah gekommen war.
„Zeig mir deine Hand", befahl Hermine und Severus, gehorchte und legte seine linke Hand in die ihre. Wäre Lucius sich durch das Pochen in seinem Kopf nicht sicher das er wach war, wäre er sich sicher gewesen das er träumte.
Hermine betrachtete Severus Hand und seufzte leise. „Du hättest ihn nicht schlagen müssen. Der Schockzauber allein hat seinen Zweck schon erfüllt, weißt du?", kam es leicht tadelnd von ihr, während sie die Paste auf seinem Handrücken verteilte.
„Er hat es verdient. Außerdem hatte er Glück, dass ich meine rechte Hand nicht gut benutzen kann, denn ansonsten würde er jetzt ganz anders aussehen", war alles, was Severus sagte und Hermine sah augenblicklich zu ihm auf.
„Ich habe nichts anderes erwartet. Außerdem war es das nicht wert, dass du dich deshalb verletzt."
Der Blick, welchen Severus seiner ehemaligen Schülerin zuwarf als diese sich wieder seiner Hand widmete, ließ sämtliche Alarmglocken in Lucius Kopf ertönen. Anscheinend war er für Severus Verletzungen verantwortlich und nach den Schmerzen in seinem Kopf nach zu urteilen, hatte sich dieser bereits dafür gerächt.
„Danke", kam es nun leise und nun war Lucius die Sache wirklich zu viel. Mit einem leisen Stöhnen tat er so, als ob er eben wieder zu sich kommen würde und nichts von alldem mitbekommen hatte. Er musste in Ruhe darüber nachdenken, was er von dem Verhalten der beiden halten sollte, doch zunächst wollte er einen Schmerztrank für seinen Kopf, denn dieser drohte gleich zu zerspringen.
„Mr Malfoy", kam es prompt von Hermine und Lucius konnte hören, wie sich Schritte seinem Bett näherten. Gespielt schwermütig öffnete er die Augen und musterte Hermine, die zwar leicht besorgt, jedoch auch resigniert auf ihn hinabsah.
„Wie schön, du bist wach", sagte Severus, welcher sich zu Lucius Verdruss ebenfalls erhoben hatte und nun auf ihn zukam. Um so näher ihm der Schwarzhaarige kam, umso deutlicher konnte Lucius eine blaue Wange und eine aufgeplatzte Lippe erkennen, die er ihm allem Anschein nach verpasst hatte.
„Du siehst gut aus, mein Freund", sagte Lucius provozierend, denn die schemenhaften Erinnerungen von Severus und Hermine, die in sein Zimmer im Eberkopf gekommen waren, flackerten vor seinen Augen auf - ebenfalls wie Severus' Worte, welche noch immer in seinem Kopf nachhallten.
„Übertreib es nicht, Lucius!", zischte Severus, der automatisch einen Schritt auf ihn zugemacht hatte, den Zauberstab fest in der Hand.
„Es reicht jetzt!", kam es nun von Hermine, die zu Lucius erstaunen ihre Hand auf die von Severus legte und dadurch seinen Zauberstab nach unten drückte. „So bringt das alles nichts."
Lucius Lippen kräuselten sich etwas, doch diese Mimik verschwand sobald Hermine ihm ihre Aufmerksamkeit zuwandte.
„Mr Malfoy, Sie waren so betrunken als wir Sie aufgesucht haben, dass Sie nicht einmal mehr stehen konnten. Sie nüchtern sich jetzt vollkommen aus. Der Schmerztrank auf ihrem Nachttisch wird vorerst genügen und wenn Sie wieder vollkommen bei Sinnen sind, werden wir über alles weitere sprechen."
Lucius wandte den Kopf zu dem kleinen Tisch an seinem Bett und tatsächlich stand da ein kleines Fläschchen, welches ihm zuvor nicht aufgefallen war. Er streckte die Hand danach aus und ergriff die Phiole, welche er kurze Zeit später entkorkt und dessen Inhalt geschluckt hatte.
Sofort setzte eine schlummernde Wirkung ein und seine Augenlieder wurden wieder schwer. Das letzte, was er noch wahrnahm, war der tadelnde Blick von Hermine und der leicht wütende von Severus, welche beide immer noch vor seinem Bett standen und auf ihn blickten.
***
„Mr Malfoy, Sie haben jetzt lange genug geschlafen. Wachen Sie auf!", ertönte es etwas unsanft und Lucius brummte ärgerlich über diese harsche Unterbrechung seines Schlafes. Ein leichtes Rütteln an seinen Schultern ließ ihn schließlich die Augen öffnen und er erblickte die Umrisse von Hermine, welche sich bereits wieder von ihm abgewandt hatte und nun ein Tablett mit Essen auf seinem Nachttisch platzierte.
„Hier, essen Sie und danach werden wir uns unterhalten", kam es gebieterisch von ihr und Lucius konnte nicht umhin sich einen Moment über ihren rauen Ton zu wundern. Er wusste zwar, dass die Auseinandersetzung mit Severus nicht gerade schön gewesen war, aber was hatte er Hermine Granger getan?
Immer noch leicht benebelt erhob er sich etwas in seinem Bett und strich sich die langen blonden Haare aus dem Gesicht.
„Wieso sind Sie so wütend auf mich?", fragte er geradeheraus, denn er wusste, dass Hermine nicht lange um den heißen Brei herumreden würde. Er kannte sie mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass sie ihre Gedanken im Zorn nicht bei sich behalten konnte.
Hermine wandte sich wieder ihm zu und musterte ihn für einige Sekunden abschätzig.
„Wieso ich wütend auf Sie bin? Mhm, lassen Sie mich überlegen... Während ich in den letzten Tagen versucht habe bei der Suche nach Ihrer Frau zu helfen, hatten Sie nichts Besseres zu tun als sich jeden Tag genüsslich zu betrinken und sich Ihrem Selbstmitleid hinzugeben. Severus, welcher schwer verletzt wurde gibt sein Bestes, um wieder auf die Beine zu kommen, um sich wieder an der Suche zu beteiligen und Sie greifen ihn einfach an! Nicht zu vergessen, dass Sie in Ihrem Suff fast mich anstatt ihn mit Ihrer Faust getroffen hätten..."
Leicht überrumpelt von ihrem Redeschwall schwieg Lucius zunächst und versuchte die Worte zu verarbeiten. Anscheinend war einiges schiefgelaufen, aber im Grunde konnte er ja nichts dafür. Im betrunkenen Zustand war er schon immer leicht reizbar gewesen und Severus hatte mit seinen Sticheleien nicht gerade zu seiner Geduld beigetragen.
„Nun, das war nicht meine Absicht, Miss Granger. Ich bitte um Verzeihung", sagte er schließlich, allerdings ohne sie dabei anzusehen.
„Sagen Sie das nicht mir, Mr Malfoy, sondern sagen Sie es Severus. Sie haben Glück, dass ich genug Mitleid mit Ihnen hatte, um ihn aufzuhalten, denn ansonsten lägen Sie jetzt im St. Mungos."
Ihre Wut musste wirklich groß sein, denn Lucius konnte sich nicht erinnern Hermine Granger in den vergangenen Wochen so gesehen zu haben. Die Frage die ihn allerdings dabei beschäftigte, war, ob sie wütend wegen seines Verhaltens gegenüber ihr oder gegenüber Severus war.
„Sind Sie wütend wegen meines Verhaltens gegenüber Ihnen oder wegen meines Verhaltens gegenüber Severus?"
Die Frage hatte kaum seine Lippen verlassen, da änderte sich Hermines Gesichtsausdruck. Ihre Wangen wurden leicht rosig und ihr Mund zu einem schmalen Strich. Lucius, der allerdings eine Antwort haben wollte, sah sie weiterhin interessiert an und wartete darauf, dass sie zu sprechen begann.
„Beides", kam es schließlich gepresst von ihr.
„Ich verstehe. Nun, für mein Verhalten Ihnen gegenüber habe ich mich ja bereits entschuldigt. Was Severus angeht, so werden Sie verstehen, dass ich diese Angelegenheit gerne selbst mit Severus klären würde."
Hermine musterte ihn einige Augenblicke scharf und beschloss dann offenbar das Thema fallenzulassen.
„Wie fühlen Sie sich?", kam es etwas freundlicher von ihr und Lucius spürte, wie sie mit ihren Fingern an seinem Hinterkopf herumtastete, dort wo er in die Wand eingeschlagen haben musste.
„Ich habe mich schon schlimmer gefühlt nach einem Rausch", erwiderte er spaßeshalber, doch es waren offenbar die falschen Worte, denn sofort wurde Hermines Gesicht wieder ernst.
„Wieviel trinken Sie wirklich?"
Da er keine Lust auf eine Belehrung von Alkoholmissbrauch hatte, sagte er „Nur ein oder zwei Gläser am Abend. Ich gebe zu, dass gestern ein schlechter Tag gewesen war und ich etwas mehr getrunken habe, doch das wird nicht mehr vorkommen."
Es war eine Lüge und dazu noch eine große, denn er spürte bereits den Entzug des Alkohols in seinem Körper. Er brauchte dringend etwas Hochprozentiges oder das Zittern in seinen Händen würde nur noch schlimmer werden. Dass dies keine optimale Lösung war, wusste er selbst, doch damit würde er sich ein anderes Mal auseinandersetzen. Für den Moment war er zufrieden, wie es war, denn so konnte er nachts schlafen und noch dazu den Schmerz in seinem Inneren auf ein Minimum begrenzen.
„Ich bin ein erwachsener Mann, Miss Granger. Mein Verantwortungsbewusstsein reicht vollklommen aus, um meinen Alkoholkonsum zu kontrollieren", fügte Lucius hinzu, denn Hermine sah immer noch nicht sonderlich überzeugt aus.
„Schön, dann werde ich jetzt Severus holen. Sie warten hier und machen sich etwas fertig, wenn Sie wollen", entgegnete Hermine und deutete auf eines der Badezimmer des Krankenflügels.
Lucius nickte lediglich und wartete dann, bis sie aus dem Raum war. Er war so mit seinem nächsten Vorhaben beschäftigt, dass ihm nicht einmal die Frage in den Sinn kam, warum Hermine zu Fuß ging, um Severus zu holen. Nein, er hatte ganz andere Gedanken im Kopf.
„Elfe", sagte er laut in den Raum hinein und einen Moment später ertönte eine der Hauselfen von Hogwarts mit einem lauten Knall vor ihm.
„Was kann ich für Sie tun, Sir?", kam es ergeben von der Elfe, die etwas größer als die Hauselfe war, die er beim letzten Mal gerufen hatte.
„Ich befehle dir, mir eine Flasche Feuerwhisky zu bringen. Deine Aufgabe wird es sein, täglich zu überprüfen, ob ich noch genügend Vorrat besitze. Außerdem ist es dir verboten mit jemanden darüber zu sprechen oder es jemanden zu erzählen, haben wir uns verstanden?", sagte er und sein Ton klang kühl und beherrscht.
„Ja, Sir. Mimmy wird Sie nicht enttäuschen, Sir und ist gleich zurück", kam es piepsig von der Elfe, welche kaum das sie die Worte ausgesprochen hatte, wieder verschwunden war. Keine zehn Sekunden später, stand sie mit einer Flasche Feuerwhisky vor ihm, die in im Gegensatz zu der zierlichen Elfe, wuchtig wirkte. Lucius nahm ihr die Flasche ab und öffnete diese, um zwei große Schlucke daraus zu trinken. Dann schraubte den Deckel wieder darauf und ging zu seinem Bett, wo er sie in seinen Nachtschrank stelle, bevor er sich wieder der Elfe zuwandte.
„Ich befehle dir den Schrank magisch zu verschließen, bis ausschließlich ich dich darum bete, ihn wieder zu öffnen."
Die Elfe schnipste mit ihren Fingern und Lucius wusste, dass sein Geheimnis nun sicher war.
„Du kannst gehen", sagte er, während er sich auf den Weg zum Bad machte. Noch bevor er die Tür dafür erreicht hatte, hörte er das vertraute Disappariergeräusch der Elfe und atmete tief durch. Als er einen Blick auf eine Hände warf, stellte er fest das diese nicht mehr zitterten. So würde es mit Sicherheit gehen. Hermine würde nichts davon erfahren, denn er konnte die Elfe überall im Schloss rufen, wenn er sie brauchte. Im Eberkopf kam er selbst an das, was er benötigte, denn der Wirt scherte sich nicht darum, was er in seinem Zimmer tat, solange er ruhig bleib und das Inventar nicht beschädigte.
Zufrieden mit sich und seinem Plan, trat Lucius auf das Waschbecken zu und wusch sein Gesicht. Er würde sich zunächst eine Dusche nehmen, sich rasieren und die Zähne putzen, um den Gestank von sich zu bringen. Er musste für die Unterhaltung mit Severus einigermaßen klar sein, denn es gab einige Dinge, die er zu wissen glaubte. Falls seine Vermutung richtig war, hatte er nun einen neuen Blick auf die Geschehnisse in diesem Schloss, die er allemal gut gebrauchen konnte.
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