21
"To burn with desire and keep quiet about it is the greatest punishment we can bring on ourselves."
ƸӜƷ
~Hermine Granger~
Hermine wusste nicht so genau, wo sie eigentlich hinging, bis sie schließlich auf dem Astronomieturm zum Stillstand kam. Ihre Wut auf Severus war bereits verflogen und zurückgeblieben war nur die Enttäuschung über sein Verhalten und seine Worte.
Enttäuscht war sie unter anderem auch von sich selbst, denn sie wusste, dass sie ihre Worte über Todesser ungünstig gewählt hatte. Aber woher sollte sie auch wissen, dass Severus dabei angesprochen fühlte? Schließlich war es um Lucius Malfoy gegangen und nicht um ihn.
Frustriert darüber das die Situation so aus dem Ruder gelaufen war, ging sie zu der Brüstung und sah auf die Ländereien hinab, auf welchen sie vor wenigen Stunden noch mit Lucius Malfoy entlangspaziert war. Umso länger sie darüber nachdachte, umso mehr stellte sie fest, dass sie in einigen Moment wirklich vergessen hatte, wer da vor ihr gestanden hatte. Und jetzt war ihr auch klar, warum ihr ehemaliger Professor so wütend war. Er hatte gesehen, wie sie begann ihre Ängste zu vergessen und konnte dieses Verhalten ihrerseits nicht einordnen.
„Bei Merlin, Hermine, wie dumm kann man sein!", murmelte sie zu sich selbst. Es rechtfertige zwar nichts Snapes Verhalten gegenüber ihr, doch er war schon immer etwas anders gewesen als alle die sie kannte. Ginny würde jetzt sagen, er wusste nur nicht, wie er seinen Gefühlen Luft machen musste, doch Hermine wusste es besser. Es hatte ihn verletzt das sie so unvorsichtig gewesen war, nach allem was sie aufgrund von Lucius Malfoy durchgemacht hatte.
Sie konnte es sich selbst nicht so recht erklären, aber aufgrund ihres Magieverlusts hatte sie einfach das Gefühl, er könne ihr nicht mehr so viel antun. Natürlich war sie immer noch in Gefahr, denn sollte Malfoy rausbekommen, dass sie keine Magie mehr vollbringen konnte, war sie ihm restlos ausgeliefert. Ein kalter Schauer lief ihr bei diesen Gedanken über den Rücken und mit einem Mal wurde sie sich der Gefahr bewusst, in der sie sich befunden hatte und immer noch befand.
„Nicht in Panik verfallen, Hermine. Es wird dir niemand helfen können, also atme tief durch und beruhige dich", ermahnte sie sich selbst, doch so richtig wollte sie sich selbst nicht glauben. Severus hatte ihr klar und deutlich mitgeteilt, dass er ihr nicht mehr helfen würde und ohne ihn hatte Lucius Malfoy mit was auch immer er plante freie Bahn. Es war nur eine Frage der Zeit bis er herausfinden würde, dass Hermine sich nicht mehr verteidigen konnte und wenn er das täte, konnte er seinen Plan in die Tat umsetzen.
Die Panik schnürte Hermine die Luft zum Atmen ab und der Sternenhimmel begann vor ihren Augen zu verschwimmen. Das letzte, woran sie dachte, war das sie niemand hier finden würde, denn niemand wusste, dass sie nicht in ihren Räumen war.
Dunkles Wasser umgab sie von allen Seiten und ließ sie immer weiter in den Abgrund sinken. Das Atmen viel ihr zunehmend schwerer, aber das machte ihr nichts aus. Wenn sie erst einmal auf dem Grund des dunklen Wassers angekommen war, würde sie endlich die Ruhe finden, die sie sich in Wahrheit schon so lange ersehnte.
Etwas kratze jedoch am Rande ihres Verstandes, welcher ihr mitteilte, dass sie nicht im Inbegriff war zu sterben, sondern lediglich für eine gewisse Zeit in dem dunklen Wasser ausharren musste.
Von weitem war ihr, als ob sie den Wind hören konnte, doch das konnte gar nicht sein. Unter Wasser gab es keinen Wind, den man hätte hören können. Eine Zeit lang lauschte Hermine einfach nur dem melodischen Summen, welches nach und nach immer lauter wurde.
„Schnell – pass auf – Krankenflügel", waren nur Bruchteile dessen was sie verstand. Die Stimme kam ihr bekannt vor und nach kurzer Zeit des Überlegens hatte sie fast die Hoffnung, dass sie zu Severus gehörte, doch das konnte nicht sein. Er würde ihr nach ihrem Streit nie zur Hilfe eilen, oder?
„Lass mich das machen!", kam es nun scharf von derselben, noch zuvor melodischen Stimme. Hermine hatte das Gefühl der Oberfläche wieder etwas näher zu kommen, denn die Stimme wurde nun immer lauter und immer klarer.
„Ich dachte die Sache wäre für dich ein für alle Mal beendet?", kam es von einer etwas helleren Stimme, die sie nicht zuordnen konnte. Ein leises Knurren war alles was sie daraufhin hörte und dann entstand Stille.
Bis auf das leichte auf-und ab wippen konnte Hermine nur noch eine angenehme Wärme spüren, die sich in ihrem Körper ausbreitete. Die Wasseroberfläche war nicht mehr weit entfernt, aber wenn sie es sich so überlegte, war es so auch nicht schlecht.
***
Als Hermine erwachte, dröhnte ihr Schädel mächtig. Sie wusste nicht sofort was passiert war, doch umso länger sie darüber nachdachte, umso mehr wurde ihr bewusst, dass sie eine Panikattacke gehabt hatte. Ihre erste seit dem Verlust ihrer Magie und dann ausgerechnet noch wegen ihrem Streit mit Severus.
Der Versuch ihre Sicht zu schärfen gelang ihr nicht so ganz und es dauerte eine Weile, bis sie bemerkte das es so gut wie dunkel im Krankenflügel war, in dem sie offensichtlich in einem der Betten lag. Das schummrige Licht der Fackeln tauchte nur das Ende des Raumes in spärliches Licht. Alles andere war dunkel und so konnte sie niemand weiteres ausmachen. Erleichterung durchfuhr sie, denn es wäre ihre mehr als unangenehm, wenn sie ein Schüler in ihrer jetzigen Situation sehen würde.
Eine plötzliche Bewegung in ihrem Augenwinkel ließ sie zusammenzucken und noch bevor Hermine schreien konnte, begann eine leise Stimme zu sprechen.
„Ich dachte ich hätte mich klar und deutlich ausgedrückt, dass es das letzte Mal war, das ich Ihnen helfe."
Es war also doch Severus gewesen, der sie gefunden hatte. »Aber wie? Natürlich, Hermine! Er hat deine Panik gespürt durch eure Verbindung!«
„Es war keine Absicht", war alles was Hermine sagte, denn sie hatte das mit Sicherheit nicht geplant, nur damit er ihr zur Hilfe eilte und sie erneut in eine unangenehme Lage brachte, weil sie ihm ihr Leben zu verdanken hatte.
„Sie dachten wohl, wenn Sie so eine Nummer starten, dann muss ich Ihnen zur Hilfe eilen, nicht wahr?"
Seine Stimme war immer noch leise, doch sie bescherte Hermine eine Gänsehaut. Diese Behauptung war einfach nur lächerlich und das wusste Snape so gut wie sie!
„Lassen Sie mich eines klarstellen", während er sprach, beugte er sich immer weiter zu ihr und Hermines Herz machte zunächst einen gewaltigen Satz, nur um dann noch schneller in ihrer Brust zu schlagen.
Severus war ihr mittlerweile so nah, dass sie erkennen konnte, wie seine Obsidian farbenen Augen von seiner weißen Haut herausstachen und sie scharf musterten. „... sollte Sie so etwas noch einmal machen, werde ich persönlich dafür sorgen, dass Sie hier keinen Job mehr haben."
Ein Schauer durchfuhr sie als sein Atem ihr Gesicht streifte und obwohl die Situation durchaus ernst war, hatte sie Probleme sich auf seine Worte oder bessere gesagt auf dessen Bedeutung zu konzentrieren. Er war ihr einfach viel zu nah.
„Sie haben sich sorgen um mich gemacht, nicht wahr?"
Sie wusste nicht, wo diese Worte herkamen, aber sie hatten ihren Mund bereits verlassen, bevor sie darüber nachgedacht hatte, was sie da sagte. Zu ihrer Verwunderung blieb sein Gesichtsausdruck derselbe.
„Und was, wenn es so wäre?", erwiderte Severus. Seine Worte waren nicht mehr als ein Lufthauch, aber da er ihr immer noch so nah war, konnte ihn Hermine problemlos verstehen.
„Dann würde Sie endlich Ihr wahres Gesicht zeigen. Sorge ist keine Schwäche, sondern der Beweis, dass Sie ein Mensch sind."
Auch Hermine hatte ihre Stimme gesenkt und flüsterte nun mehr. Während sie auf eine Antwort von ihm wartete, nutze sie die Zeit, um sein Gesicht zu mustern. Sie hatte es schon hunderte Male gesehen und doch war etwas an ihm anders als zuvor. Seine Lippen waren nicht wie sonst zu einem schmalen Strich zusammengepresst, sondern waren leicht geöffnet und verliehen seinen Zügen einen weicheren Ausdruck.
Mit einem Mal wurde ihr klar was sie da gerade Tat und sofort wandte sie den Blick wieder zu seinen Augen, die sie nun mit einem für sie undefinierbaren Ausdruck musterten.
Die Spannung zwischen Ihnen war kaum auszuhalten und gerade als Hermine dachte, sie würde explodieren, wich Severus zurück und richtete sich auf.
„Erholen Sie sich etwas. Wir sprechen morgen über alles Weitere."
Bevor Hermine antworten konnte, hatte Severus sich umgedreht und war eins mit der Dunkelheit geworden.
Laut stieß sie die Luft aus, obwohl ihr bis zu diesem Moment nicht einmal klar gewesen war, dass sie diese angehalten hatte. Alles was sie wusste, war, dass sie drauf und dran gewesen war ihren ehemaligen Professor zu küssen.
***
Am nächsten Morgen fühlte sich Hermine frisch und ausgeruht. Das Bett im Krankenflügel hatte sie bereits gereinigt und da die Schüler heute Unterricht hatten, öffnete sie die Flügeltür bereits gegen sieben Uhr und beschloss sich an die Arbeit zu machen, die unweigerlich auf sie zukommen würde.
Es war ein normaler Tag und Hermine war froh darüber. Zwei Drittklässler hatten sich wegen eines Quidditch Buches in die Haare bekommen und der Gryffindor-Junge hatte seinem Klassenkameraden ein blaues Auge verpasst, als er das Buch losließ und dieses seinem Gegenüber im Gesicht traf.
Um die Mittagszeit kam eine Fünftklässlerin aus Ravenclaw mit starken Bauchschmerzen zu ihr und nachdem Hermine geschlagene zwanzig Minuten damit verbracht hatte aus ihr herauszubekommen, was das Problem war, sagte ihr das Mädchen endlich, das sie Periodenschmerzen hatte. Nichts was mit einem leichten Schmerztrank nicht zu Händeln war.
Kurz vor dem Abendessen wurde es jedoch nochmal turbulent für Hermine, denn eine Gruppe von Zweitklässler aus Slytherin hatten die grandiose Idee gehabt ohne Aufsicht auf dem Quidditchfeld zu trainieren und waren gegeneinander geflogen, während sie beide einem Apfel hinterherjagten, den sie verzaubert hatten und so als Schnatz nutzen. Während Jack Smith lediglich mit einer Gehirnerschütterung und einem geprellten Arm davongekommen war, hatte sich Abby Worner den rechten Knöchel und das linke Handgelenk bei dem Zusammenstoß gebrochen.
Die Slytherin-Zweitklässlerin würde für die kommenden Tage bei im Krankenflügel bleiben müssen, denn Knochenbrüche ließ Hermine nur ungern bereits nach zwei Tagen wieder aus ihrer Obhut. Nachdem sich Abby endlich beruhigt hatte und ihre Tränen langsam versiegelt waren, stellte Hermine fest, dass sie Severus darüber informieren mussten, denn die Slytherins hatten ihre Freunde doch tatsächlich, ohne einen der Professoren oder ihren Hauslehrer zu informieren, zu ihr in den Krankenflügel gebracht.
„Anthony, wärst du bitte so freundlich und würdest Professor Snape ausrichten, er solle in mein Büro kommen? Sag ihm es geht um einen Vorfall mit zwei seiner Schüler", sagte Hermine an einen schmächtig und dunkelhaarigen Schüler gewandt, der prompt rot im Gesicht anlief, nur um dann mit schnellen Schritten aus dem Krankenflügel zu eilen.
„Professor Snape - wird - mich - das ganze Jahr - nachsitzen lassen", kam es abgehackt von Abby, die nun wieder zu weinen begonnen hatte. Hermine hätte ihr gerne einige aufmunternde Worte zugesprochen, aber da sie Severus gut genug kannte, wollte sie der jungen Schülerin keine Hoffnung machen, wo keine war.
Es dauerte nur wenige Minuten, bis die Tür zum Krankenflügel aufflog und Severus mit schnellen Schritten und einem wehenden Umhang hereingestürmt kam. Sein Blick flackerte erst zu Hermine, dann zu Abby, welche starr auf ihre Bettdecke sah und dann zu Jack, welcher sich nervös im Raum umsah, geradeso als ob er nichts spannender fand als den Krankenflügel.
„Sie haben nach mir rufen lassen, Miss Granger?", sagte er dunkel und stoppte nun finster dreinblickend vor ihr.
Hermines Herz machte einen Satz und sofort wanderten ihre Gedanken zu der Szene von gestern Abend zurück. Äußerlich jedoch ruhig ließ sich nichts von ihrer inneren Unruhe anmerken.
„Ja, Severus. Einige deiner Schüler hatten einen kleinen Unfall in der Nähe des Quidditchfelds und Miss Worner hat zwei Knochenbrüche und eine Gehirnerschütterung davongetragen. Mr Smith hat ebenfalls eine Gehirnerschütterung und eine Prellung, jedoch keine Brüche oder dergleichen", antworte Hermine und versuchte so viele Detail wie nur möglich auszulassen. Es war nicht mehr wichtig, wie es passiert war, sondern nur das es passiert war und alle nahezu heil aus der Situation rausgekommen waren.
„Was soll das bedeuten ein kleiner Unfall in der Nähe des Quidditchfelds?", kam es dunkel von ihm und Hermine konnte sehen, wie sein Blick sich bedrohlich auf Abby richtete, die bereits zitternd in ihrem Bett saß.
„Das ist doch jetzt nicht mehr wichtig, Severus. Wichtig ist -", doch der Schwarzhaarige hatte bereits eine Hand gehoben, um sie zum Schweigen zu bringen und Hermine verstummte.
„Miss Worner, Mr Smith, erklären Sie sich, und zwar auf der Stelle!"
Die beiden Slytherins warfen sich einen unsicheren Blick zu, doch schließlich war es Abby, die den Mund öffnete, um zu sprechen.
„Sir, wir wollten etwas Quidditch trainieren und als wir auf der Suche nach dem Schnatz waren, sind Jack und ich ineinander geflogen", kam es kaum hörbar von der zwölfjährigen.
Das dies nur ein Teil der Geschichte war, musste Severus ja nicht wissen und als Abby ihren Blick Hermine zuwandte und diese leicht lächelte, wusste ihre Schüler auch, dass sie die beiden nicht verraten würde.
„Wieso trainieren Sie ohne Aufsicht auf dem Quidditchfeld? Selbst wenn Sie als Zweitklässler einen Besen besitzen dürfen, muss stets ein Lehrer anwesend sein, wenn Sie trainieren. Zwanzig Punkte Abzug für jeden von Ihnen und Sie werden beide einen Monat lang mein Klassenzimmer schrubben, und zwar ohne Magie", knurrte Severus, dessen Augen vor Wut Funken sprühen.
Weder Abby noch Jack erwiderten etwas auf die Worte ihres Hauslehrers, sondern nickten beide stumm und starrten auf ihre Hände. Da Hermine erwartete, dass Severus sein Wort noch an sie richten würde, sah sie ihn erwartungsvoll an, doch entgegen ihrer Erwartung machte Severus auf dem Absatz kehrt und rauschte aus dem Krankenflügel.
Leicht verwundert über dieses Verhalten sah sie ihm hinterher. Er war anscheinend immer noch wütend auf sie. Da Hermine den Krankenflügel besetzt hatte und somit nicht zum Abendessen gehen konnte, beschloss sie zurück in ihr Büro zugehen, um dort nach einer Elfe zu rufen, die ihr und den beiden Slytherins etwas zu Essen bringen würde. Ihre Fürsorgepflicht erlaubte es ihr nicht über Nacht in ihre Räume zu gehen und da Severus wusste, dass sie hierbleiben musste, bleib ihr keine andere Wahl als zu hoffen in einigen Tagen das Gespräch mit ihm zu suchen.
Denn das er sich in der Zwischenzeit nach dem Befinden seiner Schüler erkundigen würde, war eher unwahrscheinlich.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro