17
"If other people see you differently, you will end up seeing them different, too."
ƸӜƷ
~Severus Snape~
Als er um die Ecke des Korridors gebogen war, stoppt er kurz und lehnte sich an der steinernen Wand an. Hermine Granger war auf ihre Art und Weise einfach anders. Severus verstand nicht, wie sie nach allem was passiert war, immer noch die Energie hatte sich über solche Kleinigkeiten zu freuen. Zudem war sie zurück nach Hogwarts gekommen, obwohl sie ihre Tätigkeiten als Heilerin nicht mehr ausführen konnte. Doch am meisten erstaunte ihn die Tatsache, dass sie alles was sie zu ihm gesagt hatte, ehrlich meinte. Er kannte sie nun lange genug, um zu wissen, wann sie log oder etwas vor ihm verstecken wollte, doch er hatte keinerlei Anzeichen hierfür gesehen, als sie ihm gesagt hatte, dass sie Dankbar war für das war, was er getan hatte.
Severus öffnete die Augen uns stieß sich von der Wand ab. Die Schüler würden nach und nach aus der Großen Halle kommen, um in ihre Häuser zu gehen und er war - trotz seiner vorherigen Aussage - nicht besonders scharf darauf, dass ihn jemand so sah. Im Grunde hatte Severus kein Problem damit, wenn Hermine ihn so sah und genau das war es, was ihn beunruhigte. Hatte er wirklich so viel Zeit mit der ehemaligen Gryffindor-Schülerin verbracht, dass er begann ihr zu vertrauen?
Das war vollkommen unmöglich.
Mit dem Versuch diesen Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen, ging er zurück in die Kerker. In seinen Räumen angekommen, schälte er sich aus seiner Kleidung und ging ins Bad, um eine lange heiße Dusche zu nehmen. Wie immer ignorierte er seine Erscheinung im Spiegel und in dem Glas der Duschkabine, da er jetzt keine Zeit für einen Zeitsprung in die Vergangenheit hatte, der nur in einer Panikattacke enden würde. Den Wasserhahn aufdrehend stützte er beide Hände an der kalten Fließenwand ab und genoss einfach nur den Wasserstrahl, der auf ihn herabprasselte.
Nach einigen Minuten begann er sich zu waschen. Er war gerade dabei vorsichtig, um seine Narbe am Hals entlangzufahren, als ihm ein Bild vor sein geistiges Auge trat. Es war Hermine, die ihn ausgiebig musterte. Natürlich war ihm dies vorher nicht entgangen, doch da er gewohnt war, dass die Leute ihn anstarrten, hatte er es wie üblich nicht beachtet. Doch etwas an ihrem Blick war anders als sonst. Sie hatte ihn mit Interesse gemustert, oder besser gesagt, seinen Oberkörper.
„Jetzt verlierst du vollkommen den Verstand, Severus", murmelte er leise zu sich selbst und trat erneut unter den Wasserstrahl, um die Seife von seinem Körper zu spülen. Allein die Tatsache, dass ihm sowas unter der Dusche durch den Kopf ging, war einfach nur lächerlich. Sich selbst zwingend an etwas anderes zu denken, trat er aus der Dusche und wickelte sich in seinen schwarzen Bademantel ein. Seine Haare rubbelte er kurz mit dem Handtuch und ließ diese dann Lufttrocknen - man musste ja nicht für jede Kleinigkeit Magie verwenden.
Als er sich seinen Pyjama angezogen hatte, überlegte er kurz, ob er noch etwas lesen sollte, doch da er eigentlich viel zu müde dafür war, verwarf er diesen Gedanken wieder und ging stattdessen in sein Schlafzimmer. Die letzten vier Tage waren anstrengend genug für ihn gewesen und er konnte dringend etwas Schlaf gebrauchen. Da er nicht glaubte einen Schlaftrank zu benötigen, ließ er diesen weg und ging direkt ins Bett. Für einige Zeit kreisten seine Gedanken noch um die vergangenen Tage, doch irgendwann übermannte ihn die Müdigkeit und er glitt in einen tiefen Schlaf.
***
Ein lautes Hämmern wecke Severus unsanft am nächsten Morgen. Verschlafen vor sich hin brummend schlug er die Bettdecke zur Seite und schnappte sich seinen Zauberstab von Nachttisch. Mit einem Schnipsen trug er seine normale Alltagskleidung und ging aus seinem Schlafzimmer in Richtung Tür. Auf dem Weg dahin wendete er einen Reinigungszauber an, da er ja anscheinend nicht mal in Ruhe ins Bad gehen konnte, um sich die Zähne zu putzen, bevor ihn jemand störte. Das helle grünliche Licht, welches vom Großen See durch seine Fenster den Raum erhellte, sagte ihm, dass es draußen bereits Morgen sein musste.
Mit einem Ruck riss er die Tür auf und fand eine leicht besorgt dreinschauende Minerva vor sich. „Severus, es tut mir leid, dass ich Sie so früh am Wochenende stören muss, aber Sie müssen mir helfen. Ich kann Hermine Granger nirgendswo finden. Das St. Mungos meinte, sie wurde gestern Abend entlassen, aber ich habe sie gestern nicht im Schloss ankommen sehen. Mr Potter konnte ich nicht erreichen, denn es wurde mir mitgeteilt, dass er es war, der sie aus dem Hospital abgeholt hat und in ihre Räume komme nicht rein, denn diese scheinen magisch verriegelt zu sein", sprudelte es aus ihr heraus und Severus konnte es nur mit Not unterdrücken mit den Augen zu rollen.
Allem Anschein nach hatte Hermine der Direktorin gestern wohl nicht mehr Bescheid gegebenen, dass sie wieder hier ist.
„Beruhigen Sie sich Minerva, denn Sie regen sich um sonst auf. Miss Granger ist seit gestern Abend wieder im Schloss. Ich habe ihr geholfen in ihre Räume zu gelangen, da sie ohne ihre Magie keinen Zutritt mehr dafür hatte. Vielleicht ist sie eingeschlafen oder wollte bis heute warten, um Ihnen Bescheid zu geben", erwiderte Severus so ruhig wie nur möglich, denn er konnte es nicht leider aus dem Bett gescheucht zu werden.
Minervas Gesicht sah aus, als ob Severus ihr eben gesagt hätte, dass er sie liebte.
„Oh", war alles was sie herausbrachte, denn offenbar wir es ihr sehr unangenehm ihn extra deswegen geweckt zu haben.
„Wenn Sie mich nun entschuldigen?", sagte Severus, der eben dabei war die Tür zu schließen, jedoch von Minervas „warten Sie!" in seinem Vorhaben gestoppt wurde. „Was ist jetzt noch?", knurrte er. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, hätte ich gerne, dass Sie mich zu Miss Granger begleiten. Ich habe in den letzten Tagen ständig überlegt, wie wir sie am besten hier beschäftigen können, doch ohne Magie" - sie warf ihm einen flüchtigen Blick zu - „weiß ich beim besten Willen nicht, wie sie ihren Job ausführen soll.
Ihre Worte versetzten Severus einen leichten Stich. Es war immer noch seine Schuld, dass Hermine jetzt in dieser Situation war, also musst er auch eine Lösung dafür finden.
„Kommen Sie rein. Wir sollten darüber sprechen, bevor wir Miss Granger aufsuchen, finden Sie nicht auch?", sagte Severus und deutete auf das Wohnzimmer, welches hinter ihm lag.
„Danke, Severus", erwiderte Minerva und trat an ihm vorbei, um sich auf die Couch zu setzen. Ihm entging keinesfalls, dass sie sich im Gegensatz zu Hermine auf den vorderen Teil dieser setzte und dadurch einen gewissen Abstand zu ihm hatte.
Nachdem er sich ebenfalls gesetzt hatte, begann sie auch gleich zu sprechen.
„Was denken Sie, Severus? Ich möchte Hermine ungern um ihrem Job berauben, aber in ihrem jetzigen Zustand kann sie ihn nicht hundert Prozent ausführen."
Severus überlegte bereits seitdem er das Krankenhaus verlassen hatte, denn auch ihm war klar, dass dies ein Problem werden würde. Ihr jedoch jetzt den Posten als Heilerin wegzunehmen, war eher kontraproduktiv, denn trotz allem was sie sagte, war er sich sicher, dass sie die Tatsache das sie nicht mehr zaubern konnte, noch einholen würde - und zwar auf keine schöne Art und Weise.
„Ich kann die Zaubertränke für Miss Granger brauen und lagern, wenn sie mir eine Liste gibt, welche sie benötigt", sagte Severus und sah Minerva fest dabei in die Augen.
„Das ist kein schlechter Anfang, aber wie stellen wir sicher, dass Miss Granger im Ernstfall einen der Schüler richtig versorgen kann? Sie kann niemanden mit ihrem Patronus erreichen. Dieses Risiko können wir nicht eingehen, Severus. Wir sind für die Sicherheit unserer Schüler verantwortlich..."
Natürlich hatte Severus auch darüber nachgedacht, aber auf eine richtige Lösung war er nicht gekommen. Es gab keine Möglichkeit diesen Umstand zu umgehen und genau das stellte das Problem dar. „Dies ist in der Tat ein Problem, aber glauben Sie wirklich, dass es zu solchen Verletzungen innerhalb dieser Mauern kommt? Seitdem Potter und Weasley nicht mehr an der Schule sind, ist es hier bedeutend ruhiger geworden."
Ein leichtes Schmunzeln zuckte um Minervas Mundwinkel, denn selbst sie konnte diese Tatsache nicht leugnen.
Plötzlich kam Severus eine Idee. Es war nicht gerade eine Traumvorstellung, doch die Situation von Hermine nagte so sehr an ihm, dass er Minerva diesen Vorschlag machen würde - er konnte nicht anders.
„Was halten Sie von der Idee, Hermine magisch mit mir zu verbinden?"
Die Augenbrauen seines Gegenübers wanderten bedeutend in die Höhe und überragten dabei sogar ihre quadratischen Brillengläser.
„Das ist eine sehr ... intime Angelegenheit, Severus. Ich bin mir nicht sicher, ob was eine gute Idee ist. Miss Granger würde sämtliche Empfindungen ihrerseits mit Ihnen teilen. Ihre Ängste, ihre Freude, einfach alles. Noch dazu ist es nicht fair, da sie die Ihren aufgrund ihrer nicht vorhandenen Magie nicht nachempfinden kann. Wollen Sie das wirklich tun? Sie wissen, dass diese Verbindung nicht mehr zu lösen ist...", kam es leicht schockiert von ihr.
Eine Zeit lang überlegte Severus, doch im Grunde stand sein Entschluss fest.
„Vielleicht ist es mit möglich durch Okklumentik etwas von ihrem privaten Gedanken auszuschließen. Ich bin keinesfalls scharf darauf Miss Granger ihrer Privatsphäre zu berauben, aber die Verbindung wäre nützlich, da ich in einem Ernstfall sofort bei ihr sein und ihr dadurch behilflich sein könnte."
Minerva musterte ihn kurz und nickte schließlich.
„Es ist ihre Entscheidung, aber wenn sie es nicht will, werde ich keine andere Wahl haben, als ihre Stelle neu zu besetzten. Wir sollten etwas Frühstücken und danach können wir das Gespräch mit Miss Granger suchen", sagte Minerva schließlich und erhob sich. Auch Severus erhob sich, um ihr die Tür zu öffnen. Die Gryffindor-Hauslehrern war schon fast durch den Rahmen getreten, als sie erneut stoppte.
„Verzeihen Sie mir die Frage, Severus, aber wieso helfen Sie Miss Granger? Sie wissen, dass auch ich nicht anders in Ihrem Fall gehandelt hätte. Folglich müssen Sie sich weder schuldig fühlen noch schulden Sie ihr etwas. Ich hoffe das ist Ihnen bewusst", kam es ruhig von ihr, doch Severus sah dies anders.
„Sie irren sich, Minerva. Ich schulde ihr alles", und mit diesen Worten schloss er die Tür zu seinen Räumen.
***
Die Stimmung im Raum war deutlich angespannt, sowohl von Hermines Seite als auch von Minervas. Severus stand etwas abseits seitlich an die Wand gelehnt und starrte auf keinen bestimmten Punkt hinter Minervas Schreibtisch. Diese räusperte sich und gewann dadurch Severus Aufmerksamkeit.
„Es ist schön, dass Sie wieder bei uns sind, Miss Granger. Ich hoffe es geht Ihnen den Umständen entsprechend gut?"
Hermine schenkte der Schulleiterin ein freundliches Lächeln und erwiderte: „Es geht mir sehr gut, danke, Professor."
Wieder kehrte schweigen im Raum ein. Offenbar tat sich Minerva doch schwerer mit alldem als Severus erwartet hatte. Auch Hermine schien die Unsicherheit ihrer ehemaligen Hauslehrerin zu spüren.
„Ich nehme an Sie wollten mit mir über meinen Posten als Heilerin sprechen?", fügte sie nach einer kurzen Pause hinzu und Minerva schien endlich ihre Stimme wiedergefunden zu haben.
„Genau darum geht es, Miss Granger. Mir ist durchaus bewusst, dass die Situation keinesfalls einfach für Sie ist. Glauben Sie mir, Sie besitzen mein volles Mitgefühl."
Severus entging keinesfalls, dass Hermine ihm einen schnellen Seitenblick zuwarf, doch er behielt seinen Blick stur auf die Wand hinter Minerva gerichtet.
„Natürlich müssen Sie aber auch verstehen, dass ich mir Sorgen um das Wohlergehen meiner Schüler mache. Deshalb habe ich heute Morgen ein Gespräch mit Professor Snape geführt, der sich freundlicherweise dazu bereit erklärt hat, Sie in Ihrer Tätigkeit zu unterstützen."
Hermines Kopf ruckte so schnell in seine Richtung, dass Severus ihren Blick automatisch erwiderte. Er wusste, dass sie es als Akt des Mitleides sehen würde, doch das war es nicht, was ihn zu dieser Entscheidung getroffen hatte, das war ihm mittlerweile klar. Hermine Granger war schon immer eine außergewöhnlich intelligente Schülerin gewesen und ihr jetzt die Chance auf eine Zukunft zu nehmen, das konnte er nicht mit sich vereinbaren. Aus irgendeinem Grund wollte er, dass sie glücklich war und wenn er einen kleinen Teil dazu beitragen konnte, würde er es auch tun.
„Professor Snape hat mir versichert, dass er alle notwendigen Zaubertränke für Sie brauen und einen kleinen Vorrat in seinem Labor für Sie bereitstellen wird."
Sie machte eine Pause, denn offenbar war ihr erst jetzt aufgefallen, dass Hermine immer noch ihn ansah und der Schulleiterin keinerlei Aufmerksamkeit schenkte. Erst als sich Minerva ein weiteres Mal räusperte, brach Hermine den Blickkontakt zu Severus ab und sah erneut zu ihrer ehemaligen Hauslehrerin.
„Dennoch habe ich eine gewisse Sorge, was die Sicherheit der Schüler angeht, denn in einer Notsituation können Sie nicht schnell genug handeln, um einen Schaden zu verhindern und diese Gefahr kann ich für meine Schüler nicht zulassen."
„Ich verstehe, Professor."
„Doch auch für dieses Problem haben wir eine Lösung gefunden, sofern diese für Sie in Ordnung ist, denn es ist etwas komplizierter."
Minerva warf ihm einen vielsagenden Blick zu und Severus trat nun von der Wand weg und stellte sich neben Hermine, die ihn mittlerweile neugierig ansah.
„Leider ist Ihre Situation so komplex, dass wir nicht viele Möglichkeiten haben. Ich -", doch er unterbrach sich. Es fiel ihm um einiges schwerer, Hermine diesen Vorschlag zu machen, denn ihm war plötzlich in den Sinn gekommen, dass dies viel zu weit ging.
„Ich denke, ich lasse sie beide kurz allein, damit Professor Snape es Ihnen in Ruhe erklären kann. Wenn Sie soweit sind, rufen Sie mich", sagte sie an ihn gewandt und Severus nickte dankbar. Er mochte es nicht persönliche Dinge vor anderen zu besprechen. Minerva war durch eine Seitentür verschwunden, die in ihre privaten Räume führte und nun hatte Severus keine andere Wahl mehr als mit Hermine zu sprechen.
„Ist es so schlimm?", fragte sie.
„Nein, es ist nur sehr persönlich", erwiderte er.
„Hermine, wenn es für Sie in Ordnung ist, würde ich gerne eine Verbindung zwischen uns erschaffen."
Prompt lief sie puterrot an und erst jetzt viel Severus auf, dass diese Worte sehr zweideutig geklungen haben mussten.
„Was ich damit sagen wollte, ist, dass ich Ihnen anbieten möchte eine magische Verbindung mit mir einzugehen. Es bedeutet im Grunde, dass ich seelisch mit Ihnen verbunden bin und dadurch Zugriff auf Ihre Empfindungen erhalte. Dies ist in Notsituationen von Vorteil, da ich sofort weiß, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Es ist jedoch eine sehr private Angelegenheit, denn da sie keinerlei Magie mehr besitzen ist es lediglich einseitig. Normalerweise werden diese Verbindungen von Hexen und Zauberern benutzt, die aufgrund von weiten Entfernungen keinerlei Möglichkeiten haben, den andren zu sehen oder zu sprechen. Als der Dunkle Lord an die Macht kam, waren diese Verbindungen unglaublich häufig, denn man wusste dadurch jederzeit, wie es dem jeweiligen anderen geht, ohne ihn in Gefahr zu bringen, weil man nach dessen Aufenthalt suchte. In unserem Fall würde ich natürlich keinen Fokus auf Ihre Empfindungen legen, sondern es nur als Notfall-Verbindung benutzen."
Hermine hatte ihm die ganze Zeit über aufmerksam zugehört. Sie sah weder entsetzt noch abgeneigt von seiner Idee aus.
„Was würde das für Sie bedeuten? Ist es nicht unglaublich störend, wenn Sie immerzu meine Empfindungen erleben?"
Severus war überrascht von dieser Frage, ließ es sich jedoch nicht anmerken.
„Ich bin so geübt in Okklumentik, dass ich diese Empfindungen so weit in den Hintergrund meines Kopfes verbannen kann, dass sie nur leicht zu verspüren sind. Sie werden zwar immer da sein, aber nie so präsent, wie Sie es sich vielleicht vorstellen."
Hermine sah ihn für einige Augenblicke eindringlich an und nickte schließlich.
„Okay, ich bin einverstanden."
„Es gibt jedoch einen Haken an der Sache... Diese Art von Verbindung ist nicht umkehrbar und hält folglich bis zum Tod einer Person."
„Davon bin ich ausgegangen", sagte sie mit einem leichten Lächeln.
„Sind Sie sich vollkommen sicher? Es ist eine schwerwiegende Entscheidung und Sie sollten sich etwas Zeit nehmen, um sie zu treffen."
„Nein, ich bin mir sicher. Ich vertraue Ihnen und deshalb habe ich auch keinerlei Zweifel an der Sache, Severus. Versprechen Sie mir nur, dass Sie es nicht tun, weil Sie das Gefühl haben, Sie müssten es tun. Nichts von dem was mir passiert ist, ist Ihre Schuld und eine solche Entscheidung aus dem Gefühl von Schuld heraus zu treffen, wäre falsch wie Sie sicher wissen."
Sollte nicht er derjenige sein, der ihr eine Predigt über die Folgen dieser Verbindung halten sollte?
„Wäre ich mir nicht sicher, hätte ich Ihnen diesen Vorschlag nie offenbart."
„Dann lassen Sie es uns durchziehen", sagte sie und erhob sich von dem Stuhl.
Severus nickte und stellte sich dichter vor sie. Dann streckte er seine Hände aus und sah abwartend zu Hermine, die sofort verstanden hatte, seine Hände mit den ihren ergriff und ihm dann fest in die Augen sah. Ihre Hände waren warm und fühlten sich weich in den seinen an.
Kurz suchte er in ihren Augen nach einem Zeichen von Zweifel oder Angst, doch er konnte nichts derartiges ausfindig machen. Er selbst hatte keinerlei Bedenken, denn er wollte ihr helfen.
„Was auch immer passiert, lassen Sie meine Hände nicht los", sagte er knapp und dann begann er leise Beschwörungen zu murmeln. Er selbst spürte sofort, wie die Magie in ihm zu pulsieren begann, doch er ließ sich davon nicht ablenken und sprach weiter. Hermine selbst schien nichts zu bemerken, denn ihre Hände lagen immer noch locker in den seinen.
In Severus' Körper begann ein loderndes Feuer, welches vom Kopf bis in die Zehenspitzen brannte. Er konnte spüren, wie ihm Schweißperlen auf die Stirn traten, doch er sprach weiter und unterbrach seine Beschwörungen nicht. Dann, mit einem Mal, zuckten Hermines Hände in den seinen und er umfasste sie automatisch fester, damit sie ihn nicht losließ. Er hatte keine Zeit, um zu sehen, ob sie Schmerzen hatte, denn seine eigenen machten es ihm nahezu unmöglich konzentriert zu bleiben.
Als er es fast geschafft hatte, fixierte sich das Brennen in seiner Körpermitte und der Schmerz ließ nach. Severus öffnete die Augen und sah in die von Hermine. Das rehbraun war fast verschwunden und stattdessen waren ihre Augen so schwarz wie die seinen. Leicht verunsichert sah er sie an, doch sie schenkte ihm ein Lächeln und so wusste er, dass es ihr gut ging. Die Wärme wanderte von seiner Körpermitte zu seinen Händen und wich schließlich ganz aus seinem Körper. Für einige Augenblicke schien Hermine von einem dunklen Nebel umgeben zu sein, doch dieser verschwand so schnell, dass Severus sich nicht sicher war, ob er überhaupt real gewesen war.
Hastig suchte er nach ihrem Blick und traf auf zwei rehbraune Augen, die ihn besorgt musterten. Schwindel breitete sich in seinem Kopf aus und er ließ Hermine hastig los, um sich auf den Stuhl zu setzten, auf welchem sie zuvor noch gesessen hatte.
„Severus, ist alles in Ordnung?", kam es sofort von ihr, doch er konnte ihr jetzt nicht antworten. Der Schwindel machte es ihm unmöglich einen klaren Gedanken zu fassen. Schemenhaft erkannte er Hermines Umrisse, die nah vor seinem Gesicht waren, doch er konnte sie nicht richtig fixieren. „Atmen Sie tief ein und aus, dann wird es besser werden. Soll ich Professor McGonagall holen, damit sie Ihnen helfen kann?"
Ihre Worte kamen so schnell aus ihrem Mund, dass Severus einige Zeit brauchte, um ihre Bedeutung zu verstehen. „Es wird gleich besser sein", presste er hervor. Und tatsächlich hatte er recht, je länger er sich auf seine gleichmäßige Atmung konzentrierte, umso mehr legte sich das Schwindelgefühl und seine Sicht klärte sich wieder auf, bis sie schließlich wieder scharf war.
Sein Blick war auf Hermine gerichtet, welche sich vor ihm auf den Boden gekniet hatte und besorgt zu ihm aufsah.
„Ist es wieder besser?", fragte sie und automatisch nickte Severus. Als er seine Hände etwas strecken wollte, bemerkte er, dass Hermine immer noch eine davon umschlungen hielt. Bevor er jedoch etwas dazu sagen konnte, öffnete sich die Seitentür und Minerva betrat den Raum. Ihr Blick wanderte sofort zu ihm und dann auf seine und Hermines Hand. Mit einem Ruck entzog sich Severus dieser und erhob sich. Auch Hermine hatte sich wieder aufgerichtet und sah nun zu der Schulleiterin, welche nicht so recht zu wissen schien, was oder ob sie etwas sagen sollte.
„Wie haben Sie sich entschieden?", fragte sie schließlich, denn offenbar war sie zu dem Entschluss gekommen, nicht nachzufragen.
„Ich habe mich dafür entschieden, Professor. Ich vertraue Professor Snape und weiß seine Hilfe sehr zu schätzen", kam es rasch von Hermine, die ihre Hände hinter dem Rücken verschränkt hatte und nervös knetete.
„Wie schön, Miss Granger. Nun dann würde ich vorschlagen Sie besprechen alles weitere mit Professor Snape und wir drei sprechen uns morgen Abend noch einmal. Sollten Sie irgendwelche Fragen oder Sorgen haben, können Sie jederzeit zu mir kommen."
„Danke, Professor."
Severus nickte Minerva zum Abschied zu und hob dann die Hand, um Hermine den Vortritt zu geben das Büro zu verlassen. Diese ließ sich das nicht zweimal sagen und huschte mit einem letzten Lächeln an Minerva gerichtet an ihr vorbei und ging aus dem Büro. Warum sie nichts über die bereits stattgefundene Übertragung gesagt hatte, war ihm zwar nicht klar, doch er fragte sie auch nicht danach.
Wortlos gingen sie nebeneinander den Korridor entlang. Das beide dabei automatisch den Weg in die Kerker einschlugen, fiel weder Hermine noch Severus auf.
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